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Endlich! Nach genau vier Stunden und drei Minuten, also um elf Uhr 37, traf die nicht mehr ganz lebendige Reisegruppe in Paris, Gare de Lyon, ein. Pfarrer Jacques auf der einen Seite, Oberschwester Klara auf der anderen, trugen sie die verstorbene Silvia aufrechten Ganges und umringt von Pfarrer Sebastienne mit seinem Riesenkoffer, Sabine Pfau, die ihre Hutschachtel auf Kopfhöhe hielt, sodass sie Silvias Gesicht, der Kiefer mit einem bunten Tuch festgebunden und einen enormen Hut auf dem Kopf, verdeckte, der hochgewachsenen Tessa Weissfeld, der breiten Marie Krug, dem erschreckend nüchternen Hunki Chrüter, Mama Gwendolen, die Babsi huckepack trug, an der Hand einen leichten Rollkoffer und Hedwig Sandmann, welche die eng aneinander geschmiegte Truppe anführte. So konnten sie natürlich nicht im Hotel einchecken, also mietete Sabine gleich beim Bahnhof um die Ecke einen älteren, leicht verbeulten Citroën, hellbeige, mit dem sie zackig in eine Seitenstrasse fuhr, die um diese Zeit, kurz nach zwölf Uhr mittags, menschenleer war. Dort verfrachteten sie Silvia auf die hinteren Sitze, immer noch mit Jacques und Klara auf je einer Seite, diesmal mit Silvias Kopf auf Jacques’ und den Füssen auf Klaras Schoss und Tessa auf dem Beifahrersitz. So sausten sie los, während die anderen mit der Metro ins Hotel fuhren.

«Wo soll’s hingehen?», wollte Sabine übermütig wissen.

«Aus der Stadt raus in Richtung Étampes, also südlich.» Jacques nannte Sabine die Adresse der Kirche, welche die gesuchte Reliquie beherbergte und starrte fasziniert auf das Bild, das ihm Hans-Peter auf sein Handy geschickt hatte. Es handelte sich um ein winziges Ölfässchen aus Silber mit einem eingravierten Bildchen. Der Stopfen war eindeutig aus Kork. Jacques vergrösserte das Foto und erkannte Maria mit dem Jesuskind in der Gravur, umringt von einem fein ziselierten Blätterkranz. Eine wunderschöne Arbeit. Hans-Peter schrieb dazu, dass das Gefäss einen Rest des Öls enthalte, mit dem Christus’ Leichnam einbalsamiert worden sei.

«So ein Unsinn», dachte der reformierte Pfarrer, doch er musste es ja nicht behalten, sondern nur stehlen.

«Wir sind da.» Sabine hielt in der Nähe vom Château de Farcheville auf einem abgelegenen Kirchhof an und stieg aus.

«Da kommt schon der Pfarrer», sah Tessa einem freudig heraneilenden, stämmigen, eins sechzig grossen Mann entgegen.

Jacques erzählte dem gutgläubigen katholischen Kollegen auf Französisch eine rührselige Geschichte von den letzten Atemzügen der Silvia Gerlind, die noch im Sterben ihre sehnlichst gewünschte letzte Ruhestätte nannte, und zwar genau diese Kirche hier. Sie sei nämlich als Katholikin aufgewachsen und habe erst später, wegen ihres Mannes, zu den Reformierten übergewechselt. Und nun wolle sie wieder zurück ins Katholische, auf dass sich der Kreis schliesse. Papiere habe sie zwar dabei, doch es wäre wünschenswert, die arme Frau möglichst schnell ohne grosses Aufhebens zu bestatten.

«Das ist hier kein Problem», versicherte der herzerweichte Pfarrer und so brachten sie die selige Silvia in den Aufbahrungsraum.

Das vermehrte Ölfässchen

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