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Inzwischen war es Abend geworden, Anbert hatte alles fertig gekocht und sie begaben sich in die Stube hinüber, wo es keine Stühle, sondern nur dicke Teppiche gab.

„Meine Güte“, meinte Merle, „ich bin fast etwas zu alt dafür, um im Schneidersitz auf dem Boden herumzuhocken.“

„Hier“, hielt Anbert ihr ein niedriges Meditationskissen hin, das sie dankbar unter ihren Hintern legte.

„Ich hab zuhause auch ein Meditationskissen. Das ist allerdings hoch und megaunbequem. Darum benutze ich es als Tischchen, um so ein Buch oder die Zeitung auf dem Sofa zu lesen“, erzählte Alberta.

„Was?!“, war Mik nicht mehr so ganz klar im Kopf.

„Ich platziere das Kissen auf meinen Oberschenkeln und stütze Hände und Buch oder Zeitung darauf ab. Dann bleibt der Rücken gerade und die Schultern entspannt.“

„Ach so. Jetzt kann ich es mir vorstellen.“

Nach und nach trudelten mehr Gäste ein und das Essen wurde serviert: Vollkornreis und rote Linsen mit Mango-Chutney.

„Ich bin Anastasia“, stellte sich eine Gruftine vor und küsste Alberta auf die Wange. Dann setzte sie sich neben Mik, wobei sie ihr langes schwarzes Rüschenkleid um sich herum ausbreitete.

„Und ich heisse Stefano“, küsste ein junger Mann mit langen dunklen Haaren und einem massgeschneiderten dunkelgrauen Anzug Alberta ebenfalls auf die Wange und schaute ihr dann verträumt in die Augen. Dann setzte er sich ihr gegenüber hin.

„Ich bin Lora“, winkte eine Frau um die dreissig, die sich neben dem kleinen Schrein niedergelassen hatte, ihr Essen gezielt durchmischte und dann genüsslich löffelte.

Der Einzige, der nicht alleine gekommen war, sondern mit seinen beiden Kindern, half Anbert, die restlichen Teller von der Küche in die Stube zu tragen und reihum zu verteilen.

„Ich heisse Alberta“, lächelte die Frau mit den schwarzen Löckchen zu den Kindern hinüber, die sie nur gross anstarrten.

„Ich bin Hans. Und das sind Lysander und Morgaine“, zeigte der Vater der Reihe nach auf sich und seine Kleinen. „Sagt mal Guten Tag.“ Natürlich löste das keinerlei Reaktion aus. „Die brauchen immer eine Weile, um sich an neue Leute zu akklimatisieren.“

„Kein Problem“, lachte Alberta.

„Was wollt ihr hören?“, hantierte Anbert an seinem Plattenspieler herum. Daneben lehnten tatsächlich richtige Langspielplatten an der Wand.

„Roxy Music“, sagte Anastasia sofort. „Ich finde die Stimme so erotisch.“

„Der ist auch nicht mehr der Jüngste“, zischelte Hans, der dringend eine neue Mutter für seine Kinder und möglicherweise auch für sich suchte und immer mal wieder die eine oder die andere dafür ins Auge fasste.

„Der sieht aber immer noch gut aus“, nervte sich Anastasia. Hans hatte wohl nicht den ersehnten Ich-stehe-über-allem-und-jedem-Eindruck hinterlassen.

„Guten Appetit“, rief Anbert, während im Hintergrund „Love Is The Drug“ lief.

„Apropos Drogen“, sagte Mik zwischen zwei Bissen. „Ich hab auch noch Kekse dabei.“

„Au ja!“, riefen Morgaine und Lysander unisono. Sie konnten augenscheinlich sprechen.

„Ähm … Wisst ihr, das sind spezielle Kekse. Scherzkekse eigentlich. Da verwandeln sich die Leute in kleine Feen und Gnome, sozusagen“, misslang Mik haushoch der Versuch, die nun vollends begeisterten Kleinen von der Idee zum Konsum der schrägen Kekse abzubringen.

„Ich hol andere Kekse. Drogenfreie. Sehn genau gleich aus“, flüsterte Anbert Hans in Ohr. Der nickte erleichtert.

Der flüchtige Stern

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