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Kapitel 3

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Auch für Sabine war der Abend ganz anders verlaufen, als sie es sich vorgestellt hatte. Eigentlich wollte sie einen Abend mit Klatsch und Tratsch mit ihren Freundinnen verbringen und dann war es so persönlich geworden. Letztendlich war sie jedoch froh, dass sie sich endlich einmal ihre Schuldgefühle von der Seele geredet hatte und war dankbar, dass ihre Freundinnen sie nicht verurteilt, sondern getröstet hatten. Wenn sie es recht bedachte, war Christian wirklich keine ihrer Tränen wert gewesen.


Ihre Gedanken wanderten zurück zu dem Abend als sie sich mit Christian in einem schicken Restaurant getroffen hatte, um über die Auflösung der gemeinsamen Wohnung zu sprechen. Natürlich hatte sie gehofft, dass er inzwischen eingesehen hatte, dass es ein Fehler war, sich mit der anderen Frau einzulassen und Christian sie mit fliegenden Fahnen um Verzeihung bitten würde.

Stunden verbrachte sie damit, sich für diesen Abend zurecht zu machen. Ein entspannendes Bad in einem Meer von Glückszauber-Schaum leitete die Vorbereitungen ein. Danach Beine und Achselhöhlen enthaaren, sorgfältig schminken. Das stellte schon die erste Hürde dar. Normalerweise schminkte sie sich kaum und so hatte es eine halbe Ewigkeit gedauert bis das Make-up ihren Wünschen entsprach. Als es endlich vollbracht war, schlüpfte sie in sündhaft teure, schicke neue Unterwäsche und zog das eng anliegende, rote Kleid an, das sie in glücklichen Tagen zusammen mit Christian gekauft hatte. Dazu zog sie sich halterlose Strümpfe und die sexy roten Riemchensandalen an. Wenn er sie darin sah, endete der Abend meistens auf eine sehr aufregende, angenehme Art. Sie konnte sich nicht davon abhalten, sich auch für diesen Abend ein entsprechendes Ende auszumalen.

Als sie das Ergebnis im Spiegel betrachtete, fand sie sich umwerfend. Dass dieses Adjektiv noch Programm für diesen Abend würde, konnte sie zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen.


Sie schnappte sich ihre Handtasche und stieg in ihr Auto. Voller Vorfreude, Christians Augen zu sehen, wenn sie ihm gegenüber stehen würde, fuhr sie gut gelaunt zum 'Chez Philippe'. Dass Christian ausgerechnet ihr früheres Lieblingsrestaurant gewählt hatte, betrachtete sie als gutes Omen. Sie wünschte sich, seine neue Flamme könnte sie in diesem Outfit sehen. Sicher würde sie vor Eifersucht platzen! Ein wunderbarer Gedanke!

Als sie beim 'Chez Philippe' vorfuhr, wartete Christian bereits am Eingang. In seinen Designer-Jeans und dem halb offenen weißen Hemd, sah er unverschämt gut aus. Während er ihr die Tür aufhielt, sagte er: „Wow, du siehst toll aus!“ Balsam auf ihre wunde Seele! Ein wohliges Kribbeln breitete sich in Sabine aus. Als er wieder den Mund aufmachte, verflog dieses Gefühl jedoch schnell. „Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich Katrin mitgebracht habe. Es betrifft sie schließlich auch.“

Sabine fühlte sich, als ob ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. So hatte sie sich das nicht gedacht, als sie sich wünschte, dass seine Neue sie in ihrem Outfit sehen könnte. Wie betäubt ließ sie sich von Christian zu dem Tisch führen, an dem Katrin bereits auf sie wartete und sich zur Begrüßung erhob, als Sabine an den Tisch trat. Warum sie überhaupt noch mit in das Lokal hineingegangen war, verstand sie später selbst nicht.

Katrin sah ganz anders aus als Sabine es sich ausgemalt hatte. Sie war ungefähr 10 cm kleiner als Sabine – was allerdings an Sabines hochhackigen Sandalen liegen konnte. Kastanienbraune Locken umrahmten ein herzförmiges, dezent geschminktes Gesicht, in dem große blaue Augen strahlten. Das schlichte grüne Kleid betonte eine Figur, die wohl keine Männerherzen kalt lassen würde. Allerdings schien sie sich dessen überhaupt nicht bewusst zu sein. Eher hatte sie eine sehr sanfte Ausstrahlung und schien in ihrer eigenen Mitte zu ruhen. Katrin streckte Sabine die Hand zur Begrüßung hin, schaute ihr direkt in die Augen und ging wie selbstverständlich sofort zum Du über: „Hallo Sabine. Hoffentlich bist du nicht böse, dass ich einfach mitgekommen bin. Christian hat von dir so nett gesprochen, dass ich dich unbedingt kennenlernen wollte. Ehrlich gesagt, war ich sogar ein bisschen eifersüchtig und wo ich dich jetzt so vor mir sehe, muss ich sagen, zu Recht.“ Auch ihre Stimme war unglaublich sanft und angenehm.

Sabine fiel die Kinnlade herunter. Katrins Unbefangenheit raubte ihr den Atem und sie musste sich widerwillig eingestehen, dass sie diese Frau sympathisch fand. Wenn sie ihr nicht den Mann ausgespannt hätte, hätte sie sich sogar vorstellen können, sich mit Katrin anzufreunden. Unter den gegebenen Umständen kam das natürlich nicht in Frage.

Deshalb beschloss sie, entgegen ihrer eigentlichen Art, nicht besonders höflich zu sein. „Alle Achtung, du traust dich ja was!“, sagte sie deshalb ungnädig. „Ich kann nicht behaupten, dass ich mich über unsere Bekanntschaft freue.“

So kannte Christian sie gar nicht und maßregelte sie prompt: „Es gibt keinen Grund so feindselig zu sein, Sabine.“

Da schäumte die Wut so richtig in Sabine hoch und sie konterte: „Wenn hier jemand Grund zur Feindseligkeit hat, dann doch wohl ich. Erst lässt du mich wegen ihr sitzen und dann besitzt du auch noch die Unverschämtheit, sie ohne vorher zu fragen hier anzuschleppen.“

„Ich sagte doch bereits, dass Katrin von dieser Wohnungsauflösung ebenfalls betroffen ist und somit ein Grund für ihre Anwesenheit vorliegt.“, gab Christian gestelzt von sich.

„Inwiefern ist sie von unserer Wohnungsauflösung betroffen? Das ist doch wohl eine Sache zwischen dir und mir.“, antwortete Sabine. Diese Situation war so irreal, zumal sie immer noch alle drei am Tisch standen, statt sich zu setzen.

„Katrin und ich überlegen, die Wohnung zu übernehmen und falls es dir keine Umstände macht, würden wir sie gleich im Anschluss auch mal kurz anschauen, damit sich Katrin ein Bild machen kann.“, ließ Christian die Katze aus dem Sack.

„Jetzt bist du wohl total übergeschnappt!“, fauchte Sabine und es war ihr völlig egal, dass alle Köpfe im Restaurant ihnen zugewandt waren. Sollten doch zumindest einige Leute heute Abend ihren Spaß haben, sie würde hier sowieso nie wieder hingehen.

„Warum denn? Das wäre doch die perfekte Lösung. Wir könnten dich auszahlen und du müsstest dir keine Sorgen um den Verkauf der Wohnung machen.“

Sabine schnappte nach Luft. Sie schaute erst ungläubig Christian und danach Katrin an. Die war immerhin so anständig, ein betretenes Gesicht zu machen. „Das habt ihr euch ja fein ausgedacht. Glaubst du wirklich, dass wir erst ganz friedlich etwas essen und danach gemeinsam in unsere Wohnung fahren? Würdest du bei dieser Gelegenheit vielleicht auch gerne gleich mit Katrin unser Bett ausprobieren? Dann bräuchte ich mir auch keine Gedanken machen, ob das in meine neue Wohnung passt.“, ätzte Sabine. Jetzt hatten sie endgültig die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Restaurant-Gäste.

„Sabine, es gibt doch wirklich keinen Grund sich so aufzuregen! Musst du hier so eine Szene machen?“

„Eine Szene? Du weißt gar nicht, was eine Szene ist!“, keifte Sabine und zog mit einem Ruck das Tischtuch samt Geschirr auf den Boden. Anschließend spuckte sie Christian vor die Füße, drehte sich auf dem Hacken um und verließ hoch erhobenen Hauptes das Lokal. Dem hatte sie es gezeigt!

Entscheidung auf Sardinien

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