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Einführung von Peter Zimmerling 1. Allgemeines

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Die im vorliegenden Band abgedruckten Bibelarbeiten1 u. a. über den Morgen, über David, über Esra und Nehemia, über das Thema Versuchung, über Timotheus und über die Dankbarkeit sind außer durch ihre Länge und ihren Ort kaum von Predigten zu unterscheiden. Im Vordergrund stand hier wie dort die Beschäftigung mit dem Bibeltext. Auf Rüstzeiten für die ehemaligen Finkenwalder Seminaristen gehalten, bilden sie den Nährboden für deren Predigtpraxis. Der Begriff „Bibelarbeit“ wurde zuerst 1919 verwendet, fast zeitgleich mit der Entstehung der Weimarer Republik, der ersten parlamentarischen Demokratie in Deutschland. Der Begriff betonte das gemeinschaftliche Studium der Bibel. Es ging damals in den evangelischen Jugendverbänden darum, Umgangsformen mit der Bibel zu entwickeln, „die ein aktives Mitdenken, Mitreden und Mitwirken der Jugendlichen fördern und ihre Lebenswelt bewusst in das Gespräch mit dem Bibeltext einzubeziehen“.2 Die Bekennende Kirche griff dieses Anliegen eineinhalb Jahrzehnte später in der Auseinandersetzung mit den Deutschen Christen auf und übertrug es auf alle Gemeindeglieder. Auch Bonhoeffer war der Meinung, dass alle kirchliche Arbeit zunächst das Ziel haben muss, den Gemeinden wieder die Bibel nahezubringen: „Es geht uns dabei hauptsächlich darum, dass in den Häusern wieder die Bibel gelesen und gebetet wird.“3

Die Kasualpredigten, gehalten anlässlich von Abendmahlsfeiern, Konfirmationen, Trauungen und Trauerfeiern, stammen aus sämtlichen Lebensphasen Bonhoeffers. Sie zeigen, dass er in den Predigten die im Mittelpunkt stehenden Personen und die Besonderheit der Situation berücksichtigte. Das Evangelium sollte zum spezifischen Anlass im Gespräch mit den betroffenen Personen zur Geltung gebracht werden. Bonhoeffer ist durchaus in der Lage, den einzelnen Menschen in der anlassbezogenen Predigt zu würdigen – anders als manche andere Schüler Karl Barths, die über dem ewig gültigen Evangelium vergaßen, dass dieses in der sich wandelnden Wirklichkeit zünden muss, um bei Hörerinnen und Hörern anzukommen.

Am Ende der Zeit der illegalen Theologenausbildung verfasste Bonhoeffer auch eine Reihe homiletischer Auftragsarbeiten, u. a. eine Lesepredigt und vier Predigtmeditationen. Es war etwas Neues für Bonhoeffer, Predigten bzw. Predigthilfen zu veröffentlichen. Ursprünglich war er der Überzeugung, dass jeder Prediger ausschließlich das ihm unmittelbar durch eigene Exegese und Meditation erschlossene Wort Gottes predigen sollte. Aufgrund der besonderen Zeitumstände, gekennzeichnet von Krieg und vielen Vakanzen (viele Pfarrer waren eingezogen), hat er nach anfänglichem Zögern diese Ansicht revidiert und mit großem Engagement die Hilfen zur Predigt erstellt. Diese Predigtmeditationen sollten weniger pragmatische Hilfe zur Erarbeitung der eigenen Predigt geben, als vielmehr den Predigern helfen, selber unmittelbar auf das biblische Wort zu hören.4

In den folgenden Überlegungen möchte ich mich auf Bonhoeffers Predigtlehre konzentrieren, die er in seiner Zeit als Predigerseminardirektor den Vikaren vermittelte. Im Hinblick auf Forschungsgeschichte, Quellenlage, Eigenart, Inhalt und Bedeutung der Predigten Bonhoeffers für heute verweise ich auf meine Einführung im ersten Band der Predigten „Bleibt der Erde treu. Ausgewählte Predigten“ (Gießen 2020). Als Direktor des Predigerseminars der Bekennenden Kirche in Finkenwalde bei Stettin hatte er seine Vikare zunächst ganz praktisch darin zu unterrichten, wie eine Predigt anzufertigen und vor einer Gemeinde zu halten war. Zusätzlich hielt er in jedem Vikarskurs auch eine Homiletikvorlesung, in der neben der Praxis des Predigens die Theorie der Predigt thematisiert wurde.

Ist Dein König nicht bei Dir?

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