Читать книгу DER BLUTKÖNIG (Matt Drake Abenteuer 2) - David Leadbeater - Страница 13
Kapitel 8
ОглавлениеAls Matt Drake Hayden Jaye erblickte, dachte er zuerst, sie sei bereits tot. Sein Herz setzte vor Angst einen Schlag aus, seine Kehle schnürte sich zusammen und er stellte sich vor, wie wohl Bens Reaktion ausfallen würde, doch dann bewegte sie sich. Der Hüne neben ihr rührte sich ebenfalls. Drake konnte kaum glauben, dass das wirklich ein Mensch war. Hayden wirkte im Vergleich dazu absolut winzig, aber sie schien vergnügt neben ihm zu sitzen.
»Was zur Hölle ist das?«, fragte einer der Jungs vom SEAL-Team. »Ein Nilpferd? In den Everglades?«
»Das ist dann wohl Mano.« Die ersten Worte, die Ben sprach. Seine Augen leuchteten und sein Herz pochte. »Sie hat erwähnt, dass er ganz schön riesig ist.«
»Riesig, ja«, sagte Drake. »Schön? Eher nicht.«
Der Helikopter ging nun in den Schwebeflug, während Drake und die anderen heraussprangen. Ihre Mission war es, Hayden Jaye zu retten, nicht den Feind zu verfolgen, also zeigten sie kein Interesse an der flüchtenden Mörderbande. Ben sprang ebenfalls aus dem Helikopter, klatschte prompt mit dem Gesicht voran ins flache Wasser, prustete und ruderte mit den Armen.
Aber das schien ihn dennoch kaum zu bremsen. Als er Boden unter den Füßen spürte, bahnte er sich so schnell wie nur möglich einen Weg zu Hayden. Drake war dicht hinter ihm und hörte, wie sie miteinander redeten.
»Ich habe gedacht, ich hätte dich verloren, Hay. Es tut mir so leid.«
»Ist doch nicht deine Schuld, Ben. Ich bin so froh, euch alle zu sehen.«
Mano Kinimaka ging es offensichtlich genauso.
Drake und der überlebensgroße Hawaiianer begrüßten sich kurz und dann war Hayden wieder ganz bei der Sache.
»Wir müssen schnellstens zurück zu deren Hauptquartier. Sie sind da so überstürzt verschwunden, dass sie bestimmt irgendetwas zurückgelassen haben.«
Drake warf einen Blick auf ihre zerrissene und mit Matsch beschmierte Kleidung, auf das Blut, das immer noch in ihren Haaren klebte und auf die Wunden in ihrem Gesicht. »Versteh das bitte nicht falsch, Hayden. Ich weiß, du hast gerade einen blutigen Kampf hinter dir. Aber bist du dir wirklich sicher? Du siehst ehrlich gesagt so aus, als würdest du gleich zusammenklappen.«
»Werde ich vermutlich tatsächlich, Drake. Aber diese Sadisten haben vier CIA-Agenten getötet und glaub mir, die sind hinter was viel Größerem her. Außerdem arbeiten sie für einen Mann, der vermutlich einer der übelsten Menschen der Geschichte ist … und das ist nur der Ruf, der ihm vorauseilt. Also, ja, ich bin mir verdammt sicher.«
Sie halfen Hayden und Kinimaka daraufhin zu den dröhnenden Hubschraubern. Das SEAL-Team stand Wache, aber nicht einmal der wilde Alligator ließ sich blicken. Fünf Minuten später waren sie wieder in der Luft.
Ben war so dicht an Hayden herangerückt, wie es nur ging. Seine eigene Kleidung war mittlerweile ebenfalls nass und dreckig. »Ich habe das Gefühl, ich habe nicht mal mehr geatmet, seit ich das letzte Mal mit dir geredet habe«, flüsterte er und alle taten so, als hätten sie nichts gehört.
Hayden rührte sich nicht. »Auf gewisse Weise ging es mir ebenso. Ben, ich kann das im Moment nicht. Noch nicht. Sie haben meine Männer getötet, sie direkt vor mir ermordet. Ich werde nicht eher ruhen, bis ich alles getan habe, um ihren Tod zu rächen.«
Der Helikopter landete jetzt bei Boudreaus Hauptquartier. Drake gab Hayden ein Zeichen, zuerst auszusteigen und so vorzugehen, wie sie es für richtig hielt. Er winkte Ben und Kennedy zu sich. »Lasst sie einfach«, sagte er zu ihnen. »Mischt euch nicht ein. Selbst, wenn sie sich kaum auf den Beinen halten kann. Sie muss das selbst zu Ende bringen.«
Kennedy nickte. »Eindeutig.« Ben sah weniger überzeugt aus, stimmte aber zu, als Drake ihn ansah. »Es ist das Beste, Kumpel«, versicherte ihm Drake. »Gib ihr etwas Raum.«
Dann marschierten sie in das improvisierte Hauptquartier.
Schreie hallten aus Richtung der Gefängniszelle, die sich Hayden, Kinimaka und Godwin geteilt hatten, und erinnerten sie schmerzhaft daran, was mit dem toten Agenten passiert war.
»Was …«
Ein Mann des SEAL-Teams kam zu ihr gelaufen. »Miss Jaye, wir haben einen der Computerexperten geschnappt. Er ist da hinten.« Der Mann neigte den Kopf in die entsprechende Richtung. »Wir reden gerade mit ihm.«
»Lassen Sie mich …«
»Er ist ein Niemand. Die haben ihn zurückgeschickt, um Beweise und Informationen auf den Servern zu vernichten, aber er hat nur Befehle befolgt«, erklärte der SEAL-Typ. »Das heißt, da ist auf jeden Fall etwas zu finden. Es würde uns allerdings sehr helfen, Miss Jaye, wenn wir wüssten, wonach wir genau suchen.«
Hayden sah dem Mann einen Moment in die Augen. »Das soll keine Beleidigung sein, aber ich kann es Ihnen nicht sagen. Es ist so weit oben in der Befehlskette angesiedelt, dass Sie es nicht glauben würden.«
»Schon okay.«
Ein weiterer Schrei durchschnitt die Luft. Hayden erzitterte unwillkürlich. Sie drehte sich zu Ben um. »Du bist doch gut in so was, Blakey. Schau dir das mal an.«
Ben ging zu den zerstörten Computerterminals hinüber und trat dabei Trümmer aus dem Weg. Drake und Kennedy blieben schweigend bei Hayden stehen.
»Ich bin okay«, sagte sie, sah sie dabei aber nicht an. »Vielleicht nicht ganz. Diese Sache wird mich wohl ewig verfolgen. Aber ich komme schon klar.«
Drake nickte, sagte aber nichts. Von ihnen allen wusste der ehemalige SAS-Soldat wohl am besten, was sie gerade empfand.
»Ich habe Ben noch nie zuvor so besorgt und panisch gesehen. Du bedeutest ihm offenbar eine Menge, Hayden.«
»Ich weiß.«
»Es schockiert dich vielleicht, aber er hat sogar sein Taylor-Poster von der Wand genommen.«
Hayden grinste reflexartig. »Swift oder Momsen?«
»Musst du das wirklich fragen? Ich zitierte in diesem Fall einfach mal Mötley Crüe: Girls, girls, girls. Ich glaube, eine von denen bist du.«
Ben rief sie jetzt zu sich. Er kniete inmitten eines Haufens weggeworfener Unterlagen. »Ich habe hier unterschiedliches Zeug gefunden. Einer der Typen muss offenbar Johnny-Depp-Fan gewesen sein. Schaut mal, die Geschichte von Blackbeard dem Piraten … ein paar Fakten über ein Schiff namens Queen Anne’s Revenge … ganze Stapel über das Bermudadreieck«, zählte er auf.
Hayden sah ihn interessiert an. »Vor Kurzem wurde ein Apparat aus dem Wrack der Queen Anne’s Revenge geborgen, Blackbeards Schiff, aus dem mittlerweile schon seit über zwanzig Jahren Dinge geborgen werden. Es wurde live im Fernsehen übertragen. Wir glauben, dass dieser sogenannte Blutkönig die Übertragung gesehen hat und sofort wusste, wozu dieser Apparat in der Lage ist und was noch wichtiger ist, wie er das tut, was er tut.« Sie machte eine Pause.
»Wir hingegen wissen es leider noch nicht.«
Drake wedelte mit der Hand herum. »Nur mal so eine Vermutung, aber nachdem ich gesehen habe, wie viel Feuerkraft die hier haben … und die Reaktion der CIA auf deine Entführung … ist das wohl eine ziemlich große Sache, was dieser Apparat macht.«
Hayden sagte eine Weile nichts. »Es ist die Antwort auf das Phänomen des Bermudadreiecks«, meinte sie leise. »Aber der Apparat ist uralt. Wirklich uralt. Vielleicht sogar älter als die Dinosaurier.«
Drake sah sie verblüfft an.
Kennedy schnappte sich einen Stapel Papiere vom Boden und band sich die langen Haare zurück, als sie sich aufrichtete. »Nannte man Blackbeard nicht den Blutkönig?«
»Das weiß ich gar nicht.« Hayden sah sie verblüfft an. »Tatsächlich?«
»Vielleicht habe ich das auch nur aus einem Film«, antwortete Kennedy. »Wer weiß?«
»Hoffentlich ist der Blutkönig dann nicht der echte Blackbeard.« Drake versuchte sich an einem Lachen, das allerdings mehr wie eine Ente klang, die sich mit einem Frosch streitet.
»Das Problem ist«, fuhr Hayden fort, »dass dieses Gerät noch aus einem zweiten Teil besteht. Boudreau hat es während des Verhörs erwähnt. Es ist offenbar das wichtigere Teil, und niemand weiß, was es ist.«
Ben sah von dem Chaos auf dem Boden auf. »Hört sich für mich wie eine Herausforderung an.«