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2. Die Finkenwalder Homiletikvorlesung: Gemeinsames Leben und Nachfolge als spiritueller Rahmen 5

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Die Predigtarbeit in Finkenwalde insgesamt und damit auch die theoretische Predigtlehre erwuchsen aus dem gemeinsamen Leben in Predigerseminar und Bruderhaus in Finkenwalde mit seiner spezifischen geistlichen Lebensordnung. Zentrale Punkte des gemeinsamen Lebens waren das tägliche persönliche Bibellesen – die Meditation anhand der Meditationstexte, die für alle verbindlich waren –, Gebet und Fürbitte füreinander, Morgen- und Abendandachten und die theologisch-wissenschaftliche Arbeit. Im gemeinsamen Leben sollte jeder Vikar die persönliche Nachfolge Jesu Christi nach der Bergpredigt einüben. Indem die Weisungen der Bergpredigt im Alltag befolgt werden sollten, erhielten die Worte der Bibel eine so vorher unbekannte Autorität.

Bonhoeffer ging davon aus, dass das Ankommen der christlichen Botschaft nicht von der gelingenden Anknüpfung der Predigt an eine vorgefundene Situation abhing, sondern primär vom Gehorsam des Hörers. Er brach dadurch mit dem Ansatz der liberalen Homiletik beim Hörer.

Sein Herz schlug eben nicht bei Methoden zur Kommunikation und bei gewissen Bemühungen um „Vergegenwärtigung“. Diese standen für ihn deutlich in zweiter Linie gegenüber Sachfragen und Überlegungen zur Ermächtigung der Träger dieser Sache. Nicht, wie sage ich es weiter, sondern was sage ich und wer sagt – das interessierte ihn vornehmlich, wenn er die Wie-Frage zuzeiten nicht sogar für täuscherisch und verderblich hielt.6

O-Ton Bonhoeffer: „Wo aber die Frage nach der Vergegenwärtigung zum Thema der Theologie wird, dort können wir gewiss sein, dass die Sache bereits verraten und verkauft ist“.7

Die Stärke des homiletischen Ansatzes von Bonhoeffers Predigtlehre beim Wort Gottes – von seinem Lehrer Karl Barth übernommen – bestand darin, dass der Hörer nicht nur die deutschchristliche Irrlehre zu durchschauen vermochte, sondern auch einen Zugewinn an Wirklichkeit erfuhr. Wenn der Hörer gehorchte, wurde ihm der Weg in eine völlig neue Wirklichkeit, in den Raum des Glaubens und der Nachfolge, eröffnet. Im Vordergrund der Predigt stand für Bonhoeffer deshalb die dringliche Einladung zum Gehorsam gegenüber dem Evangelium. „[…] nur der Gehorsame glaubt“.8 Das Wort Gottes besaß die Kraft, dem Menschen ein neues Leben zu erschließen, das gegenüber dem Dritten Reich und seinen Illusionen ein revolutionäres Kontrastprogramm darstellte.

Ist Dein König nicht bei Dir?

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