Читать книгу DER BLUTKÖNIG (Matt Drake Abenteuer 2) - David Leadbeater - Страница 14
Kapitel 9
ОглавлениеDer Jet der CIA schoss über den purpurfarbenen Wolken dahin, kam irgendwann aus der Dunkelheit und jagte dem Licht hinterher.
Sie hatten mittlerweile schon einen Großteil des Weges nach Atlantic Beach zurückgelegt, der amerikanischen Kleinstadt, in der die jahrzehntelangen Bergungsarbeiten an der Queen Anne’s Revenge, Blackbeards Flaggschiff, stattfanden. Irgendwann während des Fluges hatten sich Ben und Hayden ein paar Reihen weiter hinten hingesetzt, um etwas Privatsphäre zu haben, und Kennedy und Drake allein gelassen.
Drake war ein wenig angespannt, denn es war nicht leicht für einen Ex-Soldaten, so nahe an der Action und trotzdem nicht beteiligt zu sein. Die Stimmung wurde auch von Justin Harrison nicht gerade aufgeheitert, der sich vorn ins Flugzeug gestellt hatte und momentan versuchte, einen Vortrag über Blackbeard und sein Schiff zu halten.
»… das Schiff liegt in sieben Metern Tiefe und man hat es erst nach über zweihundertfünfzig Jahren gefunden. Natürlich hat man nicht die ganzen Jahre danach gesucht. Ganz im Gegenteil. In North Carolina …«
Drake und Kennedy versuchten krampfhaft, genau zuzuhören, denn zwischen dem ganzen Geschwätz konnte durchaus auch etwas Nützliches verborgen sein.
»… hat Blackbeard sich schließlich ergeben und ein königliches Pardon für sich und seine Männer akzeptiert. Was wir allerdings nicht verstehen, ist, wieso für diese kurze Zeit, denn er ist bald darauf wieder zu seinem üblichen Leben als Pirat zurückgekehrt. Es ist sogar noch bizarrer, wenn man bedenkt, dass er sein Flaggschiff, die Queen Anne’s Revenge, absichtlich auf Grund gesetzt hat, als er sich ergeben hat. War das nur die Handlung eines Verrückten?« Harrison pausierte eine Millisekunde, um Luft zu holen.
»Blackbeards verschiedene Reisen sind gut bekannt, genauso wie die meisten seiner Routen. Man hat daher schon früh vermutet, dass er den Apparat und die dazugehörige Steuereinheit unterwegs irgendwo eingetauscht hat. Mindestens ein Mal, vielleicht sogar mehrmals.«
»Wie das?« Drakes Frage kam wie aus der Pistole geschossen.
»Blackbeards Klaue.« Harrison wirkte äußerst zufrieden mit sich.
»Er hatte eine Klaue?«, fragte Mano Kinimaka überrascht, der hinten im Flieger saß. »Einen Haken, wie Captain Hook?«
»Nein, Blackbeards Klaue war ein Mann. Er wurde so genannt, weil er ein gefährlicher Kämpfer war, der den Entertrupp von Blackbeard angeführt hat. Er hat allen eine Heidenangst eingejagt. Blackbeard hat den Apparat vermutlich für einen guten Preis verkauft und kurz darauf seine Nummer zwei geschickt, um ihn zurück zu stehlen.«
Niemand lachte über diese Piraten-Anspielung. Drake schaltete endgültig geistig ab und fragte sich gerade, ob der Jet wohl über Fallschirme verfügte, als Ben plötzlich etwas sagte.
»Wo und wie hat Blackbeard diesen Apparat überhaupt bekommen.«
Harrison zuckte mit den Achseln. »Wer weiß? Hat ihn vermutlich von einem anderen Piraten gestohlen. Vielleicht sogar vom alten Hornigold selbst – der Mann, der Blackbeard einst zum Kapitän machte und ihm das Schiff namens La Concorde gab, das später in Queen Anne’s Revenge umbenannt wurde.«
»Dieser Apparat«, fuhr Ben fort, »haben Sie eine Ahnung, woher er ursprünglich kommt und was er genau macht?«
»Es ist eine Technologie, die weit über das hinausgeht, was wir heute haben«, erklärte Harrison, »und deren Ursprung wahrscheinlich noch vor den Dinosauriern liegt.«
»Sie machen Witze«, sagte Hayden. »Das ist unmöglich.«
»Meinst du?«, fragte Kennedy daraufhin. »Hast du etwa alles vergessen, was wir während dieser Odin-Sache gesehen und erfahren haben?«
»Es gibt aber dennoch eine Grenze für das, was ich akzeptieren kann.«
Kinimaka schnappte nach Luft. »Meinen Sie, das ist wirklich möglich?«
Drake mochte den Hawaiianer.
»Nur, wenn man an Aliens glaubt.«
Er schwieg einen Moment lang. »Sie wollen mir doch nicht gerade ernsthaft sagen, dass das eine verdammte Theorie über Außerirdische ist, oder Harrison?«
»Nein. Nein. Das ist nur eine Theorie.«
In diesem Moment ging der Fernseher hinter dem Adjutanten des Ministers an. »Ah«, fuhr der Mann unbeirrt fort, »das ist das Schiff, wie es heute aussieht.«
Unterwasseraufnahmen folgten nun in schneller Folge aufeinander – nicht zu erkennende Objekte, die von Krustentieren bedeckt waren, seit Hunderten von Jahren von der eifersüchtigen See liebkost und umarmt. Das Bild wechselte anschließend zu etwas, das nur ein Museum sein konnte, vollgestopft mit Artefakten.
»Tausende Objekte«, meinte Harrison zu den überraschten Gesichtern. »Alles, von den Glasscherben der Fenster bis hin zu den Kanonen und dem großen Anker.«
Drake hustete. »Scheint so, als hätten sie bereits einiges über Blackbeard erfahren. Was ist mit dem Blutkönig? Haben Sie über ihn auch schon irgendwas?«
Harrisons Gesichtsausdruck verriet die Wahrheit noch vor seinen Worten. »Wir wissen leider nicht, wer er ist.«
Drake sah ihn gespielt überrascht an. »Aber Sie sind doch die US-Regierung.«
»Der Blutkönig ist eine mythische Figur. Er existiert nicht.«
Kinimaka hörte sich überrascht an. »Was? So wie der Dodo?«
Drake lenkte das Gespräch nun wieder zum eigentlichen Thema zurück. »Sie sind immer noch überzeugt davon, dass der Blutkönig ein Mythos ist? Obwohl Boudreau Hayden gesagt hat, dass er für diesen Typen arbeitet?«
»Wir haben nach ihm gesucht und glauben Sie mir, das ist sogar noch untertrieben. Das halbe verdammte Land war daran beteiligt. Informationen über Ed Boudreau hingegen kommen in Mengen herein. Wir werden auf den neuesten Stand gebracht, wenn wir das Schiff erreichen.«
Der Fernseher hinter Harrison zeigte jetzt ein neues Bild. Plötzlich erschien der Verteidigungsminister, Jonathan Gates darauf und lächelte sie alle verhalten an.
»Können Sie mich im Flieger hören? Hallo?«
Harrison schien vollkommen verzückt zu sein. »Ah, Jonathan. Gut, Sie zu sehen, also sozusagen. Nun, ja, wir verstehen Sie auf jeden Fall laut und deutlich.«
Gates wandte sich an das Team. »Miss Jaye und Mister Kinimaka? Ich wollte Ihnen nur sagen: Das war saubere Arbeit, und das unter den härtesten Bedingungen, die man sich vorstellen kann. In Gedanken bin ich bei Ihnen und den Männern, die Sie verloren haben und natürlich auch bei deren Familien.«
»Danke, Sir«, flüsterte Hayden.
Kinimaka gab nur ein Schnaufen als Antwort.
»Wir wissen nun, mit welcher Art Feind wir es zu tun haben. Wir überprüfen gerade sorgfältig, ob es tatsächlich einen Blutkönig gibt. Kennen Sie den Spruch: Der größte Trick des Teufels war es, die menschliche Rasse von seiner Nichtexistenz zu überzeugen? Nun, ich nehme mal an, wir behandeln den Kerl am besten so, als wäre er der Teufel.«
»Cleverer Schachzug, nach allem, was ich von ihm gehört habe«, erwiderte Drake.
»Ich will Ihren Input«, meinte Gates. »Ich persönlich, nicht die Regierung der Vereinigten Staaten. Es gibt momentan einfach zu viele Bürokraten, die diese Blackbeard-Sache für ihre eigene Agenda nutzen möchten und nicht genug aufrichtige Menschen. Ich will deshalb Männer und Frauen um mich herum haben, die mir ehrliches Feedback geben. Ich autorisiere, wie weit Sie Zugriff haben und gebe Ihnen alles, was Sie brauchen, um die Untersuchung an der Stelle fortsetzen zu können, wo Sie es für richtig halten. Wir alle schulden Ihnen eine Menge Dankbarkeit für die Odin-Sache. Vielleicht können Sie hier ja auch etwas Entscheidendes beitragen.«
Drake war fasziniert, dass selbst ein Senator der Vereinigten Staaten ihr vorheriges Abenteuer als die Odin-Sache bezeichnete. Er empfand insgeheim eine Menge Respekt für diesen Mann. »Wir fangen an, sobald wir landen, Sir.«
Das Flugzeug verlor nun an Höhe und Drake spürte Druck in den Ohren.
Jonathan Gates sagte: »Sehen Sie sich gründlich am Bergungsort um, danach werden wir Sie zu einem Hochsicherheitsbereich bringen, wo der Apparat gerade restauriert wird. Sehen wir mal, was Sie erreichen können.«
Gates lächelte. Harrison erwiderte das Lächeln und hätte damit wahrscheinlich selbst einen T-Rex verscheucht. Drake saß nur da und wünschte sich, er könnte Wells zurückrufen, aber er hatte Sorge, dass die Amerikaner mithörten, solange er nicht wieder auf festem Boden war. Die hartnäckigen Prinzipien eines Soldaten ließen sich eben nicht so leicht überwinden, und, was noch viel wichtiger war – er wünschte sich, er hätte Mais letzten Anruf annehmen können. Denn er freute sich schon auf ihre wunderbare, kultivierte Stimme, die seine Trommelfelle streichelte … und natürlich auch auf die Informationen, die sie haben könnte.