Читать книгу Copp und die Morde auf Hawaii: Ein Joe Copp Thriller - Don Pendleton - Страница 10

Kapitel Fünf

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Es war ein typischer Mittwochabend im Vorstadtrevier. Der diensthabende Wachmann am Schreibtisch war Charlie Hall. Hatte nie Probleme mit Charlie gehabt. Guter Bulle, erledigte seinen Job und nahm seine Bezahlung entgegen, verbrachte den größten Teil seiner Freizeit bei Big Brothers, in der Pony League und der Little League und sämtlichen anderen Sachen für Kinder, die er mitnehmen konnte. Musste reif für die Pensionierung sein, aber ich wusste, dass er niemals von selbst gehen würde. Sie müssten ihn schreiend und um sich tretend raustragen. Einige Bullen werden etwas verrückt durch den Stress. Bullen wie Charlie reifen einfach nur und lenken den Stress in positive Unternehmen.

Er schaute mit einem entzückten Grinsen auf. „Joe! Wie geht's, wie steht's?“

Ich versicherte ihm, dass es mir gut gehe, aber ich bin mir sicher, dass er anhand der zerrissenen Jacke und der Schwellung unter dem Auge wusste, dass ich dasselbe wie üblich tat.

Einen Moment lang machten wir Smalltalk, dann fragte ich: „Wer ist dieser neue Polizist im Block, Ed Jones?“

Charlie schenkte mir ein Lächeln und zwinkerte mir zu. „Du meinst Buck Jones.“

„Buck hat immer einen weißen Hut aufgehabt“, knurrte ich. „Ich glaube, dieser Typ ist für eine andere Farbe gut.“

Charlie lächelte weiterhin. „Kehre ihm nie den Rücken zu, Joe.“

„Er fährt mit Tanner. Sie sollten jede Menge Spaß dabei haben, auf einander aufzupassen.“

Er kicherte. „Ich bin einmal mit Tanner gefahren. Eine ganze erbärmliche Woche lang. Aber sieh nicht nur das Schlechte in diesem Typen, hm? Er ist ein schlauer Bulle.“

„Zu schlau“, sagte er. Ich reckte den Hals, um einen Blick auf Charlies Protokollbuch zu werfen. „Wer hat den Anruf wegen des Mords an Valdez angenommen?“

Er spannte sich ganz leicht an. „Du jagst jetzt hinter Krankenwagen her, Joe?“

„Nicht hinter Leichenwagen, ganz bestimmt nicht“, sagte ich zu ihm. Dann setzte ich mich und zündete eine Zigarette an. „Wenn Tanner Spätschicht hat, wieso hat er dann Valdez bekommen? Das hätte die Tagschicht übernehmen sollen.“

„Joe. Wann gibst du endlich diese gottverdammten Zigaretten auf? Sie verursachen Herzkrankheiten, Emphyseme, Krebs – sie machen dich sogar impotent.“

„Davon habe ich nie etwas gehört“, sagte ich.

„Wovon?“

„Impotenz.“

„Oh, ja. Alles, was eine gute Blutzirkulation braucht, um angemessen zu funktionieren. Nikotin zieht die Blutgefäße zusammen. Hast du in letzter Zeit Probleme gehabt, ihn hochzukriegen?“

„Ihn runterzukriegen“, erwiderte ich. „Wie steht's mit Tanner?“

Er warf einen Blick auf sein Protokollbuch und holte tief Luft. „Joe, du bist nicht mehr bei der Dienststelle. Ich kann nicht offiziell mit dir reden.“

„Blödsinn“, sagte ich.

„Tatsächlich ist der Anruf knapp vor dem Schichtwechsel reingekommen“, sagte er.

„Und?“

„Und wir sind im Augenblick recht dünn besetzt. Hätte einen Wagen von einem der anderen Distrikte einteilen müssen, und sie sind alle momentan allzu dünn besetzt.“

„Charlie“, meinte ich, „ich kann's nicht glauben, dass du einfach da rumgesessen und darauf gewartet hast, dass die neue Schicht die Sache übernimmt.“

„Habe nicht gesagt, dass ich das getan hätte, Joe, oder? Tatsächlich ist Tanner reingekommen und hat gesagt, dass er an der Sache dran war.“

„Er war nicht eingeteilt.“

„Nein. Sagte, er war in der Nachbarschaft und in Kontakt mit der Verkehrspolizei. Also habe ich ihn eingetragen.“

„Klasse“, sagte ich. „Dieses Arschloch ist überhaupt nicht aufgetaucht. Erst so etwa gegen sechs Uhr.“

„Kann nicht sein“, sagte Charlie. „Die Verkehrspolizei hat kurz nach vier Bericht erstattet und ist abgezogen.“

„Das stimmt“, bestätigte ich. „Und sie haben einen Durchschlag ihres Berichts für Tanner gemacht. Er ist überhaupt nicht aufgetaucht, Charlie.“

„Kann nicht sein, Joe.“

„Okay, könnte nicht, ist aber so. Wo kann ich ihn finden?“

„Du meinst, gerade jetzt?“

„Ich meine gerade jetzt, ja.“

„Geh nach Hause. Geh duschen. Zieh dir zumindest andere Klamotten an. Sprich morgen mit ihm.“

„Jetzt, Charlie.“

„Gleich jetzt, hm.“

„Du hast's kapiert.“

Er seufzte, wandte sich seiner Konsole zu und tat etwas mit den Knöpfen, kehrte zu mir zurück und sagte: „Er erledigt ein Privatgeschäft.“

Ich blies ihm Rauch ins Gesicht. „Was meinst mit Privatgeschäft?“

„Du weißt schon. Schwarz.“

„Warte mal“, sagte ich. „Ein Bulle zum Anheuern, das bringt's nicht, wenn der Bulle bereits im Dienst ist. Sag's noch mal, nur damit ich dich richtig verstehe.“

Charlie runzelte die Stirn und holte ein paar mal Luft. „Einige der Jungs übernehmen heutzutage, wenn in der Nachtschicht nicht viel los ist, Joe, ein paar Aufträge, damit es nicht so langweilig ist.“

„Scheißdreck von wegen Langeweile. Wenn sie die übernehmen, dann aus finanziellen Gründen. Ich kann's nicht fassen, wie locker das alles heutzutage ist.“

„Viele Dinge sind locker“, sagte er mit einem müden Lächeln, „seitdem du hier gewesen ist. Ich habe das Spiel nicht erfunden, Joe. Ich sitze bloß hier und sehe zu.“

Ich lächelte mein widerliches Lächeln, glaube ich, und fragte: „Wo ist er?“

„Offiziell weiß ich es nicht.“

„Inoffiziell?“

„Sein Auftrag kam von diesem Schuppen oben am Fuß der Berge. Er hat sich für dreißig Minuten abgemeldet.“

„Wann?“

„Vor etwa dreißig Minuten.“

„New Frontier, stimmt's?“

„Du bist immer eine Nasenlänge voraus, Joe.“

In diesem Augenblick hatte ich das Gefühl, ein paar Nasenlängen zurück zu sein. Ich dankte meinem Kumpel Charlie und begab mich zur Tür. Aber er rief mich zurück, bevor ich dorthin gelangt wäre. Etwas arbeitete an der Konsole. Er setzte ein Headset auf und nahm etwas auf. Er wartete einen Moment, bevor er mir aus dem Mundwinkel erklärte: „Wenn du dorthin willst, überleg es dir besser. Tanner hat gerade Verstärkung angefordert. Wir haben eine Schießerei im New Frontier.“

Ich wollte es mir nicht anders überlegen.

Ich stapfte mit voller Geschwindigkeit die harte Seite entlang, und ich wusste es. Ich glaube, ich hatte es seit dem späten Nachmittag gewusst. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

*

George, der Barkeeper und Eunuch vom Dienst, lag auf dem Asphalt draußen vor der Kneipe, zwei hässliche Schusswunden im Gesicht.

Ein Krankenwagen und ein paar Streifenwagen waren dort, und die uniformierten Polizisten hatten alle Hände voll zu tun, die Menge in Schach zu halten. Ich wischte direkt an ihnen vorbei und beugte mich neben Tanner über das Opfer. Die Sanitäter wussten bereits, dass sie ihre Zeit vergeudeten, aber sie befolgten trotz allem die Routinemaßnahmen und bereiteten es für den Transport vor. Ich erhaschte einen Blick auf Jones, der den Kopf aus einem sportlichen Toyota-Pickup steckte, während Tanner zu mir sagte: „Jetzt zufrieden, du Arschloch?“

„Zufrieden womit? Er lebte, als ich ihn zuletzt gesehen habe.“

„Habe gehört, du bist ziemlich grob mit ihm umgesprungen.“

„Falsch gehört. Habe ihm kein einziges Härchen gekrümmt. Wer dann?“

„Habe mir gedacht, dass du mir vielleicht sagen könntest, wer das getan hat“, sagte Tanner mit einem hässlichen Grinsen.

„Denke noch mal.“

Er holte einen Beweisbeutel heraus und hielt ihn mir vor die Nase. Eine kurzläufige .35-er Pistole war darin, typisches Spezialgerät für Samstagabende. „Kommt dir bekannt vor?“, fragte er mich.

„Ja. Von denen habe ich schon Tausende gesehen.“

„Bei der hier“, erklärte er mir, „ist die Seriennummer entfernt worden. Aus der ist auch erst vor kurzem geschossen worden, und im Zylinder sind zwei leere Hülsen.“

„Nett“, sagte ich. „Passend. Woher hast du die?“

„Ed hat sie in diesem Pickup da drüben gefunden.“

„Was meinst du damit, zum Teufel?“

„Du weißt, was zum Teufel ich damit meine.“

Ich ließ ihn dort stehen und kehrte durch die Polizeilinien zu meinem Wagen zurück. Einer der Rausschmeißer, dem ich früher am Abend begegnet war, stand dort und sah sich die Szenerie an, als ich herankam. Er sah mich an, und ich sah ihn an. Er lächelte halb, gewissermaßen, und sagte: „Du bist ein Bulle. Tut mir leid. Hab ich nicht gewusst.“

„Du weißt es immer noch nicht“, sagte ich und bestieg den Wagen.

Er ging davon, während ich eine Zigarette anzündete. Bevor ich den Motor anlassen konnte, öffnete sich jedoch die Beifahrertür, und ein sehr süßes Persönchen glitt neben mich. Es war Belinda Buckaroo.

Ich sagte „Hallo“, und sie sagte „Hallo“.

Dann fragte ich: „Wohin geht's?“

Und sie erwiderte: „Wo immer du hin willst. Nur schnell, bitte.“

Ich fragte warum, und sie sagte mir warum.

„Das ist mein Wagen dort drüben, den die Bullen gerade auseinander nehmen“, erwiderte sie.

„Der Toyota-Pickup?“

„Genau der.“

Also ja, wir gingen zusammen auf der harten Seite, in voller Geschwindigkeit. Ich hatte bessere Gesellschaft gehabt. Aber nicht sehr oft, und vielleicht auch nur einen Bruchteil bessere.

„Warum ich?“, fragte ich sie einen Kilometer die Straße runter.

„Du bist der Typ, der den Club auseinander genommen hat, nicht wahr?“

„Na ja, da hatte ich ein bisschen Hilfe“, erwiderte ich.

„Ich weiß, wer du bist“, sagte sie zu mir. „Ich weiß alles über dich. Ich habe dich Juanita empfohlen.“

„Juanita ist tot“, berichtete ich ihr.

„Das weiß ich auch“, sagte sie angespannt. „George hat's mir erzählt.“

„Wann hat er das getan?“

„Vor etwa sechzig Sekunden“, entgegnete sie, „bevor er aus meinem Wagen gestiegen ist und ihm der Schädel weggepustet wurde.“

„Der Toyota-Pickup.“

„Genau der“, wiederholte sie.

Die harte Seite, ja. Es gibt diese Zeiten, da kannst du sie einfach nicht meiden. Und es gibt Zeiten, da willst du es nicht.

Copp und die Morde auf Hawaii: Ein Joe Copp Thriller

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