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96-Geschenke

Die schönsten Geschenke, die mir bisher vermacht wurden, haben natürlich mit Fußball im Allgemeinen und mit 96 im Besonderen zu tun. Meine persönliche Hitliste von unvergessenen Geschenken mit 96-Bezug sieht so aus:

Platz 1 belegt das Geschenk von Tobi und Martin – damals ein ganz dicker Kumpel, den ich im Niedersachsenstadion kennen gelernt hatte – zu meinem 18. Geburtstag. Wochenlang suchten die beiden das 96-Training auf, machten Bilder von jedem 96-Profi. Nachdem diese von Tobi eigenhändig entwickelt worden waren, wurden sie jedem Spieler zur Unterschrift in Verbindung mit Geburtstags-Glückwünschen vorgelegt. »Für Danyel zum 18. Geburtstag«, hatte Trainer Michael Krüger geschrieben. Maxi Heidenreich, Karsten Surmann oder Hakan Bicici setzten vor ihre Unterschrift noch ein »Für Danny«, bei anderen wie Torwart Andreas Nagel reichte es nur zur Signatur. Echten Sammlerwert dürfte die Widmung von Frank Pagelsdorf, heute Trainer bei Hansa Rostock, haben.

Darüber hinaus sind auch Unterschriften von zwei Akteuren zu entdecken, die noch heute dabei sind: Unsere Torwart-Legende Jörg Sievers, heute Torwart-Trainer von Robert Enke und seinen Stellvertretern, schrieb »Alles Gute zum 18«. Auch Edward Kowalczuk, unser inzwischen 62 Jahre alter Dauer-Konditionstrainer, signierte und schrieb »Zum Geburtstag Herzlichen Glückwunsch«.

In meiner persönlichen Hitliste auf Platz 2 sind zwei selbstgestrickte 96-Schals, die mir geschenkt wurden. Den Anfang machte meine erste langjährige Freundin, Sabine. Ihr schwarz-weiß-grüner Fanschal sollte mir für mehr als ein Jahrzehnt ein treuer Wegbegleiter bei meinen Spielbesuchen sein. Dann, auf ungeklärte Ursache, verschwand der schöne Schal aus meinem Leben. Er war einfach nicht mehr aufzufinden. Ob bei einem Spielbesuch verloren gegangen, oder, so meine beliebteste Verschwörungstheorie, von Handwerkern bei Renovierungsarbeiten entwendet, dies wird sich wohl nie aufklären lassen.

Meine große Trauer über den Verlust des Fanschals blieb nicht unbemerkt. Meine Freundin Fabiola, mit der ich seit mehr als vier Jahren ein Paar bin, sprang in die Bresche. Was mir zu meinem 35. Geburtstag im März 2007 zunächst nur versprochen wurde, sollte mir nach meiner Rückkehr aus Washington zwei Monate später, im Mai, tatsächlich überreicht werden. Der Schal ist wunderschön: Nicht nur ist ihm anzusehen, dass er in liebevoller Handarbeit gewerkelt wurde, vor allem besticht er durch sein exklusives Design (schwarz, weiß und grün begegnen sich in unterschiedlichen Formationen) und seine nicht enden wollende Länge – 1,50 Meter wollen erst mal um den Hals gewickelt sein.

Was Platz 3 angeht, schwanke ich zwischen zwei Geschenken: Meine damalige Freundin (zwischen Sabine und Fabiola) ging mit mir einst zum 96-Training und machte ein Foto von mir Arm in Arm mit dem Spieler Babacar N’Diaye. Später bekam ich von ihr eine Kaffeetasse, auf dem dieser Schnappschuss verewigt war – noch heute ein von mir bevorzugtes Gefäß für den morgendlichen Tee. Malte hatte eine ähnliche Idee: Er schenkte mir ein T-Shirt, auf dem das Foto von Baba kopiert war. Das Bild war überschrieben mit den Worten »Hier kommt der Alleskönner«. Warum ich Baba so verehrte, warum er für uns ein »Alleskönner« war, darüber werde ich später noch sprechen (siehe Kapitel »Helden« und »Geheimsprache«).

Nachdem ich zweimal Bronze vergeben habe, soll noch ein fünfter Platz benannt werden. Zwar gab es noch viele weitere 96-Geschenke, die Erwähnung finden könnten, doch eines soll unbedingt noch in meiner Hitliste aufgenommen werden: Zu meinem 30. Geburtstag überreichte mir Malte einen großen Bilderrahmen: Dort zu sehen sind alle 96-Mannschaftsposter der vergangenen 36 Jahre. Dieses Bild steht noch immer in meinem heimischen Arbeitszimmer, wie auch ein ebenfalls von Malte geschenktes Bild mit der Elf, die 1954 die Deutsche Meisterschaft an die Leine holte. Jene Helden, von denen Sepp Herberger keinen einzigen für die wenig später in der Schweiz stattfindende Fußball-Weltmeisterschaft nominierte – was für ein Skandal! Dass kein Spieler aus der Meistermannschaft bei der anschließenden WM dabei war, hat es seither in Deutschland nie wieder gegeben!

Einen Ehrenplatz in meiner Hitliste möchte ich einem anderen Geschenk von Malte geben. Es gibt keinen richtig stichhaltigen Grund, es nicht direkt in diese Hitliste aufgenommen zu haben. Nur den, dass es so gut ins folgende Kapitel passt.

Verrückt nach den Roten

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