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Die Kardinalpunkte und die Bedeutsamkeit der solaren Philosophie Ägyptens

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Weiter erhebt sich nach jenem als dritter der Hauptpunkt, der in sich jenen strahlenden Aufgang enthält, wo die Sterne erstehen, wo die Rückkehr des Tages erfolgt und die Teilung in Stunden; deshalb nennen ihn Horoskop die griechischen Städte und er will nicht übersetzt sein, weil er den Fachausdruck gern hört. Dieser entscheidet den Lebensverlauf, bestimmt den Charakter ….

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Die Ägypter glaubten zutiefst an Reinkarnation und hielten den körperlichen Tod lediglich für einen Übergangsprozess im fortschreitenden Zyklus des Lebens. Sie verstanden den Tageslauf der Sonne als eine Reise, bei der der Sonnengott täglich einen Zyklus von Tod und Wiedergeburt durchschritt: Er starb abends beim Untergang der Sonne und wurde am Morgen bei Sonnenaufgang wiedergeboren.

Ebenso wie der sichtbare Tod von Sonne, Mond und Sternen eintrat, wenn diese im Westen unter den Horizont fielen, glaubten man in Ägypten, dass die Seele nach Westen gezogen wurde und den Sternen folgte, wenn sie den Körper beim Tod verließ. Infolgedessen erhielt der westliche Horizont eine mythologische Verbindung mit allen Gesichtspunkten von Tod, Schwäche, Untergang und Rückzug. Der Westen war auch als Amentat bekannt, was soviel bedeutet wie „Ort der Ruhe“, „Tod“ oder „die Pforte zum Duat“ und als eine Widerspiegelung dieses Glaubens wurden beinahe alle Pyramiden und königlichen Gräber am Westufer des Nil angelegt. Im Gegensatz dazu wurde der Osten mit dem Beginn und der Erneuerung der Lebenskraft assoziiert. Alte ägyptische Darstellungen des Sonnenlaufes über den Himmel zeigen den Sonnengott, der mit fortschreitender Tageszeit altert oder der in unterschiedlichen Booten reist und auf jedem Abschnitt der Reise die Gestalt eines anderen Gottes annimmt. Khepri (was „Anfang“ bedeutet) am Morgen, Ra („strahlender Glanz“) am Mittag und Atum („vollkommen“) oder Amun bzw Amen („verborgen“) am Abend.


Abb. 8: Der Sonnenlauf im alten Ägypten

Duat war der ägyptische Begriff für die Unterwelt. Diese bildete die verborgene Hemisphäre unterhalb der Erde, welche den Westen wieder mit dem Osten vereinigte. Während der Sonnengott seine Reise durch die Unterwelt fortsetzte wurde sein Zyklus der Transformation in der Mitte des Duat vollendet: dem Nadir des Himmels, den er in der Mitte der Nacht erreichte. Hier löste der vollkommene Sonnengott eine neue Manifestation aus und wurde in ein sich entwickelndes Kind verwandelt, das bereit war, bei Sonnenaufgang erneut geboren zu werden. Aufgrund dieser Vorstellung verbinden verschiedene abergläubische Bräuche und Sitten die kardinalen Richtungen Osten mit dem Leben, Süden mit Kraft und Erfüllung, Westen mit Tod und den Norden mit der Unterwelt. Im mittelalterlichen England wurde Hinrichtungsstätten generell im Westen der Stadt angelegt, und die Gräber wurden nach Osten ausgerichtet, so dass sie nach der aufgehenden Sonne blickten. Friedhöfe wurden an der Ost- oder Südseite der Kirche angelegt. Lediglich Kriminelle und ungetaufte Kinder wurden im Norden vergraben, denn diese lagen im Schatten der Kirche und man nahm an, dass die „dunklen Geister“ hier leichter Einzug halten konnten.

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