Читать книгу Zeit für Männlichkeit - Diana Richardson - Страница 28
Die sexuelle Unlust der Frauen
ОглавлениеLasst uns den nackten Tatsachen ins Auge sehen: Männer wollen im Allgemeinen öfter Sex als ihre Partnerin. Hast du dich schon einmal gefragt, woran das liegt? Die Wahrheit ist, dass für die Frau die paar Minuten der sexuellen Vereinigung nicht wirklich befriedigend sind. Das liegt daran, dass sie nicht genügend Zeit hat, um ihren Körper aufzuwärmen und das Zusammenspiel wirklich zu genießen.
Das bedeutet, dass sich die Frau nach einer sexuellen Begegnung oft unerfüllt fühlt. Es bleibt ein Gefühl, dass sich für das bisschen Vergnügen am Sex die ganze Anstrengung nicht lohnt. Solche Gefühle können sich mit der Zeit in ihr festsetzen. Und deshalb gehen viele Frauen unbewusst dazu über, Sex teilweise oder auch ganz zu vermeiden.
Es gibt Untersuchungen, wonach achtzig Prozent der Frauen den Partner lieber küssen und mit ihm schmusen, als mit ihm Sex zu haben. Für sie ist dieser zärtliche Austausch befriedigender als Sex. Und wenn eine Frau lieber schmust, als Sex zu haben, ist das ein klares Zeichen, dass sie es nicht wirklich genießt, wenn der Penis in ihrer Vagina ist.
Die sexuelle Unlust der Frauen ist kein mentaler oder bewusster Vorgang in der Frau. Sie beschließt nicht plötzlich, dass sie keinen Sex mehr haben will. Da können Männer ganz sicher sein. (Im 7. Kapitel kommen wir auf das Thema Verhütung zu sprechen, das einem „Ja“ der Frau zum Sex auch oft im Weg steht.)
Wenn sich der Körper einer Frau verschließt, ist das normalerweise ein langsamer, allmählicher Vorgang – es sei denn sie hat ein Trauma erlebt. Dann kann sie sich auch sehr schnell verschließen. Der Rückzug ist ein sehr körperlicher und gleichzeitig ein sehr unterschwelliger Vorgang, über den die Frau wenig bewusste Kontrolle hat. Oft fühlt sich eine Frau sehr allein mit ihrer unerwarteten und ungewollten sexuellen Unlust. Und das, obwohl dieses Phänomen alltäglich und weit verbreitet ist. Die immer wiederkehrende Erfahrung von fehlender Erfüllung ist der wesentliche Grund, warum viele Frauen das Interesse an Sex verlieren. Frauen sind von Natur aus empfänglich und ganz sicher nicht frigide. Doch ihr Körper beginnt innerlich zu erstarren und friert ein, wenn der Sex heiß, hart und schnell ist!
Was kann der Mann nun tun? Warum genießen die Frauen den Sex nicht – den Sex, den du mit ihnen hast? Warum will deine Frau nicht so oft Sex wie du?
Vor einiger Zeit hat eine Umfrage der amerikanischen Frauenzeitschrift Redbook gezeigt, dass zweiundfünfzig Prozent der Frauen regelmäßig den Orgasmus vortäuschen. Und wahrscheinlich haben nur siebzehn Prozent der Frauen während des Geschlechtsverkehrs überhaupt einen Orgasmus. Das zeigte die internationale Sex-Studie Durex Global Sex Survey. Dreiundvierzig Prozent der Frauen berichten von „irgendeinem sexuellen Problem“ – wie zum Beispiel Orgasmusunfähigkeit, Langeweile beim Sex oder völligem Desinteresse am Sex.
Im Wesentlichen bekommen Frauen beim Sex körperlich nicht das, was sie vom Mann brauchen. Das liegt am mangelnden Wissen über den weiblichen und männlichen Körper und an den unbewusst übernommenen Vorstellungen von Sexualität. Die Folge davon ist der Rückzug der Frau und ihre Schwierigkeit sexuelle Erfüllung oder gar einen Orgasmus zu erleben. Sie genießt den Sex nicht, weil sie sich dabei nicht wohl fühlt.
Wie oft würdest du Sex haben wollen, wenn du dich dabei nicht wohlfühlst, es sogar schmerzhaft ist oder du nie einen Orgasmus hast?
Wenn du mehr Sex mit deiner Frau haben willst, dann finde heraus, wie du euer Zusammensein so gestalten kannst, dass sie sich öffnen und es richtig genießen kann. Wenn du das herausfindest, wirst du sie nicht mehr um Sex bitten müssen. Du wirst erleben, dass sie noch mehr davon haben will! Vertraue uns: Sie wird dich darum bitten, mit ihr Liebe zu machen. Und wenn du es nicht glaubst, dann probiere es einfach aus!
Der erste, wesentliche Schritt ist dabei, die Dauer des Liebesspiels zu verlängern. Es ist nämlich tatsächlich die Länge der Zeit bedeutsam, in der dein Penis in ihrer Vagina ist. Erst dann kann die Frau wirkliche sexuelle Erfüllung erleben – und du auch. Denn wie Mann und Frau den Sex erleben, ist untrennbar miteinander verflochten. Erfüllender Sex ist eine gemeinsame Erfahrung – und nicht etwas, was dem einen gefällt und dem anderen nicht.
Das wäre auch absurd – unsere Natur ist viel intelligenter. Wenn die Frau sich nicht ganz für den Mann öffnen kann, dann ist auch sein sexuelles Erleben begrenzt. Es wird eindimensional, eintönig und letztendlich langweilig. Und dann entsteht das Bedürfnis, immer aufregendere und stimulierendere Situationen herbeizuführen – mit Pornos, Sex-Spielzeug, Partyspielen und Ähnlichem, um wieder Bewegung in die Geschichte zu bringen.
Wenn ein Mann mit einer Frau bewusst und ausgiebig Liebe macht, wandelt sich die Erfahrung des Mannes. Sie ist nicht mehr „von dieser Welt“, sie wird zu einem vielschichtigen Erlebnis. Wenn der Mann tatsächlich länger mit seinem Penis in der Vagina der Frau ist, denkt er automatisch weniger an Sex. Er hat ihn ja! Ausgiebig lange sexuelle Erfahrungen im Zustand der Entspannung bringen ihm Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Dadurch verringert sich seine Anspannung und Erregung vor und während des Liebemachens.
Und das führt dazu, dass der Ejakulationsdruck deutlich abnimmt. Ein Mann kann unendlich lange Sex ohne Ejakulation haben, wenn er den Schlüssel dazu einmal in der Hand hat. Wir wissen, dass viele Menschen viel zu wenig Liebe machen. Da ist es ein gutes Heilmittel, einfach wesentlich länger Liebe zu machen!
Wir Menschen können mit unserer sexuellen Energie auf zwei ganz unterschiedliche – ja entgegengesetzte – Arten umgehen: entweder emotional und oberflächlich oder reif und kraftspendend. Wir können uns entweder stimulieren und entladen oder entspannen und die Energie in uns zirkulieren lassen. Und wir können entweder biologisch oder spirituell, Leben zeugend oder Leben spendend, unbewusst oder bewusst damit umgehen.
Ein Mann hat uns berichtet, dass er nach stundenlangem Sex meistens keinerlei Lust auf einen Orgasmus spürt. Und er hat danach ein Gefühl vollkommener Zufriedenheit und Glückseligkeit. Er spürt nicht den Hauch einer Frustration. Es hat für ihn nichts mehr mit Verzicht zu tun, keinen Orgasmus zu haben. Noch vor einem Jahr hätte er sich das nicht vorstellen können.
Erfahrungsbericht eines Mannes:
„In den letzten sechs Monaten haben wir den Liebesakt „in Stille“ vollzogen – ohne uns äußerlich viel zu bewegen. Allerdings erlebten wir viel innere Bewegung – und das ist das gewisse Etwas, wonach ich früher immer gesucht hatte. Diese Art des Liebemachens gibt mir Raum für bewusste Begegnung, tiefe Liebe, grenzenlose Abwechslung, sprühende Lebendigkeit, kraftvolle Männlichkeit und tiefe Erfüllung. Es ist ein wunderbarer Weg, der mich zu dem hinführt, der ich wirklich bin. Andererseits gibt es auch den heißen Liebesakt mit sexueller Erregung. Ich erlebe die Erregung als etwas, das mich immer wieder in mich hinein zieht. Manchmal zieht sie mich an, weil ich sie einfach nicht loslassen kann. Oder sie kommt als Welle, die mich überfordert und überwältigt. Diese Erfahrung ist etwas ganz anderes als der stille Liebesakt. Beim Vergleich zeigen sich die Unterschiede. Ihr beide habt als unsere Lehrer zu uns gesagt: „Das Danach ist euer Lehrer.“ Nach dem stillen Liebemachen fühlte ich mich innerlich meistens erfüllt und lebendig. Nach der Liebe mit Erregung, oder mit anderen Worten, nach dem Orgasmus, fühlte ich mich müde, und ich brauchte eine Pause. In meiner persönlichen Erfahrung gibt es noch einen weiteren wichtigen Unterschied: Bei der erregten Liebe „klebe“ ich energetisch an meiner Partnerin. Bei der stillen Liebe entsteht ein Raum, in dem sich die Liebe zwischen uns entfalten kann. Was die Qualität und Nachhaltigkeit anbelangt, hat die stille Liebe für mich eindeutig den Vorrang, aber dennoch kann ich mich im Moment noch nicht endgültig von der Liebe mit Erregung verabschieden. Ich würde sonst einige Teile in mir verleugnen, die sich immer noch nach der Erregung sehnen. Und das will ich nicht tun. Ich denke, dass mir die weitere Übung mit Tantra den Weg zeigen wird. Ich lasse mich immer weiter und immer wieder davon überraschen, wohin mich dieser Weg führt.“