Читать книгу Spur in den Schatten - Martin Schoeller, Daniel Schönwitz - Страница 5

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Prolog

Als Du jung warst, hattest Du Ideale. Du wolltest einen ehrbaren Beruf ausüben, ein sinnvolles Leben führen.

Gut, du warst nie der Typ, der als Entwicklungshelfer nach Afrika gehen oder bei Greenpeace Wale retten wollte. Aber Du wolltest ein Pfeiler unserer freien Gesellschaft sein. Und Du warst auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen.

Doch dann kam das Geld. Eines Tages hast Du gemerkt: Ein Mann mit Deinen Fähigkeiten kann schnell reich werden – wenn er es mit der Moral nicht allzu genau nimmt. Wenn er seine Dienste an denjenigen verkauft, der am meisten dafür zahlt.

Jetzt bist Du reich. Und keineswegs ein ehrbarer Bürger, auch wenn das alle glauben. Sondern ein Krimineller, der schwere Schuld auf sich geladen hat.

Du fragst Dich, wie es soweit kommen konnte. Warum es Dich jahrelang nicht gestört hat, Deine Ideale zu verraten.

Du weißt es nicht. Du vermutest, dass Du ein Meister der Verdrängungstaktik bist. Du hast einfach nicht mehr darüber nachgedacht, für wen Du arbeitest. Es war zu einfach, zu verlockend, die hochprofitablen Aufträge abzuarbeiten. Und das Geld auszugeben. In einem luxuriösen Haus zu leben. Porsche zu fahren. Traumurlaube an der Côte d‘Azur zu machen. Da blieb nicht viel Zeit für Selbstreflexion. Und es gab niemanden, der Dich hätte bremsen können. Der Dir die Meinung gesagt, Dich womöglich auf den richtigen Weg zurückgebracht hätte. Du konntest ja niemandem sagen, für wen Du arbeitest. Weder Deinem Vater, noch Deiner Frau.

Doch warum stört es Dich plötzlich, dass Du Dein Geld mit schmutzigen Geschäften verdient hast? Warum ist Dein Gewissen nach all den Jahren erwacht? Warum kannst Du nachts kaum noch schlafen, weil Du an Deine Schuld denken musst?

Du hattest keine schwere Krankheit und keine Gottesbegegnung. Du hast plötzlich angefangen, nachzudenken. Zu hinterfragen. Nach dem Sinn zu suchen. Wenn es dafür einen Auslöser gab, ist Dir das nicht bewusst. Du glaubst, dass es ein schleichender Prozess war.

Jetzt willst Du Dein Leben verändern. Aussteigen. Wieder gutmachen. Das schmutzige Geld, das Du in all den Jahren verdient hast, für etwas Sinnvolles einsetzen.

Aber Dir ist klar: Deine Geschäftspartner werden Dich nicht gehen lassen. Dafür weißt Du zu viel.

Doch Du bist bereit, Dein Leben zu riskieren. Du willst lieber sterben, als weiterzumachen wie bisher.

Was Du nicht ahnst: Du setzt nicht nur Dein Leben aufs Spiel. Sondern auch das Deines Sohnes.

Spur in den Schatten

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