Читать книгу Copp und die Morde auf Hawaii: Ein Joe Copp Thriller - Don Pendleton - Страница 6

Kapitel Eins

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Ich roch die Schwierigkeiten bei dieser junge Dame, sobald sie mein Büro betreten hatte. Sie war heiß. Etwa zwanzig. Designerjeans, die so stramm saßen, dass sie schwitzen konnten. Knalleng über einem hohen Hinterteil, stark eingeschnitten im Schritt, tief sitzend auf den Hüften, so dass sich ein kleiner Bauchnabel zeigte. Etwas weiter waren sie unten um die zehn Zentimeter hohen High Heels. Etwa zwanzig Zentimeter oberhalb fing ein Tanktop an, das weitere zehn oder fünfzehn Zentimeter an Köstlichkeiten bedeckte. Bei einigen Mädchen hätte es vielleicht fünfundzwanzig Höhenzentimeter bedeckt. Bei ihr waren es bloß acht oder zehn. Ich spreche von Titten ... Titten, bei denen einem das Wasser im Mund zusammenlief. Sie wippten auf eine Weise unter dem elastischen Material, die bewusst Aufmerksamkeit erregen sollte. Aber sie hatten jede Menge Konkurrenz. An diesem Mädel war alles prächtig. Lange schwarze Haare ergossen sich auf cremefarbene Schultern. Das Gesicht war ... exotisch, schätze ich. Lippen, die jedes Mal etwas in einem erregten, sobald sie sich teilten, Augen, die überall hinschauten und anscheinend alles sahen. Ich dachte mir, dass sie bereits einiges gesehen haben mussten.

Ich dachte mir auch, dass sie wohl eine Nutte oder eine Stripperin war, oder vielleicht auch beides.

Meine ersten Eindrücke hatten sich häufig als falsch erwiesen, aber bei ihr glaubte ich nicht, dass ich daneben lag. Sie musterte das Büro, sie musterte mich, ging beinahe wieder hinaus und fragte schließlich mit dünner kleiner Stimme: „Sind Sie Joe Copp?“

Ich sah mich im Büro um, ließ den Blick über sie laufen und schob mein Namensschild an die Schreibtischkante. „Das bin ich.“

Vermutlich entschloss sie sich letztlich doch, es mit mir zu versuchen. Sie ließ sich auf die Stuhlkante fallen, schaute sich erneut um wie ein Vogel, der die Umgebung einschätzte, bevor er sich auf seinem Ast entspannte. „Ich glaube, ich stecke in Schwierigkeiten.“

Ich wusste verdammt gut, dass sie in Schwierigkeiten steckte. Jedes Mädel, das so herumrannte und so köstlich aussah, steckte in Schwierigkeiten.

„Wer ist es?“, fragte ich.

„Woher haben Sie das gewusst?“, fragte sie zurück.

„Instinkt?“

„Ich weiß nicht, wie er heißt“, erwiderte sie. „Aber ich glaube, er ist ein Bulle.“

„Bin ich auch“, sagte ich zu ihr. „Vielleicht müssen Sie einen Anwalt aufsuchen.“

Das Mädel war sehr verspannt. Sie runzelte die Stirn, sah zu Tür, als ob sie sich wünschte, nie hindurchgekommen zu sein, und sagte, während sie zur Tür schaute: „Nein, ich ... sehen Sie ... Sie sind Privatdetektiv, nicht wahr?“

Die Aufschrift an der Tür sagte das. Nun ja, eigentlich besagte sie: „Copp For Hire“ - „Copp zum Anheuern“ -, was auch auf meiner Visitenkarte steht und was in den gottverdammten Gelben Seiten steht. Ein kleines Täuschungsmanöver. Ich war achtzehn Jahre lang Polizist gewesen. Halte mich immer noch für einen, nur dass ich jetzt Privatkunden habe.

„Ja, bin ich“, sagte ich zu dem Mädel. „Aber ich spiele nicht den Leibwächter oder bereinige Streitereien zwischen Geliebten.“

Sie starrte mich ein paar Sekunden lang an und erwiderte dann: „So etwas ist das nicht. Aber ich sollte vielleicht einen Anwalt aufsuchen. Können Sie mir einen empfehlen?“

„Worum geht es?“

„Wie bitte?“

„Sie haben gesagt, so etwas nicht. Also, worum geht es dann?“

Sie suchte in ihrer Handtasche nach einer Zigarette. Es erregte mich, als sie sich die Zigarette zwischen diese prallen Lippen steckte. Ich sprang auf, ging hinüber und zündete sie ihr an. Sie erhob sich rasch, um sie sich anzünden zu lassen, sah mir kurz in die Augen und wandte sich dann ab, um den Rauch auszustoßen. Ich bin einsneunzig. Mit den High Heels waren die Augen dieses Mädels mit den meinen auf gleicher Höhe. Sie roch nett. Aber sie schaute wieder zur Tür.

In einem Tonfall, der so sanft war, wie ich ihn nur zustandebringen konnte, sagte ich zu ihr: „Sie können jederzeit gehen, wenn Sie möchten. Entspannen Sie sich. Ich werde mich nicht auf Sie stürzen. Setzen Sie sich und erzählen Sie mir von der Sache.“

Abrupt kauerte sie sich wieder auf den Stuhl und wedelte schwächlich mit der Zigarette. „Ich möchte nicht gehen. Ich glaube, dass er vielleicht da draußen ist und auf mich wartet.“

Ich ging zum Fenster, sah hinaus und entdeckte nichts Ungewöhnliches. „Für mich sieht das sauber aus. Was ist das Problem?“

„Es gibt kein Problem. Zumindest nicht dass ich wüsste. Dieser Typ folgt mir nur die ganze Zeit auf Schritt und Tritt. Überall hin.“

Ich seufzte und fragte sie: „Reden wir hier von einem offiziellen Polizisten oder ...?“

„Na ja, ich hoffe, es ist etwas Offizielles. Ich habe nichts getan. Aber warum sollte er mir folgen?“

„Warum glauben Sie, dass es ein Bulle ist?“

„George sagte – er ist der Barkeeper da, wo ich arbeite -, George sagte, dass er diesen Typen in Polizeiuniform gesehen hat. Aber wenn ich ihn sehe, ist er nie in Uniform, und ...“

„Wo arbeiten Sie?“

„New Frontier.“

Aha. Eine der Kneipen in der Jurisdiktion des Countys. Sie kennen diese Schuppen. Live-Girls, Girls, Girls – völlig nackt.

„Sie tanzen dort?“

„Ja.“

„Sie haben diesen Typen dort gesehen?“

„Ja. Kommt seit ein paar Wochen vorbei. Obwohl, sitzt stets im Hintergrund, niemals oben am Laufsteg. Gibt mir nie ein Trinkgeld. Sitzt einfach da und starrte mich die ganze Zeit während meines Auftritts an. Dann geht er. Schätze, er hat den Dienstplan rausgekriegt, weil er jedes Mal zurückkommt, wenn ich dran bin. In der letzte Woche habe ich ihn in seinem Wagen bemerkt, wenn ich nach der Arbeit gehe. Er folgte mir nach Hause, und ich glaube, er sitzt draußen und beobachtet mein Fenster. Ich glaube, er ist ein Verrückter, und ich habe Angst. Gestern ist er mir in die Mall gefolgt. Ich habe ihn zweimal gesehen, während ich einkaufte.“

Ich setzte mich wieder in meinen Bürostuhl, lehnte mich zurück, legte die Hände zusammen und fragte die junge Dame: „Gibt es einen Grund, weshalb Sie unter polizeilicher Überwachung stehen sollten?“

Sie sah mich ausdruckslos an und schüttelte kurz den Kopf.

„Nehmen Sie Drogen?“

„Habe vielleicht hin und wieder mal was genommen. Aber nichts ...“

„Leben Sie allein?“

„Ich habe eine Mitbewohnerin. Wir teilen ein Appartement.“

„Kennen Sie jemanden, der dealt?“

„Die Hälfte der Jungs, die du heutzutage triffst, dealen ein bisschen. Aber ich nie – nein, ich kenne wirklich keinen, der da die Finger drin hat.“

„Sie haben keine anderen, äh, Aktivitäten, die das Interesse der Polizei erregen können?“

„Wenn Sie meinen, ob ich mich außerhalb des Clubs mit Leuten treffe – nein.“

Ich lächelte. „Musste fragen.“

„Tun alle“, sagte sie schlicht.

„Treffen sich die anderen Mädchen mit Leuten? Im Club, meine ich.“

„Einige ja, schätze ich.“

„Ihre Mitbewohnerin?“

„Sie arbeitet nicht dort.“

„Wo arbeitet sie?“

„Sie geht zu Partys.“

„Was für Partys?“

„Sie wissen schon – Geburtstagspartys, Junggesellenabschiede, so was in der Art.“

„Als Stripperin?“

„Ja.“

„Tut sie noch was anderes?“

„Nicht, dass ich wüsste.“

„Oder interessierte?“

„Oder interessierte“, bestätigte sie und zog erneut an der Zigarette.

„Ich bin teuer“, sagte ich zu ihr.

„Wie teuer?“

„Wie eine Nutte“, erwiderte ich. „Hundert Dollars die Stunde plus Spesen.“

„Mein Gott“, sagte sie und biss sich auf die Lippe. Dann entlockte ich ihr das erste Lächeln. Nicht viel, aber ein sarkastisches Verziehen der Lippen. „Billige Nutte“, sagte sie.

Ich erwiderte das Lächeln. „Na ja, so viel biete ich nicht. Was soll ich für Sie tun?“

Sie stand auf. „Nichts. Kann mir Sie nicht leisten.“

„Die städtischen Polizisten arbeiten für umsonst. Erzählen Sie denen von Ihren Schwierigkeiten“, sagte ich zu ihr.

„Schätze, das werde ich wohl tun müssen“, erwiderte sie. „Aber ich habe ebenso viel Schiss vor ihnen wie vor Verrückten.“

„Dazu besteht kein Grund, wenn Sie in Ordnung sind. Ich war ein städtischer Polizist. Bin nie über kleine Mädchen hergefallen.“

Damit verdiente ich mir ein zweites Lächeln, und dieses Mal war's etwas ehrlicher. „Darüber mache ich mir eigentlich keine Sorgen.“

Diese Bemerkung hätte Mehreres bedeuten können. Ich wollte wissen, was sie wirklich zu bedeuten hatte, also sagte ich: „Ich sage Ihnen was. Ich schenke Ihnen eine Stunde. Wenn ich diesen Typen verschrecken kann, könnten Sie mir vielleicht Ihrerseits eine Stunde schenken.“

Darauf gab sie keine Antwort, außer mit dem Gesicht. Also hatte ich zu fünfzig Prozent mein Ziel erreicht. Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Ich hatte das Gefühl, alles dadurch gewonnen zu haben, dass ich verloren hatte.

„Mache nur Witze“, sagte ich zu ihr. „Aber Sie könnten mir vielleicht einen ausgeben und mir einen Platz am Laufsteg reservieren. Wann sind Sie heute Nacht dran?“

„Bin um zehn Uhr da“, erwiderte sie nicht gerade sonderlich begeistert.

„He, ich musste das genau rausfinden“, sagte ich. „Okay? Jetzt weiß ich es. Wird mich nichts kosten, vorbeizukommen und mich ein wenig mit Ihrem Verrückten zu unterhalten. Außer den Kosten für einen Drink. Beißen Sie an, und wir haben eine Abmachung.“

Diesmal bekam ich ein ganzes Lächeln, ein ziemlich blendendes. „Abgemacht“, sagte sie, „aber es sind Minimum zwei Drinks. Das kostet mich sechs Kröten.“

„Das können Sie von den Steuern abziehen.“

„Welche Steuern?“

Sie schenkte mir ein Lächeln, ein Händeschütteln und einen höflichen Abschied.

Daraufhin brachte sie ihren verlockenden Körper aus dem Büro. Ich ging zum Fenster, um zu sehen, welchen Wagen sie hatte, als ich das Quietschen von Reifen hörte, die sich fest in den Asphalt gruben, und das Ächzen eines Verbrennungsmotors, der heftig auf Touren gebracht wurde.

Der unmissverständliche Knall folgte unmittelbar darauf. Ich kam gerade noch rechtzeitig zum Fenster, dass ich sah, wie dieser ehemals verlockende junge Körper als verstümmelte Masse durch die Luft flog und ein dunkles Fahrzeug aus einem Parkplatz davonjagte.

Noch bevor ich dort hinausging, wusste ich, dass ich gerade eine Kundin verloren hatte. Eine Kundin,ja. Eine Abmachung ist eine Abmachung, und ich war ihr zumindest die versprochene Stunde schuldig.

Aber als ich dort neben dieser verdrehten Leiche kniete, kam das Gefühl, und zwar sehr stark, dass ich mehr als eine Stunde für sie aufbringen würde. Wie sich herausstellte, verbrachte ich fast den Rest meines Leben damit.

Copp und die Morde auf Hawaii: Ein Joe Copp Thriller

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