Читать книгу SELBSTLIEBE PRAXISBUCH: Wie Du wieder zu Dir selbst zurück findest und zu leuchten beginnst! - Cosima Sieger - Страница 5
ОглавлениеDu musst nicht perfekt sein
Nicht nur von außen (durch unseren mit Terminen oft prall gefüllten Alltag), sondern auch aus unserem Inneren, insbesondere aus unseren eigenen Gedanken und Erwartungen, wirkt permanenter Stress auf uns ein, der uns schadet, uns von uns selbst, unseren Bedürfnissen und unserem inneren Gleichgewicht weg führt und uns auf Dauer krank macht.
Doch woher kommt eigentlich dieser Stress von innen? Das müssen wir verstehen, um ihn auflösen zu können.
Wir geraten immer dann von innen heraus in Stress, wenn wir in der Zukunft etwas Beunruhigendes kommen sehen oder erwarten (wenn wir also eine Gefahr für uns oder Andere wittern). Solche Erwartungen können auch unbewusst sein und sie führen dazu, dass wir uns innerlich dazu unter Druck setzen, uns abzusichern oder etwas Bestimmtes tun zu müssen, oder auch dass wir das, was wir tun, noch besser, schneller oder zielführender machen müssen.
Selbst erzeugter Stress entsteht also in erster Linie durch negative Erwartungen, die in Dir über bestimmte Situationen oder über die Zukunft im Allgemeinen bestehen und derer Du Dir vielleicht gar nicht bewusst bist, weil sie Dich schon seit Jahren begleiten und für Dich normal geworden sind.
Diese Erwartungen können die verschiedensten Formen annehmen und sich unter anderem in Form von Ängsten äußern (denn Ängste sind nichts anderes als negative Erwartungen in Bezug auf die Zukunft). Wenn Du genauer darüber nachdenkst, wirst Du jedoch feststellen, dass sie über allgemeine Ängste und ganz konkrete Ängste wie die Sorge um unsere kranke Mutter, die Angst vor dem Scheitern der morgigen Verhandlungen mit dem Großkunden oder der Blamage bei der Präsentation nächste Woche hinaus gehen können und das häufig auch tun.
Eine sehr weit verbreitete Form des inneren Stresses ist die Vorstellung, dass wir etwas besonders gut tun müssen, dass wir mehr oder gar alles wissen müssen, dass wir keine Fehler machen dürfen oder dass wir besser als andere sein, das schönere Haus oder die bessere Figur haben müssen. Wir setzen uns durch diesen Anspruch unter Druck und geraten in Stress.
Aber warum tun wir das?
Wir tun es, weil wir davon ausgehen, also erwarten, dass wir einen (möglicherweise gravierenden) Nachteil haben könnten oder etwas Schlimmes passieren kann, wenn wir nicht das Perfekte abgeben – oder eben darstellen. Perfektion entsteht aus einer Angst, also einer negativen Erwartung, heraus, die uns häufig nicht bewusst ist. Wir merken dann nur, dass wir einfach nicht anders können, dass wir es nicht aushalten, eine unfertige, weil noch nicht ganz fehlerfreie und perfekte Arbeit abzuliefern, oder den kleinen Bauchansatz an unserem Körper unbekümmert bestehen zu lassen und so weiter. Und wir setzen uns durch den Zwang, unseren eigenen Anspruch zu erfüllen, unter teilweise massiven Druck.
Betrifft Dich das Thema Perfektionsanspruch ebenfalls? Auch Menschen, die in bestimmten Lebensbereichen sehr entspannt sind, können in anderen Lebensbereichen perfektionistische Tendenzen haben- einfach deshalb, weil sie im ersten Lebensbereich aufgrund positiver Erfahrungen oder positiver Prägung eine positive Erwartung an die Zukunft haben und im zweiten Bereich eben nicht (weil sie dort entweder selbst schlechte Erfahrungen gemacht oder von ihren Eltern oder anderen Personen deren Ängste aus deren schlechten Erfahrungen übernommen haben. Ängste sind leider ansteckend).
Wenn Du es schaffst, Deinen Perfektionismus los zu lassen, wirst du sofort eine große Erleichterung und Entspannung spüren. Falls tiefere oder auch unbewusste Ängste hinter Deinem Perfektionsanspruch stehen sollten, kann es erforderlich sein, dass du Dir diese mit der Hilfe eines Therapeuten bewusst machst und lernst, dass sie heute nicht (mehr) nötig sind.
Doch Du kannst hier auch selbst sehr viel tun und große Erfolge erzielen.
Schaue Dir dafür einmal an, welche Erwartung eigentlich hinter Deinem hohen Anspruch steckt:
Was befürchtest Du – ganz ehrlich - wenn Du einfach nur Mittelmaß wärst? Würdest Du dann vielleicht nicht mehr bewundert oder nicht mehr beachtet werden? Nicht mehr dazu gehören, keinen Partner finden oder behalten, ausgeschlossen oder gar vielleicht gemobbt werden? Was sind Deine wahren Gründe? Warum musst du perfekt sein?
Frage Dich dann, warum Dein Umfeld so negativ auf Deine Nicht-Perfektion reagieren würde? Sei ehrlich: kann es sein, dass du denkst, sie hätten eigentlich recht? Häufig steckt hinter einer solchen Erwartung über die Reaktionen Deines Umfelds eine tief verborgene Haltung in Dir selbst, dass die Reaktionen Deines Umfelds in irgendeiner Form angemessen oder berechtigt wären.
Wärst Du selbst felsenfest davon überzeugt, dass Du toll bist mit all den Dingen die Du nicht kannst, hast, weißt und bist - und dass Du das allerbeste verdienst, obwohl Du nur Mittelmaß bist - dann wärst Du , falls Du doch einmal eine schlechte Erfahrung mit der Reaktion von anderen Menschen machen müsstest, empört über ihre Reaktionen, Du fändest sie unberechtigt, würdest Dich verteidigen und für Dich einstehen, anstatt Dich dem zu beugen.
Wenn wir aber tief in uns drin der Meinung sind, dass wir im Vergleich zu Anderen eigentlich minderwertig sind, dass wir weniger zu bieten haben, ein langweiliger Mensch sind, weil wir vielleicht nicht studiert, nicht jahrelang im Ausland gelebt und andere Kulturen erforscht haben und keine ungewöhnlichen Hobbies haben, ja, DASS WIR EINFACH NICHT GENUG SIND, SO WIE WIR SIND, dann glauben wir, dass die Anderen mit ihrer Reaktion recht haben und es an uns liegt. Dass wir so, wie wir sind, nicht ausreichen.
Natürlich sind uns diese inneren Glaubenssätze über uns selbst oft auch tatsächlich über Jahre von unserem Umfeld suggeriert worden, wenn wir das Pech hatten, in einem solchen Umfeld aufzuwachsen oder lange leben zu müssen. Heute aber haben wir es in der Hand.
Und wir sollten zwei Dinge tun, um uns von unserem Perfektionsstreben zu befreien:
Wir sollten uns entschieden von Menschen distanzieren, die tatsächlich die von uns erwartete negative Reaktion auf unsere Durchschnittlichkeit zeigen würden. Ihre Sicht der Dinge ist nämlich ebenso in Richtung übertriebenem Anspruch verzerrt. Sie spiegelt nur ihre subjektive Sicht wider und die ist deren, und nicht unsere Angelegenheit… Sie hat mit uns noch nicht einmal etwas zu tun.
Wir sind genug und wir sind toll – so wie wir sind! Und wir sollten uns aktiv solchen Menschen zuwenden, die uns und das, was wir sind und tun, gut und richtig finden. Gerade in einer Phase, in der wir unsere Selbstliebe aufbauen wollen, müssen wir uns selbst und unser Selbstwertgefühl wie eine zarte Pflanze hüten und vor schädlichen Einflüssen schützen.
Distanzieren wir uns nicht von Menschen, die uns negativ sehen, werden sie unweigerlich auch einen negativen Einfluss auf unsere innere Haltung und Einstellung zu uns selbst ausüben. Wir werden nach kurzer Zeit zu denken beginnen, dass sie ja eigentlich Recht haben und wir daher lieber ihren Anspruch erfüllen sollten. Und wir werden uns nie aus der Negativspirale von erlebten negativen Reaktionen auf uns (z.B. in Form von Kritik, Abwertung, Ignoriertwerden) –> Angst vor weiteren oder neuen negativen Reaktionen – > Perfektionsstreben befreien können.
Und als zweites müssen wir unsere eigene innere Haltung zu uns selbst positiv verändern und stärken. Wir müssen uns selbst so sehen, wie wir ohne jede Perfektion sind und uns dafür in den Arm nehmen und lieb haben. Wie würdest Du ein Kind behandeln das sich schämt, weil es glaubt, etwas falsch gemacht zu haben? Würdest Du es trösten und ihm sagen, dass es genug ist? Behandle Dich selbst genauso!
Vielleicht sind wir langsamer als andere Menschen, vielleicht verstehen wir manche Dinge nicht, vielleicht entsprechen unsere Körper nicht dem Modediktat und vielleicht ist unser Leben in der Vergangenheit nicht sehr abwechslungsreich gewesen, vielleicht haben wir nie beruflichen Erfolg gehabt.
Wir müssen uns ERLAUBEN, genauso zu bleiben und es trotzdem wert zu sein, das Allerbeste im Leben zu bekommen. LIEBE zu bekommen!
Wir sind mehr als ausreichend! Niemand glänzt in allen Bereichen des Lebens. Zermartern wir uns also nicht wegen der Bereiche, in denen wir von Natur aus weniger glänzen als andere (was natürlich ohnehin eine sehr subjektive Sache ist) und hören wir auf, sie durch besondere Anstrengungen zu kompensieren.
Lassen wir uns endlich so sein wie wir sind! Und konzentrieren wir uns dafür auf die Bereiche, in denen wir glänzen – oder glänzen könnten!! Jeder Mensch hat sie!
Mache Dich frei vom Diktat des Zeitgeistes, der vorgibt, in welchen Bereichen wir zu glänzen haben!
Vergiss die Vorgaben, dass wir erfolgreich, hoch intelligent und in allen Bereichen kompetent, durchtrainiert, fit und sexy sein müssen, dass wir gut aussehen, extrovertiert, offen und immer gut drauf sein müssen.
Tue stattdessen etwas beinahe revolutionäres (ich verspreche Dir, es fühlt sich SO gut an!):
Setze einfach Deine eigenen Standards! Und lebe nach ihnen.
DAS ist wahre Selbstbestimmung!
Es gibt übrigens eine unglaublich große Zahl an menschlichen Eigenschaften und Fähigkeiten, die zwar nicht in Mode sind, aber dennoch bei fast allen Menschen hoch geschätzt sind, wie Zuverlässigkeit, ein warmer Charakter, ein höflicher Umgang, Einfühlsamkeit, Mitgefühl und Zärtlichkeit, ein Sinn für Schönes, Kreativität und Ideenreichtum, Interesse an anderen, ein geduldiges Gemüt oder der Mut, eigensinnig eigenen Ideen zu folgen und sich vom „Mainstream“ abzusetzen.
Womit glänzt Du?
Höre auf der Mode zu entsprechen, oder es zu versuchen (das hast du in Deiner Jugend wahrscheinlich bereits lange genug getan) und erlaube Dir stattdessen, Dir einfach trotz Deiner Schwächen gut zu zureden, Dich selbst zu bestärken und Dich selbst toll zu finden. Hänge Dir für die erste Zeit einen Zettel in Sichtweite in Deine Wohnung (z.B. an den Spiegel im Bad), auf dem Du Dir Deine Schwäche ausdrücklich erlaubst!
Schreibe darauf „Ich darf langsamer sein als andere“ oder „Ich muss nicht Karriere machen“.
Tue das beinahe Unvorstellbare und belohne Dich für Deine Schwäche. Sei liebevoll zu Dir selbst, obwohl und sogar weil Du diese Schwäche hast. Schone Dich in diesem Bereich anstatt Dich selbst zu fordern und zu überfordern. Kümmere Dich gut um Dich – gerade in diesem Bereich, damit du NICHT überfordert wirst, und lasse nicht mehr zu, dass Andere es tun.
Du musst nicht alle Anforderungen Anderer erfüllen und selbst wenn du Dir einmal eingestehen musst, dass Du einen bestimmten Job nicht leisten kannst, weil zu Dir etwas anderes passt, dann ist das überhaupt nicht schlimm!
Im Gegenteil! Es ist der erste Schritt hin zu etwas, das Deiner Person mehr entspricht. Kompensiere Deine Schwächen nicht. Sie sind ohnehin keine definitiven Schwächen (was eine Schwäche oder eine Stärke ist, definiert ja nur der Zeitgeist) sondern vielmehr eine Eigenart.
Alles was Dich auszeichnet ist Teil deiner Individualität und deshalb so wie es ist in Ordnung und zutiefst liebenswert. Beginne Dich darüber zu amüsieren, wenn Menschen Dich entsetzt anstarren, dass du dies oder jedes nicht kannst oder weißt und es unglaublicherweise – anstatt Dich dafür angemessen zu schämen - VOLLKOMEN OKAY FINDEST und Dein Unwissen nicht einmal versteckst! Denn wenn Menschen so reagieren kannst Du Dir sicher sein, dass sie sich selbst ihre Schwächen nicht erlauben und sich ebenfalls deswegen verrückt machen – auch wenn sie es nie zeigen würden, da das ja gleich eine weitere Schwäche wäre. Lasse sie einfach zurück, genauso wie auch Deinen eigenen Anspruch auf Perfektion.
Folge ab heute stets DEINEN EIGENEN Standards, betrachte Dich liebevoll und mitfühlend für Deine Schwächen, sei stolz auf deine Stärken und erlaube es Dir, mit ihnen zu glänzen. Mit der Zeit werden sich dann Menschen um Dich scharen, die Dich ebenfalls so sehen. Und Dein Leben und auch Dein inneres Gefühl zu Dir selbst werden einen Zuwachs an Qualität erhalten, den die allermeisten Menschen nicht einmal erahnen können. Du wirst Dich SO gut fühlen, dass Du Deinen alten Umgang mit Dir selbst niemals mehr zurück haben möchtest…