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Kinderplätze

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Es gibt die Plätze der Kinder innerhalb der Familie und auf der Ebene der Kinder innerhalb der Geschwisterreihe. Wir verstehen unter dem Platz weniger eine Rangordnung als einen guten und sicheren Ort, wo jedes Familienmitglied nicht nur eine Überlebensnische, sondern einen adäquaten Raum hat, zu wachsen und sich zu entwickeln. Mit diesem Platz sind Rechte und Pflichten verbunden. Die Verantwortung dafür tragen Eltern und Kinder gemeinsam. Kinder und Jugendliche suchen ihre Identität und ihren Platz.

Einen Platz haben, heißt: Ich darf ich sein. Ich habe eine unendliche Würde. Es gibt einen sicheren Ort, wo meine Integrität geschützt ist. Ich stehe in Beziehung und habe Verantwortungen und Kompetenzen und Freiheiten. Es bedeutet außerdem: Ich respektiere deinen Platz, deinen Raum und deine Grenzen.

Mattheo hat schon sehr früh den Platz seines älteren Bruders, des Erstgeborenen, angestrebt und wohl auch eingenommen. Seine Eltern haben ihn dabei unbewusst unterstützt, weil er ein Vorzeigekind war und keine Probleme machte. Viel später wollte er in einem seelsorgerlichen Schritt wieder den Platz Nummer zwei in der Geschwisterreihe einnehmen.

Wir sehen, wie sich unsere Kinder, jedes auf seine Art, ihren Platz erkämpfen: originell, witzig, charmant, kämpferisch, kooperativ, brav und angepasst, rebellisch, religiös … Hinter vielen »verhaltensoriginellen«, jedoch nicht sehr konstruktiven Verhaltensweisen steht der Versuch eines Kindes, um seinen Platz an der Sonne und um die damit verbundene Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu kämpfen:

Die Großeltern sind zu Besuch. Am Familientisch erklärt die Mutter stolz, dass der dreijährige Sohn jetzt keine Windeln und keinen Schnuller mehr braucht. Der Fünfjährige hebt daraufhin den ganzen Tisch hoch und ruft: »Seht mal, wie stark ich bin!« Er nimmt nicht wahr, dass dabei eine Vase umkippt und zerbricht.

Man erzieht nur mit dem Herzen gut

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