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3.1 Das Bild Gottes auf Erden (Genesis 1,26f)

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Der Plural „Lasset uns Menschen machen“ ist für Bonhoeffer ein Hinweis auf die Bedeutsamkeit des Tuns des Schöpfers. Gleichzeitig werden wir dadurch als Leser gleichsam in Gottes Planen mit hineingezogen. Auch wenn der Mensch in einer Kette mit den übrigen Geschöpfen steht, mit zur tierischen Welt gehört, eine animalische Seite besitzt, hat er doch nach der Aussage des Schöpfungsberichts eine grundsätzlich andere Qualität als die übrigen Geschöpfe: Der Mensch ist nach Gottes Bild geschaffen. Das heißt, er ist ein Abbild der unsichtbaren Majestät Gottes, und er ist jenes Geschöpf, das das Wesen Gottes sichtbar zum Ausdruck bringen soll. Das heißt, Gott selbst geht in das Geschaffene ein. Gott selbst ist in ihm!

Worin besteht die Ähnlichkeit des Menschen mit Gott? Er ist dem Schöpfer für Bonhoeffer darin ähnlich, dass er frei ist. Dabei ist er nicht frei „an sich“, gleichsam im luftleeren Raum. Freiheit in der Sprache der Bibel heißt immer frei sein für den anderen. Freiheit ist also keine Qualität, kein Besitz, kein Vorhandenes, kein Gegenständliches. Freiheit ist eine Beziehung. Freisein heißt für Bonhoeffer „frei-sein-für-denanderen“. Kein substanzieller, aber auch kein individualistischer Begriff lässt Freiheit denken. Der Mensch ist frei für Gott. Nur insofern ist der Mensch auch Abbild Gottes. Der Mensch hat den Adel der Gottesebenbildlichkeit nur, wenn er nicht selbst etwas für sich sein will – unabhängig von Gott. Das Bild gibt es nicht ohne den, den es abbilden soll. Urbild und Abbild sind wesensmäßig aufeinander bezogen.

Für Bonhoeffer tritt noch eine weitere Erkenntnis in unseren Gesichtskreis: Der Mensch bildet Gott nicht als Einzelner ab. Er bildet ihn nur ab als Mann und als Frau. Der Mensch ist Mensch nicht allein. Er ist in Zweiheit. Menschsein gibt es von der Schöpfung her nur in Beziehung. Mann und Frau machen zusammen den Menschen aus. Das heißt, zur Geschöpflichkeit des Menschen gehört wesensmäßig das Angewiesensein auf den anderen. Ich brauche als Einzelner die Ergänzung der anderen, um wirklich Mensch zu sein und zu werden: Ich bin ergänzungsbedürftig. Ich bin frei, wenn ich frei bin für den anderen.

Schöpfung und Fall

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