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Оглавление# 7 GESCHENKTER KAFFEE
Er kommt jede Woche um die Mittagszeit in dieses Café und geht zielstrebig an die Theke. Mit schmutziger Jacke und durchlöcherter Hose passt der Mann nicht in das Bild, das ansonsten von Businessmännern und -frauen beim Lunch bestimmt wird. Aber er wird nicht komisch angeschaut.
„Steht noch einer auf der Liste?“, fragt er mit verrauchter Stimme. Die Bedienung sagt freundlich: „Moment, ich schaue gerade einmal nach“, und verschwindet kurz. Wenig später kommt sie wieder und sagt: „Ja. Kaffee, Latte Macchiato oder ein doppelter Espresso.“ Der Mann entscheidet sich für den Kaffee und setzt sich an den Tisch. Mit beiden Händen wärmt er sich an der Tasse und genießt jeden Schluck seines „Caffè sospeso“.
„Caffè sospeso“ ist nichts anderes als gelebte Nächstenliebe. Die Idee stammt aus Italien, wo Kaffee quasi ein Grundnahrungsmittel ist. Es geht ganz einfach: Der Kunde bezahlt im Café nicht nur seinen eigenen Espresso, sondern zwei, drei weitere. Die kommen auf eine Liste und werden dann an Bedürftige weitergegeben. Einfach, aber wirkungsvoll. Durch das Internet verbreitete sich die Idee in den USA und seit einiger Zeit gibt’s auch in Deutschland die Aktion „Suspended Coffee“, das heißt „aufgeschobener Kaffee“.
Ich finde die Idee großartig. Simpel, unspektakulär, effektiv. Einfach so entstanden. Die Tatsache, dass so etwas Banales wie ein kostenloses Heißgetränk die Restaurants der Republik revolutioniert, ist wirklich göttlich. Im wahrsten Sinn des Wortes. Denn das Prinzip der Nächstenliebe ist Gottes Erfindung. Wir sollen uns umeinander kümmern. Auf ganz natürliche Weise. Das ist nicht speziell die Aufgabe der Christen und die Ideen der Kirche werden nicht besonders gesegnet. Ich glaube, dass Gott jeden Menschen segnet, der sich um bedürftige Menschen kümmert.
Mit einem gespendeten Kaffee kann man wahrscheinlich nicht die Welt retten, aber ein gespendeter, heißer Kaffee kann in jedem Fall dafür sorgen, dass die Welt anders aussieht. Nämlich wärmer. Zumindest für eine Person und für einen Moment.
Im Internet findet sich die Idee vom aufgeschobenen Kaffee unter