Читать книгу Korridorium – der SciFi-Fraktor - Cory d'Or - Страница 11
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Оглавление29.2.12
Ich betrete den Korridor, an dessen Ende sich – hinter einer massiven Glasscheibe – der befinden soll, der mich gerufen hat. Man hat mich durchleuchtet, gescannt, abgetastet, mir Blut abgenommen, mich stundenlang befragt, ein Wattestäbchen mit meiner DNS und meine Fingerabdrücke archiviert, aber die Sicherheitskontrollen liegen nun hinter mir – und unsere Begegnung steht unmittelbar bevor. Aus den wenigen Informationen, die man mir gegeben hat, entnehme ich, dass nur noch einer der ursprünglich fünf Außerirdischen übrig ist, die das US-Militär in den letzten siebzig Jahren aufgegriffen hat. Und er hat nach mir verlangt!
Warum der Geheimdienst dem Alien seine Bitte erfüllt, ist mir schleierhaft. Vermutlich ein Deal. Geheim natürlich. War bestimmt nicht leicht, mich ausfindig zu machen. Der Offizier, der mir soeben mein letztes Briefing gegeben hat, behandelte mich mit kalter Verachtung. »Sie verständigen sich telepathisch mit den Wissenschaftlern«, sagte er. »Von denen halten das die meisten nicht aus und werden verrückt darüber, trotz jahrelangen Trainings dafür, dass etwas absolut Fremdes in den eigenen Geist eindringt und darin herumpfuscht.« Aber wenn er wirklich nach mir verlangt hat, dann doch wohl nicht, um mich zu einem Fall für die Geschlossene werden zu lassen. Hoffe ich.
Er ist, soweit ich das im Dämmerlicht hinter dem Glas erkenne, klein und schrumplig wie E.T. Bevor ich irgendwelche Einzelheiten bewusst wahrnehme, reißt mich eine Explosion in meinem Kopf zu Boden. Während ich hilflos zuckend daliege, werden aus der Detonation tonnenschwere glühende Symbole, die sich mitleidlos in alle Bereiche meines Hirns einprägen wie Brandzeichen. Es ist keine Stimme, sondern ein kosmischer Donner, der mir sagt, dass ich etwas aufschreiben soll, eine Botschaft für die Welt, ein Manifest, wie es noch keines gegeben hat, ein Fanal, und es soll beginnen mit …
Ich werde bewusstlos.
Mit einem Fünf-Tage-Bart, starken Kopfschmerzen und nichts als meinen Erinnerungen an die Sicherheitsprozeduren und die telepathische Bombe in meinem Kopf erwache ich zu Hause in meiner Badewanne. Einige Tage fehlen mir, und das kann auch der Schalttag in diesem Jahr nicht wettmachen. Vermutlich hat es der Geheimdienst von vornherein so geplant: Ich halte keinerlei Beweis in den Händen, und keiner wird mir die Räuberpistole von der Entführung glauben, geschweige denn, wem ich da in einer geheimen Militärbasis im südlichen Nevada gegenüberstand.
Aber das ist ja auch gar nicht weiter wichtig.
Ich versuche, die Botschaft aufzuschreiben, immer wieder. Sollte sie wirklich so beginnen, mit diesem Satz? Habe ich das tatsächlich richtig verstanden? Mein Geist ist wohl doch zu schwach und zu zersplittert, als dass ich das Manifest in seiner ganzen Tragweite und menschheitsverändernden Brisanz zu Papier bringen könnte. Dennoch – auch wenn ich vielleicht der Falsche bin, den der Geheimdienst aufgegriffen hat oder er mich weit überschätzt hat: Es ist die einzige Chance. Ein ums andere Mal setze ich neu an.
»Ich betrete den Korridor.«