Читать книгу DER BLUTKÖNIG (Matt Drake Abenteuer 2) - David Leadbeater - Страница 9
Kapitel 4
ОглавлениеBis sie auf dem Miami International landeten, standen Drake, Ben und Kennedy die ganze Zeit unter Strom. Die Reise war lang und anstrengend gewesen und sie hatten währenddessen kein Wort von ihren Quellen über die angeforderten Informationen gehört. Drake hoffte, jemand würde sie nach der Landung kontaktieren, aber er vermutete, dass Justin Harrison ihnen vielleicht nicht so viel Hilfe bieten konnte, wie er zuerst versprochen hatte.
Sie gingen nun am Zoll vorbei und durch die Schleusen, jeden Schritt unter Hochspannung. Dann begaben sie sich ins Gedränge des Flughafens, wobei sie sorgfältig die Menge überprüften. Ben sah ihren Kontakt zuerst.
Gruppe Drake, stand in großen, schwarzen Buchstaben auf dem Schild.
Die drei eilten zu ihm und Drake fragte sich, wie er die Laune seines besten Freundes heben konnte. Witze reißen stand momentan nicht zur Debatte, Unterstützung war zwar immer gut, aber der Mangel an Neuigkeiten und fehlender Kontakt machten sie alle nervös.
Ihr Chauffeur steuerte den Wagen schweigend, fuhr sie durch Miami und dann über eine der weit ausladenden Brücken, die an den Strand führten, und hielt schließlich vor einem großen, weißen Hotel namens Fontainbleau an. Drake rieb sich während der Fahrt die ganze Zeit den Nasenrücken, zum Teil, um die Spannung und die Müdigkeit zu vertreiben, aber auch, um einen Moment innezuhalten und sich an die enorme Größe der Stadt zu gewöhnen, verglichen mit derjenigen, die sie gerade erst hinter sich gelassen hatten.
Er nutzte die Stille, um einiges zu durchdenken. Die vergangenen sechs Wochen seit dem Ende der Odin-Sache waren extrem aufreibend gewesen. Er und Kennedy waren sich durch die gemeinsam überstandene Gefahr nähergekommen, aber es gab ein paar Aspekte ihrer Vergangenheit, von denen sie beide wussten, dass sie sich damit auseinandersetzen mussten, wenn das Ganze zu irgendetwas führen sollte. Drake war immer noch nicht über den Tod seiner Frau bei einem Autounfall hinweg und er hatte sich nie wirklich mit der posttraumatischen Belastungsstörung nach dem Dienst beim SRT auseinandergesetzt. Kennedy versuchte währenddessen, damit klarzukommen, dass sie dem Serienkiller gegenübergestanden hatte, der ihre Karriere beim NYPD zerstört hatte und den sie erst vor Kurzem erzwungenermaßen hatte bekämpfen und töten müssen.
Es hört nie auf, Matt Drake. Für Menschen wie dich und mich hört es nie auf. Die Worte von Mai Kitano gingen Drake nun wieder durch den Kopf.
Ein weiteres Problem schien sich jetzt anzubahnen. Drake wusste, dass er immer noch Gefühle für Mai hatte, und im Moment war er ihr hier in Florida so nahe, wie seit Jahren nicht mehr. Er hatte sich oft gefragt, ob ihre Wege sich noch einmal kreuzen würden, und was es für ihn bedeuten würde, wenn alte Leidenschaften wieder zum Leben erwachen würden.
Innerhalb von Minuten wurden sie auf ihre Zimmer geführt. Drake blieb ganz Engländer und vergaß Trinkgeld zu geben. Ben trat an den Schreibtisch aus Eichenholz und ließ sich auf den Stuhl dahinter fallen.
Der junge Mann sah sich neugierig um. »Laptop?«
Drake warf ihm wortlos die Tasche zu, in der der Laptop war. Dann trat er an das rechteckige Fenster und betrachtete das Hotel auf der anderen Seite, bevor er hinab auf die lange schnurgerade Straße sah, die den Namen Collins Avenue trug.
Die Stille war erdrückend, und die angestaute Energie fühlte sich an, als würde ein Löwe an seinen Gitterstäben knabbern. Zur Hölle mit dem glasklaren, blaugrünen Ozean, zur Hölle mit dem endlosen Sonnenschein und dem Strand von Miami. Was sie brauchten, waren Informationen über Hayden und ihr Team.
Kennedy sah ihn von der anderen Seite des Zimmers aus an. »Denkst du das, was ich gerade denke?«
»Ich hoffe nicht, denn dann wärst du eine Lesbe.«
»Lass den Quatsch mal für eine Sekunde, mein kleiner Soldat. Mir ist schon klar, dass dein Hirn so verdrahtet ist, aber das hier ist ernst. Du weißt genau, was ich meine.«
»Die haben uns ausgeschlossen und geben uns keine Infos. Die wollen uns hier nicht haben und die wollen erst recht nicht, dass wir uns einmischen.« Drake ignorierte ihren Kommentar und konzentrierte sich stattdessen auf die Mission.
»So, wie wir uns bei Abel Frey eingemischt haben«, murmelte Ben.
»Regierungen haben offenbar kein gutes Gedächtnis«, antwortete Drake und ging zu seinem Freund. »Oder Voraussicht.«
Ben hatte auf dem Laptop Bermudadreieck in eine Suchmaschine eingegeben und studierte die Ergebnisse, während er die Spannung zwischen Drake und Kennedy ignorierte.
»Hier steht so einiges. Flug 19 war offenbar der Erste, der in den Fünfzigern verloren ging. Hör dir das mal an, der Pilot sagte: Das Wasser hier ist vollkommen weiß, alles wirkt verkehrt. Wir wissen nicht, wo wir sind, das Wasser ist grün … nein, weiß. Das waren seine letzten Worte. Es wird behauptet, dass in der Region seitdem in unregelmäßigen Abständen immer wieder übernatürliche Ereignisse vorkamen.«
»Vielleicht sogar schon vorher«, erwiderte Kennedy und zuckte mit den Achseln.
Drake schnaufte. »Daran gibt es nichts Übernatürliches, Kumpel. Ich wette, wenn du es genauer überprüfst, wirst du feststellen, dass überall auf dem Ozean solche Dinge passieren. Das Bermudadreieck hat einfach nur ein besseres PR-Team.«
In diesem Moment klopfte es an der Tür. Drake stellte sich links neben den Türrahmen und Kennedy zog Ben zu den Vorhängen und versteckte ihn dahinter. Drake schaute nicht durch den Türspion, sondern rief: »Wer ist da?«
»Justin Harrison«, entgegnete eine ungeduldige Stimme. »Machen Sie endlich auf!«
Drake tat, wie geheißen, und Jonathan Gates’ Sekretär kam daraufhin im Eiltempo ins Zimmer, wobei ihm der riesige Aktenkoffer gegen die Beine schlug. Der Typ musste doch am Abend überall blaue Flecken haben und fragte sich vermutlich, wo die alle herkamen.
Ben ging direkt auf ihn zu. »Wo ist sie?«
»Wir haben sie gefunden. Zumindest haben wir es auf eine bestimmte Gegend eingrenzen können. Wir können ihre Position auf einen Radius von ein paar Meilen bestimmen.« Harrisons Worte durchschnitten die Luft wie Geschosse. »Mehrere Teams werden gerade vorbereitet. Sie gehen rein.«
Ben dachte über all das nach. Drake tippte den Adjutanten auf die Schulter. »Sie schicken Teams rein, um sie zu retten? Einfach so?«
»Ja, denn es ist sehr wichtig, dass wir sie rausholen. Das Ganze ist eine Riesensache. Könnte der größte Fall in der Geschichte der CIA werden. Hayden hat gewisse Informationen, müssen sie wissen. Wir glauben außerdem, dass die beiden anderen Agenten noch am Leben sein könnten. Der gewaltige Mano und Godwin.«
»Was für ein Fall ist das denn?«, fragte Ben, als Drake seinen nächsten Zug überlegte. Zeit, und der Mangel daran, war das Wichtigste momentan.
»Der Blutkönig. Irgendeine Gestalt aus der Unterwelt, von der jeder dachte, sie sei nur ein Mythos. Jetzt hat sich leider herausgestellt, dass sie durchaus real ist. Der Blutkönig ist offenbar schon seit Jahren an Blackbeards verlorenem Schiff interessiert und muss die Bergungsaktion ganz genau verfolgt haben. Was immer das auch für ein Objekt ist, das wir gefunden haben, der Blutkönig will es für sich selbst.«
»Das, was das Bermudadreieck erklärt …«
Drake traf eine Entscheidung. »Wir machen einen Ausflug!«
Bevor Justin Harrison auch nur ein Wort herausbringen konnte, hasteten sie alle den Korridor entlang.
Drake drückte die Schnellwahltaste und hatte kurz darauf Wells in der Leitung. »Es ist im Moment mindestens ein Delta-Force- oder SEAL-Team dabei, sich auf eine Operation in den Everglades in Florida vorzubereiten. Wir müssen ebenfalls in diesen Flieger.«
Er klappte das Handy zu, bevor Wells etwas erwidern konnte. Der Aufzug sauste nach unten. »Hoffentlich fliegen die aus Miami ein«, sagte er und zuckte mit den Achseln. Sie würden es bald wissen.
Draußen winkten sie ein Taxi heran und sagten dem Fahrer, dass sie zum nächsten Helipad wollten.
»Ocean Beach oder der Flughafen in Dade County?«, war die gelangweilte Reaktion.
»Dade County«, antwortete Drake und das Taxi fuhr los.
Die Straßen und auch die Geschäfte waren äußerst belebt. Palmen wogten hin und her, als würden sie sich der Umarmung eines Geliebten hingeben. Die Sonne war so gleißend, dass er sich wünschte, er hätte eine Sonnenbrille eingepackt. Wirklich clever, Sherlock.
Zehn Minuten später ließ sein Handy einen alten Dinorock-Song vernehmen, den er extra ausgesucht hatte, weil es der Lieblingssong von Wells war. »Ja, Kumpel?«
»Ein privates Helipad am Rickenbacker Causeway. Auf den Schildern steht irgendwas von einem Tierheim. Das ist es zwar auch, aber es gehört der Regierung. Die Männer dort werden euch helfen, Hayden zu retten. Verstanden?«
»Verstanden. Wir sprechen uns bald wieder.«
Drake gab dem Taxifahrer ihr neues Ziel weiter, der daraufhin schnaufte und den Kopf schüttelte. Das Wort Touristen kam ihm vermutlich gerade in den Sinn. Drakes Handy klingelte erneut.
»Ja?« Er antwortete knapp, ohne groß darüber nachzudenken.
»Sei nett zu mir, mein Freund, denn dir gefällt vielleicht, was ich dir anbiete.«
Die kultivierte Stimme versetzte ihn sofort zurück in die Vergangenheit. »Oh, du bist es.«
»Du hörst dich ja richtig enttäuscht an.«
»Hör zu, ich kann gerade nicht reden.« Drake war sich der Enge des Taxis deutlich bewusst. »Ich rufe dich später wieder an.« Er drückte schnell den Knopf, um das Gespräch zu beenden, und war innerlich von sich selbst angewidert.
Kennedy sah ihn schräg von der Seite an. »Was ist los, Matt?«
»Nichts. Wir sind da.« Drake wischte seine Gedanken hastig beiseite und lockerte die Muskeln. Als der Damm in Sicht kam und das Taxi anhielt, musste Drake am Tor nur ihre Namen nennen.
Einer der Teamleiter der SEALs kam nun persönlich zu ihm. »Gut, dass Sie dabei sind, Drake. Alle wissen, was Sie in Island getan haben. Wir werden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um Agentin Jaye zu retten. Sie können gern mitkommen, aber …« Sein misstrauischer Blick glitt über Ben und Kennedy.
»Dieselbe Truppe, die die Knochen von Odin gefunden hat, Kumpel«, erklärte ihm Drake.
Der SEAL-Teamkommandant nickte respektvoll. »Dann sind wir so weit.«
Es war an der Zeit. Sie würden Hayden retten, egal um welchen Preis.