Читать книгу Die Ruhrpotters - Band V - ,Der Schrott is hot' - Dietrich Bussen - Страница 4
2. Kapitel
ОглавлениеDann können wir das mit dem Schrottplatz auch erstmal vergessen, dachte Klotz. Kann man eben nix machen. Irgendwie Kacke.
Trotzdem, einmal im Kopf, bekam er ihn nicht wieder raus, den Schrottplatz.
Eigentlich is mir dieses verkackte Schrottteil ja scheißegal. Is schließlich Onkels Ding. Aber die Sache mit Tante Aische und den Kindern is mir überhaupt nich scheißegal. Wie die Arschlöcher die behandelt haben. Zu dritt in voller Kriegsausrüstung gegen kleine Kinder und ne Frau. Voll mutig, Arschlöcher! Und Onkel will nix unternehmen. Nix, mehr so von gar nix, und bullenmäßig auch Fehlanzeige. Weiß der Henker warum. Dann müssen wir eben. Je schneller desto besser. Aber im Augenblick …?
Solche Gedanken kamen immer wieder, ob er wollte oder nicht.
Und meistens abends, wenn Finn schon eingeschlafen war, überlegte er, wie sie es machen könnten, wie sie es diesen Nazischweinen heimzahlen könnten und zwar so, dass sie es in hundert Jahren nicht vergessen würden.
Aber auch bei ihm: Fehlanzeige. Ergebnis gleich null. Meistens schlief er drüber ein und träumte irgendein wirres Zeug.
Bei sowas is Finn gut, dachte er oft. Aber der fiel aus, wie die anderen auch, weil sie sich an die Abmachung hielten: nicht bevor mit Janas Eltern alles klar ist.
Nich mal Schuleschwänzen kann man, bedauerte er manchmal, wenn sowieso alle frei haben.
Versuchen kann man’s ja mal, dachte er, als er am nächsten Abend im Bett vor sich hin grübelte. Ausnahmsweise, könnte man ja mal … genau, is zwar auch nich der Hit, aber immer noch besser, als hier rumhängen.
«Biste noch wach?», schickte er in gedämpfter Stimmlage zu Finns Bett, genauer gesagt zu dessen Rückenansicht.
«Wieso?» Deutlich und hellwach hörte sich Finns Antwort an.
«Nur so.»
«Ach so.» Hinter ach so versuchte Finn es mit auffälligem Gähnen.
Daran musste noch arbeiten, dachte Klotz.
Pause.
«Klasse das mit Janas Eltern», startete Klotz einen neuen Versuch, nachdem er sich mit deutlichen Geräuschen in seinem Bett hin und her gerollt hatte.
«Genau», kam es aus dem anderen Bett.
Das war’s schon wieder? Langsam reicht’s, aber echt, grollte es in Klotz, und er rutschte sich in Sitzstellung.
«Willste nich oder kannste nich oder tuste nur so, Professor, bekannt in Freundeskreisen auch für: spricht gern in ganzen Sätzen. Is irgendwas?»
«Was soll sein?»
«Hör endlich auf mit dem Quatsch Finn. Willste pennen, ja oder oder ja nich?»
«Eigentlich will ich nich drüber reden, mehr nich», sagte Finn, während er sein Kopfkissen zum Rückenpolster zurecht knautschte.
«Ich muss eben immer dran denken», sagte er dann doch. «Also nich immer von ständig, verstehste?»
«Nee», stellte Klotz fest.
«Jetzt immer, seit ich im Bett liege, geht mir das nicht aus dem Kopf.»
«Was?»
«Wenn meinen Eltern das passieren würde, und die würden es nich mehr packen, und die gäb es dann nich mehr, wenigstens nich richtig, nur noch als Tote. Ich hab die eben richtig gesehen, aufem Bett, nebeneinander mit gefalteten Händen, und jeder hatte ein Kreuz in der Hand. Ich wollte schon runter gehen und kucken … Du weißt doch, wie das mit meinen Träumen is.»
Ach du Scheiße, dachte Klotz, und aussehen tut er, wien Albino vor ner weißen Wand.
«Haste denn überhaupt schon geschlafen?»
«Nich so richtig.»
Volltreffer, dachte Klotz. «Also kannste auch nich richtig geträumt haben. Wenigstens nicht einen von deinen Qualitätsträumen mit Passiert-demnächst-Garantie, verstehste? Kannste also vergessen, achtundneunzig pro, verlass dich drauf. Ich weiß, wovon ich rede. Vorm Einschlafen hat man sowas schon mal, echt, kenn ich, hab ich auch.»
«Echt?»
Hat der etwa gemerkt, dass ich geschwindelt …? Quatsch. Weiter machen, befahl er sich.
«Wie bereits erwähnt, Herr Professor, achtundneunzig pro. Also, wisch weg, war nix.»
«Wie bei Mathe-Ratte, wenn ein gewisser Klaus-Dieter Öztürk, bekannt auch als Klotz, an der Tafel Strichmännchen statt Zahlen produziert?»
«Vorsicht, vergiss nich, ich bin der Stärkere», warnte Klotz.
«Und ich habe Heimvorteil», konterte Finn.
Und Grinsen klappt auch schon wieder, stellte Klotz fest.
- Gut gemacht Klotz, alle Achtung –
Manchmal, dachte er, liegt dieses … dieses Außerterramäuschen gar nich so verkehrt.
Auch auf seinem Gesicht grinste es jetzt.
«Mal was Anderes Kumpel. Die Mädels marschieren doch jeden Tag ins Krankenhaus.»
«Gut beobachtet.»
«Was hältst du davon, wenn wir ausnahmsweise…»
«Mitgehen?», unterbrach Finn. «Is nich, die wollen lieber alleine.»
»Was sagt Lady Chatterly, deine über alles geliebte Deutschlehrerin, wenn man einen nich ausreden lässt, na?»
«Schon klar. Also, was is Sache?»
«Wie wär’s mit einem kleinen Türchen, oder deutlicher einem Fahrradtürchen.»
«Und wohin das kleine Türchen?»
«Morgen is Markt. Da is immer was los. Und mein Vater freut sich, wenn er seinen Sohn auch mal wieder sieht.»
«Sicher?»
«Armleuchter.»
«Im Prinzip nich übel. Fahrräder haben wir im Schuppen. Zwar nich die neuesten Modelle, aber für die Tour wird’s reichen.»