Читать книгу Wegen Wersai - Dagmar Schifferli - Страница 11

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ICH SAMMLE KRONKORKEN von Bierflaschen. Die meisten finde ich hinter dem Restaurant Sternen. Willi, dessen Vater eine mechanische Werkstätte betreibt, schlägt die Kronkorken mit einem schweren Hammer platt und schneidet sie anschließend auf die Größe eines Fränklers zurecht. Sobald er zwanzig Stück beisammen hat, hole ich sie gegen eine Tafel Haselnussschokolade ab. Mit diesen Fränklern füttere ich das Nicknegerli, wenn ich mit der Religionsklasse beichten gehe. Fräulein Reck begleitet uns und passt auf, dass sich niemand vor dem Beichten drückt. So sieht sie auch, dass ich für die armen Negerli in Afrika immer etwas spende.

»Das freut den Herrgott«, lobt Fräulein Reck.

»Es ist von meinem Taschengeld.«

»Dann zählt es im Himmel sogar doppelt. Deine Tante strickt ja auch immer fleißig für unseren Basar. Den Armen eine Freude zu bereiten hast du bestimmt von ihr gelernt.«

»Sie ist nicht meine Tante«, will ich widersprechen, doch Fräulein Reck hat sich schon abgewandt und mahnt die in den Bänken knienden Kinder zur Ruhe.

Helen und ich haben einander geschworen, im Beichtstuhl nichts zuzugeben, um dann beim achten Gebot zu sagen: Ich habe gelogen.

»Wie oft?«, fragt der Pfarrer.

»Drei- oder viermal.«

»Mit drei Vaterunser und vier Ave-Maria ist es wieder abgegolten, mein Kind«, nuschelt er hinter dem braunen Holzgitter.

Zurück in der Kirchenbank knie ich mich nieder, falte die Hände unter dem Kinn und bewege die Lippen, als würde ich beten. Seit dem Konzil, hat uns Fräulein Reck erzählt, versteht der liebe Gott auch Deutsch. Trotzdem hätte mein Vater die Messe lieber weiterhin auf Lateinisch. Fehlte nur noch, dass der Priester das Messopfer nicht mehr mit dem Rücken zur Gemeinde feiern darf.

Wegen Wersai

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