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Selbstentwicklung und Selbsterhaltung

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Eine weitere Ambivalenz, die sich in Beziehungen – neben dem eben angesprochenen Verhältnis von Eigenständigkeit und Unterordnung (Autonomie und Bindung) – gewichtig bemerkbar macht, besteht im bereits angesprochenen Gegensatz zwischen Selbstentwicklung und Selbsterhaltung. Dabei handelt es sich um einen ähnlich schwierig zu jonglierenden Kontrast.

Was zeigt einem Paar eigentlich an, dass etwas fehlt? Wann wird es Zeit für etwas Neues und wann ist es sinnvoll, das Gewohnte zu bewahren, das Alte vielleicht sogar wiederherzustellen?

Es ist charakteristisch für intime Beziehungen, dass sie auf Verwandlungen des Selbst hinauslaufen. Die Liebe steuert immer auf eine bewegliche Wirklichkeit zu, die erst im leidenschaftlichen Prozess zum Vorschein kommt. Am Anfang wird man geliebt, weil man ist, wie man ist. Später mehr dafür, dass man sich auf das Andere des anderen wohlwollend einlässt. Noch später, indem man die Untiefen und Defizite des anderen großzügig erträgt und ausgleicht. Und noch viel später, indem man darüber nicht die Gabe verliert, sich für den anderen attraktiv zu machen und dem Partner ein wohlwollender Spiegel bleibt.

»Ich halte es kaum noch aus, wie er sich heute gehen lässt. Das ist nicht mehr der Mann, der um mich geworben hat. Früher ging es mir schon alleine deshalb gut, weil er sich für mich schön gemacht hat und Freude daran hatte, die Zeit mit mir zu verbringen. Und heute? Heute fläzt er sich vor den Fernseher und will nicht gestört werden, wenn seine Sendungen kommen. Heute ist es ihm egal, was er anhat und wie ich das finde. Ich glaube, ich bin nach all den Jahren nichts weiter für ihn als seine gewohnte Umgebung. … Wenn ich mal nicht mehr bin, dann wird er sich verwundert umgucken, da bin ich mir sicher. Dann ist es aber zu spät.«

Die Entwicklungen innerhalb einer Liebesbeziehung sind eine zweischneidige Angelegenheit. Über eine lange Zeit betrachtet kommt es zu mehreren großen Wahrnehmungsverschiebungen, die sich in der Tendenz nicht verhindern lassen. Sie finden einfach statt, weil man zusammen ist. Andererseits tut aber nicht jede Entwicklung und nicht jedes Ausmaß an Veränderung der Beziehung gut. Wie das Beispiel zeigt, leidet die Qualität einer Beziehung darunter, sich gehen zu lassen. Es ist ein schmaler Grad zwischen Lässigkeit und Vernachlässigung.

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