Читать книгу Drogenparty - Dankmar H. Isleib - Страница 11

VI

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‚DACKELBLICK‘ hatte Schiss. Ufuk wollte ihn sehen. Sofort. Also schwang er sich in den Maserati Ghibli, den er sich selbst verdient hatte. Mit Drogen.

Café Schwabing.

Warum muss der sich ausgerechnet da treffen wollen. Aber gut. Da kann er mir nichts anhaben. Der Laden ist immer voll. Sommer, Sonne, draußen sitzen. Mir kann nichts passieren …

»Was ist gestern im MEGA abgegangen? Du sollst gut verkauft haben, Dackelblick!«, begrüßte ihn der bullige Ufuk, der in seinen besten Jahren mal Weltmeister in Aikidō war, einer japanischen Kampfsportart. Davon sah man nicht mehr viel, weil der Wohlstand zu viel Bauch über den Muskeln angesetzt hatte. Dennoch war Ufuk nicht zu unterschätzen und brutal. Das war ‚Dackelblick‘ bekannt.

Drei seiner Dauerkunden aus gutem Hause, die Stoff wollten, aber nicht flüssig waren, hatten einsehen müssen, dass man einen Ufuk nicht abzocken kann. Er hatte ihnen kurzerhand die Fresse polieren lassen, als sie ihre Schulden nicht auf der Stelle begleichen wollten und nach einem Kredit bei ihm, ‚Dackelblick‘, angefragt hatten. Klar, dass er das Ufuk berichten musste. Und der wiederum hatte seine Schläger zu den Jungs geschickt. Selbst macht der sich nie die Hände schmutzig. Der hatte mal Jura studiert, hieß es in der Szene …

»Ich kann mich nicht um jede süchtige Schlampe kümmern. Ist mir auch egal, ob sie verreckt oder nicht. Aber musste das ausgerechnet im MEGA passieren?!«

Ufuk war stinksauer.

»Das ist nicht gut fürs Geschäft. Mein Boss hat davon schon erfahren, bevor du es mir gesagt hast.«

Ufuk wurde ganz leise. Sprach wie ein Wüstenfloh beim Lauschangriff. ‚Dackelblick‘ begann zu frösteln. Mitten im Hochsommer.

»Weißt du, was das heißt? Dass ich meinen Laden nicht im Griff habe. Falls du schon Eier hast – ich reiße sie dir ab, Furzkeks.«

»Aber …«

»Nichts mit ‚aber‘. Das ist dein Revier. Du bist dafür verantwortlich. Wer war das? Warum musste sie abkratzen? Was hast du ihr verkauft?«

»Ufuk, ich habe keine Ahnung. Sie hat das übliche Päckchen bekommen. Bonbons zum Lutschen. Da war nichts dabei, von dem sie hätte abkacken können. Nichts. Wirklich nicht! Von mir jedenfalls hat sie keine harten Sachen gekriegt. Ich werde mir doch meine besten Kundinnen nicht versauen. Das musst du mir glauben!«, winselte der junge Bormann, um Gnade bettelnd.

Ufuk bestellte sich ein zweites Stück Käsekuchen und schaute auf die Tauben, die vor seinen Füßen die Reste wegpickten.

10:20. Es wurde Zeit, dass ich zu Herzog fuhr. Für einen Milliardär eine unauffällige Adresse: Falkenturmstraße. Aha. Deshalb war er so schnell im MEGA gewesen. Das sind keine zweihundert Meter. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut.

Clever.

Passt zu seinem verschlissenen Kaschmirmantel. Und zu seinem Image.

Ein Haus in der Falkenturmstraße, an dem man vorbeigeht, ohne es zu beachten. Kein Fahrstuhl. Fünfter Stock. Knarrende Treppe. Das alte Haus war solide renoviert und restauriert, aber eben völlig unauffällig. Und erst das Büro: verwinkelt, urig eingerichtet, Krimskrams, wohin man schaute und Ramsch. Antiquitäten, also Möbel, die zwar alt waren, aber keinen Wert hatten.

Ein neuer Anstrich würde dem Gebälk guttun.

Herzog hatte mir selbst geöffnet. Die unvermeidliche Gauloises zwischen den Lippen:

»Kommen Sie rein. Ich liebe Pünktlichkeit. Sie sind zwei Minuten zu spät.«

Wenn das nicht der Beginn einer guten Geschäftsbeziehung werden würde …

Herzog führte mich durch die verqualmte Bude. Ich hätte einen Kompass mitnehmen sollen! Aha. Noch eine Etage. Über eine kleine Stiege ging es weiter nach oben. Ein Atelier. Bin ich nun bei Münchens Immobilienkönig oder einem Maler-Clochard? Und noch eine Treppe. Wir kamen ganz oben an. Wau! Was für ein Ausblick. Eine riesige Terrasse mit Blick über die Innenstadt. Genau auf die Maximilianstraße, die Oper, Frauenkirche, Theatinerkirche bis hin zum Hofgarten. Das hatte ich nicht erwartet.

»Sechzig Prozent dessen, was Sie sehen, gehört mir. Verstehen Sie jetzt, warum ich hier mein Büro habe?«

Herzog deutete auf jedes einzelne Haus in der Umgebung und in der Tat, von den städtischen Gebäuden mal abgesehen, schien ihm so gut wie alles auf Münchens teuerster Meile zu gehören.

»Deshalb war ich so schnell im MEGA. Seit mich meine Frau verlassen hat, wohne ich meistens auch hier. Das erspart mir Wege und Zeit. Aber Sie sind nicht gekommen, damit wir über mich reden. Es geht um meine Tochter, Fee.«

Als wir die Terrasse wieder verließen, bemerkte ich, dass die meisten Bilder, die auf mehreren Staffeleien in dem Atelier standen, Fee zeigten. So genau hatte ich mir die Leiche nun auch wieder nicht angesehen.

Fee in Jeans, lachend an einem See stehend.

Fee im eleganten Kostüm, das sicher von ihrer Mutter stammte. Damenhaft und streng.

Fee im Bikini auf der Terrasse, im Hintergrund die Theatinerkirche.

Fee auf einer Yacht irgendwo in der Karibik.

Fee beim Skifahren in Davos.

Fee in allen Posen und Positionen.

Nicht mal schlecht getroffen, wenn er die Bilder selbst gemalt hatte. Eine attraktive Person mit einem feenhaften, bildschönen, ebenmäßigen Gesicht. Eben eine Fee.

»Sie verstehen. Ich muss den Mörder haben. Egal, was es kostet, egal, wie Sie es machen. Sie war mein einziger Lebensinhalt. Fee. Der ist nun weg. Mir ist es egal, wie viel Sie ausgeben müssen, um Erfolg zu haben. Schaffen Sie mir den Mörder ran. Bitte.«

Herzog legte mir einen Umschlag hin.

»Fangen Sie jetzt an. Jetzt. Und wenn ich das so sage, dann meine ich es auch so!«

»Ich werde mir Mühe geben.«

Blöder Spruch von mir.

Der hätte von irgendeinem Anfänger stammen können. Rausreden. Zeit schinden. Doch nicht so ein Spruch vom ‚Doktor‘!

Doktor, du solltest dich am Riemen reißen. Das ist ein easy Job und der Typ hat Kohle ohne Ende …

»Jeden Tag um 21:00 erwarte ich einen persönlichen Report von Ihnen. Ist das klar? Und wenn ich sage 21:00, dann meine ich 21:00. Nicht so wie heute. Hier bei mir. Nicht in der Öffentlichkeit.«

Und schon qualmte er mir wieder die Hucke voll. Ich stank schon wie ein Räucheraal kurz vor dem Verzehr.

Schon komisch.

Herzog hatte mit keinem Wort den Anschlag von gestern Mittag erwähnt. Er hätte tot sein können, wie wir alle! Und er sagte nichts dazu? Das war das Erste, was ich erwartet hatte, als ich zu ihm kam. Die Frage, „wer steckt hinter dem Anschlag auf der Maximilianstraße? Wer hat vor der ›Kulisse‹ auf uns geschossen?!“ Das wäre doch logisch gewesen. Er stellte sie mir nicht.

Doktor – das sollte dich nachdenklich stimmen. Hinter der ganzen Geschichte mit Fee Herzog und Adalbert Herzog steckt viel mehr, als dir der Tycoon sagen will.

Wer ist ‚Adi‘ Herzog …?

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