Читать книгу Zeit für Männlichkeit - Diana Richardson - Страница 24
Viele Reize vermindern die Empfindsamkeit
ОглавлениеEs ist eine bemerkenswerte Begleiterscheinung von übermäßiger Stimulation, dass der Penis seine Sensibilität verliert. Je mehr Reizen er ausgesetzt ist, desto weniger empfindsam wird er. Das Gleiche gilt für die Vagina.
Das ständige Reiben des Penis in der Vagina (oder in der Hand beim Masturbieren) desensibilisiert den Penis. Und es wirkt sich auch auf die Vagina negativ aus. Die wiederholten Rein- und Rausbewegungen erzeugen Reibung zwischen den Geweben. Dadurch entsteht „Hitze“, und es kommt zu einer „Aufladung“.
Nach dem Sex bleibt ein Rest von Spannung im Körper. Diese sammelt sich nach und nach im Penis an. Irgendwann ist er völlig „überladen“ und wird immer empfindungsärmer.
Er nimmt nicht mehr richtig wahr, was um ihn herum vorgeht. Ziemlich oft fühlt sich der Penis bei Berührung unnatürlich dicht, hart oder „metallisch“ an. Diese Härte spiegelt die Spannungen wider, die sich im Gewebe des Penis angesammelt haben. Seine Empfindsamkeit verringert sich. Und so verliert der Mann die Fähigkeit, die Kompetenz und die Kraft, sich in das Gewebe seines Penis hinein zu fühlen. Das alles geschieht schleichend und kaum wahrnehmbar. Das bedeutet: es ist für den Mann dann schwierig oder unmöglich, mit seinem Bewusstsein in seinem ganzen Penis anwesend zu sein – von der Wurzel bis ganz hinauf in die strahlende Spitze. Ursprünglich ist der Penis ein schlangenartiges, geschmeidiges und biegsames „Geschöpf“. Es ist in der Lage, sich innerhalb der Vagina hinauf und hinab zu winden – tatsächlich wie eine Schlange!
Ein Wissenschaftler, der vor einigen Jahren an unserem Seminar teilnahm, erzählte uns etwas Interessantes: die beiden Wissenschaftler Weber und Fechner wiesen bereits in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts den Verlust der Sensibilität durch intensive Stimulation nach. Im sogenannten Weber-Fechner-Gesetz formulierten sie die Ergebnisse ihrer Versuche mit Menschen – das sollte die Geburtsstunde für Biophysik und Biokybernetik sein. Sie betrachteten einen Reiz von außen im Verhältnis zur Empfindung des Reizes, und sie bewiesen damit Folgendes: Die Veränderung einer Empfindung ist proportional zur relativen Veränderung des Reizes.
Heute weiß man, dass dies für jede Sinneswahrnehmung gilt. Ein Beispiel dafür ist das Sehen: Wenn man im Dunkeln ein Streichholz anzündet – nachdem man sich an die Dunkelheit gewöhnt hat – wirkt es wie eine Explosion. Wenn man dasselbe im hellen Sonnenlicht tut, ist es kaum wahrnehmbar. Je stärker der Reiz, desto geringer ist die Empfindsamkeit für scheinbar Unbedeutendes. Das bedeutet für uns: statt endlos nach immer neuen Sinneseindrücken und Reizen zu suchen, können wir damit beginnen, unsere Sinne zu schulen. Damit erlangen wir die Fähigkeit wieder, in jedem Augenblick des Tages zu spüren, wie die Lebenskraft in uns fließt.