Читать книгу E R S A N - Dieter Gronau /// AMEISE - Страница 10
Überschrift 7
Оглавление„Jetzt riechst du wirklich wie eine Salami, man könnte dich fast in Scheiben schneiden.“
Der Wagen steuert zielsicher und gekonnt die Abfertigungsspur für Fernlaster an und stoppt vorschriftsmäßig vor dem Schlagbaum.
„Na wie geht’s, alles in Ordnung wie immer?“
„Klar ich will doch keinen Ärger mit euch. Ich muss pünktlich in Bukarest sein, da kann ich mir keine Fehler erlauben. Hat doch gut geklappt, letztes Mal mit meinem Hinweis, da konnte euer Chef einen dicken Fisch landen. Ist er schon befördert?“
„In der Tat, er und noch einige von uns, sind zur Beförderung vorgeschlagen und haben schon eine Gehaltserhöhung bekommen.“
„Das freut mich für euch! Ich pass weiter für euch auf! In der Türkei wird so viel versucht. Wir bleiben lieber sauber! Wir sind Europäer.“
„Nun gut, mein Alter! Auf weiter gute Zusammenarbeit und willkommen wieder Zuhause in Europa!“
Darauf winkte der griechische Zöllner und Passkontrolleur Bebe durch den Kontrollposten und wünschten ihm gute Weiterfahrt. Der türkische Posten, kurz vorher, blickte nur verschlafen durch sein Fenster und wandte sich sofort wieder seinem Fernseher zu. Der Fernseher war viel wichtiger als Bebe, denn es wurde gerade eine Fußballübertragung gesendet, die durfte auf keinen Fall verpasst werden.
„Kleiner, Ersan, wir haben es hinter uns! Wir sind jetzt in Europa! Du Salami kannst wieder runterkommen und dich neben mich setzen!“ Kaum hatte Bebe die Worte ausgesprochen, fiel Ersan förmlich aus seinem Versteck von oben, aus der Schlafkoje.
„Puh, du bist wirklich ein ausgekochter Gauner! Hätte ich dir nie zugetraut.“
„Ja Ersan, ich habe letzte Mal 3.ooo,--Euro Belohnung kassiert für einen Schmuggeldeal an der griechischen Grenze. Es ging um 3 Zentner Zigaretten und Menschenschmuggel. Dabei wurde auch einer der beiden Drahtzieher geschnappt, der in einem anderen Wagen folgte, den anderen der beiden Bosse haben sie nachts in Athen aus seinem Bett geholt. Die Griechen haben die Bande dann der türkischen Polizei übergeben. Der Vorfall stand aogar bei uns in den rumänischen Zeitungen.“
„Du bist ja demnach ein Held und mit mir soeben ein Gauner geworden, denn du hast jetzt selber einen Menschen geschmuggelt.“
„Ich glaube, bei dir, habe ich gewissermaßen etwas Gutes für uns Europäer getan. Wir brauchen so kluge Köpfe, wie dich, für unsere Zukunft.“
„Bebe, hat uns auch ja keiner gehört?“
„Da kommt gleich ein Brunnen, eine Trinkwasserstelle. Da kannst du dir mit Seife gründlich den Salamiduft von der Haut abwaschen.“
„Du bist langsam wie ein Vater zu mir! Bebe, ich danke dir! Kann mich schon selber nicht mehr riechen., pfui!“
Ersan wusch sich gründlich Schweiß und Salamifett ab und duftete danach wie eine Primaballerina. Ersan musste sich selber in den Arm kneifen, um zu glauben, das er es wirklich war, er selber, Ersan, er war jetzt in Griechenland und Europa! Unglaublich, unglaublich! Es stimmte, er war seinem Ziel ein großes Stück näher!
„So, Ersan! Gleich kommt eine wundervolle Raststelle. Dort werden wir die Nacht in Ruhe verbringen.“
„Uuahh, ich bin jetzt aber verdammt müde, nach alledem was ich bisher erlebt habe. Ein hellerleuchteter riesiger Parkplatz, mit Kantine und Hotel wurde von Bebe angesteuert. Kurz darauf standen die beiden in der Parkreihe der Fernfahrer.
„Feierabend für heute! Es reicht auch. Jetzt werde ich auch hundemüde! Bis so etwa sieben Uhr früh können wir uns ausruhen. Los wir machen alle Vorhänge an den Fenstern zu und schmeißen uns in die Kojen. Der Wecker ist schon gestellt. Nimm dir noch etwas zu trinken mit, falls du Durst bekommst! So verbrachte Ersan eine traumhafte Nacht auf einem Rastplatz in Griechenland. Natürlich verrichtete Ersan noch kurz vor dem Einschlafen sein Abendgebet, in einer Lautstärke, in der Bebe kein einziges Wort verstehen konnte. Der Text war geheim und Ersan würde ihn auch nur an seinen erstgeborenen Sohn weitergeben. Das hatte er seinem Vater versprochen.
„Sag mal, was murmelst du eigentlich so bei deinem Gebet für einen Text so vor dich hin? Ich kann immer kein einziges Wort verstehen.“
„Die Worte soll auch kein Außenstehender vernehmen. Jedes Wort ist geheim und beruht auf eine sehr alte Familientradition.“
„Ach so ist das! Dann frage ich dich auch nie mehr nach dem genauen Wortlaut. Lass uns morgen Früh lieber mit der Einführung in die rumänische Sprache beginnen. Die rumänische Sprache beruht auf der lateinischen Sprache, folglich kannst du somit alle romanischen Sprachen entziffern und leicht erlernen, das wäre italienisch, französisch und spanisch. So, jetzt aber Schluss mit dem Gesabbel!“ Dann herrschte wieder absolute Funkstille im Fahrerhaus des hochmodernen Fernlasters, dem Orient-Express, wie Bebe von seinem Chef in Bukarest genannt wurde.
Ein immer lauter und dann wieder leiser werdender nerviger Summton ließ Ersan, neugierig auf die Herkunft dieses Geräuschtons, wieder wach werden. Bebe war sofort aus seiner Koje, zog die Vorhänge von den Innenseiten der Fenster- und Türscheiben und öffnete, elektrisch, durch einen Knopfdruck die seitlichen Türscheiben.
„Guten Morgen, junger Mann!“ Tönte es Ersan in rumänischer Sprache ans Ohr.
„Da kennst du noch nicht. Es heißt `guten Morgen, junger Mann`. Ab jetzt fangen wir tüchtig an diese Sprache zu lernen! Komm, lass uns waschen gehen!“ Sagte Bebe, war mit einem eleganten Sprung von seinem Fahrersitz und auf der Straße vom Parkplatz.
„Wunderbar, heute haben wir gutes Wetter. Dann sind wir ruck zuck in Bulgarien und heute Abend schon in Rumänien und gegen Mitternacht in Bukarest und bei unserer Firma!“
„Oh je, war das eben auch in Rumänisch?“
„Na klar, das schärft dein Gehirn. Ich spreche ab sofort nur noch rumänisch, mit kleinen Erklärungen, mit dir. Ich habe den Eindruck, du hast ein Talent für Fremdsprachen und behälst alles augenblicklich. Ich möchte wetten, kommen wir in Bukarest an, kannst du dich schon ganz gut in rumänischer Sprache verständigen. So einen Jungen wie dich, habe ich noch nie kennengelernt. Ich bin in Bukarest verheiratet und habe selber zwei Söhne. Der eine ist in deinem Alter und besucht das Lyzeum für Pädagogig. Er will einmal Lehrer werden. Mein Sohn, Marius heißt er, musste ordentlich Vokabeln pauken. Dir brauche ich nur ein Wort zu sagen und schon hast du es intus.“
„Ich weiß selber nicht, wie das so bei mir funktioniert. In der Schule wusste ich immer die richtige Antwort, bevor der Lehrer die Frage fertig ausgesprochen hatte. Der Schuldirektor nannte mich deshalb, den Hellseher. Es klingt komisch, aber ich war der Beste an unserer Schule in Eski-Datca! Eine Lehrerin sagte einmal zu mir: Ersan, du bist wie ein Falke mit beschnittenen Flügelfedern. Fliege du hinaus in die Welt, wenn du noch kannst. Genau das mache ich jetzt auch. Weit nach Norden, nach Hamburg!“
„Mein Wunderknabe, in Kürze sind wir an der griechisch / bulgarischen Grenze. Da kommen wir ohne Probleme durch. Die filzen nur die türkischen und arabischen Fernlaster und sind damit total überlastet und genervt.“
„Glaubst du wirklich? Das ist dann doch keine Grenzkontrolle mehr?“
„Ersan, wir sind in Europa. Vereintes Europa und können freizügig von einem Land in das andere reisen. Du brauchst nur freundlich grüßen und dabei die rechte Hand heben. Lächeln und grüßen die Kontrolleure ebenfalls zurück, dann haben wir gewonnen und können langsam weiterfahren. Außerdem ist es draußen sehr heiß und die Mittagspause bei den Kontrolleuren steht bevor. Das ist für sie etwas sehr Wichtiges. Da wollen sie möglichst nicht gestört werden.“
Der griechische Kontrollpunkt kam in Sichtweite, draußen enorm heiß, in der prallen Sonne bestimmt 40 und 50 Grad. Der Asphalt der Straße flimmerte und unsere Klimaanlage pullerte auf vollen Touren.
Bebe öffnete das Seitenfenster, grüßte auf Griechisch und hob dabei die rechte Hand. Ersan hob auch seine rechte Hand zum Gruß. Es klappte die beiden Kontrolleure machten eine Handbewegung zum Weiterfahren und gingen auf den nächsten Fernlaster zu. Im Rückspiegel sah Ersan, sie stoppten den Laster, der Fahrer und sein Beifahrer mussten aussteigen, mehr konnte Ersan weiter nicht beobachten, denn ihr Laster schwenkte in eine Rechtskurve zum bulgarischen Grenzpunkt. Dort ging alles noch leichter. Da Bebe scheinbar perfekt bulgarisch sprach und die beiden Beamten auch sofort freundlich winkten, durften sie auch hier ohne zu stoppen, ihren Weg weiter fortsetzen.
„Das ist herrlich, aber auch sehr gefährlich, bei euch in Europa. Dann ja jeder Ganove leicht bei euch einreisen!“
„Neh, mein Lieber, so einfach ist es nun doch nicht. Wenn du regelmäßig alle zwei Wochen, oder sogar noch öfter hier auftauchst, kennen die dein Gesicht schon langsam. Du bist dann so etwas wie ein Stammkunde und alter Bekannter. Solltest mal sehen, wie wir an der rumänischen Grenze empfangen werden!“
„Es bedeutet doch jetzt genau, ich bin in Bulgarien, kurz vor Rumänien!“
„Richtig, wir fahren noch ein kurzes Stück durch Bulgarien und sind bei unserem Tempo bestimmt kurz vor Mitternacht in Bukarest.“
„Lass uns mal eine Pinkelpause machen und uns etwas die Beine vertreten. Es kommt gleich eine herrliche Aussichtsplattform, von wo man den Fluss die Donau herrlich sehen kann. Da gönnen wir uns eine Stunde Pause und machen uns etwas Kleines zum Essen. Magst du gerne Fisch? An der Raststelle kann man Flussfischern frischen Angelfisch, ganz preiswert, erwerben. Den braten wir uns. Wirst schon sehen, schmeckt köstlich!2
„He Halloh, was habt ihr da an frischem Fisch? Zeig mal bitte her?“ Sprach Bebe kurz darauf einen von zwei Männern am Flussufer an.
„Ach, Halloh, lange nicht gesehen!“
„Wie lange nicht gesehen?“ Fragte Bebe den Fischer.
„Ich komme hier bestimmt jede zweite Woche vorbei. Dich sehr ich seit langem mal wieder!“
„Warst sicherlich zu einer anderen Tageszeit hier. Bis eben waren wir noch im Boot auf dem Fluss. Etwas eher und du hättest mir nur zuwinken können und aus der Ferne, vom Ufer, sehen können, wie wir die besten Forellen fangen. Hier sind sie, fangfrisch und haben vor einer Stunde noch munter im Wasser geschwommen. Oder möchtest du einen frischen Wels? Auch eben erst geangelt. Also, du siehst, du hast heute Glück, das wir gerade an Land gekommen sind.“
„Was kostet diese Forelle so unter Freunden?“
„Für dich, mein guter Freund, 1,5 Euro das Kilogramm. Das ist ein wahrer Freundschaftspreis, glaube mir!“
„Gut, abgemacht, etwa 1 Kilo Forellen! Ich darf sie mir aber, wie immer, aussuchen, OK!“
„Gut, lang zu!“
„Diese, die beiden und den Eumel. Wenn es doch etwas mehr ist, macht es nichts. Ich nehme.“ Damit lagen vier Forellen auf dem Rastplatztisch in der Mittagssonne.
„Hast du aber gut getroffen, es sind nur 50 g mehr. Aus lauter Freundschaft, schenke ich dir diese kleine Forelle noch, aber nur, wenn du bar bezahlst.“
„Du Gauner, bisher habe ich immer alles bar bezahlt. Oder habe ich dir schon mal einen Schüttelscheck gegeben?“ Mit einem zünftigen Handschlag und Geld gegen Fisch, wurde das Geschäft besiegelt.
„Ersan, mein guter! Das wird heute ein wahrer Festtags Schmaus, das kannst du mir glauben.“
„Ich freu mich schon richtig auf deinen Fisch! Schon lange habe ich keinen Fisch mehr gegessen und wenn, dann waren es diese ganz kleinen, diese sogenannten Hamsis.. Da bricht man nur den Kopf ab, nimmt die Hauptgräte raus und schwubb, alles in den Mund. Schmeckt eigentlich herrlich mit dem frischen Brot aus unserem Backofen im Garten.“
„Die Dinger kenne ich auch. In Spanien gibt es sie in einer Pommestüte in einigen Imbissen.“
„So, los, ich habe mächtigen Hunger. An die Arbeit!“ Schnell war die provisorische Küche an der Lkw-Seite aufgebaut, das Öl in der Pfanne erhitzt. Der Fischer reinigt gratis die inzwischen 5 Forellen.
„Mein Lieber,“ zugewandt zu dem Flussfischer, „hast du heute auch schon etwas mit deinem Freund gegessen? Auf alle Fälle laden wir euch auch gleich mit zum Essen ein!“
„Das Angebot nehmen wir gerne an, nicht wahr? Wir hatten vor, uns ein kleines Feuer zu machen, um dann anschließend auf der Glut, uns auch ein paar kleiner e Forellen zu braten. Du hast vielleicht auch noch etwas von eurem guten Brot für uns?“
„Na klar, ich habe reichlich, auch für deinen Freund! Mach gleich noch eure Forellen bratfertig, dann können wir anschließend alle zusammen essen. Hier am Rastplatztisch ist bequem für vier Personen Platz.“ Sagte es und schwang einen Rucksack auf den Tisch, eine Flasche Rotwein und einen ganzen Laib Brot, so etwa 2 Kilo schwer, schätzte Ersan.
„Das kann ja ein gutes Picknick werden, Freunde.“ Jauchzte Bebe und legte zwei Forellen in die heiße Pfanne das es zischte und spritzte und Bebe sich dabei etwas seinen linken Zeigefinger verbrannte.
„Verflixt, das ist aber verdammt heiß!“ Danach steckte er sich den Zeigefinger in den Mund und wackelte mit seinem Kopf hin und her.
„Das duftet aber phantastisch!“ Meldete sich ein Flussfischer zu Wort und schielte dabei zu Bebe und die Pfanne. Bestimmt hatte er großen Hunger, denn sie sind meist seit 4 Uhr früh auf der Donau und angeln oder fischen mit einem Treibnetz.
„Ersan, ich glaube so schnell kommen wir hier doch nicht weg, den die beiden Gesellen von Flussfischern sind heute guter Dinge, weil sie reichlich Fisch und Brot haben, nämlich in ihrem Boot unten in einer großen Kiste und vielen Eiswürfeln. Die hatten heute einen sehr guten Fang auf dem Fluss. Ich schätze die machen heute so zwischen 50 und 100 Euro bei den Leuten unten flussabwärts in der kleinen Stadt. Die haben da etliche Restaurants, für die sie fischen.“
„Also, als Fischer kann man auch Geld verdienen.“
„Das schon, aber so als Flussfischer kann man nicht reich damit werden. Jeder Tag hat ein