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4 JAHRE SPÄTER EMMA Probleme, die kein Mensch braucht
ОглавлениеWo zum Teufel war Ron? Und damit meinte ich nicht Ron Weasley, den besten Freund von Harry Potter, meiner Lieblingslektüre, sondern tatsächlich meinen immer noch allerbesten, rothaarigen Freund. Der Ron, mit dem ich am Wochenende ein halbes Dutzend Action-Videos durchziehen und im Bett Pizza vertilgen konnte, während sich meine Mitbewohnerin und zugleich beste Freundin mit gut zahlenden Kerlen herumtrieb. Der Ron, mit dem ich jedes noch so komplizierte mathematische Problem bequatschen konnte, ohne dass er die Augen verdrehte. Der Ron, der fast gemeinsam mit mir seine Unschuld verloren hatte und der mir seit dem ersten Semester an der New York Columbia mit seiner Anwesenheit die Scheißtypen vom Hals hielt.
Wir hatten es wahrhaftig geschafft und studierten das, was wir schon immer am besten konnten. Und das auch noch in New York. Ron lebte sogar mit der Liebe seines Lebens zusammen. Er hieß Jonathan und war ein echt lieber, süßer Kerl. In meinem Liebesleben hatte sich nicht wirklich viel getan.
Egal. Die in dem Moment einzig wichtige Frage war sowieso, wo Ron nur blieb. Ich zückte mein Handy und schickte ihm eine WhatsApp, während das arrogante Arschloch, das sich direkt neben mich gepflanzt hatte, mich beäugte. Wo sollte Michael auch sonst hin? Der Seminarraum für die Masterstudenten hatte ja bloß 60 Plätze. Und es befanden sich immerhin vier Personen in dem Stochastik-Kurs, einschließlich dem Professor und mir.
„Nur weil mein Freund heute nicht auf meinem Schoß sitzt, musst du deinen Ellbogen nicht auf meinem Blatt parken. Nimm ihn da weg!“, knurrte ich meinen lästigen Mitstudenten an. Michael sah gut aus, richtig gut. Sogar besser als Cole, mein Entjungferer. Die Weiber bettelten ihn geradezu an, dass er sie begattete. Aber was gutes Aussehen mit gutem Sex zu tun hatte, wusste ich inzwischen. Michael sollte seinen Porno-Prügel gefälligst woanders reinfummeln. Ich wollte das Ding gar nicht erst sehen.
„Was denn? Macht dich jetzt schon mein Ellbogen an? Vielleicht sollten sexy Ron und du nicht bis zur Hochzeit mit dem Sex warten. Oder soll ich ihn vertreten?”, grinste der Hirni blöde.
Warum studierte dieser Idiot nicht ein Fach, in dem mehr als eine Frau eingeschrieben war oder ging gleich in eine Bar? Aber bitte nicht in die, in die ich gleich nach dem Seminar musste, um zu arbeiten. New York war klasse, aber es war so furchtbar teuer, dass ich neben meinem Mini-Job in der Uni-Bibliothek und dem Mini-Job als Tutorin bei Prof. Kentwell noch in einer Bar kellnern musste. Das Stipendium reichte höchstens für ein halbes Zimmer im Studenten-Wohnheim und meine Eltern waren nun wirklich nicht in der Lage, mich zu unterstützen.
Frustriert seufzend raffte ich mein Zeug zusammen und setzte mich auf einen anderen Platz. Weit weg von Michael hatte ich endlich Ruhe, um mich auf den Stoff zu konzentrieren. Das hieß, vorher erreichte mich endlich eine Nachricht von Ron: „Tut mir leid, Em. Jonathan hat die Grippe und ich fürchte, ich hab mich angesteckt. Fieber, Kopf, Hals. Ich krieg kein einziges Wort raus. Wir liegen zwar zusammen im Bett, können aber nicht mal die Finger bewegen. Ich hab zwar auch Rudy eine Message geschickt, aber entschuldige mich bitte trotzdem noch bei ihm. Du weißt ja, wie er ist … Ich schick dir einen Kuss ohne Bazillen … Ron.”
Das war doof. Ron und ich besuchten nicht nur gemeinsam die Uni-Seminare, wir arbeiteten auch beide in Rudy’s Bar. Heute war After Work Party. Ausgerechnet heute war Ron krank. Ich wusste schon jetzt, dass ich ganz sicher drei Kreuze machen würde, wenn meine Schicht vorbei war. Diese After-Workler waren echt die übelsten Grapscher. Ich arbeitete sonst hinter der Theke, aber wenn Ron nicht da war, würde ich in den Gastraum müssen.
„Gute Besserung euch zwei Süßen. Wenn ihr was braucht (Schokolade oder Kondome), schick mir ne SMS. Ebenfalls bazillenfreier Kuss, Em”
Als das Seminar vorbei war, packte ich, so schnell ich konnte, meine Klamotten und raste mit gesenktem Kopf zur Tür, denn Prof. Kentwell wollte sicher wieder mit mir reden. Ich aber nicht mit ihm. Er war sowieso viel zu jung für einen Professor und, wie ich fürchtete, genauso sexbesessen wie Michael. Das Gerücht ging jedenfalls rum.
„Emma Smith!”
Ich versuchte ruhig weiter zu atmen und blieb stehen, obwohl die Fluchtgedanken drängten. „Tut mir leid, Professor, ich habe in fünf Minuten einen Zahnarzttermin“, log ich lächelnd und stürmte davon. Wenn Kentwell erfuhr, dass ich neben der Uni und der Bücherei noch in einer Bar arbeitete, war ich den Tutoren-Job los. Und wenn ich zu spät in der Bar auftauchte, war ich den Kellner-Job los. Und nur von dem Stipendium und dem Mini-Job in der Bücherei konnte ich nicht überleben. Diese Teufelskreise verfolgten mich durch mein gesamtes Leben. Aber wenn Ron gesund war, ging es mir super!
Kurz bevor ich die Bar betrat, erreichte mich Rons WhatsApp: „Jetzt müsstest du eigentlich Michael und Kentwell abserviert haben. Die notgeilen Karriereheinis schaffst du auch noch. Ich glaub an dich, Em. Weiterer bazillenfreier Kuss von Ron”
Ach, mein lieber, guter alter Freund … Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Leider war es vorerst das letzte.
Das Geräusch, das mir beim Aufschließen des Apartments entgegen schallte, verhieß nichts Gutes.
Es klang wie „Würg“. Und „Wuäääh”. Etwas bröckelte und schluchzte.
Nein! Nicht auch noch das! Doch es war genau das.
„Ich bin schwanger!“, würgte Tina meine Vermutung nebst grünlicher Brocken hervor. „Es ist von ihm.“
Das hatte ich befürchtet. Ich kniete mich neben das Nervenbündel vor dem Klo und nahm ihr langes Haar aus der Schüssel. Mit einer gewohnheitsmäßigen Bewegung zwirbelte ich es zu einem unordentlichen Bun und ignorierte, dass sich darin Erbrochenes befand. Ein bisschen Kotze war nun wirklich unser geringstes Problem. Meine Freundin und Mitbewohnerin arbeitete bei einem Escort-Service, um ihr Studium zu finanzieren. Das dumme Huhn hatte sich in einen Kunden verliebt, der natürlich auch noch verheiratet war.
„Seit wann weißt du es?“ Augenblicklich vergaß ich die ganzen notgeilen Typen aus der Uni und aus der Bar, die mein Leben verpesteten. Ich hatte sie alle abgewehrt. Darin war ich in den vergangenen Jahren zur Expertin geworden. Und die große Liebe, nach der ich mich in meinen schwachen Augenblicken sehnte, hatte ich schon lange abgeschrieben. Ungefähr seit ich Tina und ihr Problem kannte.
Ein lautes Schnaufen, gefolgt von einem Würgen und Spucken ließ Tinas schönen Körper erneut erbeben.
„Das ist es ja gerade“, schluchzte sie herzergreifend, während ich ihr über den Rücken streichelte. „Ich bin schon in der zehnten Woche. Wenn ich es behalte, kann ich bald nicht mehr arbeiten gehen. Ralph will nichts mehr mit mir zu tun haben. Er leugnet alles und behauptet, das Kind könnte von jedem sein. Ich müsste einen Vaterschaftstest anleiern, Alimente einklagen ...“
Ich wartete, bis Tina sich ausgekotzt hatte und wir Seite an Seite mit angezogenen Beinen auf ihrem kleinen Sofa saßen und süßen Kamillentee schlürften.
„Weißt du denn schon, was du machen willst?“, fragte ich sie sanft.
Tinas große, braune Augen füllten sich wieder mit Tränen. Es sah aus, als plätscherte ein ganzer See darin.
„Abtreiben. Was sonst?“
Sie sah mich fertig an. Ich war alles andere als weltfremd, aber bei dem Gedanken an eine Abtreibung drehte sich mir der Magen um. Ich hielt schon nicht viel davon, dass Tina diesen Job machte, aber irgendwann war es ihr gelungen, mich davon zu überzeugen, dass das ihre freie Entscheidung sei. Dass sie Spaß daran hatte, mit immer anderen, angeblich gut erzogenen und gebildeten Männern auszugehen. Leichter und amüsanter könnte man kein Geld verdienen, hatte sie behauptet. Und jetzt erwartete sie ein Kind von einem verheirateten Kunden.
„Ich habe mir schon einen Termin besorgt. Nächste Woche. Mittwoch, neun Uhr ist es soweit“, sagte sie plötzlich ganz klar. Sie fuhr sich mit dem Unterarm über ihr Gesicht und trocknete die Tränen.
„Bist du dir sicher?“ Mit einem Mal war ich so fertig, wie Tina es vorhin noch gewesen war.
„Nein, natürlich nicht. Aber es ist die einzige vernünftige Lösung.“ Tinas Körper bebte, als sie mich mit ihren langen, schlanken Armen umfing. Im Gegensatz zu mir war sie trotz ihrer superschlanken Figur durchtrainiert und stark und hielt mich wie in einem Schraubstock.
„Oh je”, sagte ich. „Ich weiß, das ist eine blöde Frage, aber kann ich irgendetwas für dich tun? Bitte, lass mich dir helfen!“
„Kannst du zaubern?“
„Nein, aber ich kann dir zuhören, während du deine Entscheidung nochmal überdenkst. Wenn du dich dann aus voller Überzeugung für die Abtreibung entscheidest, wenn du sicher bist, dass du die Entscheidung nicht bis an dein Lebensende bereust, begleite ich dich.”
„Nein. Tu das nicht. Und hör auf, mich so anzusehen. Ich habe keine Zeit, noch länger zu heulen. Ich habe einen Auftrag, der das ganze Wochenende geht.“
„Sag ab.“
Tina legte den Kopf schräg und schaute mich an wie ein Kind, das die einfachsten Sachen nicht kapiert. „Und wovon soll ich die Abtreibung bezahlen? Die Miete? Die Studiengebühren? Nein, das geht gar nicht. Ich muss da durch. Ich bin schon froh, dass du mir zuhörst, dass du mir keine Vorwürfe machst, obwohl du mich oft genug gewarnt hast. Danke, Emma. Danke, danke, danke! Und jetzt lass mich bitte allein. Ich muss schlafen, damit ich Freitag wieder auf den Beinen bin.“
Am Freitagmorgen war Tina noch nicht wieder auf den Beinen. Es war sogar alles noch schlimmer geworden mit ihr. Tina war ein Schatten ihrer selbst. Ihr sonst so glänzendes, rotes Haar war stumpf und strähnig wie eine alte Karnevalsperücke. Ihre durchtrainierte Figur, für die ich sie so bewunderte, wirkte schlaff und ausgemergelt. Aber am schlimmsten war ihre Gesichtsfarbe. Tina war grün im Gesicht und ihre Kotzanfälle waren unberechenbar. Aber sie weigerte sich, ins Krankenhaus zu gehen, und ihr Gynäkologe, den ich zu einem Hausbesuch überredet hatte, behauptete, das sei die normale Schwangerschaftsübelkeit. Meine Gyn, die ich zwecks einer zweiten Meinung ebenfalls zu uns bestellt hatte, sagte dasselbe. Je mehr man kotzte, desto besser ginge es dem Kind.
Ich schwor mir, dass ich garantiert nicht mal mit künstlicher Befruchtung ein Kind bekommen würde.
„Tina, so kannst du nicht zu deinem Auftrag!”, sagte ich bestimmt. Ehrlich, das konnte sie doch nicht wirklich vorhaben. Weder Ruhe, noch das Medikament, das der Gyn Tina gegeben hatte, wirkten.
Tina göbelte in ihren Eimer und sagte erschöpft: „Aber ich muss. Ich kann mir den finanziellen Ausfall nicht leisten. Oder hast du zufällig 5000 Dollar auf dem Konto, die du mir borgen kannst?”
Hieß ich Rockefeller? Natürlich hatte ich keine solchen Unsummen auf meinem Konto. Am Monatsende hatte ich diese Zahl ohne die drei Nullen im Portmonee und mein Konto war in den roten Zahlen. So sah es aus.
„Du musst dir das Geld von jemandem leihen. Was ist mit deinen Eltern? Geschwister? Andere Freunde? Ralph muss es dir geben! Er hat den Schlamassel, in dem du steckst, zu verantworten”, beschwor ich meine ruinierte Mitbewohnerin / Freundin.
„Keine Chance. Mein Vater ist arbeitslos und meine Mutter lebt schon lange nicht mehr. Geschwister habe ich keine. Meine Freunde kennst du. Es sind dieselben wie deine. Und Ralph - ich habe echt keine Ahnung, wie er mit Nachnamen heißt, wo er wohnt ...” Tina würgte, ohne dass etwas aus ihr rauskam. Ein Lächeln zog über ihr grünes Gesicht. „Es ist vorbei …”
Aber es war nicht vorbei. Schon im nächsten Augenblick kam noch mehr dünnflüssiges, grünes Zeug aus Tina raus.
„Kannst du dir von der Agentur einen Vorschuss geben lassen?”
„Wenn ich so kurzfristig absage und dann auch noch einen Vorschuss brauche, bin ich raus. Wuäääääh …”
„Ich spreche mit denen!”
„Bitte, bitte, tu das nicht. Die haben keine Nachwuchssorgen! Wuäääääh ...”
Damit war ich am Ende mit meinem Latein. Jetzt fiel mir nur noch eine Lösung ein und die gefiel mir gar nicht. Leider war ich ebenfalls am Arsch, wenn Tina am Arsch war. Ich konnte wohl kaum zu Ron und Jonathan in ihr 14-Quadratmeter-Apartment ziehen.
„Tina, ich übernehme deinen Job für dieses eine Wochenende - du erholst dich und überlegst dir die Sache mit der Abtreibung!“
Tina kotzte noch eine Runde. Vermutlich verdaute sich ihr Körper gerade selbst. Ich hätte sie immer noch am liebsten sofort in die Klinik gebracht.
„Das würdest du wirklich für mich tun?” Ihre Augen mit den tellergroßen dunklen Ringen, die in den vergangenen Tagen darum gewachsen waren, erschienen über dem Rand des Eimers.
„Ja”, sagte ich mit fester Stimme, obwohl ich meine Hilfsbereitschaft auch schon ein klein wenig bereute.
„Traust du dir das denn zu? Es geht um ein Wochenende, an dem du vor seinen Freunden die zukünftige Frau eines reichen Geschäftsmannes spielen sollst”, fügte Tina hinzu.
„Er wird ja wohl kaum vor seinen Freunden mit mir vögeln wollen.”
„Auch nicht hinter ihrem Rücken. Er will nur die Begleitung. Aber es muss schon echt aussehen. Händchen halten, verliebte Blicke und so.”
„Okay, das krieg ich hin. Aber es ist schon beknackt, oder? Warum tut er das?”
„Er will seine alten Freunde mit einer tollen, jungen Frau neidisch machen.” Tina zuckte mit den Schultern, bevor sie in den Eimer kotzte.
„Mach dir keine Sorgen, Tina. Das wird schon nicht so schwer sein. Ich stelle mir vor, ich wäre eine Schauspielerin. Im Übrigen bleibe ich meinen Prinzipien treu: Erst das Studium beenden, dann Karriere machen, dann weitersehen. Zeig mir einen Kerl, der es schafft, mich ins Bett zu kriegen. Ich bin die Weltmeisterin im Männer-Abschütteln.”
Ich kratzte mich am Kopf.
„Na ja, an deinem Äußeren müssen wir trotzdem noch was tun”, meldete sich Tina mit zerknirschtem Gesichtsausdruck zurück.
Ratsch …
„AUUUUUU … Wollen Sie mich umbringen?”, brüllte ich die Kosmetikerin an. Ich erwartete nicht wirklich eine Antwort von ihr, aber zumindest eine Entschuldigung für das, was sie meiner unteren Hälfte antat.
„Glaub mir, Emma. Ist der Bär einmal weg, sieht das Ganze schon viel hübscher aus”, zwinkerte Ron mir zu. Jonathan war jetzt bei Tina und Ron begleitete mich zu Tinas Kosmetikerin.
Ron hielt schon die ganze Zeit meine Hand. Jetzt wusste ich, warum. Eine Vollnarkose wäre jedoch angebrachter gewesen.
„Ich werde aussehen wie ein Kleinkind. Warum machen wir das überhaupt? AUTSCH!! Ich werde sicher nicht mit dem Typen ins Bett steigen, denn er will nur meine Begleitung. Würde es nicht genügen, wenn dieser weibliche Folterknecht mir die Haare aus den Waden reißt?”, fauchte ich Ron an, unbeeindruckt von den komischen Blicken der Kosmetikerin.
„Die kommen auch noch an die Reihe. Aber, Süße, du wirst Tinas Kleider tragen. In dem Fall ist ein Brazilian-Waxing nur angebracht”, entgegnete Ron, während er irgendetwas in sein Handy tippte.
Wenn ich wirklich Tinas Kleider tragen würde, hätte Ron recht, denn die waren so kurz, dass ich mich schon manches Mal gefragt hatte, ob es nicht reichen würde, wenn sie sich einfach nur in Zahnseide einwickeln würde. Aber ich würde Tinas Kleider schon darum nicht anziehen, weil sie eine Kleidergröße weniger trug als ich.
Das sagte ich Ron, doch der schüttelte nur vorwurfsvoll den Kopf und tippte weiter ins Handy.
„AUUUUUU!!!”
Warum riss mir die Kosmetikerin denn jetzt auch noch die Härchen vom Hintern runter?
„Was tust du da eigentlich, Ron? AAAAAH….”
Jetzt war mein Anus blank.
„Ich schreibe mit Danny, meinem Optiker des Vertrauens.”
„Seit wann hast du einen Optiker deines Vertrauens?”
Ron klimperte mit den Wimpern, die er seit geraumer Zeit schwarz färben ließ. Sollte das eine Antwort gewesen sein?
„Und warum schreibst du mit Danny?”, insistierte ich.
„Wir brauchen Kontaktlinsen. Oder glaubst du, dass du Tina mit deinen Vergrößerungsgläsern vertreten kannst? Dieser reiche Mann will seine Freunde beeindrucken. Mit einer Kopie von Harry Potter wird das kaum gelingen.”
„AUUUUU.” Das war meine rechte Wade.
Ron schaute mich mitleidig an.
„Ach, Süße, ich liebe dich doch so wie du bist, aber für diesen Mann müssen wir dich so aufpimpen, dass nicht auffällt, dass du in Wirklichkeit eine hochintelligente Mathe-Studentin bist, die mit den Männern abgeschlossen hat. Eine Mogelpackung. Das würde ihm bestimmt nicht gefallen und Tina den Job kosten. Und entspann dich endlich, Emma.“
Die Kosmetikerin kapierte wohl in dem Moment auch, wovon Ron und ich sprachen. Was den weiblichen Folterknecht prompt dazu veranlasste, die Waxing-Stripes unter meinen Achseln besonders ruckartig abzuziehen.
„AUAAAAH!”
„Sie sind fertig”, verkündete die Frau geradezu schadenfroh und tupfte mir die Achseln sowie die blanke Scham mit einem alkoholhaltigen Tuch ab.
Dieses Mal verkniff ich mir das Gebrüll, da es das brutale Weib womöglich zu weiteren Foltermaßnahmen angeregt hätte. Außerdem stand mir die wirkliche Folter noch bevor.