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VERGANGENHEIT

EMMA

Das erste Mal

Sex war definitiv nichts für Feiglinge.

Entweder lag der Mann auf der Frau und die Frau machte fast Spagat. Oder die Frau galoppierte auf dem Mann wie auf einem Gaul. Oder der Typ besprang sie von hinten wie ein Deckhengst eine Zuchtstute. Zwischendurch zückte er seinen gewaltigen Prügel (in Biologie-Büchern verharmlosend erigierter Penis genannt), an dem die Frau begeistert schleckte und lutschte. Zu guter letzt spritzte er ihr unter brünstigem Stöhnen einen halben Liter trübe weiße Flüssigkeit auf den in die Luft gereckten Arsch oder auf die mit den Händen zusammen gequetschten Titten. Und dann ging alles wieder von vorn los.

Zur Abwechslung gab es das Setting statt mit zwei auch mit drei oder vier blöde glotzenden und grunzenden Menschen. Nur noch die Nasen- und Ohrenlöcher der Frau blieben frei. Nicht zu vergessen, dass man sich wahlweise in schwarze Ganzkörperkondome quetschen und sich fesseln und auspeitschen lassen konnte.

Das sah nicht lustig aus.

„Jetzt fühl ich mich noch beschissener”, sagte Ron tonlos.

Mein bester Freund hatte auf mein Drängen hin von seinem großen Bruder drei Pornos ausgeliehen. Heimlich natürlich. Also, er hatte sie geklaut, würde die DVDs aber unauffällig unter die Matratze seines Bruders zurücklegen. Da wir beide mit 18 garantiert die einzigen Jungfrauen auf der Welt waren und uns deswegen unzulänglich fühlten, hatten wir uns gemeinsam auf das erste Mal vorbereitet. Neben der Theorie kannten wir dann jetzt auch die Praxis, jedenfalls vom Zusehen.

Ich warf Ron einen mitfühlenden Blick zu, während ich mich innerlich von dem Gedanken verabschiedete, jemals selbst Sex zu haben. Um Kinder zu bekommen, würde ich mich zu gegebener Zeit künstlich befruchten lassen.

Frustriert sammelte ich die leeren Pizza-Packungen und Chips-Tüten zusammen und ging nach Hause, um das Gesehene zu vergessen.


„Meiner ist nicht mal so lang”, flüsterte Ron mir am nächsten Tag zu. Wir hatten Mathe bei Prof. Broom. Darin waren wir beide den anderen meilenweit voraus, obwohl wir eigentlich niemals zuhörten. Wenn es um Zahlen ging, waren wir Naturtalente.

„Wie lang?”

Ron bewegte Daumen und Zeigefinger auseinander. Sein rötliches Gesicht wurde dabei so rot, dass fast gar kein Unterschied mehr zu seinem orangeroten Haar zu bemerken war. Aber ich wusste auch so, wovon er sprach.

„Zwölf Zentimeter … Du Glückspilz! In meine Löcher passt kaum ein Zäpfchen rein”, sagte ich.

„Willst du damit andeuten, dass … äh … wir … beide ...” Ron brach mitten im Satz ab und senkte über seinem Mathebuch beschämt den Kopf.

„Ich will unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen”, seufzte ich, obwohl der Gedanke, dass Ron und ich jetzt auch noch miteinander ins Bett gingen, nahe lag. Wir kannten uns seit der Wiege, unsere Eltern waren befreundet, wir waren Nachbarn und wir hatten uns über den Verlust unserer gleichgeschlechtlichen Freunde hinweg getröstet, die in andere Staaten gezogen waren und uns nach ein paar Briefen vergessen hatten.

„Zum Glück sind wir uns einig”, sagte Ron und nickte.

„Du solltest es mit jemandem tun, der zu dir passt. Nicht mit so einem Rotfuchs wie mir. Ich meine, ich bin weiß wie die Wand, dazu das rote Haar, rote Wimpern, die Zahnspange, multiple Allergien”, meinte Ron, nachdem wir eine lächerlich leichte Mathe-Aufgabe gelöst hatten.

„Mit wem?” Jetzt war ich aber gespannt, wen Ron für mich ausgesucht hatte.

„Cole?”

„Willst du mich verarschen? Der hat doch schon mit jeder an der Schule was gehabt.”

„Eben drum. Der sollte wissen, wie es geht. Außerdem ist er schon lange scharf auf dich.”

Das stimmte. Aber es lag nicht an mir persönlich. Wenn Adrenalin-Cole eine Frau sah, musste er seinen erigierten Penis, der vermutlich so aussah wie die Prügel aus den Pornos, in sie reinstecken. Das war bei ihm wie ein bedingter Reflex. Dass ihm das bei mir nicht gelang, konnte er nicht verkraften, was ich daran bemerkte, dass er mich mindestens einmal in der Woche blöde von der Seite anlaberte.

„Komm schon, Emma Smith, mach dich locker. Zieh die Brille ab und ich begleite dich zum Klo.”

Kurz: Cole war ein Idiot!

Ich kam in Schlabberpullis, ausgebeulten Jeans und mit unordentlich zusammengeknüllten Haaren in die Schule. Vermutlich stellte Cole sich meine Wenigkeit ganz einfach frisch gebadet und perfekt gestylt vor. Oder mit einem Sack über den Kopf und ansonsten nackt und breitbeinig.

Ich drehte meinen Kopf und sah zu dem Platz, wo Cole vergeblich über der Aufgabe brütete, die Ron und ich längst gelöst hatten. „Du spinnst. Cole sieht gut aus, aber er ist saublöd.”

„Dumm fickt gut”, sagte Ron.

„Er ist ein Arschloch. Willst du, dass ich nachher heule?”

„Aber ich will es probieren”, sagte Ron trotzig.

Ich musste lachen. „Mit Cole?”

„Bin ich schwul? Mit ner Prostituierten.”

Mir blieb die Spucke weg. Es dauerte eine Weile, bis ich hervorbrachte: „Du spinnst, Ron.”

„Nee, ehrlich. Ich will ganz einfach wissen, wie sich eine Frau von innen anfühlt.”


Ron hatte es getan. Er war tatsächlich zu einer Prostituierten gegangen. Und dann war er doch schwul.

Ich schwankte zwischen Verabscheuung und Bewunderung wegen der Sache mit der Prostituierten. Schließlich siegte die Bewunderung. Den Mut musste man erstmal aufbringen. Und dass Ron schwul war, hatte ich mir sowieso gedacht.

Aber jetzt war ich die letzte Jungfrau auf der Welt. Ich wollte es hinter mich bringen. Bevor ich wusste, wie es war, würde mein Geist keine Ruhe geben. Vielleicht war ich ja auch homo. Ich glaubte es aber nicht. Dafür hatte ich mich ganz einfach in zu viele Rockstars verknallt. Leider waren die für mich nicht greifbar und die Jungs, die ich so kannte … Es war ein Teufelskreis.

„Wenn du willst, machen wir es einmal, damit du weißt, wie es ist. Männliche Prostituierte sind nämlich unglaublich teuer”, wusste Ron. Er versprach, sich besonders viel Mühe mit mir zu geben. Mit Kerzen, leiser Kuschelmusik und mit viel Zeit und zärtlichem Streicheln.

„Beim ersten Mal ist das besonders wichtig. Aber auch später brauchen Frauen das, sonst kommen sie nicht. Außer einige wenige Ausnahmen”, sagte Ron.

„Ich habe dieselben Bücher gelesen wie du”, erinnerte ich ihn.

„Gib doch einfach zu, dass du es nicht mit mir tun willst, weil ich scheiße aussehe”, sagte Ron und präsentierte mir absichtlich seine blinkenden Brekkies.

Ron brachte mich dauernd zum Lachen, was eigentlich ideale Voraussetzungen für eine Beziehung waren. Aber jetzt war Ron erwiesenermaßen schwul.

„Wenn ich die Brille abnehme, sehen sowieso alle Kerle gleich aus”, grinste ich.

„Okay. Dann mach es mit Cole”, grinste Ron zurück.

Und dann machte ich es mit Cole.


„Du siehst so fucking heiß aus ohne Brille”, stöhnte Cole.

Ich klammerte mich an ihn. Er war groß und breitschultrig. Die Weiber standen wirklich alle auf ihn. Ich auch. Obwohl er nicht die hellste Laterne war, war ich doch stolz, dass er mich heiß fand.

Leider war mir nicht wirklich heiß.

„Mir ist arschkalt”, murmelte ich in Coles Mund hinein, den er sperrangelweit aufgerissen hatte, um mich zu küssen. Ich spürte seine Oberlippe direkt unter der Nase und die Unterlippe auf dem Kinn. Mittendrin machte seine Zunge irgendwas in meinem Hals. Noch einen Millimeter tiefer und ich müsste würgen.

„Echt jetzt, Emmi? Du willst es anal? Boah, geil! Das hatte ich noch nie. Dreh dich um”, sagte Cole und guckte dabei genauso sabberig wie diese Typen aus den Pornos von Rons Bruder. Nebenbei rieb er sich an mir. Von Reibungswärme jedoch keine Spur. Immerhin hatte er mich Emmi genannt. Das war irgendwie niedlich.

„Cole, mir ist ARSCH-KALT!”, stellte ich die Sache dennoch richtig. Es war Winter. Draußen herrschten Minusgrade. Ich fror entsetzlich, denn die Schul-Klos wurden nicht beheizt. „Können wir eventuell etwas schneller zur Sache kommen?”

„Wohoo, du bist eine ganz Scharfe! Ich habe es immer gewusst! Dann komm ich jetzt mit meinem Heiz-Stab”, grinste Cole dreckig und sagte mit so einer finsteren Miene zu mir: „Pack ihn aus.”

Was blieb mir anderes übrig, wenn ich nicht bis zur Rente auf meine Entjungferung warten wollte? Mit zitternden Fingern öffnete ich Coles Jeans.

Da war auch schon sein ... erigierter Penis. Gott sei Dank hatte er keinen von diesen Porno-Prügeln.

Cole rollte geschickt ein Kondom über sein nach links gekrümmtes Teil.

„Du siehst begeistert aus”, freute er sich, während ich mit seiner Hilfe an ihm hochkletterte und meine steif gefrorenen Beine um seine Hüften schlang.

„Hm. Er ist so schön ...” Das klein verkniff ich mir im letzten Augenblick. Ron hatte mich davor gewarnt. Außerdem war die Fliesenwand in meinem Rücken gefroren. Egal. Gleich war es soweit. In wenigen Sekunden würde ich wissen, wie es war. Würde es an meinem ganzen Körper kribbeln? Würde ich schreien, so wie die Frauen in den Pornos? Oder sah es bei mir eher so aus wie in dem Aufklärungsbuch? Würde mir ein sanftes Lächeln über das Gesicht huschen? Wie wohl der Orgasmus war?

Da! Es war soweit. Cole steckte, beziehungsweise fummelte mir sein Teil in meine Pussy. Er war drin. Ich spürte ihn in mir.

„Aaaaaaaah, Baby, ich komme!”, grunzte er und dann riss mein Jungfernhäutchen.

Callgirl über Nacht

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