Читать книгу Out of Pommern Band I - Die Liebe zum Wasser - Dietrich Bussen - Страница 3
1. Kapitel
Оглавление„... bei Sandmanns im Kirschbaum“, hörte er seinen Vater, als er in die Küche kam. Er sah die Mutter am Fenster, mit der Hand vor dem Mund, neben ihr den Vater, der ihn ansah, dass er am liebsten gleich wieder gegangen wäre. Johannes überlegte, was er rausgekriegt haben könnte; irgendwie war ja immer was.
‚Hast du uns nichts zu sagen?‘, darauf wartete er jetzt. Stattdessen sagte die Mutter, dass er noch spielen dürfe, draußen, bis zur Maiandacht um halb acht, und er solle nicht vergessen, sich Hände und Gesicht vorher zu waschen, und er solle an das Gesangbuch denken.
Die Küche roch noch nach den Bratkartoffeln zum Abendessen. Johannes bekam Hunger, fragte aber nicht, ob er noch was zu essen haben könnte, er wollte lieber schnell wieder raus; der Vater sah so aus, als ob er die Frage doch noch stellen könnte. Nach der Maiandacht könnte er vielleicht noch heimlich an den Brotkasten. Die Eltern machten dann meistens noch die Runde durch den Garten. Mit Sandmanns Kirschbaum hatte er nichts zu tun, da war er sich ganz sicher, nicht in diesem Jahr und schon gar nicht Anfang Mai. Aber irgendwas musste mit dem Baum sein.
Vielleicht, dass die Maibolzen in der Nacht da was hochgezogen haben, was man so schnell nicht mehr runterkriegt; oder Frauenunterwäsche, wie im vorigen Jahr in Müllers Pappeln, so hoch, dass sie mit der Feuerwehr kommen mussten.
Er hatte das mit seinen Freunden aus sicherer Entfernung beobachtet. Beinahe wäre noch einer von der Leiter gefallen, und Frau Müller hatte immer geschrien, dass sie sich beeilen sollten, und sie würde alle anzeigen. Nur die älteste Tochter von Müllers hatte sich das in aller Ruhe mit angesehen, hatte sogar gelacht und den Kopf hoch gehoben dabei, und den großen Busen hatte er richtig gesehen unter dem Pullover, der immer hochrutschte, wenn sie den Kopf in den Nacken warf.
Aber über die wurde sowieso alles Mögliche erzählt im Dorf, was er nicht verstand. Was Gutes war es jedenfalls nicht, soviel war klar.
Die sei ‚schlecht‘, hatte er mal gehört und dabei an faules Obst im Keller gedacht, das man regelmäßig aussortieren muss.
Vom Schulhof schräg gegenüber hörte er Stimmen, Fußball.
Einer rief „gib ab Pissnelke“.
Wenn der mitspielt, kann ich vielleicht auch noch, überlegte er.
Sonst waren um diese Zeit immer die Großen auf dem Platz. Aber dann dürfte Pissnelke nicht, drittes Schuljahr wie er. Die Kleinen verließen freiwillig das Feld, wenn die Großen aus den letzten Volksschulklassen kamen. Aber heute waren die Großen nicht da, obwohl es ihre Zeit war; in die Maiandacht gingen die auch nicht mehr.
Vielleicht haben die bei den Maibolzen mitgemacht gestern Nacht und sind jetzt bei Krögers in der alten Scheune und geben an, was sie alles angestellt haben.
Er lief über die Straße zum Schulhof, sah Robert, der an die Mauer gelehnt auf dem sandigen Boden saß, wollte sich zu ihm setzen, blieb dann doch lieber stehen wegen der Hose und der Maiandacht.
„Wir sind voll“, rief einer.
„Wir sind jetzt zwei, einer für jede Mannschaft“, rief Johannes zurück.
„Robert will keiner, musste früher kommen, außerdem ist gleich Kirche.“
„Warst du bei ‚Piss - Pott‘ schon da?“, fragte Johannes
„Ich war über“, sagte Robert und fummelte an einem Holzstück herum.
Mit dem ‚Piss - Pott - Verfahren‘ wurden die Mannschaften gebildet. Zwei Mannschaftsführer, die von vorneherein feststanden, weil sie sich in den Kampfritualen während und nach der Schule als die Stärksten bewiesen hatten, gingen Fuß an Fuß setzend und dabei abwechselnd ‚piss‘ und ‚pott‘ rufend aufeinander zu. Den Zugriff auf den ersten Spieler hatte der, der als Letzter seinen Fuß gerade in die letzte Lücke setzen konnte. Schrägstellungen oder andere Tricks, um seinen Fuß doch noch in die Lücke zu bekommen, wurden nicht geduldet, dafür sorgten schon die Umstehenden. Das Recht auf den ersten Spieler war begehrt. Man schrieb ihm spielentscheidende Auswirkungen zu, wenn Anton im Angebot war, sowieso. An den traute sich keiner, selbst, wenn der barfuß spielte, nicht. Der ‚Erstgewählte‘ zu sein, war immer etwas Besonderes, eine Auszeichnung, die einen heraushob und stolz machte. Spott und Hohngelächter begleiteten hingegen die, die als Letzte aufgerufen wurden. Sie wurden geduldet und mussten meistens in der ungeliebten Hintermannschaft spielen. Wenn man verlor, wusste man, wer schuld war. Dann gab es da noch ein paar, die immer damit rechnen mussten, dass sie stehen gelassen wurden. Zu denen gehörten Pissnelke und Robert. Pissnelke, weil er halb blind war und die Bälle meistens unkontrolliert in die Gegend haute, wenn er sie überhaupt traf. Andererseits verfügte er über eine gewisse abschreckende Wirkung, weil er mangels klarer Sicht auch dann zum Tritt ausholte, wenn sich ihm ein Gegenspieler ohne Ball näherte. Er wurde meistens großräumig umspielt, was seinen Mitspielern Zeit gab, die Verteidigung zahlenmäßig zu stabilisieren. Diesem Begleitumstand verdankte er seinen gelegentlichen Einsatz.
Robert hingegen war fußballerisch ordentliches Mittelmaß, wäre also - wie viele andere auch - wählbar gewesen, kam aber aus den Baracken, wo die aus der ‚kalten Heimat‘ ‚hausten‘, und er war evangelisch, was ihm im Monat der Maiandachten doppelt übel genommen wurde. Er war nur im äußersten Notfall verwendbar. Zwei Tatbestände wurden bisher als Einsatzgrund akzeptiert: Erstens, wenn in einer Mannschaft keiner den Torwart machen wollte, weil im gegnerischen Sturm Anton spielte oder Heinemanns Willi, der als Einziger richtige Fußballschuhe hatte und in Tornähe auf alles trat, was sich bewegte. Robert nahm dies in Kauf, Hauptsache, er durfte mitspielen.
Zweitens, wenn ohne ihn eine Mannschaft die Mindestzahl von sechs Spielern nicht zusammengekriegt hätte.
Robert kam immer wieder, manchmal klappte es ja. Außerdem traf er meistens Johannes, der ihm sogar schon mal seine Höhle gezeigt hatte.
Er hätte Johannes auch gern zu sich mitgenommen, aber seine Mutter wollte das nicht, erst, wenn sie eine richtige Wohnung hätten, jetzt nicht. Und im Wäldchen hinter den Baracken konnte man auch nichts machen, das hielten Jugendliche aus dem großen Lager bei Altenhausen besetzt, und die drohten nicht nur mit ‚Senge‘.
Einmal und nicht wieder. Brennende Holzscheite hatten sie nach ihm geworfen, als er ihnen zu nahe gekommen war. Die Hose hatten sie ihm runtergezogen, als er gestolpert war bei seiner Flucht, und mit den Holzscheiten hatten sie über ihm herumgefuchtelt, dass er sich vor Angst in die Unterhose gemacht hatte; die Überziehhose hatte nichts abgekriegt, stellte er erleichtert fest, als er sie wieder hochzog.
„Ich geh zur Hecke“, sagte Johannes, „du kannst auch Hannes zu mir sagen, sagen die anderen auch.“
„Ich geh auch“, sagte Robert.
Die Hecke trennte eine Seite des Schulhofes von einem angrenzenden Garten. Dichtes Buschwerk hatte sich gebildet, für das sich niemand zuständig fühlte. Die Sträucher wucherten vor sich hin, weit ausladend an manchen Stellen, mit Zufallsgehölzen bewachsen, dicht und ein fast sicherer Unterschlupf, wenn Gefahr von Erwachsenen drohte. Die kannten die blickdichten Stellen nicht, die man nur kriechend erreichen konnte.
„Mit Robert geht das nicht“, sagte Robert.
„Was geht nicht?“
„Nicht wie bei dir, aus Johannes ‚Hannes‘. ‚Rob‘ hört sich doof an.“
„Rob ist Kacke“, stimmte Johannes zu.
Sie gingen weiter, dachten an Namen und wie man sie verändern könnte; dass seine Mutter ihn ‚Robbi‘ nannte, fiel ihm nicht ein, als ob der Name reserviert wäre für sie, nicht verfügbar für eine andere Beziehung.
Sie merkten nicht, dass es auf dem Fußballplatz plötzlich ganz still geworden war, bis einer rief: „Otto hat Eier, an der Mauer, an der Straße.“
Johannes und Robert drehten sich um und sahen Heinemanns Otto - den größeren Bruder von ‚Willi mit den Fußballschuhen‘ - breitbeinig vor der Mauer, die Arme hochgereckt, in jeder Hand zwei Eier.
„Richtige Hühnereier“, sagte Johannes.
„Ob der die geklaut hat?“, fragte Robert.
„Auf jeden Fall“, sagte Johannes, „so, wie der Fußball spielt. Der klaut wie ein Rabe, auf jeden Fall.“
Die Fußballspieler verließen den Schulhof, rannten in Richtung ‚Otto mit den Eiern‘; vielleicht gab’s da was zu holen. Hunger hatten sie fast alle, fast immer, im Mai 1948. Auch auf Johannes und Robert wirkten die erhobenen Eier.
Wenigstens gucken, was da los ist, sagten sie sich. Hunger hatten sie sowieso, erst recht bei dem Anblick, den der dicke Otto bot mit den trophäenhaft erhobenen Eiern.
„Da sind noch sieben“, sagte Otto und neigte seinen Kopf seitlich nach unten zu einer Stelle neben sich. Dort lagen sie in einem Nest zwischen hohen Gräsern und Brennnesseln.
Offene Münder, gierige Blicke und ein breites Ottogrinsen richteten sich auf das Nest. Sprachlose Kinder für ein paar Sekunden.
„Für jeden eins“, sagte Jürgen, ein schmächtiger zehnjähriger Viertklässler, während er sich noch auf seine Finger konzentrierte, mit deren Hilfe er zu diesem Ergebnis gelangt war. Dann lächelte er in die Runde, zufrieden mit sich und seinen mathematischen Fähigkeiten. Wieder angespannte Stille; es wurde nachgerechnet, Jürgen galt als eher doof.
„Stimmt nicht“, rief einer.
„Stimmt doch“, rief Jürgen zurück, „Robert zählt nicht, und Hannes ist auch zu spät gekommen.“
Wieder wurde gerechnet. Einige, die es mit dem Rechnen nicht so hatten, versuchten durch angestrengte Gesichter ihre Überforderung in dieser Angelegenheit zu kaschieren.
„Und was ist mit Otto?“
„Die haben selber Hühner, jede Menge, versuchte Jürgen den erneuten Angriff auf sein Ergebnis abzuwehren.
„Für jeden eins“, wiederholte er und lächelte wieder in die Runde.
Robert sagte: „Sieben und vier ist …“
„Zwölf“, unterbrach ihn Jürgen mit fester Stimme.
„Schnauze“, rief Otto.
„Für jede Mannschaft sechs“, sagte Jürgen mutig gegen Ottos Befehl in die verstummte Runde.
Gleich gibt’s Keile, dachte Hannes und, rechnen kann der nich.
Robert stieß Hannes an und flüsterte mit Blick auf Jürgen: „Plem, plem; total plem, plem. Den haben se zu spät trocken jelegt, Staunässe im Jehirn.“
„Wieso?“, Hannes hatte außer ‚plem, plem‘ nichts verstanden.
„Sagt meine Mutter immer.“
„Ach so“, flüsterte Hannes.
„Also, wer ist der Beste in Rechnen?“, rief Otto.
„Hannes“, schrien die Drittklässler.
Die aus der vierten Klasse einigten sich auf ‚Bomber‘.
Jetzt kam wieder Bewegung in die Jungen.
„Schlengers Mia ist besser, das weiß jeder“, sagte Jürgen.
„Dass du doof bist, weiß auch jeder“, wies ihn Otto zurecht, „dreidemensierter Doofkopp, klar?“
Bewundernde Blicke richteten sich auf Otto, der offensichtlich ‚ausländisch‘ konnte und die Situation souverän beherrschte.
„Hannes, dein Vater is Lehrer“, Otto hob die rechte Hand mit noch immer zwei Eiern hoch.
„Wie viel und was macht das für jeden?“
Hannes hatte nichts gegen Jürgen aber alles gegen Otto, diesen ‚üblen Burschen‘ - wie sein Vater ihn nannte -, der mit Mädchen rummachte, nicht zur Kirche ging, dicke Wurstbrote mit zur Schule brachte, die er - wenn er keinen Hunger mehr hatte - auf dem Schulhof im Kreise knurrender Mägen zertrampelte.
Warum sagt der das nicht selber, dachte Hannes, der ist doch schon in der achten?
Alle sahen jetzt auf Hannes.
Jürgen versuchte ein Lächeln, Willi grinste, Hannes dachte ‚Scheiße‘ und hoffte auf Hilfe von wo auch immer.
Er sah zu Robert.
„Komm, wir hauen ab“, riet der.
„Na, was is Streber, oder kannse nich?“. Willis Grinsen wurde immer breiter.
„Los, komm“, flüsterte Robert, der spürte, dass Hannes nicht mehr weiter wusste.
Da geschah das Wunder.
„Johannes, höchste Zeit für die Andacht“, rief seine Mutter.
Hannes und Robert sahen sich an.
Hannes sagte: „Ich muss jetzt nach Hause“, und beide rannten los.
„Robert ist doch Heide“, sagte einer.
„Nee, evangelisch“, sagte ein anderer.
„Das ist dasselbe“, stellte Otto klar.
Auf dem Hof vor dem Lehrerhaus, das gleich hinter der Mauer mit dem Nest lag, hörten sie Ottos Stimme: „Dann machen wir das eben so.“
Hinter einem Fliederbusch versteckt verfolgten Robert und Hannes den Fortgang der Dinge. Sie sahen, wie Otto den rechten Arm - mit den beiden Eiern in der Hand - bis über seinen Kopf hob und ausholte. Dann hörten sie einen Klatsch und ein Knistern; sehen konnten sie nicht, was sich ereignet hatte. Erst der herabsinkende Arm - diesmal ohne Eier in der Hand - kam wieder in ihren Blickwinkel. Dann ging es Schlag auf Schlag: Klatsch - Knistern, Klatsch - Knistern, Klatsch - Knistern.
„Mir ist ganz komisch“, sagte Hannes und griff nach Roberts Schulter. Nach jedem ‚Klatsch‘ zuckten seine Finger, wie in einem kurzen Krampf.
„He du kneifst“, flüsterte Robert.
„Macht der die Eier ...?“
„Achtundneunzigprozentig, eins nach dem andern, haste nich gehört?“
„Prozentig?“, fragte Hannes.
„Sagt meine Mutter immer.“
„Und achtundneunzig?“
„Zwei in Reserve, man weiß ja nie.“
„Auch deine Mutter, oder?“
„Na klar; stell dir mal den Pfannkuchen vor, von elf Eiern!“
Und während Hannes sagte, dass das nicht ginge, weil es so große Pfannen nicht gäbe, hörten sie: „Johannes, jetzt wird es aber höchste Zeit, was machst du denn da noch?“ und dazwischen Ottos Stimme, der die Jungen aufforderte abzuhauen.
„Meine Mutter, ich muss jetzt, kommste mit?“
„Zu euch?“
„Nee, in die Andacht.“
„Ich darf nicht.“
„Nun beeil dich, allerhöchste Zeit“, rief seine Mutter.
„Ich komme“, rief Hannes.
„Warum darfst du nicht?“, und bevor Robert antworten konnte, sagte Hannes: „Ach so, ich weiß schon“, lief los, drehte sich im Laufen noch einmal nach hinten und rief mit gedämpfter Stimme: „Bis morgen.“
Seine Mutter forderte ihn auf - nachdem sie kopfschüttelnd den andachtuntauglichen Allgemeinzustand ihres Sohnes betrachtet hatte - sich gründlich zu waschen, die Schuhe zu putzen und den Dreck von der Hose zu bürsten.
„Aber dalli, Regina ist schon weg.“
Dann ist wenigstens das Badezimmer frei, dachte Hannes.
Einsetzendes Glockengeläut von der gegenüberliegenden Kirche mahnte nun auch zu höchster Eile.
Er ging gern zu den Abendandachten im Mai, dem Marienmonat, sang gern die Marienlieder, wo sich ‚ich dich grüße‘ auf ‚du Süße‘ reimte, die Altäre prächtig geschmückt waren, besonders natürlich der mit dem lebensgroßen Bild der Mutter Gottes. Ein Blumenstrauß stand da neben dem anderen - im vorigen Jahr war er beim Durchzählen einmal bis auf dreizehn gekommen - in unterschiedlichen Höhen und in allen Farben des Frühlings.
„Darf ich zu Papa auf die Orgel?“, rief er auf der Treppe zur Wohnung.
„Zu spät, Papa ist auch schon zur Kirche.“
Schade, dachte er.
Das war toll auf der Empore; und dann die Lieder, man hörte seine Stimme richtig, wie sie über dem Gesang der anderen dahinglitt, sich am Ende jeder Strophe langsam auflöste und von neuem in die hohen Gewölbe schwebte, wenn die Orgel wieder einsetzte. Außerdem war er stolz, dass sein Vater die Orgel spielte und er als Einziger mit auf die Empore durfte, allerdings nur mit der ausdrücklichen Genehmigung seines Vaters, um die er jedes Mal neu bitten musste. Heute also nicht.
Für die Empore stand er sogar freiwillig mitten in der Woche morgens um sechs Uhr auf.
In der Frühmesse, in der nur wenige Besucher seinen Gesang störten, spürte er noch intensiver die geheimnisvollen Schwingungen des heiligen Ortes, und seine Knabenstimme strahlte wie poliert bis zum Priester am Altar. In solchen Augenblicken wusste er, dass er Missionar in Afrika werden wollte.
Heute jedoch dachte er nicht an die zu missionierenden Heidenkinder im Urwald. Auch die Marienlieder sang er nur so vor sich hin mit, wie die meisten anderen Jungen auch. Ihm lagen die Eier im Magen, die zerschlagen in einem glibbrigen Haufen an der Mauer lagen und über die sich jetzt im Augenblick wahrscheinlich gerade Hunde und Katzen hermachten.
Elf Eier, dachte er und erinnerte sich an sein letztes ganzes Ei zum Frühstück, Ostern nach dem Hochamt (feierlicher Gottesdienst). Dann spürte er Schwindel.
Frische Luft, schoss es ihm durch den Kopf - seine Mutter hatte ihm das einmal als Heilmittel bei solchen Anfällen empfohlen -, und er stolperte an einer endlosen Reihe von Jungenbeinen vorbei aus der Kirchenbank. Er hörte noch, wie einer sagte „musste pissen?“, beschleunigte dann seine Schritte, wobei er sich bemühte nicht ins Laufen zu kommen, denn das war in der Kirche verboten.
Die frische Luft half tatsächlich.
Jetzt wieder zurück in die Kirche ist doof, dachte er. Aber die Eier, vielleicht kann ich ja doch noch was retten, und er beschloss nach Hause zu laufen, einen Topf und eine Kelle aus der Küche zu holen und dann zur Mauer.
Die Eltern würden staunen, wenn sie nach Hause kämen, und erst seine Schwester und sein großer Bruder. Ein Gefühl, fast wie auf der Empore, breitete sich in ihm aus.