Читать книгу Ich, die Welt und DER da oben! - Freche Ansagen, frische Fragen, fromme Gebete - Dirk Schwarzenbolz - Страница 11
Оглавление5. TIPFY – Gebetsprojekt
Moderationshinweis
Liste der Teilnehmer, kleine Zettel und Stifte bereithalten, falls ihr das Projekt selbst durchführen wollt.
Ansage
T _ _ _ _
I
P _ _ _ _ _
F _ _
Y _ _
Galgenmännchen ist ja nun wirklich ein alter Hut. Dieses Spiel, bei dem man einzelne Buchstaben erraten und dann die gesuchten Wörter finden muss … Trotzdem spielen es auch 15- und 16-Jährige noch ganz gerne – zumindest im Unterricht, wie die Religionsgruppe der 9. Klassen.
Diese Aufgabe hier sieht auf den ersten Blick recht kompliziert aus. Aber dann erklärt der Lehrer, dass sie gemeinsam jede Zeile separat lösen werden.
Nach dem ersten Wort TODAY ist den Schüler klar, dass es sich um englische Begriffe handelt, und dann läuft es tatsächlich wie am Schnürchen. „TODAY I PRAYED FOR YOU!” Fiona errät den Lösungssatz als Erste und ruft ihn auch gleich lauthals durchs Klassenzimmer.
„HEUTE HABE ICH FÜR DICH GEBETET!“, schreit Jona die deutsche Übersetzung nicht weniger laut hinterher und ergänzt gleich noch ein fragendes: „Hä, was soll das?“
Auch die übrigen Schülerinnen und Schüler blicken mit fragenden Mienen nach vorne zum Pult. Beschwichtigend hebt der Lehrer die Hand: „Immer der Reihe nach, lieber Jona, ich erkläre es euch doch.“ Langsam beruhigt sich die Klasse wieder.
„Ich hatte mal eine Freundin …“, beginnt der Lehrer zu erklären, wird aber sofort von lautem Pfeifen und Gejohle unterbrochen. Lächelnd wartet er, bis es wieder ruhig ist.
„Nicht sooo eine Freundin! Eine ganz normale Bekannte eben! Ihr wisst doch, dass ich glücklich verheiratet bin.“ Zum Beweis hebt er seine Hand mit dem funkelnden Ehering. „Ich rede von einer ganz normalen Freundin. Sie war jünger als ich, aber wir haben uns echt gut verstanden. Sie wollte auch Religionslehrerin werden, aber sie war sich manchmal noch ein bisschen unsicher.“
Zustimmendes Nicken einiger Schülerinnen und Schüler. Vielleicht können sie sich kaum vorstellen, dass jemand sich diesen Job freiwillig aussucht. Vielleicht haben sie aber auch Verständnis für diesen Berufswunsch.
„Ich war auf jeden Fall überzeugt davon“, fährt der Lehrer fort, „dass dieser Beruf gut zu ihr passen würde. Richtig gute Religionslehrerinnen und -lehrer sind ja schließlich ziemlich selten. Zumindest hat das gestern eine Schülerin zu mir gesagt.“
Nachdenkliche Blicke und vereinzelt auch zustimmendes Nicken.
Nur Tim ruft aus der zweiten Reihe: „Ja klar! Aber wir haben ja Glück gehabt mit Ihnen!“ Unter dem zustimmenden Gelächter der Schüler hebt der Lehrer warnend den Zeigefinger. „Will sich etwa jemand einschleimen, Tim?“
„Nein“, protestiert der Angesprochene postwendend, „das meine ich doch ernst!“
„Ja, ja“, wehrt der Lehrer ab, „ich habe ja auch Glück gehabt mit euch!“
Wieder grinst die Klasse zustimmend. Diesbezügliches Lob sind sie offensichtlich nicht gewöhnt. „Aber zurück zu meiner Geschichte“, meint der Lehrer und es wird auch erstaunlich schnell wieder ruhig im Klassenzimmer. „Ich hatte sie also gern, diese Freundin. Und ich war ziemlich überzeugt davon, dass sie eine gute Lehrerin werden würde. Deswegen habe ich einen kleinen Deal mit ihr gemacht: Ich habe ihr gesagt, dass ich ab und zu für sie beten würde. Als kleine Erinnerung daran würde ich ihr keine lange Erklärung schicken, sondern nur ein paar Buchstaben …“
„T-I-P-F-Y!“ Diesmal brüllt es Jonas als Erster heraus und Kristina ergänzt wieder: „TODAY I PRAYED FOR YOU!“ Jetzt ist der Lehrer an der Reihe, zustimmend zu nicken. „Genau. Und davor und dahinter noch den Emoji mit den gefalteten Händen.“
„Süß!“, ruft Alexa aus der letzten Reihe und auch Lea, Pascal und Leonie stimmen zu.
„Und“, will Jonas wissen, „ist sie auch wirklich Lehrerin geworden?“
„Vielleicht bekommen wir sie ja nächstes Jahr in Religion“, freut sich Kristina schon und setzt schnell hinzu: „Aber nur, falls wir Sie nicht behalten dürfen.“
Auch der Lehrer muss jetzt lächeln. „Ehrlich gesagt, weiß ich das gar nicht ganz sicher. Irgendwie haben wir uns ein bisschen aus den Augen verloren. Schade eigentlich! Aber ich könnte sie ja mal fragen, ihre Nummer habe ich noch.“
„Jaaa, machen Sie das?! Und schreiben Sie ihr einen Gruß von uns!“
„Genau!“
„Mal sehen, vielleicht mache ich das wirklich“, meint der Lehrer nachdenklich. „Wir machen jetzt auf jeden Fall was anderes: Ihr überlegt euch mehrere Personen aus diesem Raum, die ihr gernhabt. Es können eure Kumpels oder Freundinnen sein, es darf aber auch jemand anderes dabei sein. Dann kommt ihr zu mir und gebt mir Bescheid, welche Person ihr euch als Erstes ausgesucht habt.“
„Warum brauchen wir überhaupt mehrere Personen?“
„Weil jede Person nur einmal genannt werden darf. Falls euer bester Freund also schon von jemand anderem genannt wurde, braucht ihr Ersatz.“
„Okay. Und dann?“
„Dann habt ihr eine Woche Zeit, einmal für eure Person zu beten. Sobald ihr das gemacht habt, schickt ihr dieser Person auch ein TIPFY …“
Der Lehrer wird unterbrochen von Alexa: „Dürfen wir auch die Gebetshände dazumachen?“
„Natürlich, gerne! In der nächsten Stunde frage ich euch dann, wer von wem unseren Gebets-Code erhalten hat. Dann sehen wir ganz schnell, wer es vielleicht vergessen hat.“
„Aber Sie können doch nicht kontrollieren, ob wir wirklich gebetet haben!“
„Natürlich nicht“, sagt der Lehrer. „Ich will euch auch nicht zum Beten zwingen. Aber eine kleine Anregung, ein kleiner Stups soll es schon sein! Vielleicht macht ihr auch die Erfahrung, dass es ein schönes Gefühl ist, wenn jemand an euch gedacht und vielleicht sogar wirklich für euch gebetet hat.“ Er macht eine kurze Pause. „Wenn jemand aber überhaupt keine Lust darauf hat, dürft ihr das gerne jetzt sagen und müsst dann auch nicht mitmachen. Auf eure Note hat das keinen Einfluss.“
Der Lehrer wartet eine Weile. Die Schülerinnen und Schüler schauen sich um. Niemand meldet sich.
„Michaela?“
Der Lehrer hat den Gesichtsausdruck der Schülerin wohl richtig interpretiert.
„Eigentlich habe ich keine Lust zu beten“, meint die Angesprochene dann auch. „Ich hab das nämlich noch nie gemacht. Aber anderseits, vielleicht probiere ich es auch einfach mal aus …“
Impulsfragen
1 Kannst du dir Gründe vorstellen, warum manche Schülerinnen und Schüler vielleicht nicht mitmachen wollen bei der Aktion?
2 Falls du noch in die Schule gehst – wie wäre wohl die Reaktion in deiner Klasse?
3 Wie würdest du reagieren, wenn dein Lehrer das TIPFY-Projekt mit deiner Klasse durchführen würde? Würdest du ihn unterstützen, ihn kritisieren – oder würdest du dich lieber raushalten?
4 Vielleicht habt ihr ja Lust, dieses Projekt auch in eurer Gruppe durchzuführen?
5 Eine mögliche Weiterführung wäre noch, dass ihr eurer Partnerin oder eurem Partner Gebetsanliegen mitteilt, für die sie oder er dann betet.
6 Natürlich darf man auch ganz groß denken:– Ihr könntet andere Jugendkreise mit einbeziehen.– Ihr könntet Armbänder gestalten (wie die bekannten WWJD oder P.U.S.H.-Teile).– Ihr könntet Gebetserlebnisse sammeln, z. B. auf einer Homepage, einem Instagram-Account oder – ganz altmodisch – bei Facebook .– Ihr könntet versuchen, den örtlichen Pfarrer oder Kirchengemeinderat zum Mitmachen zu bewegen.– Auch YouTube-Clips wären denkbar, was bei Twitter oder bei Snapchat …Eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Egal, in welcher Form man mitmacht bei TIPFY: Eigentlich gibt es bei diesem Projekt nichts zu verlieren – nur zu gewinnen. Oder? Also los …
Vielleicht kennt ihr aus dem Gottesdienst das sogenannte „Stille Gebet“. Ohne zu sprechen, betet jeder in Gedanken – ganz für sich. Miteinander und füreinander – nicht einsam, sondern gemeinsam!
Und so geht es los:
Gebet
Lieber Gott!
Gemeinsam stehen wir jetzt vor dir. Danke, dass du immer Zeit hast für uns!
Danke, dass du uns immer zuhörst.
In der Stille beten wir weiter – miteinander und füreinander:
…
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht vergisst.
Amen