Читать книгу ALs die Zeit zu Ende war - Doreen Brigadon - Страница 4
ОглавлениеAlfons von Behringen
Ich war wieder mal in der Stadt und besuchte meine alte Freundin, Frau Böhse. Ich kannte sie von früher. War oft Kunde bei ihr, als sie selbst noch als Escort-Mädchen gearbeitet hatte. Sie blieb dabei, und übernahm die Agentur von ihrer Vorgängerin. Frau Agnes Böhse freute sich sehr, mich wieder zu sehen.
„Und bist du immer noch auf der Suche nach hübschen Mädchen, die sich diese Arbeit antun wollen?“
„Ja, wie immer. Denn du weißt, sie kommen und gehen. Viele bleiben gar nicht lange, und die wenigsten ein Leben lang!“, und lachte laut über ihren Scherz.
Sie hätte sich damals sehr gefreut, wenn ich sie als meine Frau genommen hätte, aber ich suchte etwas Besonderes, und das hatte ich bis jetzt noch nicht gefunden. Mein richtiges Alter kannte kaum einer. Sie schätzten mich auf 55 bis 60 Jahre. Ich sah für mein Alter noch gut aus, wenn ich mich selbst loben darf. Einen Spazierstock hatte ich immer mit. Den brauchte ich, seit ich mir mal den Fuß gebrochen hatte. Ich bräuchte ihn zwar nicht mehr, aber es gab mir einen besonderen Touch.
Wir sprachen über alte Zeiten und wie das Geschäft läuft.
„Seit wann habt ihr einen Türsteher unten?“, fragte ich sie.
Agnes sah mich verwirrt an.
„Wir haben doch keinen Türsteher! Das wäre etwas Neues.“
„Doch! Einen netten weiblichen auch noch dazu!“
Jetzt lachte ich über meinen Scherz. Agnes lachte mit.
„Auf was du für Ideen kommst!“
„Nein, wirklich! Als ich ankam, machte mir eine Frau die Tür auf. Sie war sehr nett. Hatte dieses rote Haar, das ich liebe. Am liebsten hätte ich sie aufgehalten. Sie lächelte nur und fuhr mit meinem Taxi davon.“
Agnes sah ihn jetzt überlegend an. Als er kam, war Frau Klaus gegangen. Hatten sie sich noch getroffen? Sie kannte Alfons Geschmack und dachte sofort an ihn, als sie ihre Bewerbung bekam. Ihrem geschulten Auge entging es nicht, dass sie keine 20 mehr war. Auch keine 30. Sie konnte sie auf dem Bild, das gut gemacht worden war, schlecht schätzen. Es war mehr Neugierde, die sie dazu veranlasst hatte, sie einzuladen. Frau Klaus sah auch in Natura noch jung aus. Hätte aber trotzdem ihr Alter nicht schätzen können. Als sie es ihr erzählte, durfte sie ihr nicht böse sein. Warum auch? Am liebsten hätte sie Alfons angerufen und gesagt: „Ich habe wahrscheinlich deine Traumfrau gefunden.“ Aber er war wieder mal irgendwo in der Weltgeschichte. Und gerade heute kam er vorbei und traf sie an der Tür. Agnes holte die Bewerbung und legte ihm das Bild vor.
„Ja, genau, das war sie! Und jetzt sag nicht, dass sie bei dir arbeitet?“
„Nein, tut sie nicht. Oder noch nicht?“, sagte sie schelmisch.
„Sie hatte sich aus einer Laune heraus beworben und ich musste sie sofort in Natura sehen. Denn ich kenne dich!“, sagte sie geheimnisvoll.
Ja sie kannte mich. Schon fast 20 Jahre. Sie war mein erstes Escort-Mädchen, da ich auf rote Haare stand. Und zu der Zeit hatte sie rote Haare. Aber leider nicht echte.
„Sind die Haare echt?“
„Das habe ich leider nicht gefragt, aber ich denke schon. Denn so bringt sie kein Friseur hin und das weißt du!“
Ja, sie hatte alles versucht, um meine Wunsch-Haarfarbe zu bekommen. Doch es funktionierte nicht. Darum konnte auch kein Paar aus uns werden. Aber dafür eine gute Freundschaft. Ich buchte sie oft. Doch mehr war nie.
„Das Foto nehme ich mit.“
Es war keine Bitte, sondern eine Feststellung, die kein „Nein“ akzeptierte. Sie überließ mir das Foto ohne Widerrede. Agnes konnte sich noch weitere Abzüge ausdrucken. Ich verabschiedete mich, und auch sie musste noch einiges erledigen.
Wann würde er anrufen und nach ihr Fragen? Bis zum Wochenende? War er überhaupt so lange hier, überlegte Agnes schon. Und es dauerte nicht mal so lange. Schon Dienstagvormittag kam der Anruf.
„Bitte mach einen Termin für Freitagabend aus. Ich muss leider weg und komme Freitagnachmittag spät wieder zurück. Sie soll sich, wenn möglich, das Wochenende freihalten.“
Dann legte er auf. Er hatte angebissen auf sein Mädchen, nach dem er schon so lange suchte. Warum? Das hatte sie nie erfahren. Sie rief Annabell an, und weil sie so in Eile war, vergaß sie zu sagen, dass sie sich das ganze Wochenende freihalten sollte.