Читать книгу Macht euch die Erde untertan - Daniel Headrick - Страница 63
Fazit
ОглавлениеAls sie Pflanzen und Tiere domestizierten, lernten die Menschen, auch das Wasser zu kontrollieren. An besonders bevorzugten Orten, wo es guten Boden, warmes Klima und Zugang zu Frischwasser gab, aber der Regen selten oder zur falschen Zeit fiel, erlaubte die Wasserkontrolle den Bauern erstaunliche Erträge. Reiche Ernten wiederum haben zwei Arten von Auswirkungen.
Sozial gesehen führten sie zum Bevölkerungswachstum, das in einem sich selbst verstärkenden Mechanismus mehr Wasserkontrolle und eine intensivere Landwirtschaft erlaubte. Reichlich vorhandene Nahrung erlaubte auch, dass ein Teil des Überschusses die Gruppen ernährte, die keine Landwirtschaft betrieben, sondern Städte und Monumente bauten, Priesterreligionen organisierten, Handel oder Kriege betrieben oder Macht über andere ausübten. Diese Entwicklungen waren dort besonders wirksam, wo fruchtbares Ackerland von Wüsten oder Bergen umgeben war und die Bauern nicht wegziehen konnten. Es ist also kein Zufall, dass die ersten Kulturen in Gebieten entstanden, wo Wasserkontrolle möglich war, umgeben von Gebieten, die Ackerbau unmöglich machten. Außerhalb dieser wenigen und relativ kleinen Gebiete praktizierten manche Menschen eine neolithische Art des Ackerbaus, andere hüteten Herden, wieder andere jagten und sammelten wie ihre Vorfahren.
Wasserkontrolle bedeutete automatisch Interaktion mit der Umwelt. Diese war aber nicht einseitig, und die Folgen waren je nach Umweltsituation verschieden. In manchen Gebieten verlor der Boden unter dem Druck der intensivierten Landwirtschaft seine Fruchtbarkeit oder wurde salzig und unproduktiv, was dann die Kultur untergrub, die diesen Druck geschaffen hatte. So war es etwa im unteren Mesopotamien. In Ägypten dagegen sorgten die Nilfluten in der Landwirtschaft jahrtausendelang für Nachhaltigkeit. In anderen Fällen – dem Küstengebiet Perus, den Anden, Mittelamerika, dem Südwesten der USA – machte die Abhängigkeit von ausreichenden Wassermengen die Landwirtschaft und damit ganze Kulturen anfällig für Klimaveränderungen.
Das Schicksal dieser frühen wasserbasierten Kulturen hing jedoch nicht allein von der Gnade der Natur ab. Worauf es ankam, waren die Interaktionen zwischen der Veränderlichkeit des Klimas und der Widerstandsfähigkeit der davon betroffenen Gesellschaften. Einige Kulturen wie die Ägyptens und Nordmesopotamiens erwiesen sich als bemerkenswert widerstandsfähig und konnten sich nach jeder Krise erneuern. Andere wie die der Maya und der Anasazi brachen unter einer Kombination aus unbeständigem Klima und einer starren Gesellschaft zusammen und erholten sich nie wieder.