Читать книгу Der Narzissmus und seine Folgen für das Jenseits - Daniela Christine Geissler - Страница 4
1 Die Psychodynamik des Kleinkindes
ОглавлениеDie Basis jeder Psyche ist die Erziehung durch das Elternhaus oder anderer Aufsichtspersonen.
Vater und Mutter sind das Vorbild jedes Kindes. Ein Blick, ein Lächeln, ein liebes Wort – all das prägt die kindliche Psyche von Anfang an. Das sind die ersten „Wertigkeiten“, die ein Mensch erfährt. Und der Wert dieser Beziehung ist Vertrauen. Hier können schon die ersten Probleme beginnen.
Welchen „Wert“ bringen Eltern dem Kind entgegen? Entwerten sie diese oder überbewerten sie ihren Nachwuchs?
Eine Erziehung geschieht meist unbewusst, egal wie gut sich verantwortungsvolle Eltern auf das Kind vorbereitet haben. Man darf nicht vergessen, dass auch Eltern eine Psyche haben. Normalerweise stellen Kinder für ihre Eltern einen hohen persönlichen Wert dar. Ab und zu ein harsches Wort macht eine gute Erziehung nicht zunichte. Das Kind muss nicht in Watte gepackt werden. Es ist eben das Leben mit seinen Alltäglichkeiten, die das Kind umgeben, an das es sich gewöhnen muss. Das Kind sollte auch lernen mit Frustrationen umzugehen und das ist schon mal der springende Punkt einer Erziehung. Wie weit kann ein Kind mit Frustrationen umgehen, wie belastbar ist ein Kind überhaupt? Die Belastbarkeit eines Kindes sollte dem Alter entsprechen.
Kindergärtnerinnen sind aus der Sicht des Kleinkindes nur „Personal“ – sie sind für die kindliche Erlebniswelt keine Ersatzeltern. Für die kindliche Erlebniswelt eines Zweijährigen sind ausschließlich die Eltern die wahren Bezugspersonen. Großeltern und andere Verwandte sind zunächst nur ein Ersatz von der gewünschten, geliebten Person, eben von der Mutter. Ich beziehe mich auf die Zeitspanne vom zweiten bis zum sechsten Lebensjahr. In dieser Zeit entwickelt sich die Voraussetzung für den späteren sozialen Umgang. Und dazu braucht das Kind die Nähe einer liebenden Mutter, nicht die Nähe von „Personal“.
Ein Kind wird nicht verwöhnt, wenn es die Gegenwart der Mutter spürt. Es ist irrig zu meinen, dass ein zweijähriges Kind mal von der Mutter weg müsste, um nicht verzärtelt zu werden. Ein Kleinkind ist emotional abhängig von der mütterlichen Gegenwart. Das Kind ERLEBT diese Gegenwart und dieses Erleben ist ausschlaggebend für den späteren sozialen Umgang.
Das Kind „erfühlt“, an wen es „gebunden“ ist. Diese erste Bindung ist eine persönliche Sache zwischen Kind und Mutter, die kein anderer Mensch je ersetzen kann. Kein Kindergartenpersonal kann dem Kleinkind die mütterliche Gegenwart und Aufmerksamkeit ersetzen. Kinder sollten also nicht einem Ersatz ausgeliefert sein, sondern dem „emotionalen Bindungsoriginal“.
Ein Kind lernt schnell, was echte Zuneigung ist oder was nur gespielt ist, und mit diesem „Spiel des Lebens“ beginnt schon der erste „Werteverlust“ für das Kind. Krabbelstube und Kindergarten empfindet das Kind als frustrierend. Das Fehlen der Mutter erfährt das Kind für sich als einen Liebesentzug. Das Kind ist ja schließlich nicht fähig zu begreifen, warum Mütter arbeiten gehen. Es nimmt für sich selbst nur den emotionalen Verlust wahr. Die Frustration des Kindes, durch das Abgeben an andere Personen, ist das erste Trauma für die innere Erlebniswelt des Kleinkindes. Kein Kind gewöhnt sich wirklich daran. Es ist der erste Vertrauensverlust an sein soziales Umfeld – die erste Entwertung seiner Person, die zunächst noch nicht mal weiß, dass es überhaupt eine Person ist. Ein Kleinkind von zwei Jahren hat für sich selbst noch keine persönliche, objektive Selbstschau. Es begreift sich nicht als eigenständige Person, sondern empfindet sich als Teil der Mutter und wenn dieser Teil plötzlich fehlt, hat das Kind auch „sich selbst verloren“. Wenn ihm der mütterliche Teil weggenommen wird, ist das Kind einsam und verzweifelt. Es verliert damit auch jeden Halt in dieser Welt. Das Kind hat in sich kein Begreifen davon, dass es auch noch andere Menschen gibt, die ihm beistehen könnten – es kennt nur die Mutter als sein sicheres Gegenüber für seine Hilfsbedürftigkeit. Eine neue Umgebung ist für ein Kleinkind wie ein dunkler Wald, weil es die neuen Eindrücke ohne mütterlichen Beistand nicht in sich verarbeiten kann. Es geht hier um den tiefen Eindruck des Neuen, der auf die kindliche Psyche einwirkt.
Es muss klar sein, dass das Kind dadurch ein Verlassenheitstrauma erfahren kann - es in „seiner Seele dunkel wird“. Manche werden dies übertrieben finden, doch es geht hier darum, dass das Kind den ganzen Tag über Jahre hinweg von der Mutter getrennt ist.
Ein Kind einmal kurz der Nachbarin zur Aufsicht in die Hand zu drücken, um Besorgungen zu erledigen, macht noch kein Trauma aus. Ein Kind jedoch in den ersten Jahren seiner Entwicklung, den ganzen Tag über in fremde Hände zu legen, ist nicht sinnvoll. Dass Kinder in Kitastätten trotzdem häufig fröhlich wirken, verbirgt das emotionale Trauma, denn das kindliche Gemüt ist, da es unschuldig ist, ursprünglich unbeschwert. Dennoch empfindet es trotz Freude häufig Kummer. Diese ambivalente Emotionalität ist nicht immer offensichtlich, weil das Kind es unbewusst „überspielt“. Was bedeutet das? Das Kind hat den natürlichen Drang glücklich sein zu wollen und deshalb „therapiert“ es sich selbst durch ein kompensiertes Glücksempfinden. Die Natur hat es so eingerichtet, dass die kindliche Psyche emotionalen Schmerz verdrängt, sonst wäre es am Boden zerstört. Doch wird dieses Lächeln von der Umgebung falsch verstanden, denn das Kind lebt „im Augenblick“. Es ist tagsüber traurig, trotz des aufgesetzten Lächelns, doch wenn die Mutter kommt, scheint das Kind glücklich zu sein. Die Trauer des Tages lässt die Neurose entstehen – das „Überspielen“ der Traurigkeit, also die Kompensation, zeigt sich auch in heftigen Umarmungen und Liebkosungen der Mutter gegenüber. Somit glaubt die Mutter, dass es dem Kind gut gehen würde, doch dies ist nicht immer der Fall. Das Kind „überwindet“ sich selbst im Schmerz. Dass heute eine Kitastelle eine gute Sache genannt wird, zeigt wie wenig man vom psychodynamischen Kampf des Kindes mit sich selbst weiß. Wer meint, dass eine Kinderabgabestelle etwas Produktives wäre, weil Kinder dort etwas lernen sollten, der irrt. Ein Kind muss erst in der Schule lernen – vorher soll es einfach, emotional gestützt, glücklich sein dürfen. Ein Kind von drei Jahren, das sich von der Mutter emotional noch nicht abgegrenzt hat, muss keinen Schulstoff büffeln. Es soll sich erst durch die Mutterliebe selbst als Person begreifen lernen und sich in gesunder Weise langsam von der Mutter lösen. Lachende Kinder in einer Kitastelle weisen also nicht immer auf Glücksgefühle hin, denn das Kind tut das, was Erwachsene von ihnen fordern. Es ist ein Lachen, das nicht vom Kind selbst kommt, sondern erst durch die Erwartungshaltung der Erwachsenen entstehen kann.
Im Kind reift ein Entfremdungsgefühl heran, da es „sich selbst fremd wird“, denn nur durch die anwesende Mutter erlebt sich das Kind als eine erfüllte Person. Das Kleinkind ist damit im Begriff, sich emotional nicht adäquat von der Mutter zu lösen, denn Schmerz und Sehnsucht sind keine gesunden Qualitäten für diesen notwendigen Trennungsprozeß. Um diese tiefe Trauerbekundung zu unterdrücken, verdrängt es den liebenden Anteil der Mutter gegenüber. Ein Kind kapiert schnell, dass es keine Probleme machen darf und so fügt es sich in sein Schicksal und verdrängt seine grundlegendsten Bedürfnisse der Geborgenheit. Dieses Verdrängen ist der Beginn der Neurosenentwicklung und prägt jedes weitere soziale Verhalten mit.
Auch spätere Bindungsunfähigkeiten, sowie fetischistische Anwandlungen und Deviationen im Liebesbereich, könnten später daraus folgen.
Doch was macht die Kindheit in ihrem Erleben so tiefgreifend für das spätere emotionale Erfassen mancher Situationen? Warum „vergisst“ die Psyche nichts, warum bleibt vieles so hängen?
Es geht um das „Erleben von Zeit“!
Für ein Kind ist ein Tag unendlich lang, da es ein anderes Zeitempfinden in sich trägt. Das Zeitempfinden eines Menschen bezieht sich darauf, was von morgens bis abends abläuft. Für Kinder, wie Jugendliche vergehen Stunden langsamer, weil das Gehirn auf ständige Konzentration programmiert ist. Diese intensive Verdichtung des Erlebens erfordert eine erhöhte Aufmerksamkeit, wodurch sich die Zeit (scheinbar) dehnt. Das Kind hat somit ein anderes Zeitempfinden in sich – sein „innerer Zeitkosmos“, also das persönliche Erleben der Zeitlänge, läuft anders ab.
Ein Kleinkind in der Krabbelstube oder im Kindergarten ist Streß ausgeliefert, weil es sich verloren fühlt. Das Kind lebt in der Situation des „Ausgeliefertseins“ – gerade diese Empfindung der Schwäche, dass es eben nicht in das Geschehen eingreifen kann, macht das Kind für Neurosen anfällig. Das Kind sollte die Nähe der Mutter den größten Teil des Tages spüren, um sich „sicher“ zu fühlen. Die Sicherheit ist dabei der entscheidende Faktor des Erlebens, um später sein Leben zu meistern, also auch Streß ertragen zu können. Das Geborgensein, wie einst im Mutterschoß, braucht auch noch das Kleinkind für seine persönliche Entwicklung – es ist emotional noch lange nicht abgenabelt.
Eine fremde Umgebung ängstigt ein Kleinkind – die Existenz ohne Mutter bedeutet Angst und Kummer. Das Empfinden des Kindes ist nicht von Vernunft geprägt. Es ist im Kindergarten völlig alleine mit sich und dem Erleben neuer Eindrücke. Dies kann zu einem aggressiv-ambivalenten Erleben aller weiteren Vertrauenspersonen führen und ab diesem Zeitpunkt lernt das Kind Emotionen zu VERDRÄNGEN – die Neurose hat sich angebahnt.
Es „verdrängt“ den mütterlichen Verlust und in diesem Sinne auch seine eigene Liebesfähigkeit, da Liebe Vertrauen bedeutet und diese ersten Ansätze des bedingungslosen Vertrauens verloren gegangen sind. Das gestresste Kind fällt der Mutter am Ende des Tages um den Hals, fordert Liebe und bekommt manchmal nur einen genervten Augenaufschlag einer überforderten „Karrieremutter“ und/oder einer alleinerziehenden Mutter, die ihr eigenes Kind als Klotz am Bein empfindet. Kinder spüren das.
Kleinkinder erfühlen alles, da ihre tiefe Konzentration des Erlebens auf den Moment ausgerichtet ist und sie in ihrer Unschuld noch einen Sinn für die Wahrheit der Sinne haben. Ein Kind erspürt Liebe, Haß und Desinteresse. Gerade diese tiefe Konzentration auf den erlebten Moment lässt nun die Emotion der Enttäuschung unendlich groß erscheinen. Diese Emotionalität nimmt das Kind ganz ein und so wird Liebe „entwertet“, sogar als eine seelische Belastung empfunden. So „ertrinkt“ das Kind seelisch an seinem Liebeskummer. Kinder erleben diesen Kummer, wenn die Bezugsperson abwesend ist. In dieser Situation kann eine Mutter ihrem Kind großen Schaden zufügen. Eine Schokolade am Abend macht die mütterliche Fürsorge am Tag nicht wett. Dem eigenen Kind die ersten Lebensjahre mit emotionaler Sicherheit zu füllen, ist somit eine wichtige mütterliche Aufgabe.
Das Kind muss den männlichen und weiblichen Teil, also Vater und Mutter, für sich gesund erfahren dürfen.
Wenn ein Kleinkind „nervt“ ist es nicht richtig erzogen. Ein Kind hat die Erwachsenenwelt nicht durch dauerndes Gezappel auf sich aufmerksam zu machen. Aber wie sollte eine Mutter ihr Kleinkind auch richtig erziehen können, wenn sie daran gar nicht immer beteiligt war? Krabbelstube, Kita und sonstige „Einrichtungen“ erziehen kein Kind wirklich, sondern „beaufsichtigen“ es.
Kind und Mutter - eine Wochenendbeziehung? Erziehung bedeutet das geistige Einstellen auf kindliche Bedürfnisse. In aller Liebe und gütiger Strenge soll das Kleinkind vom Bindungsoriginal, also der Mutter, behütet werden. Das Kind ist emotional an die Mutter „gebunden“ und diese Bindung ist für das soziale Verhalten im Erwachsenenalter ausschlaggebend.
Das Kind muss die Welt um sich herum erfühlen und erfahren und dazu benötigt es eine emotionale Stütze. Die Krabbelstube ist für ein Kleinkind nicht sinnvoll, denn gerade in diesem Alter richtet sich die Aufmerksamkeit direkt auf seine Umgebung und dieser „erste Blick in die Welt“ sollte „in Sicherheit“ und mit aller Mutterliebe gemacht werden. Ein Kind muss mehr als nur essen und aufs Töpfchen gehen. Es soll seine Umgebung mit der ganzen Zärtlichkeit der mütterlichen Liebe erfassen können. Misslingt dieses gesunde Erfühlen seiner Umgebung wird es durch eine innere Vereinsamung traumatisiert. Auch wenn die „Tante“ lächelt, interessiert es dem Kleinkind meist herzlich wenig, denn es wartet nur auf das Lächeln seiner Mutter.
Auf die Krabbelstube folgt meist der Kindergarten – die nächste Abgabestelle für das bereits, emotional gestresste Kind, das bis jetzt noch immer keinen ausreichenden emotionalen Halt gefunden hat. Es fühlt sich dadurch ungeliebt und somit auch entwertet! Und was folgt auf eine Entwertung? Es folgt Angst, Trotz und der Wunsch nach einer „höheren Wertigkeit“.
Dieser Wunsch nach mehr Anerkennung prägt die kindliche Psyche und führt zu einer inneren Unsicherheit. Das Kind folgt nämlich daraus, dass die eigene Person für seine Eltern ja nicht so viel Bedeutung haben kann. Dies alles geschieht natürlich unbewusst.
Es soll dies kein Angriff auf die Berufswelt der Mütter sein, denn Geld ist nun einmal wichtig. Auch Mütter brauchen eine Pension, denn auf eine funktionierende Ehe kann sich heute keine Frau mehr verlassen. Das muss erwähnt werden, um auch die Rolle der Mutter zu begreifen. Sechs Jahre ohne Arbeit kann jegliches Berufsleben ins Wanken bringen. Dennoch muss ebenfalls erwähnt werden, warum Kinder manchmal „schwierig“ werden, wenn sie abgegeben werden. Diese Schwierigkeiten liegen nicht immer am Kind selbst, sondern auch am erfahrenen Liebesverlust.
Auch der Schulbeginn stellt einen großen Streßfaktor für manche Kinder dar. Der erste, Leistungs- und Konkurrenzdruck durch Benotung, worin das Kind eine „Bewertung“ für sich selbst erfährt.
Wann beginnt also die Loslösung des Kindes von der Mutter? Es beginnt erst dann, wenn es fähig ist Dinge logisch zu erfassen und sich selbst als eine eigenständige Person begreifen kann – also ab dem Schulalter. Die frühkindliche Basis dazu ist jedoch die Voraussetzung, um schulische Leistungen bringen zu können.
Sollte jedoch ein Kind so gut behütet worden sein, dass es die Umgebung schon ohne seine Mutter „erforschen“ möchte, also ungefähr ab dem vierten Lebensjahr, dann kann man das Kind halbtags in den Kindergarten geben. Manche Kinder sind davon ganz begeistert, nur darf es nicht zu lange sein. Man bedenke: ein halber Tag erscheint für ein Kind viel länger, als für einen Erwachsenen in seinem Zeitempfinden.
Gerade auf dieses „Zeitempfinden“ sollte man Rücksicht nehmen. Ein Wechsel der Umgebung ohne mütterliche Gegenwart sollte nicht zu lange für ein Kleinkind ausfallen.
Wenn die Frustrationserfahrung der Abgabe zu früh für ein Kleinkind ist, prägt das einen Menschen in allen zukünftigen zwischenmenschlichen Beziehungen ein Leben lang. Noch einmal möchte ich verdeutlichen: das Kind sieht die Welt mit Kinderaugen und dieser Blick ist absolut unschuldig und frei von Bosheit! Wer einem Kleinkind Bosheit attestiert, weiß nicht um die kindliche Erlebniswelt.
Das Gesichtsfeld eines Zweijährigen beträgt wenige Meter „gefühltes Sehen“. Ein Kind „fühlt mehr“, als es sieht, weil viele Dinge und Menschen, die es mit dem Auge erfasst, noch neu sind. Es muss das Gesehene erst innerlich verarbeiten. Der Blick eines Zweijährigen ist hauptsächlich auf die Mutter gerichtet – sie ist der einzige (Fix)Punkt, den es ohne Unsicherheit erkennen kann. Das Kleinkind hat seine ganz eigene Gefühlswelt, die nur mit der Mutter in Verbindung steht. Ist die Mutter ständig abwesend, blickt das Kind in eine Umgebung, die es als „fremd“ empfindet und so ist das Kind innerlich „heimatlos“. Die Welt wird zur Gefahr, sie wird nicht ohne Angst erkundet. Hinzu kommt noch das Gefühl des Verlustschmerzes – das Kind liebt, bekommt aber nichts dafür. Diese Frusterfahrung kann zu einer tiefgreifenden Neurosenbildung führen. Wenn auch die Kindergartentante noch so liebevoll ist, ist diese Frau immer noch eine „Fremde“ für das Kind. Denn die Gegenwart der Mutter bedeutet der kindlichen Psyche alles – hat also mehr Wert – als der Bezug zu fremden Aufsichtspersonen.
Die Sucht nach Liebesobjekten:
Die erste Liebe ist nicht austauschbar – es ist die Verliebtheit zur Mutter. Gibt die Mutter das Kind tagsüber weg, so entsteht im Kind Verzweiflung. Ein Gefühl, das es jedoch nicht imstande ist, auszudrücken. Das Kind ist tagsüber unglücklich und sucht nun nach anderen „Liebesobjekten“, nach anderen „Fixpunkten“, um für sich eine Stabilität zu erlangen.
Der springende Punkt dabei ist, dass das Kind diese Stabilität braucht – es braucht eine liebende Seele um sich herum, die es in all seinen Bedürfnissen versteht. Fehlt dieser Bezug, so verliert sich das Kind und es greift nach Ersatzmöglichkeiten, doch ist dieser Ersatz nicht immer ein Mensch, sondern manchmal ein Ding. Diese falsche Form des Ersatzes ist der Grund späterer Beziehungsunfähigkeiten.
Menschen werden dann wie „austauschbare Dinge“ behandelt – es fehlt der persönliche Bindungsbezug. Dieser Bezug zu Objekten zeigt bereits autistische Züge an – es ist eine unnatürliche Verinnerlichung. Bemerkbar macht sich ein frühkindlicher, leichter Autismus durch Unaufmerksamkeit, Gleichgültigkeit und die andauernde Beschäftigung mit nur einem Objekt. Das Kind vermeidet Blickkontakt und lässt sich nicht gerne angreifen, ist launisch und reizbar – es lebt bereits in seiner eigenen Welt, da die Außenwelt zur Gefahr wurde. Dies ist das Zeichen eines tiefgreifenden Vertrauensverlustes. Das Kind „empfindet“ so: wenn mir die Mutter fehlt, die mich liebend umsorgen sollte, dann schaffe ich mir meine eigene Welt, in der ich „mein Herr“ bin, in der ich geschützt bin.
Und so lebt das Kind in seiner Phantasiewelt mit einem Ersatzobjekt“, um sich so selbst Schutz zu geben. Es kommt hier auf das Empfinden an, die es in seinem Erleben des Liebesverlustes in sich trägt. Das Kind versucht sich durch das erwählte Objekt selbst emotional zu tragen. Der Sinn dieser Beziehung nur zu einer bestimmten Sache (z.B. Kleidung oder Spielzeug) liegt darin, dass das Kind dieses Ding besitzen kann. Es wird davon nicht verlassen, es hält sich daran fest und übt für sich so eine Stabilität ein, weil ihm die Sicherheit zuvor genommen wurde. Nun gibt dem Kind das bestimmte Objekt jene Sicherheit, von dem es weiß, dass es immer vorhanden ist. Das ausgesuchte Ersatzobjekt kann das Kind nicht verlassen. Das Kind erfährt dadurch eine Macht dem Objekt gegenüber, dadurch kommt es zu einer Entlastung, durch eine Selbstbestimmung seiner Umgebung, gerichtet auf das Ersatzobjekt. Es kommt zur Verschiebung von Emotionalitäten im Kind, gerichtet auf Gegenstände, statt auf Personen – dies ist ein autistischer Zug, wenn es über mehrere Wochen andauern sollte. Meist vergehen diese Verhaltensweisen jedoch so unbemerkt, wie sie gekommen sind. Ein leichter Autismus hält sich meist nicht lange, beeinflusst jedoch unter Umständen spätere Beziehungen. Das Kind wird als schwierig für die Umwelt wahrgenommen, kann nicht mit den gegeben Anforderungen umgehen. Ein tiefer Vertrauensverlust ist bereits eingetreten und zerstört die ersten wahren Empfindungen von Vertrauen und Liebe. So wird die eigene Liebesfähigkeit als frustrierend empfunden und manchmal sogar an sich selbst abgelehnt. Später kann aus dieser neurotischen Abwehrmaßname eine Übersexualisierung mit wechselnden Partnern folgen oder aber auch in eine Zurückgezogenheit münden, die eine völlige Ablehnung jeder Bindung nach sich zieht. Diese unbewusste Abwehrmaßnahme zielt darauf ab, dem Liebesverlust aus der Kindheit zu entgehen.
Das Kleinkind lernt zunächst durch seine Eltern zu lieben. Funktioniert diese erste prägende Erfahrung jedoch nicht, erfolgt dadurch ein Verlust und jene tiefgreifende emotionale Verwirrung ist nicht mehr gut zu machen. Das Kind schwirrt emotional in eine Art „Liebeskummer“ ab, der alle weiteren Beziehungen im Erwachsenenalter prägen wird.
Das Weinen eines Kindes aus Kummer sollte niemals einfach so abgetan werden. Ein Kleinkind kann seinen Schmerz nicht anders ausdrücken. Davon zu unterscheiden ist selbstverständlich das launische Weinen, aber eine Mutter müsste diese Arten des Weines auseinanderkennen. Wenn ein Kind also weint, weil es nicht mehr in den Kindergarten gehen möchte, sollte dies berücksichtigt werden. Vielleicht finden die Eltern eine andere Möglichkeit zur Beaufsichtigung.
Es geht hier um die Länge des Zeitraumes, der das Kind in seiner Vereinsamung einnimmt. Vom zweiten bis zum sechsten Lebensjahr werden heute viele Kinder „unter Aufsicht“ gestellt, statt Mutterliebe zu erfahren. Dieser Verlust muss im emotionalen Bereich zu tiefgreifenden Konsequenzen führen.
Sexualität statt Liebe. Körper statt Emotionalität – die Sucht nach der rauschvollen Ekstase, nimmt die emotionale Pein der Neurose hinweg. Der seelische Schmerz löst sich kurzzeitig im körperlichen Rausch auf. Dies kann sich in eine hemmungslose Sexualisierung äußern, die sich im Ausprobieren mit mehreren Partnern im Jugendalter ergeht. Die wahre Liebe geht verloren, Ersatzobjekte nehmen ihren Platz ein, wodurch sich die Wahrhaftigkeit der Liebe in eine narzisstische Dekadenz auflöst.
Warum ist ein Partner nicht genug, die Ehe nicht erstrebenswert? Der Grund kann auch darin liegen, dass die Mutter das Kind in seinen ersten Liebesempfindungen zurückgestoßen hat und so entsteht eine emotionale Entwertung im Jugendlichen. Später kann der Wunsch nach Liebe in eine Übersexualisierung ausarten, die jedoch nur zeitweise auch emotional befriedigend ist. Der jeweilige Partner wird zum „Liebesobjekt“, aber nicht zu einer Person, der man sich geistig ganz hingibt. Man gibt den Körper, der Geist wird verschlossen. Bei Liebesobjekten muss man sich nicht emotional hingeben, sondern man nützt diese in narzisstischer Weise aus – man gibt nichts, nimmt sich alles und geht zum nächsten Liebesobjekt über.
Gegenstände sind tot, man muss ihnen nichts von sich geben und man erwartet auch nichts von ihnen – das Kind betrachtet den Gegenstand als seinen Besitz über den es Macht ausübt. Es wird also nicht enttäuscht, da ein Gegenstand andere Qualitäten aufweist, als eine Person. Dieser innere Kampf des Kindes um eine Sache ist eben keine Person, die es enttäuschen kann. Dies gibt ihm jedoch nur eine scheinbare Form der Sicherheit. Geben und Nehmen wird falsch eingelernt. Es nimmt nur mehr, eben von dem Ersatzgegenstand, dem es aber selbst nichts gibt. Später wird er den jeweiligen wechselnden Partnern auch nicht viel geben.
Die Erwartungshaltung im Liebesbereich wird also in den folgenden Jahren auf das eigene Ich und dessen narzisstische Vorstellung VERSCHOBEN. Das wahre Liebesgefühl der Erfüllung ist verloren gegangen, denn die narzisstische Aufmerksamkeit wird nur auf sich selbst gelenkt. Der Narziss liebt nicht den jeweiligen Partner, sondern nur das „Gefühl der Verliebtheit“. Es handelt sich also dabei nicht um die Liebe zum Partner, sondern um eine Form der Liebessucht nach dem verlorenen Paradies der mütterlichen Gegenwart, die in Ersatzpersonen (=Ersatzobjekten) gesucht wird.
Manche Geschiedene, wie z.B. jene die im Konkubinat leben, erwarten sich häufig vom Partner Treue und Vertrauen, dennoch sind sie nicht immer bereit diese Tugenden selbst in einer Partnerschaft einzubringen. Diese Tendenz alles haben zu wollen, zieht sich durch unsere Gesellschaft wie ein verbindliches Band der Toleranz, anderen ohne Reue und Scham Schmerz zuzufügen. Dass hier nur wenig Einsicht in die eigene Charakterschwäche besteht, zeugt von einem teils krankhaften Egoismus, der auch noch durch vielfältiges Einvernehmen im Fehlverhalten gefördert wird. Der Narziss kennt keine Einsicht in sein Fehlverhalten und auch keine Selbstreflexion. Durch den neurotischen Schmerz wird Toleranz nur für sich gefordert – für sich das Beste herauszuholen zu wollen, ist zum geistigen Allgemeingut geworden.
Kitastellen, Krabbelstuben, Horte – Hauptsache das Kind ist außer Sichtweite? Einfühlungsvermögen muss gelernt werden, da der Mensch von Geburt an kein soziales Wesen ist – dieser Charakterzug muss erst innerlich durch die Mutterliebe erfahren werden.
Eine gütige, väterliche Strenge, verbunden mit mütterlicher Liebe wäre die ideale Erziehung. Deshalb braucht das Kind auch zwei Teile, also Vater und Mutter, um stabil heranzuwachsen. Im ersten Lebensjahr benötigt es vor allem die Mutter, doch später, wenn es bereits die Welt um sich erfasst hat, ist eine Erziehung durch den Vater besonders wichtig. Wer vor dem Vater keinen Respekt hat, hat es vor niemanden mehr.
Wenn man Kinder hat, sollte es möglich sein, diesen unschuldigen Seelen jene Form der Erziehung zu übermitteln, die sie auf ein gedeihliches Miteinander vorbereiten. Das Kind benötigt dazu die ersten Jahre, um eine emotionale Stabilität zu erreichen. Erst danach ist es fähig eine Abgrenzung zwischen sich und seiner Mutter zu schaffen und seine Aufmerksamkeit in aller Ruhe auf seine Umgebung zu richten.
In Wahrheit lieben kann nur derjenige, der Liebe selbst auf gesunde Weise erfahren hat. Hat man Liebe nicht adäquat erfahren, wird dies vom Kind als frustrierend empfunden. Dies kann auch zu einer falschen Partnerwahl führen. Die erste erfahrene Liebe zu den Eltern ist jene „unschuldige Liebe“, die der Liebe zu Gottvater gleichen kann.
Die zweite Erfahrung seiner „Wertigkeit“ erfährt das Kind in der Schule. Warum bin ich meinen Eltern mehr wert, wenn ich einen Einser habe?, fragt sich das Kind.
Jede Beschimpfung wegen schlechter Noten ist für den Heranwachsenden ein Liebesverlust. Nimmt ein Schüler Lernprozesse nicht an, stimmt entweder im Schulsystem was nicht oder im Elternhaus. Kein Schulkind ist dumm! Jedes Kind hat den natürlichen Drang die Welt kennen zu lernen, doch dazu muss es auch emotional bereit sein. Ohne emotionale Unterstützung fehlt bei jedem Kind die Bereitschaft, den Lernstoff anzunehmen.
Wenn das Schulkind schlechte Noten hat, liegt es meist am Umfeld. Unglückliche Kinder können nicht unbelastet lernen.
Der Heranwachsende lernt also, dass Liebe nicht bedingungslos gegeben wird. Doch gerade die Liebe zum Nächsten sollte die Eigenschaft der Bedingungslosigkeit in einer christlichen Gesellschaft in sich tragen. Sonst entwertet sich der Begriff „Liebe“ von selbst.
Wenn Liebe zum Nächsten nicht bedingungslos gegeben wird, ist es nicht wirklich Liebe, sondern eine Art von Tauschhandel: gibst du mir was, dann gebe ich dir was.
Daraus folgt: ich werde nur geliebt, wenn ich was leiste oder etwas besitze. Und später folgt daraus für den Heranwachsenden jene Logik – ich liebe nur den, der was leistet oder der etwas besitzt. Das führt zu einem falschen Werteverständnis in der Gesellschaft!
Wahre Liebe des Herzens bedeutet zuerst den Ehepartner zu sehen und erst danach sich selbst. Die wahre Liebe zum Nächsten, egal welcher Art, wird bedingungslos geschenkt.
Die Bedingungslosigkeit des Schenkens liegt somit nicht im Konkubinat, sondern in einer Ehe vor dem Altar Gottes. Die ganze Annahme eines Partners liegt in der vertrauensvollen Verbindung einer Ehe. Gerade die Liebe sollte die Eigenschaft der Sicherheit in sich tragen, doch liegt im Konkubinat Sicherheit? Wer gibt, wer nimmt? Wer keine Ehe eingehen möchte, der liebt auch nicht. Liebe ist bedingungslos und nicht berechnend. Ein Ehevertrag trägt ja schon eine Grausamkeit in sich, wobei man auf Güterteilung nach einer Scheidung setzt. Am Beginn einer Ehe wird also schon die Scheidung mit einprogrammiert? Trägt dieses Verhalten ein Herzensgut in sich?
Man bedenke: Liebe wird „erlebt“! Es ist eine Form der Emotionalität, die das Erleben einer Situation bestimmt. Dieses Erleben kann die Nächstenliebe zu Kollegen oder Freunden sein und natürlich auch die intensive Form der Liebe, die Verliebtheit.
Den Dreifaltigen Christengott zu lieben ist erhebend, denn er ist gebend, aber niemals nehmend. Wenn Menschen sich fragen, warum Gott denn Böses zulässt, so sei diesen gesagt: nicht Gott tut Böses, sondern sein Widersacher. Wenn also ein Unglück passiert, so geht dies stets auf das Konto des Satans und seiner Diener. Der Geist Gottes ist fern jeder Dunkelheit, denn er ist das strahlende Licht der Wahrheit und somit des Guten.
Ein weitaus schwierigeres Terrain in der Liebe ist die Verliebtheit, denn diese ist unsicher, wählerisch und von „Wünschen ummauert“. Das Gefühl der Verliebtheit ist immer auch ein Wunschdenken an den jeweiligen Partner. Hier können frühkindliche Neurosen besonders störend einwirken, denn das Wunschbild dem Partner gegenüber entsprecht selten der Realität. In seiner Verliebtheit „denkt man sich den Partner schön“ – das ist das Problem des verliebten Rauschzustandes. Weil sich dieses Wunschdenken oft nicht in die Realität bringen lässt und viele Menschen in einer Phantasiewelt verharren, scheitern Beziehungen und zu einer Ehe kommt es oft gar nicht mehr. Dieses Wunschdenken bezieht sich auf jenes fehlende Vertrauen, das man in seiner Kindheit erfahren hatte – nun sollen andere Personen die Liebe der Mutter oder des Vaters „ersetzen“. So muss uns klar sein, dass die an einen Partner herangetragenen Wunschvorstellungen auch immer von genau dem Teil des Verlustes her rührt, den man in seiner frühen Kindheit erlitten hat. Den Partner anzunehmen, so wie er ist, kann nur derjenige, der auch Vertrauen in seiner Kindheit erfahren hat, der also von seinen Eltern selbst angenommen wurde. Sonst wird der Partner zum „Ersatzobjekt“ und wird nicht in aller Klarheit wahrgenommen.
Wahre Liebe ist immer eine Form des Gebens, und nicht des falschen Schmachtens. Wer sich die Liebe „schön schmachtet“, wer darin „emotional gefangen“ ist, wird enttäuscht werden, denn dieser Weg führt in die Lüge, also in die Irre. Die gesunde Liebe ist nicht von Gier und Besitzstreben getragen, also nicht narzisstisch, sondern sie hat einen gesunden Wert, ist „stabil“ und wankt nicht. Die leidenschaftliche Liebe jedoch wankt, zerrt und bringt mitunter Leid. Die wahre Liebe beruhigt, macht glücklich, ist erhebend und gebend, denn seine Erfüllung ist geistiger Natur.
Viele hatten vor der Ehe schon einige Liebschaften. Das „sexuelle Ausleben“ ist jedoch der falsche Weg, Liebe zu erfahren. Das „Ausleben“ über viele Jahre mit mehreren Partnern ist eine Form des Narzissmus, weil man Menschen wie Objekte benützt.
Das Ausleben zerstört die wahre Liebe, ist der falsche Weg und führt nicht ins Glück. Durch das sexuelle Ausleben wird man nicht reifer, sondern trägt immer mehr Erwartungen an den Partner heran.
Der Narziss fordert in einer Liebesbeziehung ein immerwährendes Glücksgefühl, denn er will für sich alles, hat nicht gelernt zurückzustecken. Wer emotional gesund ist, der braucht keine Bestätigung durch verschiedene Partner.
Man mag auch staunen, welch geringes Schamgefühl in unserer Gesellschaft vorherrscht, denn es wird nur allzu gerne damit geprahlt, wie viele Partner und Erfahrungen man gesammelt hat. Dies geschieht nicht nur am Stammtisch, sondern auch öffentlich in Interviews oder in diversen Talk-Shows. Wo bleibt hier die Reinheit des Geistes? Der Körper ist nicht austauschbar – man hat nur einen in diesem Leben zur Verfügung und diesen sollte man, falls man sich der Liebe ergeben möchte, auch nur einem Partner schenken. So manch junge Frau wird durch die Pille für viele Männer geradezu „verfügbar gemacht“. Diese Fehlinterpretation der Liebe kann durch zu frühzeitigen Sexualunterricht auch noch gefördert werden. Wer schützt die Seele?
Die Liebe zwischen Mann und Frau durch den Sexualunterricht zu übermitteln, ist für unschuldige Kinder nicht förderlich. Warum vergisst man eigentlich die Eltern? Sind nicht die Eltern dazu aufgerufen, den Jugendlichen vertrauensvoll in diesen Dingen zu begleiten? Spricht die Mutter nicht mehr mit ihrem Kind?
Trotz dieses „Unterrichts“ sind Abtreibungen, sowie die Zahl der Geschlechtskrankheiten gestiegen. Wie man sieht, verhindert diese Unterweisung zur „falschen Vernunft“ nicht immer die negativen Konsequenzen von Liebschaften. Liebe sollte adäquat, in Vernunft „geistig“ erlernt werden. Es ist ein Herzensgut, das man nicht zwischen Bett und Haustür erfahren sollte. Der Sexualunterricht fokussiert die Sache hauptsächlich auf die Funktionen des Körpers, wobei die seelische Reife der Jugendlichen nicht von vorrangigem Interesse ist.
Die Pille einzunehmen, wird heute mit Reife gleichgesetzt. Es kann sogar passieren, wenn dieser Unterricht zu früh angesetzt ist, dass ein gewisses Unbehagen in manchen Jugendlichen aufkommt. Denn selbst die geistige Beschäftigung mit Sexualität geht auch immer mit dem teilweisen Verlust der Unbekümmertheit, der geistigen Unschuld einher.
Unschuld – ein Wort, das heute schon fast lächerlich wirkt. Unschuld bedeutet eine geistige Reinheit, die das Gute, das Schöne und das Wahre bewahren möchte.
Somit sollte gerade die Liebe in geistiger Unschuld erfahren werden.
Es ist natürlich verliebt zu sein, doch ist es wider der Vernunft, sich als Jugendlicher in viele sexuelle Liebschaften hineintreiben zu lassen. Ein Jugendlicher muss keine sexuellen Erfahrungen sammeln. Durch unsinnige Affären emotional gestresst zu werden, beinhaltet keinen Erfahrungswert, sondern verfälscht die wahre Liebe.
Mancher Leser mag entrüstet meinen, dass Sexualität ja was „Natürliches“ wäre. Sicher ist sie das, doch ist die Natur immer vernünftig? Es gibt auch böse Naturkräfte. Der Mensch hat sich im Laufe seiner Entwicklungsgeschichte von der Natur zurückgezogen, um vor ihr geschützt zu sein. Man schützt seinen Körper, gibt ihm ein Heim, doch was schützt die Seele? Wer gibt ihr ein schützendes Haus? Ist die Natur wirklich immer positiv für die Seele oder kann sie nicht auch eine Gefahr darstellen?
So sollte man vorher die Liebe erst emotional erlernen, um sich nicht den negativen Aspekten der Naturkraft „Liebe“ auszuliefern. Jugendliche können untereinander auch grausam sein. Vermehrte Hormonausschüttungen regieren den Trieb und führen zu einem eingeschränkten Einfühlungsvermögen im zwischenmenschlichen Verhalten. Will man sich wirklich ausschließlich auf diese Aspekte der Natur verlassen? Ein Teenager hat noch keine reife Persönlichkeit, um mit diesen Kräften angemessen umgehen zu können. Es ist erschreckend, dass schon Fünfzehnjährige sexuell aktiv sind. Es sind Kinder! Die Liebe entfaltet eine enorme Kraft des Geistes, die einen rasanten Verlauf im psychodynamischen Bereich nehmen kann. Diese Dynamik der Liebeskraft wirkt entweder erhebend oder zerstörend auf das Individuum. Erwachsene können damit eher umgehen, als Jugendliche, deren Psyche noch nicht ausgereift ist. Mancher Leser wird vielleicht einwenden, dass Liebeskummer im Jugendalter etwas Normales wäre. Doch warum sollte die Liebe Leid bringen? Die geistige Liebe ist eine Kraft, die von Gott selbst kommt. Das Leiden im emotionalen Bereich jedoch fordert sein Widersacher heraus, macht die Liebe dunkel, wüst und leer. Die wahre Liebe ist jedoch hell, strahlend und erhebend. Junge Herzen müssen nicht, aufgrund eines falsch verstandenen freien „Sexuallebens“, das zerstörerisch auf das Seelenleben einwirkt, dunkel werden. Man darf nicht vergessen, dass man jede Beziehung emotional in die nächste „mitschleppt“. Man bringt alle Frustrationen und Ängste (Dämonen) mit und belastet damit den nächsten Partner. „Erfahrungen sammeln“ (= Dämonen sammeln) bedeutet meist zugleich dem Teufel zu dienen, da er dadurch störend in das zukünftige Leben eingreifen kann.
Das Ziel des Teufels ist es, den von Gott erwählten Partner, nicht zu treffen und wie könnte er dies besser bewerkstelligen, als mit dem verführerischen Trick „sich ausleben zu müssen“. Mit diesem Gedanken habe ich mich nun sehr weit vorgewagt und nicht jeder wird ihn verstehen können oder sogar als lächerlich empfinden. Doch der Leser möge bedenken: alles ist Geist! Welchen Geist lässt man zu, von welcher „Geisteshaltung“ wendet man sich ab – das ist der springende Punkt für alle weiteren Lebenswege. Jede „Liebe“ hinterlässt Spuren in der Seele.
Der wahre Liebende liebt bedingungslos und aufrichtig, eben in aller geistigen Unschuld. Wer sich zu früh den körperlichen Vergnügungen hingibt, der wirft seine „Unschuld“, also die „geistige Liebesfähigkeit“ allzu leichtfertig weg. Das Liebesempfinden wird dann oft launisch, ersetzbar und die Partner werden austauschbar. Wer weiß dann noch, was Liebe wirklich ist? Worauf achtet man dann in nachfolgenden Beziehungen? Auf das Aussehen? Auf den Kontostand? Wer sich „auslebt“, wird immer mehr Anforderungen an seine Partner stellen und immer wieder enttäuscht werden. Doch diese Enttäuschung kommt nicht immer vom Partner, sondern von einem selbst. Nichts Reines, nichts Edles ist mehr zu finden. Die Liebe wurde „dämonisiert“. Was bedeutet das? Aus christlicher Sicht würde man sagen: man hat seine Liebe, die von Gott kommt, Gottes Widersacher vor die Füße geworfen. Nun sind Dämonen die weiteren Begleiter aller Beziehungen, diese zerren an ihr und bringen Leid. Der dämonisierte Narziss liebt nicht die Partner, sondern stellt unerfüllbare Ansprüche an sie.
Der Narziss schwelgt geradezu in Anforderungen an seine jeweiligen Partner, um sich selbst damit zu erhöhen. Das Ausleben schwächt in Wirklichkeit die eigene Persönlichkeit, es stärkt sie nicht, sondern fördert den Narzissmus und die Eitelkeit.
Durch die fehlende Liebesfähigkeit wird der Mensch zum Narziss gemacht, der krankhaft seine emotionale Lücken füllen muss und dazu andere Personen wie Objekte benützt.
Die katholische Kirche gibt der wahren Liebe im Sakrament der Ehe ihren Segen. Sie kann weder die Scheidung, noch das Konkubinat segnen, weil dies dem Menschen zum Schaden gereichen kann. Wenn die Katholische Kirche dies tun würde, würde sie sich der Lüge des Weltherrn, aber nicht der Wahrheit des Dreifaltigen Gottes unterwerfen. Eigentlich ist es schade, dass dies erklärungsbedürftig ist. Dass hier keine Einsicht von manchen Menschen zu erwarten ist, lässt die Frage aufkommen, ob viele noch im Herzen Christen sind, die Zehn Gebote kennen und die Fähigkeit zur Selbstreflexion besitzen.
Denn wo wahre Liebe ist, bedarf es keiner Erklärung und auch keines Ehevertrages, sondern nur mehr eines katholischen Priesters, der diese Ehe absegnet.
Elternliebe kann nicht ersetzt werden, denn sie ist die erste Form der Verliebtheit des Kindes der Welt gegenüber. Geht diese Liebe unter, so reißt sie die Psyche mit sich, sie ertrinkt förmlich in der Unfähigkeit adäquat zu lieben und für sich eine positive Seite der Liebe ableiten zu können.
Die Kindheit birgt also viele Anteile für die Zukunft in sich und die Eltern tragen einen großen Teil in ihrer Erziehung dazu bei, welchen Weg ein Jugendlicher gehen wird. Das innere Erleben des Kindes in der Familie ist dafür ausschlaggebend, wie das Dasein empfunden wird und nach welchem Geist es sich richten wird.