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Furdin, Oberspion zu Konstanz, hatte die letzten Tage mit Bischof Konrad von Konstanz in Bischofszell, Besitz von Konstanz, geweilt, um nach dem Rechten zu sehen. Wobei, geweilt hatte eigentlich nur der Bischof, denn Furdin musste den lieben langen Tag zwischen Burg und Kloster hin- und herrennen, während Konrad in der Klosteranlage hockte und die Schulbank drückte. Vielleicht wurde er langsam wunderlich; vielmehr aber wollte er wahrscheinlich kontrollieren, ob der Unterricht auch nach seinem Geschmack verlief.

Und nun rührte Furdin gemächlich in seinem Dreifusstopf, der in der Glut der kniehoch aufgemauerten Feuerstelle in seiner ebenerdigen grosszügigen Wohnung stand und feine Düfte nach dem unsäglich kostspieligen Zimt verströmte, den sich der junge Mann nur zu seltenen Anlässen gönnte. Bischof Konrad kam zwar für diese Wohnung, übliche Kost und sogar Spesen auf, doch für Extras musste der hörige Furdin entweder anderswo sparen oder ein krummes Ding drehen, wofür er natürlich ein Händchen hatte. Sonst wäre er hier nicht der Oberspion. Nachdem er seine fernländisch gewürzte Hafergrütze mit viel Honig darin ausgelöffelt hatte, verliess er seine Wohnung in der Niederburg, dem Stadtteil von Konstanz, der von Handwerkern, Fischersleuten und Ministerialen, wie Furdin einer war, bewohnt wurde, und wanderte durch eines der Stadttore auf die breite Strasse hinaus, die am Bodenseeufer entlangführte, und weiter nach Münsterlingen, wo seine Freundin Helwi Laienschwester im dortigen Kloster war. Kühle Luft zog übers weite Wasser und kräuselte es so, dass lauter kleine Wellen entstanden, die sich ohne Unterbruch am sandigen Ufer brachen und den emsigen Fischfang der krächzenden Seemöwen noch verstärkten. Furdins helles Haar, das ihm bis über die Schultern fiel, wurde arg zerzaust und nahm ihm zeitweise sogar die Sicht, sodass er beinahe in einen Gemüsehändler hineinlief, der seinen Handkarren hinter sich herzog.

«Kannst du nicht aufpassen, Junge?!», wurde er auch noch ohne Umschweife angepflaumt. Während der Gemüsehändler brummelnd weitertrampte, winkte Trödelhändler Karl und hiess Furdin stehenzubleiben: «Brauchst du zufällig ein neues Haarband, Beamte Furdin? Wie wär’s mit dem hier?» Und Karl in seinem langen bunten Flickenmantel zauberte ein dickes, braunes Lederband mit hübsch genähten Mustern darauf aus seinem Bauchkasten hervor und hielt es Furdin unter die Nase.

«Und welches Vermögen willst du dafür haben, Karl?»

«Och! Alles halb so wild. Einen Pfennig und eine neue Geschichte über den ehrenwerten oder nicht so ehrenwerten Konrad.»

«Da tut sich nichts Schlimmeres im Moment. Ich geb’ dir zwei Pfennige für das Haarband und eine neue Geschichte von dir über das Kloster Sankt Gallen, welches dem Bischof so auf dem Magen liegt, wie du weisst.»

«Also gut. Da gäbe es schon was zu erzählen.»

«Na red’ schon», sagte Furdin, gab dem Trödelhändler seine Silberlinge und band sich die Haare zusammen.

«Da wurde jemand entführt.»

«Aus dem Kloster?»

«Oh ja! Ein Mönch.»

«Doch nicht etwa Fidibus?», wollte der bischöfliche Spion erschrocken wissen. Denn obwohl der Cellerar von Sankt Gallen eigentlich sein Feind in diesem Kalten Krieg sein sollte, waren sie seit einiger Zeit recht gut miteinander befreundet.

«Nein, nein. Niesbert, der Hortulanus.»

«Na so was! Und warum?»

«Keine Ahnung.»

«Und von wem?»

«Von irgendwelchen Kapuzentypen.»

«Und wann?»

«Vorgestern in der Nacht oder gestern Morgen ganz früh.»

«Na das ist mal was!», strahlte Furdin. Mit dieser Meldung würde er viel Lob von Konrad einheimsen. Das würde den intriganten alten Sack bestimmt aus den teuren Wendeschuhen kippen lassen.

Fidibus und die Entführung aus dem Kloster

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