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Der Deszendent (DC): 7. Haus

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In der Bewegung der Sonne in Richtung Deszendent erkannte die ägyptische Philosophie eine Schwächung der Vitalität, einen Kräfteverlust, den Tod oder die Notwendigkeit zum Rückzug. Da der Mangel an persönlicher Stärke mit dem Deszendenten assoziiert wurde, erhielt der Deszendent den Ruf eines „feindseligen Eckhauses“, in dem man empfänglich für den Einfluss von schädlichen Ereignissen und Feinden ist. Manilius verband das 7. Haus mit der Vollendung von Angelegenheiten und dem Ende des Lebens, weil die Sonne hier jeden Abend bei ihrem Untergang starb.

Den versinkenden Kosmos stürzt er kopfüber unter das Land und versenkt die Gestirne. …

Wundre dich nicht, wenn er Tor des dunklen Pluto genannt wird Und mit den Toren des Todes das Ende des Lebens verwahrt hält.

Hier erstirbt selbst der Tag, und die Erde entzieht ihn dem Erdkreis,

Und sie verschließt ihn im Kerker der Nacht wie einen Gefangenen.23

Während der Aszendent symbolisch für das Licht steht und Weiß oder helle Farben repräsentiert, so bewirkt der Verlust des Lichts am Deszendenten, dass dieses Haus mit Schwarz oder sehr dunklen Farben assoziiert wird.

Es gibt Belege dafür, dass die astrologischen Vorstellungen in der Zeit von Manilius bis Ptolemäus enorm gewachsen sind, und zu der Zeit, als Ptolemäus seinen Tetrabiblos geschrieben hat, war es unter den Astrologen schon beinahe üblich, das 8 Haus mit dem „Eintreten des Todes“ zu assoziieren. Der Deszendent behielt seine Verbindung mit kritischen Phasen von Gefahr jedoch bei, wie sich an Ptolemäus Formel zur Festlegung der Lebenslänge ersehen lässt:

Die tötenden Grade, welche nach der Art im Sinne des täglichen Laufs der Gestirne über dem Himmel gefunden werden, liegen am Deszendenten.24

Die Bezeichnung des 7. Hauses für Gegenspieler und folglich „die anderen“ – sei es in Liebe oder im Streit – erklärt sich teilweise dadurch, dass es diametral entgegengesetzt zum Aszendenten steht. Allerdings ist der symbolische Einfluss der Himmelsrichtung Westen ein integraler Bestandteil dieser Deutung. Der Westen wird generell als feindselig oder schwächend wahrgenommen aufgrund seiner Verbindung zu der Dunkelheit. Außerdem hat der Westen eine sehr alte Bedeutung in Hinblick auf jene, die uns entgegentreten. In der pythagoreischen Philosophie, die ihre Wurzeln in Vorstellungen der alten Mesopotamier und Ägypter hat, wird die Richtung rechts mit dem Osten und die Richtung links mit dem Westen verbunden. In der Bibel und in allen Philosophien der Welt wird der symbolische Gebrauch für rechts oder für den Osten verwendet, um auf Qualitäten hinzudeuten, die förderlich, stark, rechtschaffen, direkt, offen und auf das „Selbst“ fixiert sind. Dagegen symbolisieren links und der Westen Energien, die man an andere weitergibt und die einem Empfinden für Vereinigung, Partnerschaft und Verbindlichkeit entspringen, was man an dem Bezug dieses Hauses zur Heirat sehen kann. Dies bringt auch ein geschwächtes Selbstempfinden mit sich, sowie den Hinweis auf potenziell gefährliche, indirekte, obskure, dunkle und nicht vertraute Energien.

Entsprechend wird der Osten als männlich und diurnal betrachtet, währen der Westen als weiblich und nocturnal gilt. Folglich wird gesagt, dass männliche Planeten in der östlichen Hälfte des Horoskops gestärkt werden, während die weiblichen Planeten sich in den westlichen Quadranten freuen. Man findet insbesondere Belege dafür, dass der Mond am Deszendenten in starker Würde stehe, während er am Aszendenten geschwächt wird. Die Regeln für Elektionen schreiben vor, dass es ungünstig ist, den Mond an den Aszendent zu dirigieren, wenn man eine günstige Zeit für neue Unternehmungen wählen will. Obwohl wir heutzutage Partner beider Geschlechter mit dem 7. Haus in Zusammenhang bringen, wurde das 7. Haus ursprünglich vorwiegend mit dem Weiblichen assoziiert und wurde verwendet, um Frauen generell zu kennzeichnen.

Deutungen des 7. Hauses

Manilius: Die Vollendung von Unternehmungen; der Abschluss mühseliger Arbeiten; die letzten Jahre und das Ende des Lebens; Tod; die Verehrung der Götter; Heirat; Freizeit und Muße; gesellschaftliche Ereignisse; Bankette.

Andere Klassiker: Heirat.

Firmicus: Die Art und die Anzahl der Heiraten; kardinal, aber ungünstig aspektiert zum Aszendenten.

Al-Biruni: Frauen, Konkubinen, Hochzeiten; Kontroversen; Partnerschaften; Verluste; Gerichtsprozesse.

Lilly: Ehe; Partner; öffentliche (bekannte) Feinde; Diebe; die Gegenseite in Liebe, Krieg, Streit und Prozessen.

Modern: Diejenigen, mit denen wir unser Leben und Handeln teilen müssen; oder diejenigen, mit denen wir in enger Beziehung stehen, sei es emotionaler oder geschäftlicher Art; offene Feinde; Die „Nicht-Selbst“-Projektion.

Innerhalb den Quadranten dieses „kardinalen Kreuzes“ bewegt sich der Zyklus des Lebens: Die Empfängnis geschieht am IC, wenngleich der Aufstieg in die Manifestation oder die physische Form sich am Aszendenten vollzieht. Der Quadrant zwischen Aszendent und Himmelsmitte steht in Beziehung zu Jugend und Lebenskraft. Der Quadrant von der Himmelsmitte bis zum Deszendenten repräsentiert die mittlere Lebensphase und die Reife, während der Quadrant zwischen Deszendent und IC das Alter und den Tod repräsentiert. Alte Astrologen wie Antiochus oder Porphyrios beschrieben den Quadranten zwischen IC und Aszendent als den endgültigen Zustand der Gebrechlichkeit oder die Periode nach dem Tod (und die Vorbereitung auf die Wiedergeburt).25 Dagegen war Jean-Baptiste Morin einer der wenigen Astrologen im 17. Jahrhundert, der eine philosophische Erklärung der Hausbedeutungen bot. Er erkannte auch diesen zugrundeliegenden Zyklus der Erfahrung als eine Basis für seine Cabal of the Twelve Astrological Houses:

Welchen Teil des Himmels, wenn denn die Natur uns selbst führt und lehrt, sollten wir denn als die erste Ursache für den natürlichen Anfang aller Dinge nennen? Zweifellos veranlasst das, was ganz am Anfang einer Sache über den Horizont aufsteigt, die Sache selbst ebenfalls aufzusteigen. Denn es ist gewiss, dass der Osten für alle Planeten sehr viel einflussreicher ist als die anderen Bereiche, was auch von allen Astrologen bezeugt wird, wenn es um Aufgang, Kulmination und Untergang der Sterne geht und wie es die Erfahrung selbst zu Bewusstsein bringt bei einer Veränderung … . Aber sukzessive wird jener Teil des Himmels, der höher über dem Horizont steht und die Himmelsmitte besetzt beim Beginn der Angelegenheit, die Kontrolle über die Aktivitäten und die eintretende Wirksamkeit übernehmen. Was aber zu gleichen Zeit im Untergang steht, bildet den perfekten Endzustand ab. Und schließlich wird das, was die Tiefe des Himmels besetzt, als Ursache für eventuelle Nachteile und Verderbtheit angesehen. 26

Es scheint, dass Howard Sasportas auf der richtigen Spur war, als er die Häuser als einen „Lebenszyklus“ oder ein „Rad der Erfahrung“ in Erwägung zog, aber sein Fehler lag darin, diesen Zyklus in der numerischen Ordnung der Häuser zu suchen. Diese Abfolge korrespondiert mit der astronomischen Bewegung eines Planeten durch die Zeichen des Tierkreises. In der Astrologie ist es dagegen die Tagesbewegung des Himmels von Osten nach Westen – herbeigeführt durch die tägliche Rotation der Erde um ihre Achse –, die eine bei weitem tiefere Bedeutung in sich trägt. Ptolemäus nahm darauf Bezug unter dem Begriff „Primärbewegung“, die sich über die natürliche Bewegung der Planeten hinwegsetzt während diese bestrebt sind, ihren Fortgang durch den Tierkreis zu nehmen. Geoffrey Chaucer fasst dies im 14. Jahrhundert zusammen indem er schrieb:


Abb. 9: Die Quadranten

Wie rollst Du doch, grausames Firmament

Von Anfang täglich um in Deinem Kreise

Treibst alles fort vom Ost zum Occident

Und schleuderst es aus angebornem Gleise.27

Obwohl das zunächst dieser Ordnung zu widersprechen scheint, ist die Nummerierung der Häuser dennoch auf dieser Ordnung aufgebaut und entstammt der "Schau" der ägyptischen Astrologen im Zweistunden-Takt. Die Häuser werden gegen den Uhrzeigersinn nummeriert, denn dies ist die Abfolge, wie die Sterne sich in den Häusern bewegen und am Osthorizont sichtbar werden – deshalb wurde der Aszendent als „Stundenschauer“ (horo-skopos) bezeichnet.

Für den Studenten heutzutage ist ein größeres Umdenken erforderlich, um die antike empirische Basis der heute in Gebrauch befindlichen astrologischen Techniken zu verstehen. Die symbolische Bedeutung der um uns herum stattfindenden Zyklen lässt sich nur begreifen, wenn wir unsere Augen und unseren Verstand von unseren statischen, zweidimensionalen Horoskopen emporheben und uns wieder mit den Himmelsbewegungen verbinden, wie wir sie mit den menschlichen Sinnen erfahren können: Aufgang im Osten, Kulmination im Süden28 und der Untergang ist im Westen. Die zodiakale Messmethode platziert die Planetenpositionen entlang der Ekliptik, aber dies ist ein universelles Maß. Es sagt nichts über die persönliche Signatur der Planeten aus, wie sie in Beziehung zu einem bestimmten Ort an einem bestimmten Zeitpunkt stehen. Darin liegt aber eine der wichtigsten Funktionen der Häuser – die Definition der Himmelspositionen im Hinblick auf einen bestimmten Ort. Der bedeutendste Umschwung besteht darin, dass wir durch den Einfluss der modernen Wissenschaft gelehrt wurden, unseren Kosmos als ein heliozentrisches System zu betrachten und wir neigen zu der Vorstellung, von außen nach innen zu blicken.


Abb. 10: Die Häuser bewegen sich im Zwei-Stunden-Takt

Die astrologische Symbolik deutet die Himmelspositionen so, als ob sie auf die Erde herabgezogen seien. Dies macht es erforderlich, dass wir die geozentrische Perspektive aufrechterhalten: wir sind innen und schauen nach außen. Die Teilung der Häuser hat sich zumindest in ihren Anfängen aus dieser Perspektive entwickelt. Sobald unsere Perspektive wieder so ausgerichtet ist, wird das eigentliche Wesen dieses grundlegenden Zyklus wieder erkennbar. Die Häuser des Horoskops stehen in Beug zu dem universellen „Lebensbaum“, welcher das Sein des Menschen mit dem Zyklus der Natur verbindet, von dem er ein Teil ist.

Durch die Einbeziehung einer tiefer liegenden Struktur erklärt die Tagesbewegung eine Menge, offenbart aber nicht die ganze Bedeutung der individuellen Häuser, denn es haben noch andere symbolische Systeme eine Rolle gespielt. Aber für die Deutung der Achse 2. und 8. Hauses ist dies von besonderer Bedeutung. Im folgenden Kapitel betrachten wir die Zusammenhänge zwischen dem 2. Haus und finanziellen Angelegenheiten, sowie zwischen dem 8. Haus und dem Tod. Außerdem schauen wir, wie die Aspektverbindungen zum Aszendenten mit den Hausdeutungen verwoben sind.

Die astrologischen Häuser

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