Читать книгу Sonnenkaiser - Dirk Meinhard - Страница 16

13.

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Die drei Männer hatten bereits eine Stunde in dem alten Kleintransporter gewartet. Der rostige und großzügig mit Dellen versehene Kleinwagen mit dem kastenförmigen Laderaum stand am Rande eines Waldstücks, verborgen hinter einigen hohen Sträuchern. Von der Anlage aus, die sich etwa einen Kilometer entfernt befand, konnte er kaum gesehen werden. Zwischen Anlage und Wald lag ein Feldweg, der sich geradeaus über eine Ackerfläche zog, eine schwach befahrene Bundesstraße und ein weiterer brachliegender Acker auf der anderen Seite der Straße.

Sie hatten den Feldweg auf der abgewandten Seite des Wäldchens benutzt, um ihre Position zu erreichen. Ein kleiner Teil der Frontscheibe bot einen Blick auf das Objekt ihres Interesses. Allerdings wurde die Sicht bei zunehmender Dämmerung immer schlechter. Bis zum Sonnenuntergang würde es keine halbe Stunde mehr dauern.

Einer der drei, ein jung aussehender Mann mit lockigen schwarzen Haaren und einem kurz geschorenen Bart, beobachtete die Anlage durch ein Fernglas und erzählte hin und wieder den anderen beiden, was er sah. Die saßen im Laderaum auf dem Boden und kontrollierten erneut ihre Ausrüstung in den beiden großen ziemlich mitgenommen aussehenden schwarzen Sporttaschen, um die Zeit totzuschlagen.

Alle drei spürten die Anspannung, die sich während der Wartezeit aufgebaut hatte. Allzu lange würde es nicht mehr dauern, bis sie endlich losschlagen konnten.

Ahmed, der mit dem Fernglas auf dem Beifahrersitz des Wagens saß, rutschte auf dem rissigen Kunstlederbezug hin und her. Aus dem Sitzinnern presste er mit seinem Gewicht die darin befindliche Nässe. Seine Hose fühlte sich im Schritt unangenehm klamm an.

Es roch im Innern des Wagens muffig und feucht. Passend dazu wucherte ein grünlicher Belag in allen möglichen Ecken. Das Fahrzeug hatte seine beste Zeit lange hinter sich gebracht und bereits beim Kauf ehrlich gezeigt, was der Interessent erwarten konnte. Innen an der Frontscheibe lief am Abend des Kaufs noch Wasser herunter und sammelte sich am Boden in kleinen Pfützen. Die Ladefläche hinter den völlig abgenutzten Sitzen war zerschrammt und mit Rost bedeckt. Der Motor quälte sich beim Starten, blies dann reichlich Qualm aus dem Auspuff, verfiel aber doch in einen recht ruhigen Lauf. Dafür erforderten die Bremsen ein gewisses Maß an Nervenstärke von den Fahrzeuginsassen. Der graue nachträglich mit einer Farbrolle angebrachte Anstrich der Karosserie verdeckte notdürftig, dass an diesem Wagen das meiste längst von Rost befallen war.

Sie benötigten zwei Fahrzeuge ohne Verkehrskontrollsystem, also solche, die alt genug waren, um von den gesetzlichen Vorschriften ausgenommen zu sein. Zwar kam man mit solchen Wagen nicht in die städtischen Sicherheitszonen, auch nicht in die Umweltzonen der Städte, in denen besondere Luftreinhaltungsvorschriften herrschten und auch nicht auf die Autobahnen, deren Benutzung nur mit automatischen Identifikations- und Mautsystemen erlaubt war. Aber dafür benötigten sie den Transporter auch nicht. Er hatte sie nur zu diesem Ort befördern sollen. Seine letzte Aufgabe war ein kurzes Feldwegrennen.

Sie hatten die Autos anonym bei einem Straßenhändler in einer No-Go-Zone gekauft. Der Mann, ein stämmiger Typ mit vernarbtem Gesicht und atemberaubend fauligem Atem, sprach nur gebrochen Deutsch und sein Akzent ließ darauf schließen, dass er aus Osteuropa kam. Er hatte mit zwei anderen Männern zusammen mehrere sehr betagte Fahrzeuge abends auf einem Parkplatz eines Supermarktes angeboten. Auf dem Platz standen mehrere nicht sehr vertrauenswürdig aussehende Personen. Das gleiche galt auch für ihre angebotenen Waren, ähnlich alte Autos, verschiedenste gebrauchte elektronische Geräte, Zigaretten, Alkohol und natürlich auch Drogen und Waffen.

Dieser Stadtteil Frankfurts gehörte zu den Gegenden, in denen die Polizei sich längst nicht mehr blicken ließ. Einzelne Streifenwagen mit zwei Polizisten bedeuteten hier nur eine schnell zu beseitigende Provokation. Für einen Aufmarsch einer größeren Zahl von Ordnungskräften war dieser Bereich der Stadt nicht mehr interessant genug. Abgesehen davon wäre der Aufwand, hier der geltenden allgemeinen Ordnung Geltung zu verschaffen, nicht absehbar.

Mangels einer funktionierenden Exekutive schützten sich die Leute, die hier wohnten, so gut es ging, selbst. Und dazu gehörte, dass man nicht auffiel und vor allem nicht die falschen Fragen stellte. Man arrangierte sich mit den Gegebenheiten, versuchte, sich durchzuschlagen. Wer Glück hatte, wohnte in Gemeinschaften, die sich durch ihre Größe besser vor anderen schützen konnten. Die, die hier ein Geschäft machen wollten, stellten auch keine Fragen, vor allem nicht darüber woher die angebotenen Waren stammten. Die Antworten darauf wären ohnehin nicht von Belang gewesen, da sie kaum ein Wörtchen Wahrheit enthalten hätten. Lediglich bei der Bezahlung, ausschließlich mit Bargeld, wurde auf Wahrheit extrem viel Wert gelegt.

In einem Land, in dem offiziell keine Bargeldzahlung mehr vorgesehen war, hätte man vielleicht erwarten können, dass so etwas nicht möglich sei, aber weder der allmähliche Einzug der im Umlauf befindlichen Banknoten noch die offizielle Erklärung ihrer Ungültigkeit hatten ihre Wirkung entfalten können. Hier fand man Geldscheine und Münzen aus der ganzen Welt und niemand scherte sich darum, welche Einstellung Regierungen zu ihrem Geld hatten. Hier blieb es Zahlungsmittel, natürlich nur, solange es echt war.

Während Ahmed mit dem Verkäufer verhandelte, standen die nach Alkohol riechenden und schlecht rasierten Begleiter des Autoverkäufers in ihren schwarzen Lederjacken mit finsteren Gesichtern stumm im Hintergrund und warteten wohl nur darauf, dass etwas nicht in ihrem Sinn ablief. Zur Bestätigung dieser Intention hielt einer einen Knüppel in der Hand, während der andere mit einem Messer mit beunruhigend langer Klinge herumspielte. Ahmed hatte versucht, sich davon nicht beunruhigen zu lassen, was ihm nicht gelang. Trotzdem sie selbst zu dritt zu dem kleinen Markt gegangen waren, war ihm ziemlich flau im Magen gewesen.

Sie hatten sich ein paar Isomatten mitgenommen, um nicht während der Wartezeit im leeren Laderaum auf dem kalten Blech sitzen zu müssen. Auf der Hinfahrt zu diesem Warteplatz konnten nur zwei von ihnen die beiden Sitze benutzen. Der dritte hatte im Laderaum nahe der Hecktür gesessen, sich mit einem Seil an zwei an den Wänden angeschweißten Griffen gesichert und gehofft, dass nichts Unvorhergesehenes geschah.

>>Wie lange dauert das denn noch? Ich hab noch was flachzulegen! Mich juckt es schon!<<, nörgelte einer der beiden aus dem Laderaum und lehnte den Kopf heftig an der Laderaumwand an. Der Aufprall klang schmerzhaft. Trotzdem zuckte der Mann nicht einmal mit den Augenlidern.

Trotz der Matten saß es sich in dem dämmerigen Ladeabteil unbequem. Dank des Frühsommers war es unangenehm warm und der Wagen schien jeden einzelnen Wassertropfen, den er jemals eingesammelt hatte, auszuschwitzen.

>>Khaleb, Du nervst!<<, erwiderte Ahmed.

>>Wie oft soll ich es noch wiederholen! Wir müssen warten, bis die Anlage hochfährt. Erst dann macht es Sinn, unser kleines Feuer zu zünden!<<

Khaleb, ein junger sportlich wirkender Mann, der wie seine Begleiter eine Hose und ein Shirt in einem braunen Camouflage-Muster trug, nickte und schloss die Augen.

>>Bevor Du wieder fragst, es gibt keine feste Uhrzeit!<<, fügte der dritte Mann hinzu, der nur unter seinem Spitznamen Mac angesprochen wurde. Er hatte sichtlich ein paar Kilo zu viel. Das Shirt tarnte bei ihm hauptsächlich das Zuviel an Bauchumfang. Im Vergleich zu den anderen beiden wirkte er sehr behäbig.

Die Anlage, die Ahmed beobachtete, war ein Brennstoffzellenkraftwerk, das nachts und bei Windstille die konventionellen Kraftwerke bei der Stromversorgung unterstützte, wenn die Strommengen aus Solar- und Windkraftwerken nicht ausreichend zur Verfügung standen.

Das Kraftwerk bestand aus mehreren Komponenten. Aus einer unterirdischen Kaverne wurde Wasserstoff in den Hauptkomplex geleitet, in dem eine gewaltige Brennstoffzellenbatterie das erste Element des Periodensystems mit Sauerstoff oxidierte. Das Ergebnis, Strom, wurde ins Stromnetz geleitet, das Abfallprodukt, Wasser, in das Abwassernetz.

Die Anlage stellte Wasserstoff selbst her, der direkt in die Kaverne gepumpt wurde, in der ein ausreichender Vorrat gespeichert war, um die Maximalleistung der Anlage für eine Woche sicherzustellen. Derartige Anlagen waren in Bezug auf die in das Netz eingespeiste Leistung nicht sehr wirtschaftlich. Erst wurde Strom erzeugt, etwa im weit entfernten Marokko, durch das interkontinentale Netz hierher geleitet, und dann verwendet, um Wasser in seine Bestandteile zu spalten. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde der Wasserstoff aus diesem letzten Prozess benutzt, um wieder Strom zu erzeugen. Von der ursprünglichen Strommenge blieben damit nicht einmal vierzig Prozent über. Aber auch dann, wenn die Windparks keine Energie lieferten, musste die Stromversorgung gesichert werden.

Ahmed kannte sich mit solchen Anlagen nicht gut aus. Der Plan stammte auch nicht von ihm, sondern von Will und seinem Team, die alle ihre Aktionen bisher organisiert hatten.

>>Dafür habe ich dieses kleine Spielzeug dabei.<<

Ahmed zeigte auf das kleine netzfähige Touchpad auf seinen Knien, an dem ein separates Empfangsmodul klemmte.

>>Ach, der Computerfreak sagt Dir Bescheid? Warum ist der denn nicht mitgekommen? Will er sich nicht die Hände schmutzig machen? Oder hat er Angst, nicht gut genug klettern zu können?<<, lachte Khaleb mit einem abfälligen Seitenblick auf Mac.

>>Keine dummen Sprüche über Nightmare! Ohne ihn könnten wir unsere Aktionen kaum durchziehen!<<

Ahmed warf einen wütenden Blick in den Laderaum.

>>Wenn Du mich fragst, ist der Typ schon ein bisschen gestört! Mag ja sein, dass er mit seinem Computer umgehen kann, aber wenn er nichts zu tun hat, spielt der Kerl darauf nur Ego-Shooter und ballert als virtueller Superkrieger Hunderte von Gegnern weg. Wenn er nicht gerade wieder bekifft ist.<<

Er warf einen Blick auf Mac.

>>Warum spielst Du nicht auch mal solche Spiele?<<

Khaleb gönnte sich eine Kunstpause, um den Effekt seiner Worte zu steigern.

>>Weil es in solchen Spielen nichts zu essen gibt!<<

Er lachte laut los und schlug sich mit den Händen auf die Oberschenkel. Mac streckte ihm eine Hand mit erhobenem Mittelfinger entgegen.

>>Mensch, halt die Klappe! Wir sind nicht hier, um uns gegenseitig anzufeinden<<, fauchte Ahmed ihn an.

>>Ist ja gut! Ein kleines Späßchen wird ja wohl noch drin sein, während ich mich hier zu Tode langweile<<, gab Khaleb zurück, ohne wirklich eingeschüchtert zu klingen.

Sie arbeiteten zum ersten Mal zusammen. Für Ahmed war das eine nicht ganz angenehme Situation, denn er wusste nicht, was er von seinen beiden Begleitern erwarten konnte.

Hassan, der Anführer ihrer Zelle, hatte zusammen mit Nightmare das Team für diese kleine Aktion zusammengestellt. Eine Aufwärmübung. Ahmed hatte bereits ein paar Anschläge durchgeführt. Am wichtigsten war die Flucht. Sich nicht erwischen lassen. Aber die gegnerische Seite beschützte keine Kaserne oder ein Atomwaffenarsenal.

Mac war ihr Techniker, versiert im Umgang mit elektrischem Equipment nahezu jeder Art, talentiert mit Werkzeug, aber körperlich ein wenig gehandicapt mit Ballast und fehlender Fitness. Er hatte Hassan tagelang in den Ohren gelegen, weil er unbedingt einmal dabei sein wollte, wenn seine Basteleien zum Einsatz kamen. Der hatte ihn daraufhin einmal im F-Block durch das Treppenhaus gejagt und für einen Einsatz wie diesen für fähig befunden. Wenn man von den technischen Fähigkeiten einer Person abhängig war, fielen Zugeständnisse einfacher. Einen beleidigten Mac konnten sie nicht gebrauchen und Ersatz war schwer zu bekommen.

Khaleb war erst seit ein paar Wochen bei ihnen. Körperlich gab es an ihm nichts auszusetzen. Lediglich ein etwas zu großes Ego und ein Übermaß an Testosteron standen ihm manchmal im Weg.

Näher kennengelernt hatten sie sich aber noch nicht. Man konnte sich am Berg, in der Poor Man´s Residenz, problemlos aus dem Weg gehen. Bei den Treffen der Zelle sprachen hauptsächlich Hassan und Nightmare. Die Zelle bestand nicht aus lauter Gleichgesinnten, die auch gerne miteinander Fußball spielten. Sie waren eher fast alle Einzelgänger.

Mac hockte sowieso lieber in seiner Bastelbude und schraubte an seinen Spielzeugen herum. Khaleb steckte hauptsächlich mit Jungs aus den anderen Blöcken zusammen, die so wie er an harten Muskeln, Imponiergehabe und Kräftemessen interessiert waren.

Khaleb gähnte theatralisch und wedelte mit einer Hand vor seinem Mund herum. Am Handgelenk raschelte ein schmales graues Armband aus Metallgliedern. Auf einem breiten Plättchen war ein Totenkopf eingraviert.

Ahmed hätte das Team gerne anders zusammengestellt. Aber Hassan war der Chef und Nightmare hatte auch kein Problem in dieser Kombination gesehen.

>>Wer interessiert sich schon für uns? In dem Wäldchen hier läuft doch keiner rum. Und da drüben ist kein Hochsicherheitstrakt! Da laufen ein paar Wachleute rum und warten auf ihren Feierabend. Wir sollten einfach losmarschieren, unseren Job erledigen und wieder abhauen! Bevor einer nachschaut, was wir machen, sind wir wieder weg und hier brennt der Himmel!<<

Gelangweilt begann Khaleb, das Armband um sein Handgelenk zu drehen. Kurz hielt er es und zeigte Mac die Gravur.

>>Schicke Frisur, nicht wahr? Und wie man sieht, hat er nicht ein Gramm Fett zu viel!<<

Mac ballte die Fäuste zusammen.

Das Touchpad gab einen Summton von sich und Ahmed legte das Fernglas zur Seite. Er nickte zufrieden, als er die Nachricht von Nightmare sah.

>>Jungs, es geht los!<<

Er legte das Touchpad in den Rucksack vor sich im Fußraum und rutschte wieder hinter das Lenkrad.

Der Motor drehte ein paar Mal quälend langsam durch, bevor er ansprang und seiner Pflicht nachkam. Obwohl sie die betagte Technik des Wagens geprüft und, soweit notwendig und möglich, repariert hatten, wollte sich bei Ahmed kein wirkliches Vertrauen in ihr Transportmittel einstellen. Auch deswegen gab es einen zweiten Wagen.

Im Laderaum wurden Khaleb und Mac lebhaft. Sie schoben ihre Taschen zur Hecktür und setzten sich direkt dahinter. Dann hielten sie sich an den Griffen fest und warteten.

Ahmed lenkte den Kleintransporter vom Feldweg auf die mehrspurige Bundesstraße. Sie hatten sich den Ablauf immer wieder eingeprägt. Sobald sie den Transporter verließen, würden ihnen nur ein paar Minuten bleiben. Durch das Fernglas hatte Ahmed zu seiner Beruhigung feststellen können, dass es keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen für die großflächige Anlage gab. Eigentlich verwunderlich, denn FreePeople verübte regelmäßig Anschläge auf Eigentum von DesertEnergy. Diese Anlage war nur noch nicht auf ihrer Liste gewesen.

Ein mehrere Meter hoher Zaun umgab das Gelände. An den Zufahrten befand sich Wachpersonal. Das Gelände wurde durch Kameras überwacht. Irgendwo mochte jemand sitzen und auf Bildschirme starren, um mögliche Eindringliche schnellstmöglich zu entdecken, unterstützt durch Infrarotsensoren und andere technische Möglichkeiten. In dem Fall würde die Sicherheitsmaschinerie anlaufen und ein paar Bewaffnete ausspucken, die den unerwünschten Besuchern nachstellen würden.

Sie hatten nicht vor, auf das Gelände vorzudringen. Ihr Job war keine Kamikazeaktion und sie hatten die feste Absicht, zu entkommen.

Ahmed fuhr das kurze Stück am Umspannwerk vorbei. Dort, wo die Strom führenden Leitungen über den Zaun steil in die Höhe ragten, führte ein spärlich asphaltierter Weg hinter dem Gelände entlang. Zwischen dieser Behelfsstraße und der Anlage in knapp fünfzig Metern Entfernung zum Zaun standen mitten auf der Ackerfläche drei große Strommasten, zu deren weit ausladenden Armen die Leitungen führten.

Der Transporter bog auf den Weg ab und Ahmed rang ihm seine Leistung ab. Laut röhrend kam der Wagen der Aufforderung nach.

Aufmerksamkeit würden sie nun bestimmt schon bekommen haben. Ahmed konnte förmlich die Kameras spüren, die ihnen nachfolgten. Noch würden die Leute an den Monitoren rätseln, wohin der Wagen wollte. Der Weg führte ein ordentliches Stück an der Anlage entlang und stieß am Ende auf eine weitere Landstraße. Somit nahmen sie vielleicht erst einmal an, dass der Fahrer nur seinen Weg abkürzen wollte.

>> Und, Mac, wie sieht es aus? Brauchst Du gleich eine Vorspeise oder ein wenig Vorsprung?<<, lachte Khaleb, der von den Bewegungen des Wagens hin und her geschüttelt wurde, und schlug dem neben ihm sitzenden Mann kräftig auf den das Hosenbein straff ausfüllenden Oberschenkel. Mac zuckte zusammen. Der heftige Schlag mit der flachen Hand brannte. Gequält verzog er das Gesicht. Khaleb saß in einer lässigen Haltung neben ihm und hielt sich nur mit einer Hand fest. Mac benötigte beide Hände, um nicht den Halt zu verlieren. Zu gerne hätte er in diesem Moment eine Hand frei gehabt, um eine Erwiderung auszuteilen, wenn auch der aus seiner Sicht an einem krankhaften Männlichkeitswahn leidende Khaleb diese kaum gespürt hätte.

Auf der Höhe des zweiten Strommastes bremste Ahmed den Wagen ab. Leicht schlingernd kamen sie zum Stillstand. Nun begann der schwierigste Teil. Vorsichtig lenkte er den Kleintransporter vom Weg herunter auf das Feld. Sie hatten vorher nicht überprüfen können, ob der Boden tragfähig genug war und gingen das Risiko ein, sich hier festzufahren oder den Wagen zum Umkippen zu bringen. Dann würde der Fluchtweg beschwerlich werden.

Der trockene Boden war für die Reifen von Vorteil. Der Wagen wippte über die in die Erde gegrabenen harten Furchen und rutschte immer wieder hin und her. Im Innern schepperte es wie in einer Besteckschublade. Ahmed traute sich nicht, das Tempo zu sehr zu erhöhen. So rollte der Transporter fast zu gemächlich über die brachliegende Fläche und stoppte neben dem Fundament des mittleren Strommasten.

>>Los, raus mit Euch! Khaleb nach links, Mac nimmt die Mitte, ich gehe nach rechts! Beeilung!<<

Ahmed sprang aus dem Wagen, seinen Rucksack in einer Hand. Den Motor ließ er laufen. Die anderen beiden öffneten die Hecktür von innen, kletterten nach draußen und warfen ihre Taschen über die Schultern. Über ihnen summte und brummte es nun so scharf, als würden Hornissenschwärme in der Luft kreisen. So schnell es ging, rannten Ahmed und Khaleb zu ihren Zielen.

Mac hatte es deutlich einfacher. Er stapfte mit gedämpfter Eile die wenigen Meter zum mittleren Mast und kletterte über ein paar in den Beton eingelassene Metallbügel das Fundament hoch. Oben angekommen atmete er einmal tief durch und hielt auf den linken Stützpfeiler zu. Davor angekommen, öffnete er seine Tasche und nahm zwei kleine Pakete heraus, die er mit größtmöglichem Abstand übereinander an dem breiten Metallfuß befestigte. Mac warf einen Blick zum Kraftwerk hinüber, aber dort wirkte zumindest von seiner Position aus noch alles sehr ruhig. Er konnte sich nicht vorstellen, dass nicht längst jemand vor einem Bildschirm zu erkennen versuchte, was diese drei Gestalten an den Masten vorhatten. Eigentlich war es nicht schwer zu erraten.

Mac legte an beiden Paketen einen kleinen Schalter um. Kleine Dioden leuchteten auf und zeigten die Bereitschaft der Funkzünder an. Dann stapfte er zum nächsten Stützpfeiler und wiederholte das Ganze. Er schaute zu Ahmed herüber, der gerade den linken Masten erreichte und dort am Fundament hochkletterte. Er befestigte dort ebenfalls mehrere Pakete und machte sie mittels Schalter scharf.

Mac kletterte wieder vom Fundament hinunter und stieg als erster in den Wagen ein. Wie selbstverständlich nahm er auf dem Beifahrersitz Platz und warf seine Tasche in den Fußraum. Vorher nahm er einen kleinen Kasten mit einer Stummelantenne und mehreren Knöpfen heraus. Ober- und Unterteil des Gehäuses wurden mit Klebeband zusammengehalten. Heimische Bastelarbeit eben. Aber es kam sowieso eher auf den Inhalt an.

Die Hinfahrt auf dem Laderaumboden war schon unangenehm genug gewesen. Während der nun bevorstehenden Fahrt wollte er dort auf keinen Fall noch mal sitzen.

Er schaute wieder zum Kraftwerk herüber. Über das Gelände rasten zwei Fahrzeuge mit hohem Tempo Richtung der nächstgelegenen Ausfahrt. Man war aufgewacht und hatte verstanden, dass hier kein Picknick stattfand. Aus Macs Sicht fehlte der Situation ein wenig das Dramatische. Ein paar Sirenen, die laut losheulten, wären dem Ganzen angemessen gewesen.

Seine Begleiter rannten bereits wieder zum Wagen zurück. Ahmed sprang hinters Steuer und warf seinen Rucksack zu Mac hinüber. Khaleb schaute angesäuert durch die Seitenscheibe und kletterte dann in den Laderaum. Ahmed kuppelte ein und gab Gas. Der Wagen ruckte nach vorne, bockte. Für einen Moment schien der Motor absterben zu wollen, dann kletterte die Motordrehzahl in die Höhe und der Wagen wurde schneller.

>>Alles ok mit Euren Päckchen?<<, fragte Ahmed etwas außer Atem.

>>Meine sind da, wo sie hingehören? Mac, was ist mit Dir? Hast Du es bis zum Mast geschafft oder hast Du nur im Wagen von hinten nach vorne gewechselt?<<, spottete Khaleb laut durch das laute Klappern und Knirschen der altersschwachen Karosse.

Er wirkte trotz des Spurts von seinem Mast völlig ausgeruht. Khaleb krallte sich in die Haltegriffe, während der Wagen mit dem Heck in den Ackerfurchen hin und her sprang.

>>Nein, alles in Ordnung!<<, erwiderte Mac, ohne auf Khalebs Kommentar einzugehen. Er ballte nur wütend seine Fäuste zusammen. Wäre er dem Marokkaner nicht körperlich so deutlich unterlegen gewesen, hätte er ihn längst einmal herausgefordert.

Ahmed steuerte den Wagen immer noch parallel zur Straße über den Acker, dessen Ende in einigen Hundert Metern Entfernung in Sicht kam. Eine tiefe Furche schlug ihm fast das Lenkrad aus der Hand. In der zunehmenden Dämmerung legten sich immer längere Schatten über den Weg und es wurde für Ahmed schwierig, die Unebenheiten vor dem Wagen zu erkennen.

>>Mac, wir sind doch weit genug weg! Zünde die Ladungen!<<, rief er, während er das Lenkrad mit aller Kraft festhielt.

Mac nickte. Mit einem Druck des Daumens aktivierte er die Box. Eine kleine Diode flammte auf. Darunter befanden sich zwölf Tasten, auf denen mit weißer Farbe Zahlen aufgebracht waren.

Ahmed warf einen Blick in den Rückspiegel. Ein SUV rollte hinter ihnen auf den mittleren Mast zu. Auf der Straße folgten ihnen bereits zwei andere Wagen auf gleicher Höhe. Gegen die gut motorisierten Verfolger war der Kastenwagen chancenlos.

Mac drückte ein paar Tasten nacheinander. Mit einer Verzögerung von jeweils etwa einer Sekunde ertönten hinter ihnen Explosionen. Helle Lichtblitze flammten an den Stützpfeilern auf, bevor der SUV zum Stillstand kam.

>>Verdammt, ich sehe hier nichts! Hat es funktioniert?<<, schrie Khaleb von hinten mit einer ordentlichen Menge Euphorie in der Stimme. Ahmed antwortete nicht. Er lenkte den Wagen nach rechts auf einen weiteren Feldweg.

Sie hatten das Gelände vorher gut erkundet. Dieser Weg war ein Glücksfall für ihren Fluchtplan gewesen. Auf der Seite ihrer Verfolger endete er an einem Graben, der ihn von der Bundesstraße trennte und zu tief war, um mit einem Fahrzeug überquert zu werden.

Der Kastenwagen ruckte ein paar Mal und beschleunigte dann wieder, allerdings unregelmäßig.

>>Halte durch, Schrotthaufen<<, fluchte Ahmed.

Mac schaute durch das Seitenfenster und beobachtete fasziniert, wie sich einer der Masten langsam in Richtung der gesprengten Stützpfeiler neigte. Stromkabel rissen in der Luft ab und versprühten Funkenschwärme. Der Mast neigte sich immer schneller und schlug dann mit der Spitze in den Zaun, der das Kraftwerksgelände umgab. Elektrische Entladungen zuckten am Zaun entlang. Ein zweiter Mast neigte sich ebenfalls.

>>Wow, Volltreffer! Einer unten! Ein Zweiter folgt!<<

Mac warf den Sender in den Fußraum und schlug mit der Faust in die Luft.

>>Was ist mit dem Dritten?<<, fragte Khaleb, der sich an Macs Kopfstütze klammerte und versuchte, einen Blick durch das Seitenfenster zu werfen.

Wieder ruckte der Wagen und wurde dann schlagartig langsamer. Fehlzündungen in schneller Folge verkündeten den nahen Tod des Motors. Dann rollte der Wagen aus.

>>Dreck! Wir müssen zu Fuß weiter! Gib mir den Rucksack!<<

Mac zog das Verlangte aus dem Fußraum. Ahmed riss ihm den Rucksack ungeduldig aus der Hand und sprang nach draußen. Khaleb rannte bereits am Wagen vorbei den Weg entlang, auch seine Tasche über der Schulter.

Kurz warf er einen Blick auf die Strommasten. Einer lag am Boden, der mittlere war noch auf dem Weg, während der dritte in einer deutlichen Schräglage seine Position hielt. Funken sprühten an dem Mast entlang. Ahmed schaute sich nach Mac um, der verzweifelt die Schulter gegen seine Tür rammte.

>>Steig aus! Was ist?<<, brüllte Ahmed und rannte zur Beifahrertür.

>>Der Griff!<<

Mac hielt mit verzweifeltem Blick den abgerissenen Türgriff gegen die Frontscheibe.

>>Steig auf der anderen Seite aus! Schnell!<<

Ahmed tänzelte nervös hin und her Er warf einen Blick zur Straße. Die beiden Wagen hatten angehalten. Zwei Männer in dunklen Overalls rannten auf den liegen gebliebenen Kastenwagen zu. Sehr lange würden sie nicht benötigen, um ihn zu erreichen.

Ein lauter Knall begleitet von elektrischem Knistern machte auf den Fall des zweiten Mastes aufmerksam. Zumindest dieser Teil ihrer Aktion war ein Erfolg. Wenn Nightmare seinen eigenen Job richtig erledigt hatte, würde nun in einigen Gegenden für gewisse Zeit die Stromversorgung ausfallen.

Mac quetschte sich durch den Wagen und fiel fast hinaus, als sich ein Fuß am Schaltknüppel verfing.

>>Beeil Dich! Wir werden verfolgt!<<, drängte Ahmed ihn zur Eile.

Die beiden Verfolger waren kaum mehr als dreihundert Meter entfernt.

Und Mac würde ihnen nicht wie ein Supersportler davonrennen. Es war eigentlich schon zu knapp für ihn. Mac verlor den Halt und fiel aus dem Wagen auf den Feldweg. So schnell es ging, stand er wieder auf. Fluchend rieb er sich die aufgeschürften Hände. Ahmed zerrte ihn am Arm.

>>Los jetzt! Weiter!<<

Die beiden liefen los. Mac verfiel schon nach dem ersten Spurt in einen schwerfälligen Trab. Schnell begann er zu keuchen. Ahmed fluchte leise. So würden sie nicht entkommen.

Warum hatte er sich nicht von vornherein entschieden, die Sache nur mit Khaleb durchzuziehen? Aber Mac hatte darauf gedrängt. Und Hassan hatte nachgegeben. Mac wollte endlich einmal dabei sein, wenn seine Werkzeuge zum Einsatz kamen.

Sie hatten die Aktion auf Macs mangelnde Fitness ausgelegt. Falsch geplant. Viel zu langsam kämpfte sich Mac neben seinem ungeduldig nach vorne und hinten blickenden Partner vorwärts. Khaleb war bereits verschwunden. Vor ihnen machte der Weg eine Kurve. Zur linken Seite befand sich ein kleines Wäldchen, das den Blick auf den Weg versperrte.

Der Marokkaner würde wohl am anderen Fluchtwagen warten, dessen Schlüssel Ahmed bei sich hatte. Leider waren es bis dahin noch einige Hundert Meter. Hätte der Kastenwagen nur ein oder zwei Minuten länger durchgehalten, wäre alles gut gegangen.

Bei Macs Tempo waren es bis zu dem zweiten Wagen ein paar Minuten zu viel. Der beleibte Bombenbastler begann zu stolpern, fing sich wieder und lief weiter. Sie hatten noch kaum mehr als ein paar Hundert Meter geschafft und Mac bekam einen roten Kopf. Sein Atem ging stoßend.

Die Männer aus dem Kraftwerk hatten den Kastenwagen bereits passiert. Sie ignorierten das Fahrzeug. Ihr Ziel hatten sie trotz nachlassendem Tageslicht deutlich vor sich. Beide trugen Schlagstöcke und waren motiviert, die beiden fliehenden Männer zur Strecke zu bringen.

Ahmed tänzelte nervös neben Mac vorwärts. Er hätte mindestens das dreifache Tempo vorlegen können. Mac war ein Hindernis geworden. Er würde ihn zurücklassen müssen, um sich selbst zu retten. Mac schien Ahmeds Gedanken lesen zu können.

>>Hau ab! Die müssen Dich nicht auch erwischen! Ich halte dicht!<<

Er stieß die Worte zwischen hektischen Atemzügen aus. Die Bewegung seiner Beine wirkte mühevoll. Seine Oberschenkel brannten, seine Waden fühlten sich steinhart an.

Ahmed entschloss sich schnell. Er schlug Mac freundschaftlich auf die Schulter.

>>Danke für Deine Hilfe! Ich hoffe, die gehen nicht zu übel mit Dir um!<<

Ahmed rannte los und ließ Mac hinter sich zurück. Schnell gewann er an Vorsprung.

Mac stolperte vom zerfurchten Feldweg ins Gras in Richtung des Wäldchens. Er fühlte sich völlig erledigt. Seine Lunge brannte und jeder Atemzug wurde von einem hohlen Pfeifen begleitet. Hinter sich hörte er schnelle Schritte, die sich näherten. Er vermied es, sich umzusehen. Seine einzige Chance war es, die Bäume zu erreichen und sich dort zu verstecken, zumindest für einen Zeitgewinn, bis er weiterlaufen konnte.

Mac erreichte den ersten Baum und lehnte sich gegen ihn. Seine Beine fühlten sich erledigt an, zitterten. In seinen Ohren rauschte es. Er schwitzte. Seine Prioritäten hatten in den letzten Jahren wohl doch zu sehr bei Burgern und zu wenig beim Sport gelegen. Khalebs Spott bekam gerade einen Gnadenerlass. Mac stapfte weiter zwischen den Bäumen hindurch. Das kleine Wäldchen bestand aus Ahornbäumen, Buchen und Eichen, die unter sich großzügig Schatten warfen. Der Boden war mit Rinden und kleinen Ästen bedeckt. Jeder Schritt verursachte ein Knirschen.

Die breiten Stämme konnten ihm helfen, sich zu verstecken. Er schob sich hinter einen mächtigen Ahorn, hockte sich hin und drückte seinen Rücken gegen den Stamm. Sein Atem war schnell, begleitet von beunruhigendem Pfeifen. Bei jedem Einatmen stach es in seiner Brust. Schweiß lief ihm über das Gesicht.

Dann hörte er die Verfolger näherkommen. Unter ihren Stiefeln knisterten zerbrechende Äste. Der laute heftige Atem der beiden beruhigte ihn nur wenig. Das bedeutete nicht, dass sie genauso fertig waren wie er, sondern nur, dass sie viel zu nahe waren. Mac drückte sich die Ellenbeuge ins Gesicht, um sein Atemgeräusch zu dämpfen.

Er hätte auch auf dem Weg stehen bleiben können. Es war völlig blödsinnig zu glauben, er könnte entkommen. Die beiden Typen mit den Schlagstöcken würden ihn hier garantiert finden, dann heftig verprügeln und zu ihrem Wagen schleifen. Den schmerzhaftesten Teil dieser Prozedur hätte er nun zumindest auf dem Feldweg schon zum Teil hinter sich gehabt.

Über ihm schlug etwas laut gegen den Baumstamm. Mac schaute hoch und sah im Halbdunkel einen Arm, der einen Schlagstock hielt. Ein Typ mit bulligem Kopf schaute mit wütendem Blick auf ihn herunter.

>>Marten, ich hab das Arschloch!<<, brüllte er.

Dann beugte er sich herunter und packte Mac am Kragen. Kraftvoll zog der Mann den wehrlosen Mac hoch und drückte ihn an den Baumstamm. Die Spitze seines Schlagstocks schlug schmerzhaft gegen Macs Nase. Der Hieb trieb ihm Tränen in die Augen.

>>Du dreckiger Bombenleger! Jetzt wirst Du was erleben! Und danach wirst Du auspacken. Und Deine feigen Kumpel, die Dich im Stich gelassen haben, werden wir auch kriegen.<<

Er holte aus. Der Schlagstock sauste an Macs Kopf vorbei und traf seine Schulter. Schmerzen explodierten und zuckten durch die Brust und den Arm, der gefühllos nach unten fiel. Obwohl immer noch atemlos, schrie Mac laut auf und versuchte sich zu befreien, aber der Typ hielt ihn wie festgenagelt gegen den Baumstamm gedrückt. Der Mann grinste Mac an und spuckte ihm dann ins Gesicht.

>>Marten, wo bleibst Du? Beeil Dich, sonst mache ich das Arschloch allein rund!<<, brüllte er wieder.

Vor Macs Augen tanzten Sterne. In seinen Ohren rauschte das Blut. Seine Lunge pumpte noch stärker, von seiner Panik zu Höchstleistungen motiviert. Ein zweiter Schlag traf seine Schulter. Der Schmerzensschrei versiegte in einem gequälten Röcheln. Der linke Arm schien plötzlich nicht mehr zu existieren. In Schulter und Brust brannte es.

Sein Peiniger stieß ihm die Spitze des schwarz ummantelten Knüppels gegen die Nase und erzeugte damit eine weitere Schmerzexplosion bei Mac. Tränen schossen aus seinen Augen. Etwas Warmfeuchtes lief ihm aus der Nase, über den Mund und am Kinn entlang. Er schmeckte Blut.

>> Na, gefällt Dir das? Davon bekommst Du noch mehr!<<

Der Schläger grinste ihn mit sadistisch funkelnden Augen an. Mac drehte den Kopf zur Seite. Durch seinen Hals zog ein Schluchzen.

>>Was? Du heulst? Was für ein Terrorist bist Du denn?<<, lachte sein Peiniger und holte erneut aus. Mac schloss die Augen, aus denen Tränen rollten.

Der dumpfe Laut des Schlags ließ ihn den Atem anhalten. Aber eine weitere Schmerzlawine blieb aus. Zögernd öffnete er seine Augen wieder, erwartete so etwas wie ein helles Licht, das aber ausblieb. Der Druck der Faust, die ihn gegen den Baum presste, ließ schlagartig nach. Der Schläger starrte ihn mit leerem Blick an. Der Schlagstock fiel ihm aus der Hand, dann stürzte er zur Seite.

Hinter ihm tauchte Khaleb auf, eine Stahlrute mit einem gepolsterten Ende in der Hand. Er rümpfte die Nase.

>>Wer austeilt, sollte auch einstecken können! Hat sich bei diesen Schmalspurschlägern noch nicht rumgesprochen!<<

Er schob die Stahlrute zusammen und stopfte sie unter den Hosengürtel.

>>Gut, dass ich das Ding mitgenommen habe! Wie geht es Dir, Dicker? Kannst Du aufstehen? Du blutest ganz schön aus der Nase!<<

Mac wischte sich mit der rechten Hand über den Mund. Die Finger glitten durch eine dicke Schicht Blut, die ihm auf das Shirt tropfte. Aber er wertete positiv, dass er sein Gesicht spürte, was bei seinem linken Arm nicht der Fall war.

>>Geht schon!<<, stöhnte er und versuchte dabei, ein weiteres Schluchzen zu unterdrücken. Er atmete immer noch wie nach einem Marathonlauf.

>>Greif zu! Ich helfe Dir auf!<<

Khaleb reichte ihm eine Hand und zog Mac mit einem Ruck auf die Beine. Der taumelte beim Aufstehen und lehnte sich an den Baumstamm. Sein linker Arm hing gefühllos an seinem Körper herab.

>>Wo ist der andere?<<

Mac versuchte sich umzusehen, aber die schmerzende Schulter unterband seinen Bewegungsdrang.

>>Der liegt ein paar Meter weiter. Kam direkt an meiner Warteposition vorbei<<, antwortete Khaleb und stieß den niedergeschlagenen Mann mit dem Fuß an.

>>Und Ahmed?<<

Beim Sprechen sprühten ein paar Blutstropfen von Macs Oberlippe. Seine Atemfrequenz verlangsamte sich. Khaleb tastete Macs Nase ab. Der zuckte kurz ein Stück zurück, ließ es dann aber über sich ergehen.

>> Schmerzt das?<<, Khaleb drückte an Macs Nasenbein herum.

Der starrte konzentriert auf den Totenkopf an Khalebs Armband.

>>Geht!<<, stöhnte er.

Mac unterdrückte einen Schmerzenslaut. Der Schmerz durch das recht grobe Abtasten befand sich ziemlich weit vorne an der Spitze des Nasenbeins. Damit war wohl der Knochen heil geblieben. Trotzdem lief ihm sogar Blut aus der Nase in den Rachen.

>>Drück Dir mit den Fingern die Nasenflügel zusammen, damit die Blutung aufhört. Wir müssen weg von hier. Die beiden Kerle bleiben nicht ewig da liegen!<<

Mac quetschte seine Nase zwischen zwei Fingern zusammen. Der Schmerz stach wieder in seine Augen und weitere Tränen rollten ihm über das Gesicht.

>>Da geht es weiter!<<

Khaleb deutete in eine Richtung und marschierte los. Mac folgte ihm notgedrungen. So schnell es ging, stolperte er hinter dem Marokkaner hinterher, wobei der gefühllose Arm hinderlich hin und her schaukelte.

Die beiden Männer durchquerten das kleine Wäldchen und erreichten den Feldweg. Die Bäume behinderten nun die Sicht auf das Kraftwerk. Hinsichtlich weiterer Verfolger oder Beobachter war das ein Lichtblick, soweit Mac überhaupt vernünftig aus den Augen schauen konnte.

>>Da hinten ist der Wagen! Ich sehe Ahmed!<<, sagte Khaleb.

Mac blinzelte. Ein wenig verschwommen erkannte er ihr Ziel in einiger Entfernung. Dorthin hätte er es im Laufschritt niemals geschafft. Ein roter verwischter Fleck, der eigentlich ihr zweites Fluchtfahrzeug war.

Khaleb schwenkte die Arme über dem Kopf. Der Kleinwagen rollte über den Weg auf sie zu und stoppte vor ihnen. Das Fahrzeug sah kaum besser aus als der Kleintransporter. Der Lack war weitgehend wegpoliert, blätterte flächig ab, und mündete an den Kanten in Rostflächen.

Ahmed hob eine Hand und spreizte Zeigefinger und Mittelfinger zu einem lässigen V.

>>Los, einsteigen, Mac Blood!<<

Khaleb riss die Beifahrertür auf und klappte den Sitz vor. Mac quetschte sich nach hinten. Da er seinen linken Arm noch immer nicht bewegen konnte, auch wenn er ihn immerhin schon wieder etwas spürte, stürzte er fast längs auf die aufgerissene Sitzbank. Wieder tropfte Blut aus seiner Nase und klatschte auf das Polster. Mühsam setzte er sich auf und drückte wieder seine Nasenflügel zusammen. Khaleb stieg ein und warf seine Tasche knapp an Macs Kopf vorbei auf die Rückbank.

>>Abfahrt!<<, wandte er sich an Ahmed, der den Wagen auf dem schmalen Feldweg vorsichtig wendete.

>>Wo hast Du gesteckt, Khaleb? Ich bin bis zum Wagen und Du warst nirgends. Ich wollte gerade abhauen!<<

Ahmeds Stimme hatte einen vorwurfsvollen Klang, obwohl er selbst Mac im Stich gelassen hatte.

>>Du wolltest mich auch im Stich lassen, wie unseren kurzatmigen Bombenexperten?<<

Khaleb lachte heiser.

>>Ich habe gesehen, dass Ihr beiden einen gemütlichen Spaziergang gemacht habt, und habe mir gedacht, es wird Probleme geben. Also bin ich um den Wald herum und habe mich zwischen den Bäumen versteckt. Eigentlich hatte ich vor, hinter den beiden Volldeppen vom Kraftwerk rauszukommen und sie von hinten zu kassieren. Aber Mac hat sie direkt zu mir gelockt.<<

Der Kleinwagen schoss mit laut aufheulendem Motor über den Feldweg. Trotz des schlechten Lichts verzichtete Ahmed darauf, die Scheinwerfer einzuschalten.

>>Die werden nachher mit ziemlichen Kopfschmerzen aufwachen. Aber es hat nicht geknackt, als ich Ihnen einen übergezogen habe. Also werden ihre Schädel noch in einem Stück sein!<<

Khaleb war sichtlich amüsiert.

>>War wohl auch besser so, als wenn die beiden Mac Speck verprügelt hätten. Hast Du gesehen, wie er aussieht?<<

>>Hat mal jemand Taschentücher?<<, nuschelte Mac von der Rückbank und spuckte eine Mischung aus Blut und Speichel in den Fußraum. Für einen Moment war er versucht, Khalebs Schulter als Ziel zu nehmen. Er war dem Marokkaner durchaus dankbar dafür, dass der ihn vor weiteren Prügeln bewahrt hatte, aber die dauernden Anspielungen auf sein Gewicht kompensierten seine Dankbarkeit großzügig.

>>Du kannst die Polster ruhig vollsauen! Der Wagen wird nicht mehr verkauft!<<, lachte Khaleb nach hinten.

>>Wann nehmen wir mit Nightmare Kontakt auf?<<, fragte er Ahmed, der den Wagen über einen schmalen Weg prügelte. Der dichte Wald um sie herum ließ das spärliche Restlicht des Tages kaum noch durch. Ahmed schüttelte den Kopf, während er das Lenkrad herumriss, um nicht geradeaus ins Dickicht zu rasen.

>>Das Touchbook liegt im Kofferraum. Aber wir fahren jetzt zum vereinbarten Treffpunkt. Dort kann ich Nightmare kontaktieren, damit er uns abholt.<<

>>Eigentlich könnten wir so etwas gleich noch mal machen! Das hat gut geknallt!<<

>>Da kommt garantiert noch etwas! Nightmare hatte in den letzten Tagen ständig mit Will Kontakt. Die beiden basteln wohl an etwas ziemlich Großem.<<

Ahmed bremste heftig, als der Wagen im Dunkel wieder fast vom Weg abkam. Endlich schaltete er doch die Scheinwerfer ein, die aber nur ein schwaches fleckiges Licht auf die Straße warfen. Er schaute in den Rückspiegel, aber hinter ihnen war kein Verfolger zu erkennen.

>>Wird langsam Zeit, dass wir mal was Größeres durchziehen. Masten umlegen, Autos abfackeln und so ist doch Kinderkacke. Ich habe gehört, in Berlin entführen sie Leute und machen richtig Druck auf diese Konzernärsche! Da knallt es auch mal richtig, wenn ein Wasserstofftransport in die Luft fliegt!<<

>>Dafür haben wir nicht die Möglichkeiten<<, erwiderte Ahmed.

>>Wir sind als Gruppe zu klein. Und Nightmare wird ständig von Will für diesen Cyberkampf eingespannt.<<

Eine Bodenwelle ließ den Wagen kurz abheben und einige Meter den Kontakt zum Boden verlieren. Als die Räder wieder Kontakt bekamen, rutschten sie mit einem spürbaren Linksdrall weiter, während die Federung hart aufschlug. Ahmed lenkte hektisch gegen die Eigenbewegung ihres Transportmittels und fing es wieder ein.

>>Wir machen das nicht zum Spaß! Zusammen mit den anderen wollen wir etwas bewegen! Wir müssen endlich wieder weg von dem Diktat der Konzerne. Vor allem bei der Grundversorgung der Leute. Und das schaffen wir nicht durch Reden!<<

Ahmed legte fast übertriebenen Nachdruck in seine Worte, als müsse er Khaleb maßregeln. Diese Euphorie galt mehr der Tat als der Idee, was Ahmed etwas störte. Aber sie waren in ihrer Zelle unterbesetzt und konnten nicht allzu wählerisch sein, wenn es um die Rekrutierung von Mitgliedern ging.

Hin und wieder wurden Aktivisten bei Anschlägen von Sicherheitsdiensten oder Polizei erwischt und zu längeren Haftstrafen verurteilt. Sachbeschädigung an Einrichtungen mit öffentlichem Interesse wurde von den Richtern seit einiger Zeit mit Terrorismusaktionen gleichgesetzt. Dementsprechend lang saßen die Verhafteten hinter Gittern

>>Da ist was!<<, nuschelte Mac von der Rückbank und deutete zwischen den Sitzen durch nach vorne.

Ahmed versuchte, im Dunkel zu erkennen, worauf Mac zeigte. Die Straße führte in leichten Kurven durch flaches Land. Die Straßenränder waren unregelmäßig mit Bäumen gesäumt, die im Scheinwerferlicht als dunkle Schatten vorbeihuschten. Das schwache Licht der Scheinwerfer verlor sich bereits nach kurzer Distanz. Bei dem Tempo, das Ahmed vorlegte, um mögliche Verfolger abzuhängen, vollführten sie in gewisser Weise eine Kamikazefahrt.

>>Ich sehe nichts! Was meinst Du?<<, antwortete Ahmed und starrte konzentriert nach vorne.

>>Verflucht! Bremsen! Schnell!<<, schrie Khaleb.

Etwas rammte den Wagen seitlich mit Wucht auf Höhe des rechten Kotflügels und schleuderte ihn fast vom Asphalt. Es knirschte metallisch. Der rechte Scheinwerfer zersprang und erlosch. Ahmed reagierte reflexhaft und lenkte gegen. Der kleine Wagen schleuderte ein paar Mal, während er wild hin und her lenkte, um die Kontrolle zurückzubekommen. Endlich fing er das Fahrzeug wieder ein, das mitten auf der Straße zum Stehen kam.

Hinter ihnen flammten zwei grelle Lichter auf.

>>Seid ihr in Ordnung?<<, rief Ahmed und trat das Gaspedal bis zum Bodenblech durch, was allerdings nicht viel bewirkte. Der Motor wurde zwar lauter, aber das Fahrzeug beschleunigte nicht nennenswert. Von vorne rechts erklang ein laut schabendes Geräusch und das Lenkrad verlangte einen kräftigen Einschlag, damit sie geradeaus fuhren.

>>Ja, bin okay!<<, nuschelte Mac wieder und spuckte in den Fußraum. In seinem Mund schmeckte es immer noch blutig.

>>Alles in Ordnung! Aber die Karre hört sich nicht gut an!<<, erwiderte Khaleb und drehte den Kopf nach hinten.

Die beiden grellen Lichtpunkte hinter ihnen wirkten wie die Augen eines riesigen Tieres, das darauf wartete, zum Sprung anzusetzen.

>>Irgendein verdammter Idiot ist mit seinem Karren aus einem Feldweg raus und hat uns gerammt! Zum Glück war es wohl kein zu großes Ding, sonst lägen wir jetzt bereits im Graben.<<

Khaleb hob seine Hand und winkte ungeduldig.

>>Gib mir meine Tasche! Mach hin, Du lahmer Donut!<<, fuhr er Mac laut an, der die Tasche aus dem Fußraum zog und sie zwischen den Sitzen durchschob.

>>Hier, Du Arschloch!<<, fauchte Mac zurück.

Khaleb setzte zu einer Antwort an, fluchte aber stattdessen, als seine Finger in etwas Schmieriges griffen und er angewidert fast die Tasche fallen ließ.

>>Was hast Du dreckiger Fettklumpen da gemacht? Auf die Tasche gerotzt?<<

Khaleb warf die Tasche angewidert auf den Boden vor sich und wischte seine Hand an der Sitzkante ab.

>>Heute schon geblutet, Supermann? Nicht? Dann nimm meins!<<, tönte es von hinten. Khaleb unterließ eine Antwort. Stattdessen öffnete er den Reißverschluss der Tasche mit spitzen Fingern.

Mit einem kurzen scharfen Knall sackte der Wagen auf der beschädigten Seite ab. Ahmed spürte einen heftigen Schlag in der Lenkung. Ihr Fahrzeug drehte sich gemächlich um das blockierte Rad und kam mit der Front in Richtung ihres Unfallgegners zum Stehen. Der andere Wagen stand mit grell aufgeblendeten Scheinwerfern mitten auf der Straße. Langsam kam er näher und blieb dann stehen. Eine unheilvolle Drohung.

>>Und was jetzt?<<

>>Steigt sofort aus und nehmt die Hände hoch! << rief eine kräftige befehlsgeübte Stimme von draußen.

>>Ihr seid verhaftet!<<

Khaleb blinzelte in das grelle Scheinwerferlicht. Ihr eigener Wagen stand ein Stück nach rechts gedreht vor dem anderen Fahrzeug, sodass Ahmed ihm einen gewissen Sichtschutz bot. Möglicherweise war das eine kleine Chance. Khaleb traf eine schnelle Entscheidung.

>>Also, ich gehe!<<

Seine Hand umschloss, was er in der Tasche gesucht hatte. Mit der anderen Hand öffnete er die Tür ein Stück und ließ sich nach draußen fallen. Er fiel ins hohe Gras auf dem Randstreifen, rollte sich zur Seite und rutschte in den Straßengraben.

>>Stehen bleiben! Flucht ist zwecklos!<<, brüllte jemand.

>>Ihr könnt mich mal!<<, antwortete Khaleb. Er robbte auf Knien und Unterarmen ein Stück vorwärts, bis er sich hinter einem Baum befand. Der Stamm war breit genug, um ihm Sichtschutz zu bieten. Er kniete sich und schaute abwartend nach oben.

Eine dunkle Silhouette ging vor dem anderen Wagen her.

>>Anfängerfehler!<<, dachte Khaleb und entriegelte mit dem Daumen die Sicherung der Waffe, die er aus der Tasche gezogen hatte. Irgendwie hatte er geahnt, dass sie mehr als nur ein paar Sprengsätze brauchen würden.

>>Letzte Warnung! Kommt auf die Straße und nehmt die Hände hoch!<<, brüllte wieder jemand. Neben dem Baum erschien im Licht ein fester Schatten, dessen Rand das Licht wie eine Aura umrahmte. Der Strahl einer Taschenlampe leuchtete in den Graben. Unvorsichtiger Idiot, aber er machte es Khaleb einfach. Mit einem zufriedenen Grinsen drückte Khaleb ab. Ein scharfes Surren ertönte und wurde durch ein leises Knistern abgelöst. Im Dunkel tanzten kleine blaue Funken in der Luft. Der Schatten erstarrte einen Moment und stürzte stumm vornüber zu Boden. Die Taschenlampe landete im Gras. Der Lichtstrahl reduzierte sich auf ein grünliches Schimmern.

Khaleb wartete ein paar Sekunden, bevor er die dünnen Kabel, die von der Waffe zu den Widerhaken an seinem Opfer führten, mit einem Hebeldruck von der Waffe löste. Dann huschte er zu seinem Opfer, griff nach der Lampe und schaltete sie aus. Vorsichtig richtete er sich auf und suchte nach weiteren Gegnern.

An ihrem Wagen vorbei sah er das Fahrzeug, das sie gerammt hatte. Aus seiner Position waren die Scheinwerfer verdeckt. So erkannte er die Umrisse eines nicht allzu großen Vans. Die Fahrertür war geöffnet.

Diese Typen mussten irre sein, mit solch einer Schüssel ihren Wagen von der Straße zu rammen. Er meinte, Dampf von der Motorhaube aufsteigen zu sehen.

>>Umaru, siehst Du ihn?<<, rief die Stimme, die Big Mac und Ahmed verboten hatte, sich zu bewegen. Zwei Gegner, einer bereits ausgeschaltet. Der Rufer befand sich aus seiner Position hinter dem Baum und konnte Khaleb in seiner Deckung nicht sehen.

Er nutzte die Situation und tastete Umaru ab, der zitternd vor ihm lag. Das würde noch ein wenig anhalten. Der Stromschlag aus dem Taser hätte jemand mit Herzproblemen vielleicht das Leben gekostet. Aber Umaru schien ein gesundes Herz zu haben. Das Glück hatte den unvorsichtigen Idioten nicht ganz verlassen.

In einer Hand hielt der paralysierte Gegner eine Pistole. Es dauerte einen Moment, sie zu sichern und aus den verkrampften Fingern zu winden. Er steckte sich die Waffe unter den Hosengürtel. Langsam kletterte Khaleb wieder aus dem Graben und hockte sich neben den Baumstamm.

>>Umaru? Wo steckst Du, verdammt?<<

Die unsicher klingende Stimme kam näher. Der andere bewegte sich um ihren Wagen herum, in dem Ahmed und Mac immer noch saßen und darauf warteten, wie sich die Situation entwickelte. Vor der Motorhaube tauchte ein Schatten auf, ebenfalls mit einer Taschenlampe ausgerüstet.

Diese beiden Typen waren zwar bewaffnet, aber darauf beschränkten sich wohl auch ihre Kompetenzen. Auch Nummer zwei bewegte sich mit der Eleganz einer beleuchteten metergroßen Zielscheibe. Khaleb wartete geduldig ab, in einer Hand die Taschenlampe, in der anderen den Taser, der noch eine Ladung hatte. Umarus Partner verharrte an seiner Position und leuchtete ziellos umher, keine fünf Meter von Khaleb entfernt. Die Entfernung war kurz genug. Khaleb richtete den Taser auf den Schatten und drückte wieder ab. Auch der zweite Gegner stürzte, gelähmt durch den kräftigen Stromschlag, zu Boden.

Zufrieden richtete Khaleb sich auf, löste auch die Drähte für den zweiten Schuss und leuchtete mit der Taschenlampe in den Kleinwagen.

>>Alles klar bei Euch?<<, lachte Khaleb und ließ den Lichtstrahl über die beiden Paralysierten gleiten. Ein dunkelhäutiger schmächtiger Mann in einem schwarzen Overall lag neben dem Baum auf dem Bauch und zitterte stark. Der zweite, ebenfalls mit einem Overall bekleidet, lag auf dem Rücken. Auch er hielt eine Pistole in einer Hand, die Khaleb ihm ebenfalls abnahm. Mit zwei Pistolen im Gürtel ging er zu dem Wagen auf der Straße zu und beleuchtete die Motorhaube. Tatsächlich stieg ein leichter Nebel auf. Aber für einige Kilometer würde der Wagen noch taugen. Zufrieden setzte er sich hinter das Steuer, fuhr den Wagen ein Stück vor und winkte durch die Seitenscheibe den anderen beiden zu.

>>Was ist los? Euer Auto ist kaputt! Wollt Ihr hierbleiben? Nightmare wartet!<<

Sonnenkaiser

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