Читать книгу DIE 5 SCHRITTE METHODE ZUM ÄNGSTE ÜBERWINDEN: Wie Du Ängste aller Art in der Tiefe verstehen und auflösen kannst - Cosima Sieger - Страница 7
Häufige Ängste und Angststörungen
ОглавлениеWir unterscheiden zwischen Ängsten, die einmalig oder hin und wieder auftreten, und Angststörungen, die sich dadurch auszeichnen, dass wir regelmäßig sich wiederholende Ängste erleben und diese Ängste uns auch entscheidend im Alltag einschränken.
Im Jahr 2013 waren laut einer Studie die fünf folgenden Angststörungen in Deutschland am meisten verbreitet:
Panikstörungen, bei denen die Betroffenen regelmäßig von Panikattacken heimgesucht werden
Generalisierte Angststörungen, die sich dadurch auszeichnen, dass Betroffene sich häufig oder ständig (zwanghaft) Sorgen machen und negative Erwartungen hegen oder Schlimmstes erwarten.
Soziale Phobien, bei denen die Betroffenen Angst vor dem Umgang mit Menschen haben, die entweder nur in bestimmten sozialen Situationen und mit bestimmten Menschen, oder auch im Umgang mit allen Menschen auftritt, und oft zum sozialen Rückzug führt.
Agoraphobie (Platzangst), die besonders an öffentlichen Orten und in Menschenmengen, sowie in engen Räumen auftritt.
Spezifische Phobien, die sich auf ganz bestimmte Objekte oder Situationen richten, wie zum Beispiel die Flugangst oder die Höhenangst…
Bei der Entwicklung einer Angststörung spielen die Gene der Betroffenen in der Regel, anders als oft vermutet, nicht die entscheidende Rolle. Diese können zwar mitbestimmen, ob und wie stark eine Angststörung auftritt und sich ausprägt, doch das heißt bei weitem nicht, dass Menschen mit entsprechender genetischer Veranlagung in jedem Fall eine Angststörung entwickeln müssen oder diese nicht mehr auflösen können, denn auch hier spielen Umwelt- und Entwicklungsfaktoren eine große Rolle.
Auch Menschen mit entsprechender genetischer Veranlagung können also ihre Ängste und Angststörungen auflösen oder stark verringern!
Lass Dich also nicht entmutigen, falls Ängste in Deiner Familie verbreitet sein sollten. Du bist ihnen nicht hilflos ausgeliefert und kannst Dein Schicksal trotzdem selbst in die Hand nehmen.
Neben den genannten Arten von Angststörungen gibt es zudem zahlreiche Ängste, die in bestimmten Phasen unseres Lebens kommen und auch wieder gehen können, und die oft durch eine bestimmte negative Erfahrung oder eine Häufung von Schicksalsschlägen und Problemen ausgelöst wurden.
Dazu zählen zum Beispiel leistungsbezogene Ängste (die Angst, bestimmte Leistungen nicht erbringen und Anforderungen nicht erfüllen zu können) oder Versagensängste, Existenzängste, soziale Ängste und Schüchternheit (die nicht mit der natürlichen Veranlagung der Introversion verwechselt werden darf), Beziehungsangst (Bindungsangst), Ängste vor Krankheiten und Tod oder vor Unfällen, Ängste vor bestimmten politischen oder gesellschaftlichen Veränderungen, Naturkatastrophen, Kriegen und ähnliches.
Diese Ängste können fast immer auf eine der drei Urängste des Menschen zurückgeführt werden, die der deutsche Psychiater Stefan Frädrich als die Angst vor Misserfolg, die Angst vor Überanstrengung und die Angst vor sozialer Zurückweisung beschreibt.
Diesen drei Urängsten des Menschen liegen potenzielle Gefahren zugrunde, die für den Menschen in seiner Entwicklung viele Jahrtausende lang lebensbedrohlich waren:
Misserfolg konnte dazu führen, dass die Existenzgrundlage des Menschen fortbrach und für ihn und seine Familie eine Bedrohung des Überlebens darstellen.
Die Angst vor Überanstrengung richtet sich auf die Gefahr, den eigenen Körper und damit die Gesundheit und das eigene Überleben zu gefährden und zugleich auch die Leistungsfähigkeit des Körpers gefährlich zu schmälern, welche noch vor 100 Jahren für die meisten Menschen zum puren Überleben notwendig war.
Die Angst vor sozialer Zurückweisung richtet sich auf die Gefahr, aus einer sozialen Gruppe ausgeschlossen zu werden, zum Beispiel aus der Familie, der Dorfgemeinschaft oder der städtischen Gemeinschaft, und damit ganz alleine nicht mehr überlebensfähig zu sein, oder sich als Bettler oder Tagelöhner durchbringen zu müssen.
Es ist spannend zu erkennen, dass uns unsere alten Urängste auch heute noch stärker leiten, als wir glauben möchten. Die Zeit der Moderne ist bisher nur ein winziger Flügelschlag in der Geschichte der Menschheit und wie Du bereits erfahren hast, übertragen sich bestimmte Ängste und Einstufungen von Gefahren in Gesellschaften und Kulturen über viele Generationen.
Um uns selbst, unsere Ängste und unser Denken und Handeln besser zu verstehen, kann es also nützlich sein, uns die Nöte und Sorgen unserer Ahnen und Urahnen wieder ins Gedächtnis zu rufen. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass sie in uns bis heute als prägende Erfahrungen abgespeichert sind und auch heute noch unser Verhalten und unsere Bewertungen beeinflussen.