Читать книгу Die astrologischen Häuser - Deborah Houlding - Страница 6
Vorwort von Robert Hand
ОглавлениеDie Häuser sind in der modernen Astrologie der Baustein mit den größten Problemen, und doch sind sie zugleich einer ihrer grundlegendsten Bestandteile. Wer sich mit moderner Astrologie auskennt, weiß, dass die Debatte um die richtige Methode der Berechnung der Häuserspitzen lange getobt hat. Wir haben heute eine außerordentliche Methodenvielfalt: Koch, Campanus, Placidus, Regiomontanus, äquale Häuser, Meridianhäuser, Morin usw. Die genaue Lokalisierung der Häuser ist äußerst wichtig, denn sehr viele Techniken hängen von einer exakten Kenntnis der Häuserspitzen ab. Jedoch scheint die Astrologie auch heute der Lösung dieses Problems noch keinen Schritt näher gekommen zu sein. Aber das wissen wir alle.
Es scheint aber nicht so klar zu sein, dass sich das Häuserproblem nicht ausschließlich auf deren mathematische und astronomische Herleitung beschränkt. Wir haben auch ein zunehmendes Problem mit den Deutungsinhalten der Häuser. Besonders in den letzten Jahrzehnten setzte eine ernsthafte Verschiebung hinsichtlich der Bedeutung der Häuser ein. Wir geraten also nicht nur bezüglich der korrekten Rechenmethode in Widersprüche, sondern auch im Hinblick auf die Deutung der Häuser. Deborah Houlding befasst sich im vorliegenden Buch hauptsächlich mit diesem zweiten Problem, also den Unterschieden in der Symbolik.
Es ist nicht schwierig nachzuvollziehen, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Ich selbst habe in meinen Anfangszeiten ganz ohne Häuser gearbeitet, weil mir ihre Interpretation und die Anordnung ihrer symbolischen Bedeutung wunderlich und willkürlich erschien. Doch sogar die Deutungen der Häuser, so wie sie uns seit dem 19. Jahrhundert überliefert sind, lassen zugrunde liegende Muster vermuten. Ich habe mich in meinem Buch Horoskopsymbole mit einigen davon befasst. Zum Beispiel sind allgemein gesprochen die Häuser über dem Horizont eher sozialer und kollektiver Natur, während die Häuser unter dem Horizont eher persönlich und individuell ausgerichtet sind. Häuser, die zueinander in Opposition stehen, scheinen zwei Aspekte ein und desselben Lebensbereiches zu sein. Häuser auf der linken (aufgehenden) Seite des Horoskops sind mehr mit den Taten des Geborenen verbunden, während die Häuser auf der rechten (untergehenden) Seite mehr mit der Erfahrung des Individuum zu tun haben usw.
Jedoch lässt keines dieser Muster sich für jedes Haus in jedem Abschnitt des Horoskops beibehalten. Jedes Bemühen, die Bedeutung der Häuser vernünftigen Kategorien unterzuordnen und eine Art zusammenhängender, theoretischer Grundlage zu schaffen, misslingt, weil eines oder mehrere Häuser nicht in ein bestimmtes Schema passen.
Deswegen ist die Versuchung groß, die Bedeutung der Häuser zu „berichtigen“, so dass jene Häuser, die nicht stimmig sind, passend gemacht werden können. Ich habe mehrere solcher Anpassungen in meinem Buch Horoskopsymbole1 vorgeschlagen, Vorschläge, die ich heute sehr viel zögerlicher machen würde. Es könnte sich letzten Endes herausstellen, dass wir diese Angleichungen vornehmen müssen. Aber zuvor sollten wir den Entstehungsprozess der Bedeutung der Häuser im Laufe der Geschichte gründlich verstanden haben.
Nachdem ich Zugang zu vielen der älteren Schriften im Original oder in Übersetzungen hatte, wurde mir klar, dass den meisten Studenten der Astrologie diese Möglichkeit leider verwehrt bleibt. Es ist also eine Diskussion über die Kernfrage der Interpretation der Häuser notwendig. Zusätzlich benötigen wir eine gute Zusammenfassung der Entwicklung ihrer Deutung im Laufe der Zeit. Diese gab es bislang nicht. Das vorliegende Buch schießt diese Lücke jedoch. Hier haben wir eine vorzügliche Kritik an der Tendenz jener modernen Astrologen, die mit der Tradition improvisieren und diese verändern, ohne dem, was die Tradition sagt, genügend Beachtung zu schenken. Der Großteil dieses Buches befasst sich mit der Geschichte der Interpretation der Häuserachsen und den unterschiedlichen Deutungsansätzen, die für jeden sichtbar dargelegt werden. Es kann in letzter Instanz zutreffen, dass die moderne Astrologie eigene Wege gehen muss, um eine Lösung für die Häuserproblematik zu finden. Aber lassen Sie uns das wenigstens erst dann tun – falls wir es tun müssen, wenn wir die Möglichkeiten der alten Überlieferungen ausgeschöpft haben. Nach diesem Buch, meine ich, gibt es keine Entschuldigung mehr dafür, die überlieferte Geschichte zu ignorieren. Ich würde mir wünschen, dass selbst jene Astrologen, die kein besonderes Interesse an traditioneller Astrologie, also der Astrologie vor 1700 haben, und die das Häuserproblem scharfer Kritik unterziehen wollen, diesen Schritt erst dann gehen, nachdem sie dieses Buch zu Rate gezogen oder selbst vergleichbare Forschungen betrieben haben.