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Leere Plätze, die neu ausgestaltet werden müssen

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Manchmal bleibt ein Platz im Familienhaus leer. Ein Partner, ein Elternteil stirbt. Es bleibt eine Leerstelle. Oder der Platz war nie besetzt, weil ein Elternteil alleinerziehend unterwegs ist. Die Eltern lassen sich scheiden. Obschon sie weiterhin Mutter und Vater bleiben, braucht es viel Kraft, Kreativität und Flexibilität, den Platz der Vater- und Mutterschaft diesen neuen Verhältnissen anzupassen. Zudem kommen meist neue Partnerinnen oder Partner ins Spiel und nehmen ihrerseits Plätze ein. Die Kinder und Jugendlichen müssen dabei enorme Anpassungsleistungen erbringen und lernen sehr viel.

Unbesetzte oder verlassene Plätze im Familiensystem sind anspruchsvolle Herausforderungen für alle Familienmitglieder. Manchmal spricht man lieber nicht darüber, wenn sich Familien neu formieren, weil es so wehtut. Dabei braucht es gerade jetzt viele Gespräche über die Trauer, die Ängste und Schuldgefühle. In solchen Situationen, wie etwa bei Abschied und Neuanfang, kann die Gottesbeziehung eine wertvolle Ressource sein. Wir erleben immer wieder, wie Gott als Tröster in unsere Verlassenheitsängste treten kann: »Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen«, sagt Jesus seinen Jüngern, als er ihnen mitteilt, dass er jetzt weggehen wird. Und er verspricht, dass ein »Tröster« kommen wird.3

Vanessa erlebte das nach dem Auszug ihres Partners so:

Ich war ziemlich verzweifelt und fühlte mich schuldig, weil ich als alleinerziehende Mutter meinen Sohn vier Tage die Woche in die Krippe geben musste. Nach der Arbeit holte ich ihn wieder ab. Schon seit ein paar Monaten weinte Luca sich in den Schlaf und ich konnte ihm nicht helfen. Im Elterncoaching hörte ich, dass ich Gott um Hilfe bitten könnte. So entschloss ich mich dazu, dies in der nächsten Zeit zu üben. Am anderen Abend weinte mein Kind wieder und ich spürte, wie in mir die Ohnmacht und Hilflosigkeit hochstiegen. Ich fragte Gott: »Was soll ich nur machen?« Mir kam die Idee, mit Luca zu beten.

Obwohl ich nicht wusste, wie man betet, fragte ich meinen Sohn: »Willst du beten?« Luca war sofort einverstanden und betete: »Lieber Gott, ich muss immer weinen, doch ich will gar nicht immer weinen, kannst du machen, dass ich nicht mehr weinen muss?«

Seit diesem Gebet erleben Luca und seine Mutter als Kleinfamilie die Präsenz und den Trost des himmlischen Vaters. Und Vanessa hat durch ihren Sohn gelernt, mit Gott in den Dialog zu treten.

Lücken in einem Familiensystem kann man nicht einfach kompensieren – das gilt auch, wenn die Kinder ausfliegen und das Nest plötzlich leer ist. Gott ersetzt nicht automatisch den fehlenden Partner, Elternteil oder die Kinder, die nicht mehr in derselben Wohnung wohnen. Gott ist kein Lückenfüller in unserem Familienhaus. Aber wir haben in ihm einen Ort, wo wir mit unserem Schmerz hingehen können und neu Trost, Weisheit und Kreativität zur Bewältigung der Leerstellen bekommen. Sie werden damit zu »Lehrstellen« und zum Segensort, was man jedoch oft erst rückblickend sehen kann.

Eine häufige berufliche oder krankheitsbedingte Abwesenheit des Partners kann ähnliche Auswirkungen haben:

Der CEO eines global tätigen Unternehmens arbeitet oft im Ausland. An vielen »vaterlosen« Wochenenden ist Maria mit ihren Kindern allein. Sie beneidet die Nachbarsfamilie: Beide Elternteile sind Lehrpersonen, haben zwölf Wochen Ferien und teilen sich die Erwerbs- und Familienarbeit. Maria benötigt einen längeren inneren Weg, um ihre Familiensituation, zu der sie sich gemeinsam entschieden haben, ohne Groll zu akzeptieren. Sie beginnt, während der gemeinsamen Aktivitäten mit ihren Kindern den abwesenden Vater mit einzubeziehen, indem sie beispielsweise sagt: »Das würde Papa gefallen. Schicken wir ihm ein Bild davon.« Mit Gottes Hilfe wählt sie bewusst das, wozu sie im Moment eigentlich keine andere Wahl hat.

Man erzieht nur mit dem Herzen gut

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