Читать книгу Angie - Danian Stone - Страница 6

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Kapitel 3 Die Strafe

Angie schaute in eine Runde fragender Gesichter, die gebannt an ihren Lippen hingen. Selbst Peter Mengk, der mit seinen Bermudahosen wie ein neugieriger Junge, auf seinem Stuhl saß, schien sich wieder beruhigt zu haben. Zumindest konnte Angie an seiner Gesichtshautfarbe erkennen, dass er seinen hochroten Farbton wieder gegen diese unansehnliche Blässe getauscht hatte. Susanns Oberweite sprang förmlich aus ihrem viel zu engen Top. So weit wie sie sich nach vorne gebeugt hatte und Benjamins Duftwolke, schien Angie förmlich eingefangen zu haben. Ohne dass sie etwas davon mitbekommen hatte, war er mit seinem Stuhl, etwas näher an sie heran gerückt. Scheinbar wollte keiner im Raum, auch nur das geringste Detail ihrer Geschichte verpassen. Dabei hatte sie das wesentliche noch überhaupt nicht erzählt.

Stattdessen fühlte sie sich zwischen diesen Menschen irgendwie beengt und versuchte dieser Enge zu entfliehen, indem ihr Blick etwas irritiert hinüber zur Tür und auf die große runde Uhr darüber fiel.

16:10 Uhr zeigte diese an und Angie brummte. »Äh, es ist nach vier.«

»Was?«, fragte Dr. Schwarz nach, der ebenfalls kurz zur Uhr blickte und dann antwortete: »Ich denke wir machen heute länger.«

Dabei wanderte sein Blick an den Anderen entlang, von denen keiner widersprach, bis er wieder zu Angie blickte.

Angie schwieg. Sie war sich nicht sicher, ob sie weiter erzählen sollte. Doch die Blicke der Anderen, sprachen eine eindeutige Sprache. Sie alle waren begierig darauf, zu hören, was weiter passiert war.

»Wir können auch beim nächsten mal weiter erzählen.«, versuchte Angie es nochmal.

»Nein!«, antwortete Dr. Schwarz kurz. »Wir möchten es jetzt hören.«

»Also gut,« sagte sie, »wir mussten also in dieses Camp.«

Neun Uhr war es, als ich mit meiner Mutter vor dem Jugendamt eintraf. Dem vereinbarten Treffpunkt, an dem ich abgeholt werden sollte.

Die Sonne stand schon wieder am Himmel und ließ uns spüren, dass es auch heute wieder ein warmer Sommertag werden würde. Dieser verfluchte Sommer schien gerade erst zur Höchstform aufzulaufen, obwohl wir bereits seit Wochen, eine Hitzewelle über uns ergehen lassen mussten.

Ohne Frage, stand die ganzen Ferien über, ein warmer Sommer ins Haus.

Die Prognosen im Wetterbericht erzählten von nichts anderem mehr und langsam fing auch ich an, daran zu glauben.

Heute beschäftigte mich aber etwas anderes.

Eine Ungewissheit. Oder vielleicht die Angst vor dem neuen.

Sogar als Melanie auf mich zukam und ihre Tasche, neben meine stellte, gelang es mir nicht, das Gefühl der Unsicherheit und der Angst von mir abzustreifen, das mich seit den frühen Morgenstunden quälte.

Gewiss, ich war es gewesen, die der ganzen Sache zugestimmt hatte. Doch jetzt plötzlich war ich mir nicht mehr so sicher. Die Euphorie, bei dem Gedanken, endlich von zuhause wegzukommen, die ich im Vorfeld verspürt hatte, war verblasst. Irgendwie war sie schon gestern weg gewesen, als ich von Mel aufgebrochen war und mich verärgert über ihre Starrsinnigkeit, in Bezug auf Jenny, auf den Weg nach Hause gemacht hatte. Dieses ganze Gerede über Jenny und die Strafe, die sie bekommen sollte, hatten bei mir Zweifel aufkommen lassen, ob wir überhaupt richtig gehandelt hatten.

Die ganze Aktion mit Don, schien mir jetzt doch etwas übertrieben gewesen zu sein. Vor allen Dingen, hatten wir voreilig und unüberlegt gehandelt. Daher wollte ich meiner Strafe jetzt auch entgegen sehen. Auch wenn ich immer mehr Angst davor bekam.

Melanie, die mit Jeans, blauem Top und einer beigen, dünnen Jacke bekleidet war, schaute mich lächelnd an. »Jetzt geht’s gleich los! Ich kann’s kaum erwarten.«

»Freu dich nicht zu früh!«, stoppte ich sie, in ihrer Begeisterung und warf einen besorgten Blick auf die Tür des Jugendamtes, durch die soeben Frau Schnitzer-Stein heraus kam und auf unsere Mütter zuging.

Die drei Frauen unterhielten sich einen Moment, als unbemerkt ein weißer Kleinbus auf den Parkplatz fuhr und vor Mel und mir stoppte.

Erschrocken drehte ich mich um, als das Gefährt vor mir anhielt.

Frau Schnitzer-Stein kam herüber und sagte: »Na! Dann geht es jetzt los!«

Der Mann, der in dem kleinen Bus saß, stieg aus und kam um den Wagen herum auf uns zu, wobei er sogleich die Schiebetür öffnete, die mit einem lauten Knall nach hintern rutschte und gegen den Anschlag, in der Führungsschiene donnerte.

»Meier!«, sagte er knapp und schaute in die Runde. »Frank Meier, ich bin der Fahrer vom Life Camp 42!«

»Life Camp 42!«, wiederholte Melanie, die letzten Worte des Mannes.

Doch niemand beachtete sie. Stattdessen sagte Frau Schnitzer-Stein, »Das sind die beiden!«.

Dabei warf sie einen Blick auf den Block, den sie in ihrer Hand hielt und fügte noch an. »Richtig! Frank Meier!«

Das war auch der Name, der in ihren Unterlagen stand.

Unsere Mütter kamen und ich stellte bereits meine Tasche in den Bus.

Melanies Mutter nahm ihre Tochter in den Arm und küsste sie.

Sie fing an zu weinen und Melanie rutschte ein kurzes: »Och Mama!« heraus, dann stieg sie samt Tasche ein.

Meine Mutter nahm mich am Arm und zog mich zu sich. Sie fuhr mir mit der Hand über den Kopf, drückte mich und sagte: »Wenn du wieder kommst, wird alles anders. Und melde dich wenn du kannst!«

Ich musste plötzlich meine Tränen zurückhalten.

Soviel Sorge um meine Person, hätte ich von meiner Mutter überhaupt nicht erwartet. Schon gar nicht, nachdem ich Philip all diese Gemeinheiten an den Kopf geworfen hatte und ich gestern Abend mitbekommen hatte, wie die beiden sich im Bett darüber unterhielten, wie es wohl weiter gehen sollte.

»Ich pass auf!«, sagte ich leise. Fast reumütig.

Meine Mutter drückte mich nochmal, dann stieg ich ein.

Setzte mich neben Melanie, die schon am Fenster Platz genommen hatte und die Tür wurde geschlossen.

Frank, der schlaksige Fahrer, mit dem spitzen Gesicht und dem dünnen blonden Haar, lief in seinem weiten T-Shirt wieder um den Wagen herum und stieg dann auch ein.

Er startete den Motor und rief: »Es geht los!«

Mit einem Ruck, setzte sich der Wagen in Bewegung, fuhr in einem weiten Bogen über den Parkplatz und dann in Richtung Ausfahrt.

Wir schauten durch die Heckscheibe hinaus und winkten unseren Müttern zu, die ihrerseits zurück winkten, bis der Wagen vom Parkplatz verschwunden war.

Als ich mich wieder umdrehte und nach vorne schaute, hatte ich ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Meine Angst vor dem neuen war verschwunden. Meine Sorge, diese Aufgabe hier zu bewältigen zu können oder nicht, war wie weggeblasen. Stattdessen hatte ich plötzlich ein neues Gefühl in meinem Inneren.

Es war keine Angst, keine Sorge.

Auch nicht das Gefühl der Unsicherheit darüber, was wohl auf uns zukommen würde.

Nein!

Es war ein anderes Gefühl.

Etwas, das ich noch nie zuvor verspürt hatte und als ich auf Melanie blickte, die aus dem Fenster sah, schien dieses Gefühl mich förmlich aufzufressen. Es brannte in meinem Inneren und vermittelte mir den Eindruck, als würde etwas schreckliches Geschehen.

»Ihr könnt mich Frank nennen!«, hörte ich eine Stimme, die mich aus meinen Gedanken riss und mich dazu veranlasste, meinen Blick von Mel abzuwenden.

Melanie schaute ebenfalls nach vorne und sagte laut: »Ich bin Melanie!«

»Weis ich doch!«, brummelte Frank von seinem Platz aus.

»Gehören sie auch zum Camp?«, fragte ich ihn.

»Nein! Ich bin nur heute mit dabei, weil man im Camp nicht genügend Fahrer hat.«

»Schade«, bedauerte Melanie.

»Ja, ich glaube das wird ganz lustig.«

Ich brummte nur kurz und sagte leise: »Mit Lust hat das nichts zu tun.«

»Wie weit fahren wir denn?«, hörte ich Melanie fragen.

»Ein paar Stunden. Also macht es euch bequem.«

»So lange.«, Melanies Stimme klang enttäuscht.

Ich sagte nichts.

Ich verspürte immer noch dieses seltsame und ungewohnte Gefühl.

Angie

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