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Vorwort von Wolf D. Ahmed Aries

Das Gespräch unter Gläubigen verschiedener Religionen unterliegt vielen und recht unterschiedlichen Belastungen: Da ist zum einen die wechselvolle Geschichte, in der wortgewaltige und kriegerische Auseinandersetzungen sich abwechselten, und zum anderen die eigene Verunsicherung, dass ein Fremder mit der gleichen Sicherheit wie man selber Wahrheit im Letzten beansprucht und im Gebet lebt. Hinzu kommt, dass jede Gemeinschaft mit einem gewissen Zögern jene beobachtet, die sich in den Dialog begeben, weil sie befürchten, etwas zu verlieren, was immer es auch sei.

Doch in einer zunehmend kleiner werdenden Welt, in der durch einen Druck auf die Maus eines Rechners der Andere in der eigenen Lebenswelt gegenwärtig wird oder jede Urlaubsreise den Anderen zum Gastgeber werden lässt, kann niemand mehr so tun, als gäbe es die andere Religion nicht. Vielmehr brauchen wir, wenn man die Kriege der Vergangenheit nicht mit den Waffen der Gegenwart wiederholen will, das Gespräch unter- und miteinander. Auf Grund dieser heute allgemein akzeptierten Einsicht haben in den vergangenen Jahren Tagungen und Kongresse, Universitätsseminare und Vorträge zugenommen, in denen über andere Religionen diskutiert und informiert wird. Allein die allermeisten dieser Gesprächsrunden sind letztlich dialogische Monologe, in denen jemand über den eigenen Glauben vor dem Anderen spricht. Hier und dort sind diese Reden nichts anderes als „Binnenwerbung“, die die eigene „Klientel“ meint.

Und dennoch gibt es die von Denkern gleich Martin Buber und Emmanuel Lévinas entworfene Chance zum Gespräch. Sie bietet sich dann an, wenn, wie Urs von Balthasar einst schrieb, die Säle sich geleert haben und Stille eingetreten ist, in der ein Wort stehen kann. Glaubenszeugnisse brauchen diesen Raum, um nicht missbraucht oder argumentativ verbraucht zu werden. Gerade Sätze wie „In Jesus liegt das Heil“ oder „Es gibt keine Gottheit außer Gott“ bedürfen des annehmenden Respektes, um den, der sie ausspricht, nicht schutzlos werden zu lassen. Schließlich handelt es sich im Gespräch der Glaubenden nicht um eine religionswissenschaftliche Untersuchung, in der festgestellt wird, welche Kernaussagen eine bestimmte Religion macht.

In der Rede des Du mit dem Anderen, dem Du, dem ein Ich sich im Wort öffnet, spricht das Du von seinem Letzten. Dahinter kann das Du nicht gehen. In einer solchen Situation vermag nur das andere Du durch seine Haltung der Achtung Schutz zu geben und dadurch die Würde des menschlichen Seins zu sichern. Da dies nur selten geschieht, ist es um so erstaunlicher, dass Badru Kateregga und David Shenk nicht nur ein solches Gespräch wagten, sondern es auch noch schriftlich fixierten, so dass man es in Buchform nachlesen kann.

Jedes Buch muss sich auf dem Büchermarkt bewähren und ist so dem Verbrauch ausgesetzt. Man liest es und kann anderen erzählen, man habe es gelesen. Was einst persönliche Äußerung war, das wird nun verbrauchbar. Das Gespräch unter Glaubenden steht in dieser Spannung, wenn sich beide Partner bewusst sind, es zum Dialog der Religionen werden oder dazu verwenden zu lassen. Es ist und wird wohl stets ein Wagnis bleiben, wenn zwei Partner sich entschließen das eigene Persönliche dem vielfältigen Gebrauch und medialer Nutzung auszusetzen, um der Verständigung zwischen den Vielen zu dienen.

Wenn es aber geschieht, so kann man dem Buche nur zuhörende Lesende wünschen, die sich für das Abenteuer des Dialoges öffnen. Und bei diesem Buche lohnt es sich.

Wolf D. Ahmed Aries ist seit 40 Jahren Dozent und Lehrbeauftragter für Islamfragen

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