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4. Gebet eines Unbekannten

Gebet

Lieber Gott,

ich bin heute ganz zufrieden mit mir.

Ich habe noch niemanden angemotzt und war auch nicht wütend – außer vielleicht auf meinen Wecker, aber der zählt ja nicht, oder?

Mit meinen Eltern habe ich noch nicht gestritten und bis jetzt hat auch kein Lehrer mit mir geschimpft.

Ich habe noch niemanden angelogen und auch noch nichts geklaut.

Nicht einmal neidisch war ich auf irgendjemanden.

Aber in ungefähr einer Minute werde ich aufstehen – und ab dann brauche ich wirklich deine Hilfe!Amen1

Ansage I

Jetzt aber mal ehrlich: Das schafft doch keiner:

– immer nett sein

– nix klauen und niemanden anlügen

– weder über Lehrer lästern noch mit den Eltern streiten

– sich über nichts aufregen und niemanden anmotzen

– nicht mal was Böses denken?

Sorry, aber das krieg’ ich nicht hin. Niemals! Mag ja sein, dass Gottes Regeln Sinn machen. Daran habe ich gar keinen Zweifel. Aber einhalten kann das doch kein Mensch. Zumindest keiner, den ich kenne! So gesehen stimmt es vollkommen, dieses Gebet. Der Unbekannte, von dem dieses Gebet stammt – das könnte wirklich ich sein! Vor dem Aufwachen verbocke ich auch selten was – aber kaum bin ich aufgestanden, geht es schon los …

Impulsfragen

1 Die Bibel ist ja ein ziemlich dickes Ding. Kann man Gottes Regeln für uns auch kurz zusammenfassen – vielleicht sogar noch kürzer als die Zehn Gebote?

2 Tipp: Wenn dir nichts dazu einfällt, kannst du gerne nachschauen in Matthäus 22,37-39.

3 Überleg doch mal ganz für dich: Gegen welche von Gottes guten Regeln verstoße ich am häufigsten? Wobei bräuchte ich am dringendsten Gottes Hilfe?

4 Was ist der Sinn von Gottes Regeln? Wer hat etwas davon?

5 Viele Regeln Gottes sind so sinnvoll, dass sie auch in die Gesetze vieler Länder aufgenommen wurden. Fallen dir solche Regeln ein?

6 Nimm dir eine Minute Zeit und stelle dir vor, wie es wäre, wenn sich alle Menschen an diese Regeln Gottes halten würden. Alle Menschen auf der ganzen Welt: Alle Politikerinnen und Professoren! Alle Soldaten, Kämpferinnen und Rebellen! Alle Diktatoren (gäbe es die überhaupt noch?). Alle Chefinnen und Angestellte! Alle Arbeiter und Handwerkerinnen!

7 Was würde sich wohl verändern?

8 Hast du noch mal eine Minute? Dann stell dir jetzt einen Tag in deinem Leben vor; einen Tag, an dem sich alle Menschen, denen du begegnest, nach den Regeln Gottes Verhalten würden – schon von morgens an: Deine Eltern und Geschwister! Busfahrerin und Hausmeister! Die Lehrer und die Schulsekretärin! Alle Freunde und Freundinnen! Alle an meiner Schule! Vielleicht auch mein Fußballtrainer oder die Klavierlehrerin! Und nicht zu vergessen: ICH!

9 Wie würde sich wohl dieser Tag von allen anderen Tagen unterscheiden?

Ansage II

Was wäre das für ein Leben – in unserer Familie, an der Schule, unter Freunden und Freundinnen? Aber auch in unserem Dorf, in der Stadt? In unserem Land und auf der ganzen Welt? Wenn sich alle an Gottes gute Regeln halten würden? Vermutlich hätten wir dann fast den Himmel auf der Erde. Ein fast perfektes Paradies!

Vielleicht wird nach diesem kleinen Gedankenexperiment klar, was der Sinn hinter Gottes Regeln ist.

Allerdings gibt es ein Problem an dieser schönen Vorstellung: Niemand ist perfekt. Leider! Wenn wir wirklich versuchen wollen, ein gutes Leben zu führen, dann brauchen wir Gottes Hilfe. So wie der Unbekannte, von dem dieses Gebet am Anfang stammt. Und selbst dann werden wir es nicht ganz schaffen!

Menschen machen eben Fehler. Menschen verhalten sich leider nicht immer richtig. Aber Menschen können sich ändern. Gott möchte dabei gerne helfen. Menschen können damit anfangen, sich an Gottes Regeln zu halten – und so die Welt zu einem besseren Ort machen. Zu einem besseren Ort für alle!

Vielleicht schaffen wir das nicht gleich mit der ganzen Welt – aber wir könnten ja einfach mal beginnen, gleich hier und gleich jetzt! Viele Menschen sind übrigens schon dabei. So wie ein Klassenlehrer, den ich gut kenne: Er macht die Welt seiner Klassen jedes Jahr ein kleines bisschen heller. Das gelingt ihm übrigens nicht, weil er keine Fehler macht!

Er kriegt das nur hin, weil er genau das erkannt hat: dass er auch in seinem Beruf immer wieder Fehler macht – und weil er diese zugibt. Deshalb richtet immer vor den Weihnachtsferien diese kleine Ansprache an seine Schülerinnen und Schüler:

„Liebe Klasse!

Heute möchte ich mich bei euch allen entschuldigen!

Ja, ihr habt richtig gehört, entschuldigen möchte ich mich bei euch.

Wisst ihr, Lehrer wird man ja nun nicht einfach so, weil man auf alle anderen Berufe noch weniger Lust hat. Lehrer wird man, wenn man gerne mit jungen Menschen zusammen ist und ihnen wichtige Dinge beibringen möchte. Zumindest ist das bei mir so.

Als Lehrer möchte man natürlich alle Schülerinnen und Schüler bestmöglich fördern. Man möchte gerecht sein, alle möglichst gleich oft aufrufen und dafür sorgen, dass alle ihre persönliche Bestleistung bringen können.

Ihr könnt mir glauben, ich habe es versucht!

Aber ich habe es auch dieses Jahr wieder nicht geschafft!

Das tut mir leid.

Bestimmt habe ich manche mehr beachtet als andere.

Vermutlich habe ich einigen den Stoff besser und geduldiger erklärt als anderen.

Höchstwahrscheinlich habe ich die einen zu oft ermahnt, die anderen zu wenig.

Ja, ich war ungerecht zu manchen von euch!

Und ich hatte nicht immer nur gute Laune. Manchmal musstet ihr bestimmt darunter leiden, obwohl es nicht eure Schuld war.

Das alles war aber ganz sicher nicht meine Absicht! Es tut mir wirklich von Herzen leid und ich entschuldige mich bei euch allen dafür.

Und jetzt wünsche ich euch schöne Ferien – kommt gesund wieder!

Euer Klassenlehrer

Zum Weiterdenken

Gibt es jemandem, bei dem ich mich entschuldigen könnte?

Könnte vielleicht auch ich dadurch die Welt ein kleines bisschen heller machen?

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