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# 1 DIE BIBEL – EIN BUCH VOLLER ERZÄHLKUNST

Die Bibel ist ein Buch voller Erzählkunst. Und das wiederum ist ein Markenzeichen des Orients bis heute. Da werden nicht einfach nur die Fakten auf den Tisch geknallt nach dem Motto: So und so sieht’s aus.

Nein, da werden Anliegen, Antworten und Weisheiten in Bilder verpackt und bleiben dadurch nicht bloße Theorie. Da bleibt Spielraum für eigene Interpretationen und eine Geschichte wird so erzählt, dass die Menschen sie verstehen. So hat es auch Jesus gemacht, zum Beispiel bei diesem Gleichnis:

Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er „eins“ von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er’s findet? Und wenn er’s gefunden hat, so legt er sich’s auf die Schultern – voller Freude. Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über „einen“ Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen (Lukas 15,4-7).

Heute hört sich die Geschichte etwas altbacken an, das gebe ich zu. So hat das Martin Luther vor knapp 500 Jahren eben übersetzt. Und Luther hat bei der Bibelübersetzung einen richtig guten Job gemacht. Er hat „dem Volk aufs Maul geschaut“. Damals war das also die absolut angesagte Sprache der Leute. Die haben sich so unterhalten.

Wenn die Bibel für mich mehr sein soll als ein interessantes Geschichtsbuch, dann muss ich mir die Geschichte

a) noch mal in meine heutige Sprache übersetzen und

b) im Zusammenhang anschauen.

Bei der Geschichte mit dem verlorenen Schaf habe ich das folgendermaßen versucht:

Früher gab es viele Schafhirten. Das Bild, das Jesus wählte, ist simpel, aber wirkungsvoll. Jeder hatte den Hirten vor Augen. Aber dass ein Hirte alle anderen Schafe im Stich lässt, um ein einziges zu suchen, das irritierte. Das war unnormal, wirtschaftlich gedacht nicht tragbar.

Jesus hat diese Geschichte ganz gezielt religiösen Besserwissern erzählt. Die haben sich nämlich vorher darüber aufgeregt, dass sich Jesus zu viel mit Dieben, Prostituierten oder Obdachlosen abgibt. Mit dieser Schafsuche sagte er ihnen: Gott liebt besonders diese Menschen. Er überspitzte es sogar, indem er ausdrückte: Diese Menschen sind interessanter.

Ich schätze, heute würde Jesus im Zweifelsfall die Sonntagsmorgengottesdienste schon nach der Begrüßung verlassen. Er würde zum Bahnhofsvorplatz gehen. Bestimmt würde er sich in der Kirchentür noch umdrehen und sagen: „Kommt mit und unterstützt mich! Ihr wisst doch schon, wovon ich rede. Diese Leute noch nicht. Lasst uns Gottes Liebe nicht nur theoretisch weitergeben. Lasst den Worten auch Taten folgen.“

Die Bibel wurde nicht nur von Martin

Luther ins Deutsche übersetzt.

Eine neuere, zeitgemäße Übersetzung ist zum Beispiel die der BasisBibel:

www.basisbibel.de

Ich glaub an dich. Gott

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