Читать книгу Das PORTAL Eine Liebe aus einer anderen Realität - Dieter Scharnhorst - Страница 4
Kapitel 1
ОглавлениеEs war der 4. Juli 2090 in Frankreich, und an diesem Tag war Karin Viktory in mein Leben getreten. Eigentlich war es Mai 2014 auf Teneriffa, aber das genaue Datum weiß ich nicht mehr. Ich will nun ganz von vorne beginnen.
Am 4. Juli 2090, einen Tag vor Karins Impf-plantierung, sollte sie in Begleitung ihrer Eltern in einem Pferdefuhrwerk zum ca. 50 km entfernten Impla-Platz gebracht werden, um am 5. Juli mit einigen Gleichaltrigen impf-plantiert zu werden.
Das Schlimme an dieser Prozedur ist, dass ein dreifüßiges, ca. 30 m hohes Ungeheuer, bestehend aus silber-glänzendem Metall, aus dem ein flexibler Arm mit zwei biegsamen Fingern heraustritt, der dann einzeln die jungen Leute ergreift und sie in seinen unteren Bereich steckt. Nach einer gewissen Zeit erschienen sie wieder, waren total verändert, und unter ihrer Kopfhaut hatte man ihnen ein rundes Silbergeflecht impf-plantiert.
Von diesem Ritual erzählte mir Karin erst später, denn sie hatte panische Angst vor diesem Tag, schreckliche Angst.
Also fasste sie den Entschluss zur heimlichen Flucht. Da sie schon alles zuvor vorbereitet hatte, z.B. Kleidung und Vorräte, verließ sie schon vor Sonnenaufgang ganz still und heimlich ihr Elternhaus und ihre 5 Schwestern. Sie wusste auch, dass man sie suchen würde, und dass ihre Flucht für ihre Familie ein Skandal ist. Besonders wäre ihre große Schwester Jenny davon betroffen, die schon impf-plantiert und mit einem schwarzen gekleideten Polizisten verlobt ist.
Während ihr das alles durch den Kopf ging, die Familie, das Haus, das Weingut, sah sie vor sich ein gelbes rundes Etwas. Die Sonne war schon aufgegangen, und ab jetzt würde man merken, dass sie verschwunden ist. Sie überlegte ganz kurz und dachte, was soll ich jetzt tun? Da ihr dieses runde gelbe Objekt nicht bedrohlich vorkam, ging sie näher heran.
Plötzlich hörte sie hinter sich Hundegebell und vertraute Stimmen. Sie erschrak und war sich in dem Moment bewusst, dass man sie gleich entdecken würde, und was auch dann mit ihr darauf geschieht. Plötzlich nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und ging durch das Portal. Im nächsten Moment war sie nicht mehr in der Natur, sondern in einem für sie fremden Raum, bei mir.
Karin war auf einmal in einer ihr unbekannten Umgebung. Als sie sich darauf umdrehte, um zu sehen was hinter ihr geschah, sah sie auf einmal wie das Portal die Farbe von gelb auf türkis wechselte und durchsichtig wurde. Man sah nur noch den metallenen Ring. Plötzlich erblickte sie einen Bildschirm, der die Umgebung, in der sie vorher stand, anzeigte und sah diejenigen, die sie verfolgt hatten, auch den Verlobten ihrer Schwester, Damien. Jetzt bekam Karin es mit der Angst zu tun und dachte, dass man sie hier an dem neuen Ort auch finden würde.
Natürlich sah man weder sie noch das Portal, aber sie konnte deren Stimmen klar und deutlich vernehmen:
,,Wo ist sie denn jetzt, sie war doch gerade noch hier?!" hörte sie Damien rufen.
Karins Angst verschwand langsam, und nun begann sie sich umzuschauen. Ihre Augen wurden immer größer, denn so einen Raum hatte sie noch nie vorher gesehen, ferner den großen Kreis, bestehend aus kleinen offenen Pyramiden, die mit einander verbunden sind, in denen jede von ihnen verschiedenartige Kristalle enthalten, durch den sie gegangen war. Dann bewunderte sie die ,,komischen“ Metallkästen, an denen kleine farbige Lichter blinkten und alles verkabelt war auch der Bildschirm, und davor sah sie noch ein schwarzes Brett mit vielen Buchstaben darauf. Sie wusste nicht, wo sie zuerst hinschauen sollte. Alles war so fremd für sie auch der graue Kasten, mit den vier Gummirädern und den zwei großen Augen davor, interessierte sie besonders, was ich ihr dann später als unser Auto erklärte.
Plötzlich hörte sie Schritte, die immer näher kamen. Karin war ganz aufgeregt, die Angst kam wieder in ihr hoch, und sie dachte, wo soll ich mich jetzt bloß verstecken?
Das war der Moment, wo mir Karin Viktory das erste Mal begegnete und wir uns in die Augen schauten. Ich ging die Treppe herunter in meinen Keller. und dort sah ich auf einmal vor dem Raum & Zeit Converter ein Mädchen stehen, das mich ängstlich anschaute.
Ich sagte zu ihr:
,,Was machst du denn hier, und wo kommst du plötzlich her?“
Sie schaute verdutzt, denn sie verstand wohl meine Sprache nicht und fing auf einmal an in Französisch mit mir zu reden. Ich sagte zu ihr, dass ich nur ein paar Worte Französisch spreche und fragte sie darauf, ob wir uns in Englisch unterhalten könnten, und sie bejahte es. Ich wiederholte meine vorher genannten Fragen dann auf Englisch.
Sie antwortete:
,,Ich heiße Karin Viktory , und mir ist nicht bewusst, wie ich nach hier gekommen bin. Ich wurde verfolgt und sah plötzlich diesen großen gelben Kreis, durch den ich dann flüchtete und bei dir landete."
,,Wo bin ich jetzt?“ fragte Karin mich.
Ich gab zur Antwort:
,,Ja, wie soll ich dir das erklären. Das ist ziemlich kompliziert. Dieser gelbe Kreis, den du bei dir sahst, ist die Öffnung meines Raum & Zeit Converters, den ich erfunden habe.
Nun meine Frage:
,,Wer hat dich wann und wo verfolgt?“
Und nun erfuhr ich eine unglaubliche Geschichte.
Entweder konnte ich sie nicht verstehen oder mein Englisch reichte hier nicht aus.
,,Einen Moment bitte“, unterbrach ich Karin ,,setz dir das hier auf.“
Es war eine Art Übersetzer, den sich Karin dann auf ihren Kopf platzierte.
,,So können wir besser miteinander kommunizieren", sagte ich.
Erstaunt fragte sie:
,,Wieso sprichst du auf einmal französisch?“
,,Nein, das macht das Gerät, das du auf dem Kopf trägst. Habe ich das richtig verstanden mit den dreifüßigen Ungeheuern, der Impf-plantierung und deiner Flucht? Und das ist wo?“ fragte ich wieder.
Ihre Antwort lautete:
,,In Frankreich, aber eigentlich auf der ganzen Welt.“
,,Hier gibt es so etwas nicht“, ergänzte ich unseren Dialog.
,,Wo ist hier?“ fragte Karin ganz aufgeregt.
,,Ja, auf Teneriffa. Teneriffa gehört zu den Kanarischen Inseln, neben Afrika ca. 4000 km von Frankreich entfernt“, war meine Antwort.
,,Oh, ist mir alles unbekannt, und ihr habt keine dreifüßigen Ungeheuer?" fragte sie erleichtert.
,,Nein, es gibt auf der ganzen Welt keine“, war meine Antwort.
,,Aber in der Schule hat man uns unterrichtet, dass vor ca. 100 Jahren die dreifüßigen Ungeheuer auf die Erde kamen, weil die Menschen wieder Krieg führten“, ergänzte sie unseren Dialog.
,,Auf dieser Erde nicht und 1990 schon gar nicht, obwohl sich die Menschen überall in der Welt bekriegen“, meinte ich.
Sie konnte es gar nicht fassen und musste sich erst mal setzen.
Plötzlich ging mir ein Licht auf.
,,Der Raum & Zeit Converter, er funktioniert!“ rief ich aus und fragte sie weiter:
,,Welches Jahr schreibt ihr bei euch, Karin?“
,,Das gleiche wie bei dir, wir haben doch den 4. July 2090“, antwortete sie verwundert.
Ich lachte und rief aus: ,,Was, es ist May 2014."
Karin kam mit meiner Antwort nicht zu recht, und ich hatte das Gefühl, dass sie ihren Orientierungssinn verliert und mir taumelnd gerade noch in die Arme fiel.
Nachdem sie sich wieder gefangen hatte, setzte ich meine Unterhaltung fort:
,,Ich vermute meine Erfindung hat eine Verbindung zu einer anderen Realität und in die Zukunft deiner Welt geschaffen, denn eine andere Erklärung habe ich im Augenblick nicht dafür.
Jedenfalls bist du hier sicher vor den dreifüßigen Ungeheuern und deinen Verfolgern.“
Karin atmete erleichtert auf.
,,Wann bist du geboren?“ fragte ich sie weiter.
,,Am 15.7.2073, ich werde nächste Woche 17 Jahre alt. Wie soll es jetzt weiter gehen und was wird jetzt aus mir?“ war ihre Frage.
,,Ich fühle mich im Augenblick für dich verantwortlich, darum bleibe hier so lange du möchtest, denn, wenn du zurückkehrst, wirst du ja sofort impf-plantiert, und das willst du ja nicht“ ,war meine Antwort.
,,Nein, sagte sie und zeigte mit ihrem Finger auf das Portal und fragte:
,,Warum hast du das eigentlich gebaut?“
,,Ach, du meinst wohl meinen Raum & Zeit Converter, ich konstruierte ihn, weil meine Frau verstorben ist, und ich das rückgängig machen wollte“, antwortete ich.
Darauf setzte ich mich an das Terminal des Raum & Zeit Converters und suchte nach dem Zeitprotokoll und fragte sie nebenbei:
,,Hast du Durst oder Hunger, dann gehe dort an den Kühlschrank!“
Karin erwiderte:
,,Oh ja, denn ich habe seit heute Morgen nichts mehr zu mir genommen.“
Sie stand auf, betrachtete und berührte den Kühlschrank, schaute auch an die Decke und rief aus:
,,Oh, was für ein tolles Ding, ein Kasten, der Kälte erzeugt, und auch nicht mal so ein helles Licht haben wir, wie das über mir.“
Das helle Licht waren die Neonlampen an der Kellerdecke. Nachdem sie die Kühlschranktür geöffnet hatte und über den Inhalt staunte, nahm sie nur zwei Wasserflaschen heraus. An alles Andere traute sie sich nicht heran, denn diese Vielzahl unserer Produkte waren ihr völlig fremd.
Wir sprachen weiter und ich fragte sie:
,,Da du ja aus der Zukunft kommst, würde es mich interessieren, was es dort für neue technische Errungenschaften gibt.“
,,Technisch was?“ fragte sie.
,,Ja, Computer, Handy, Fernseher usw.“, sagte ich.
,,Ich habe noch nie davon gehört, die Worte sind mir unbekannt“, antwortete sie.
Total überrascht, zeigte ich ihr den Computer, setzte mich daran und stellte fest, dass ihre Flucht hierher gespeichert war, ich staunte und erklärte ihr:
,,Ich muss wohl gegen diese Tastatur gekommen sein, als ich nach oben in die Wohnung ging, und durch einen Zufall wurde dann ein Portal in deine Zeit geöffnet, das du gesehen hast und dann durchgegangen bist. Daraufhin hat der Computer dich als Eindringling erkannt und das Portal sofort hinter dir geschlossen. Hier sieht und auch hört man deine Verfolger.“
Karin wurde nun wieder ganz unruhig, und ich merkte es sofort, nahm behutsam ihre Hand, und sie drückte sie ganz fest.
,,Keine Angst, ich beschütze dich. Sie können dich weder sehen, hören noch hier her kommen. Ich speichere jetzt alles ab und schalte die Geräte aus, und wir gehen jetzt nach oben in die Wohnung, damit ich dir dort deine Unterkunft zeigen kann", sagte ich zu Karin.
,,Danke, ich bleibe jetzt gerne hier, aber ich weiß noch nicht einmal deinen Namen“, sagte sie.
,,Dirk, heiße ich“, antwortete ich.
Oben angekommen, zeigte ich ihr das ganze Haus. Sie staunte nur, denn fast alles, was sie sah, war ihr neu. Nur Einiges, wie z.B. das Telefon, kannte sie aus dem Speicher ihrer Mutter.
Karin rief aus: ,,Oh, das hier soll mein Zimmer sein?“
,,Ja, du bist so lange mein Gast wie du möchtest und es dir bei mir gefällt“, antwortete ich.
,,Wohnst du alleine in diesem Haus?“ fragte sie weiter.
,,Nein, meine Mutter lebt auch hier, sie ist auf einer der anderen Inseln und kommt in ein paar Tagen wieder zurück.
Wir sollten nun hinunter in die Küche gehen, um etwas zu uns zu nehmen, denn du hast ja seit deiner Aufregung heute Morgen nichts mehr gegessen“, sagte ich.
In der Küche bereiteten wir uns dann zusammen etwas Leckeres zu, und beim Essen erzählte sie mir von ihrer Familie, dem Weingut und ihrem Leben. Dabei wurde sie ganz traurig und fing an zu weinen. Behutsam nahm ich daraufhin Karin das erste Mal in die Arme, tröstete sie und schaute ihr dabei in die Augen. Dann nahm ich ein Taschentuch und trocknete ihre Tränen.
Schluchzend hörte ich dann ihre Worte: ,,Ich kann nie wieder zurück zu meinen Lieben.“
Ich beruhigte sie erst einmal mit meinen leisen Worten: ,,Auch alles was kommen mag, ich werde dir beistehen und helfen."
Wir gingen jetzt wieder hinunter in den Keller, und ich schaltete erneut den Raum & Zeit Converter ein und überlegte, was wohl als Nächstes zu tun sei.
Karin setzte sich neben mich auf einen Stuhl und fragte:
,,Was hast du vor, Dirk?“
Ich schaute auf den Bildschirm und der letzte Standort erschien dort mit Karins Verfolgern.
Wieder sah ich ihr ängstliches Gesicht und sprach:
,,Keine Angst, wir können sie sehen, aber sie uns nicht.“
Dann schaltete ich auf Ortsangabe und konnte alles wie aus der Vogelperspektive sehen, auch wie Damien zu Karins Elternhaus zurückging, und dank der Technik konnte ich ihn mühelos folgen.
Bevor Karin das Haus verließ, hatte sie ihrer Familie einen Brief geschrieben, in dem sie ihnen mitteilte:
Ich will nicht impf-plantiert werden, denn ich habe große Angst davor, darum verschwinde ich jetzt sucht mich nicht, ich liebe euch, Karin.
Sie hatte ihn dummerweise auf den Küchentisch gelegt, nichtsahnend, dass Damien die Familie Viktory frühmorgens aus dem Bett ,,trommelte".
Jenny eilte erschrocken zur Tür und öffnete sie und staunte, dass es Damien war. Halbverschlafen setzten sich alle nach und nach an den Küchentisch und sahen dabei plötzlich den Brief.
Dieses Szenario konnten wir dank des Zeitindexes sehen, indem wir die Zeit zurückdrehten, als würde man einen DVD Film zurückspulen.
Als nun alle Karins Brief gelesen hatten, sah man wie sich die Gesichter der Erwachsenen veränderten, denn sie hatte nach deren Meinung das Gesetz gebrochen. Schnell hieß es nun, darum müssen wir sie heute unter allen Umständen wieder finden, damit sie morgen auch impf-plantiert wird.
Danach sahen wir weiter, wie Damien mit einigen Anderen aufbrach und später ohne Karin zurückkehrte.
Ratlos standen ihre jüngeren Schwestern da, und verstanden von alle dem nichts, aber die Implas sagten ihnen nur:
,,Wenn ihr erst einmal impf-plantiert seid, dann werdet ihr diese Sache hier verstehen.“
Immer noch standen die jungen Mädchen ratlos vor ihren Eltern.
,,Karin hat keine Ehre im Leibe, sondern Schande über unsere Familie gebracht“, schimpfte Steven Viktory, Karins Vater.
,,Stellt ja keine Fragen mehr“, äußerte sich noch Anna Viktory, und die Geschwister gehorchten ihrer Mutter.
Karin schaute sich das alles genau an, fing schrecklich an zu zittern und sagte dann darauf:
,,So entsetzlich aufgebracht kenne ich meine Eltern gar nicht.“
Ich stand auf und legte ihr meine Hände auf die Schultern.
Sofort ergriff sie sie und wollte sie gar nicht mehr loslassen.