Читать книгу Parallele Universen - Daniel Meurois - Страница 9
Unsere Widersprüche
ОглавлениеDie Spitzentechnologien haben innerhalb weniger Jahrzehnte unsere Einstellung zur Wirklichkeit gehörig ins Wanken gebracht und uns zu völlig neuen Einsichten geführt. Auf intellektueller und psychologischer Ebene hinken wir jedoch hinterher … Die naheliegenden Konsequenzen haben wir jedenfalls noch nicht daraus gezogen. Wenn die Technik sich nun aber sprunghaft weiterentwickelt und uns neue Horizonte eröffnet, wieso gilt das dann nicht auch für andere Lebensbereiche? Was spricht denn dagegen? Ich denke hier an unsere psychischen, metaphysischen und spirituellen Barrieren im allerweitesten Sinne, also an alles, was unsere ‘Innenwelt’ als denkende Wesen ausmacht. Im Grunde sind wir nämlich durchaus in der Lage, uns weiterzuentwickeln.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie auf einem Tisch in meinem Elternhaus der erste Fernseher in Erscheinung trat. Was habe ich gestaunt! Ich war höchstens elf oder zwölf Jahre alt. Die Bildqualität war natürlich ziemlich mäßig – schwarz-weiß. Es gab nur ein einziges Programm. Und doch war es … ein Wunder.
Unser Erfahrungshorizont wurde auf eine harte Probe gestellt. Wie war es nur möglich, etwas zu sehen, das sich Hunderte oder gar Tausende Kilometer entfernt von uns abspielte?
Heute, ein halbes Jahrhundert später, erscheint es unvorstellbar, kein Farbfernsehen zu haben. Ebenso undenkbar wäre es, vom problemlosen Zugang zu unzähligen Programmen abgeschnitten zu sein. Es gibt eben zahllose Fernsehkanäle – ganz zu schweigen von damit einhergehenden Finessen, wie etwa der hohen Auflösung. Wir würden uns doch wie Dinosaurier fühlen, wenn wir nicht in diesen Genuss kämen.
Ich mache mir allerdings weniger Sorgen um die ‘Dinosaurier der Technik’, als um unsere Welt, die der Entwicklung hinterherhinkt, lieber herumtrödelt und die Augen verschließt, als sich mit ihrem ureigensten Wesen zu beschäftigen. Wir verhalten uns wie Künstler oder Schauspieler eines einzigen Fernsehkanals …, der die einzig mögliche Lebensform wäre. Das habe ich ja schon öfter gesagt. Welche Ahnungslosigkeit und Blindheit wir in dieser Hinsicht doch an den Tag legen! Das erscheint mir dermaßen kindisch. Es ist fast als würden wir noch immer gelehrten Doktrinen folgend glauben, die Erde sei der Mittelpunkt des Universums.
Die alten Debatten sollten auf diesem Gebiet schon längst überwunden sein – sind es aber leider nicht.
Wir weigern uns standhaft in Betracht zu ziehen, dass im Universum ebenso viele ‘Lebenskanäle’ existieren können, wie es Fernsehkanäle gibt – im Prinzip also unendlich viele.
Als Argument ins Feld zu führen, wir hätten keine wissenschaftlichen Beweise dafür, ist wenig hilfreich. Die Wissenschaft entwickelt sich ja ihrerseits weiter. Ihre Begriffe und Vorstellungen unterliegen einem ständigen Wandel. Gerade in der Physik werden unablässig neue Gesetze entdeckt, die alte Vorstellungen ablösen. Wir sollten die Wissenschaft also nicht zu einer neuen, absoluten Gottheit erklären. Es wäre völlig verkehrt, sie zu einem so unerbittlichen, doktrinären Herrscher zu erheben, wie manche Kirchen ihn auf Erden errichten wollten. Viel sinnvoller ist es, uns ihre Erkenntnisse zu eigen zu machen, weil sie uns helfen, über unsere menschliche Verfasstheit nachzudenken. Ganz entscheidend dabei ist das Prinzip der Analogie. Warum ausgerechnet dies? Nun, weil es wohl eines der grundlegendsten Gesetze des Universums ist.