Читать книгу Leben ohne Fallen - Dirk Bringmann - Страница 9
ОглавлениеBRENNT JEDE KERZE NUR VON EINER SEITE AB?
»Bei keinem Volke ist der Glaube an Unsterblichkeit stärker gewesen wie bei den Kelten; man konnte Geld bei ihnen geliehen bekommen, um es in der anderen Welt wieder zu geben.«
HEINRICH HEINE
Wünschen sich nicht die meisten von uns auf irgendeine Weise das ewige Leben? Denn für viele ist die Vorstellung, dass alles eines Tages vorbei sein soll, überaus beängstigend. Doch wie würde sich das ewige Leben überhaupt gestalten? Was würde bei genauer Betrachtung eine Existenz ohne Ende bedeuten? Würde sich dieser zuverlässige, naturgemäße Wechsel aus Freud und Leid und dem, was sich zwischen den beiden tummelt, unendlich wiederholen? Mindestens ebenso wichtig ist die Frage: Ist unser Dasein nicht erst deshalb so kostbar, weil es endlich ist?
Wünsche und Visionen hin oder her: Die Restlaufzeit unserer aktuellen Existenz ist zweifelsfrei begrenzt und Antworten auf die gerade gestellten Fragen sind mehr oder weniger elaborierte Gedankenspiele und können philosophische Diskussionen bereichern. Gleichwohl können wir ein wesentliches Merkmal unseres Daseins nicht ignorieren: unsere Vergänglichkeit.
WIE (LANGE) WOLLEN WIR LEBEN?
»Wenn aber ewig nicht im Angebot ist, dann bitte wenigstens recht lange!« Werfen wir dazu gleich mal einen Blick in die Vergangenheit: Laut Wikipedia hatten paläolithische Jäger und Sammler eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa dreißig Jahren, Ackerbauern und Viehzüchter hingegen nur von ungefähr zwanzig Jahren. Gut, das ist lange her. Dennoch machen diese Zahlen klar, dass es nicht immer selbstverständlich war, überhaupt mit sechzig in den zweifelhaften Genuss eines Kniearthroseschmerzes zu kommen, mit siebzig eine wachsende Vergesslichkeit zu erleben und mit achtzig das sich anbahnende Ende nicht wahrhaben zu wollen.
Nicht, dass wir jetzt dafür dankbar sein sollten. Aber mit zunehmendem Alter erhöht sich nun mal auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich uns unangenehme Begleiterscheinungen anschließen. Ob wir das gut finden oder nicht.
Wir können nicht alles beeinflussen, aber vieles
Stellen wir uns das Leben für einen Moment als Kerze vor, die am Beginn des Lebens angezündet wurde. Vielleicht brennt diese bei einigen von uns mehr als achtzig Jahre lang und kein Wind war stark genug, sie auszupusten. So soll es sein.
Jetzt gibt es allerdings Weggefährten, deren Kerze an beiden Seiten angezündet wurde. Vielleicht durch eine aggressive Krankheit, einen Unfall oder durch Tabak, Alkohol & Co., möglicherweise auch durch einen angeborenen genetischen Webfehler. Ihr Licht wird keine achtzig Jahre lang brennen. Der Gedanke daran widerstrebt vielen von uns, wollen wir doch auf angenehme Weise alt werden.
Wie alt möchten Sie denn überhaupt werden? Und wie möchten Sie alt werden?
Anders gefragt: Was wünschen Sie sich für den Zeitraum zwischen dem Jetzt und dem Zeitpunkt, an dem Sie in die ewigen Jagdgründe reiten, zu Gott heimkehren, ins Nirwana eintreten oder – wenn Sie nicht an eine weitere Existenz nach dem letzten Atemzug glauben – ins ewige Nichts?
Sicherlich strebt wohl jedermann und jedefrau für diese Zeitspanne Dinge wie Glücklichsein sowie körperliche und geistige Gesundheit an und dass er oder sie nicht zuletzt von den großen Tragödien verschont bleibt, die das Leben unermüdlich bereithält.
VOM TUN UND LASSEN
Wenn unsere Kerze nun schon lange und viel Licht gespendet hat, gesellen sich bisher unbekannte Schattenwesen in unser aller Leben: Wir bekommen Falten. Wir werden kleiner. Seh- und Hörvermögen lassen nach. Der Körper regeneriert sich insgesamt langsamer. Die Gelenkknorpel werden dünner. Das Nervenkostüm mitunter auch. Muskeln verlieren an Kraft und Elastizität. Erinnerungen bleiben auf der Strecke oder lassen sich jede Menge Zeit, bis sie endlich wieder aufploppen. Viel mehr Zeit als noch vor einigen Jahren.
Dazu noch die Unannehmlichkeiten mit Zähnen, Nägeln, Haut und der schwindenden Kontrolle über die wirklich wichtigen Funktionen unseres Unterleibes.
Es ist zum Haareraufen, falls solche überhaupt noch vorhanden sind. Außer durch frühes Ableben sind diese Erscheinungen tatsächlich unvermeidbar. Gleichwohl können wir aber die Geschwindigkeit und das Ausmaß einiger davon zumindest beeinflussen, wenn nicht sogar in den Griff bekommen.
Und was muss man dafür tun?
Sprechen wir zunächst über die Dinge, die Sie bei allem Verständnis für einen Lebensstil im Sinne des Dolce Vita lieber nicht tun sollten, wenn Sie
lange leben möchten und
das möglichst glücklich und bei körperlichem und seelischem Wohlbefinden.
Der Rest des Buches handelt dann aber – Sie dürfen an dieser Stelle aufatmen – von den Dingen, die Sie tun sollten. Er dreht sich um die heilsamen Lebensgewohnheiten, die zu einem Mehr an Zufriedenheit und, wenn es gut läuft, zu einem Mehr an Jahren beitragen werden.
Für manche ist Herbst die schönste Jahreszeit.
Risiken vermeiden, heilsame Gewohnheiten pflegen
Beginnen wir mit den unpopulärsten Ratschlägen dieses Büchleins, damit wir es ganz schnell hinter uns haben:
Vermeiden Sie ein Zuviel an Alkohol.
Rauchen Sie nicht.
Werden oder bleiben Sie nicht zu schwer(gewichtig).
Verbringen Sie weniger Zeit bei künstlichem Licht auf dem Sofa.
Konsumieren Sie nicht zu viele ungesunde Lebensmittel.
Vermeiden Sie Flüssigkeitsmangel im Körper.
Unternehmen Sie etwas gegen soziale Vereinsamung.
Leben Sie das Leben analog und nicht digital.
Eliminieren Sie Stress, so gut es geht.
Ich habe fertig.
»Leben ohne Fallen« will Ihnen nicht die Dinge madig machen, die Ihnen bisher Freude bereitet haben. Und genauso wenig ist es ein Selbstoptimierungsratgeber. Vielmehr wird Ihnen dieses Buch, wenn Sie sich darauf einlassen, ein freundlicher und wohlmeinender Wegbegleiter sein. Es bietet Ihnen Übungen an, die Ihrem körperlichen und seelischen Wohlbefinden dienen und somit Ihrem Glücklichsein.
Picken Sie sich nach und nach die Seiten und Ideen heraus, die zu Ihnen und Ihren speziellen Anliegen passen und die sich nach ausdauerndem Ausprobieren bewährt haben.
Hören Sie hin und wieder in sich hinein: Welche Lebensgewohnheiten tun mir gut und sind heilsam für mich und was könnte ich nach all den Jahren eventuell mal wieder überdenken?
Ab > erfahren Sie anhand von zehn Tipps, wie Sie möglichst viel Gewinn durch die Lektüre und durch das Üben erzielen können. Und nachdem Sie diese Tipps erfasst und die sieben Fragen rund um das Betagtsein auf den folgenden Seiten beantwortet haben, können wir endlich mit dem praktischen Teil loslegen.
Heureka!