Читать книгу ALs die Zeit zu Ende war - Doreen Brigadon - Страница 7
ОглавлениеFrankfurt, eine Reise wert
Annabell
‚Gerne mache ich einen Ausflug mit Herrn von Behringer, dem alten Knacker. Aber mit Alfons, dem netten Herrn, würde ich viel lieber einen Ausflug machen. Annabell.‘ schrieb ich ihm am späten Abend zurück.
Jetzt hatte ich auch seine Nummer. Wie hätte ich ihn denn erreichen sollen? Er hatte von mir die Nummer verlangt und seine nicht hergegeben. Ich sah ständig auf mein Handy. Doch es kam nichts. Bei jedem Piepser sah ich sofort nach. Doch donnerstags war der pure Stress in der Firma. Ich kam tagsüber gar nicht dazu, auf mein Handy zu sehen, erst am Abend. Und dann sah ich, dass er es schon am Morgen abgeschickt hatte. Oh Mein Gott! Was wird er sich jetzt von mir denken? Ich wollte ihm keine lange Erklärung schicken. Vielleicht rief er dann doch noch an. Mit persönlichen Worten konnte man das besser sagen.
Also wartete ich jetzt auf Antwort. Meine Gedanken schweiften ab. Zurück auf Sonntagabend, bzw. schon Nacht. Michi war so neugierig. Sie wartete schon vor meiner Haustür. Ich musste ihr alles haarklein erzählen. Da ich sehr müde war, wollte ich eigentlich schon ins Bett. Doch ich konnte meine Freundin nicht vor den Kopf stoßen. Um 23 Uhr brachte ich sie endlich raus, nachdem ich bald trotz ihres Geplappers eingeschlafen wäre. Ein Piepsen holte mich zurück. Ja, er hatte mir sofort geantwortet.
‚Könnte ich dich anrufen? Diese Schreiberei geht mir auf den Nerv!‘
Mir ging das Tippen auch auf den Nerv. Lieber sprach ich mit demjenigen. Das sah er anscheinend auch so. Man konnte so alles besser erzählen. Ich freute mich schon auf seine Stimme. Wie würde sie klingen? Nervös? Genervt? … Böse?
‚Bitte ruf an‘, schrieb ich zurück,
Ich war ja allein, aber ob er jetzt telefonieren konnte und allein war, wusste ich nicht. Er sollte entscheiden. Und schon klingelte das Telefon. So als hätte er nur darauf gewartet.
„Hallo, mein Schatz!“, begrüßte er mich sofort.
Seine Stimme klang sehr erfreut und glücklich.
„Hallo, Alfons!“, antwortete ich ihm.
Ich fand, mit „Schatz“ zu antworten wäre etwas zu viel gewesen.
„Bist du gut nach Hause gekommen?“
„Ja, danke der Nachfrage. Nur meine Freundin hielt mich noch lange wach. Sie wollte natürlich alles wissen. Um 23 Uhr komplimentierte ich sie dann höflich raus. Sie fragt mich jeden Tag, wann ich wieder mit dir ausgehe und ob du nicht einen Freund für sie hast?“
War das jetzt zu viel erzählt? Er lachte sofort. Also nahm er es mit Humor.
„Nein, leider. Aber so ein alter Knacker wartet auf dich und will mit dir einen Ausflug machen. Hättest du dieses Wochenende Zeit? Ich könnte dir gar nicht böse sein, wenn nicht. Du hast ja Familie und Freunde. Und falls du schon etwas vorhast, müssten wir es verschieben.“
„Spricht jetzt der alte Knacker mit mir oder Alfons?“, fragte ich nach.
„Alfons ist derjenige, der mit dir unbedingt etwas unternehmen will. Und der alte Knacker wäre sehr geehrt, wenn du mein Angebot annehmen würdest.“
Jetzt musste ich lachen.
„Könnten wir den alten Knacker aus dem Spiel lassen?“
Ja, es war ein Spiel. Er wollte unbewusst wissen, ob ich mit dem alten Knacker und seinem Geld ausgehen würde, oder nur mit dem netten Alfons.
„Gut, lassen wir den alten Knacker weg und reden nur wir zwei. Wie sieht es jetzt aus?“
„Also, ich habe nichts vor. Noch nichts. Außer du willst, dass ich zu dir komme.“
Das war jetzt zu direkt, oder?
„Das ist sehr gut. Bis wann könntest du hier sein? Ich will dich nicht von deiner Arbeit abhalten und dir keine Schwierigkeiten bereiten. Da warte ich auf deine Anweisungen. Wenn möglich bald, damit ich alles regeln kann.“
„Wo geht es hin? Was soll ich einpacken?“
„Nur das Notwendigste. Deine Waschutensilien, wir packen einige Sachen ein, die ihr letztens gekauft habt. Den Rest besorgen wir dort.“
Jetzt war ich sprachlos. Er wollte mir schon wieder etwas kaufen!? Er gab viel zu viel Geld für mich aus. Auch wenn er es sich leisten konnte. Das wollte ich nicht.
„Nein, sag mir wohin und was ich brauche, und ich nehme alles mit. Ich will nicht schon wieder von dir eingekleidet werden. Habe genug Sachen im Kasten.“
Ich hörte, wie er etwas entgegnen wollte, es dann jedoch unterließ.
„Gut. Pack ein, was du magst. Und wann bist du hier?“
Jetzt musste ich rasch überlegen und rechnen. Um 12 Uhr hörte ich auf zu arbeiten. Duschen, umziehen und die Fahrt. Einpacken konnte ich schon heute, damit ich den Koffer nur mehr zu nehmen brauchte.
„Wenn der Verkehr nicht zu dicht ist, könnte ich schon um 15 Uhr in der Agentur sein. Sagen wir aber lieber 16 Uhr. Man weiß nie, ob nicht noch wo ein Unfall ist.“
„Danke! Das ist gut. Sehr gut sogar. Adolf wird dich abholen, aber nicht von der Agentur, sondern von der Parkgarage, wo er dich letztens hingebracht hatte. Du wirst ja dort wieder parken, oder?“
„Ja, ich werde dort wieder parken.“
Jetzt war ich überrascht. Wieso nicht bei der Agentur? So, als könnte er meine Gedanken lesen, sagte er: „Du wirst nicht bei Agnes angemeldet. Also bist du auch kein Escort-Mädchen. Du bist …“, jetzt musste er selbst nach einem Wort suchen. Seine Geliebte? Seine Mätresse? Seine persönliche Freundin?
„Du bist meine Begleitung, meine persönliche Assistentin, meine Gouvernante, wenn du willst. Ich will nicht, dass du denkst, dass du das andere bist.“
Gut, dass er nicht sah, wie rot ich geworden war. Also war ich seine persönliche Begleiterin. Wollte er mit dieser auch Sex? Alfons holte mich wieder aus meinen Gedanken zurück.
„Ich schicke dir Adolfs Nummer. Er braucht eine halbe Stunde bis zur Parkgarage. Bitte melde dich bei ihm, bevor du dort bist. Er holt dich dann ab. Er freut sich genauso, dich wieder zu sehen, wie ich. Bis morgen!“, dann legte er auf.
Er freute sich genauso? Was sollte das heißen? Wo war ich da hineingeraten?
Adolf
Ich war während des ganzen Gespräches anwesend. Dann bräuchte Alfons mir nicht alles noch einmal erklären. Ich gab ihm auch so manche Tipps oder hielt ihn bei einer falschen Antwort zurück. Wie mit der Kleidung mitnehmen. Frauen und Kleidung! Man durfte sie nicht abhalten, alles einzupacken, was sie glaubten zu brauchen. Dann waren sie glücklich. Aber als Alfons sagte, dass ich mich genauso freute, war ich sprachlos.
Was wollte er? Was dachte er sich dabei? Ja, ich freute mich auch, sie wieder zu sehen. Doch diesmal würde ich nicht mitfliegen. Sie würden die Reise allein machen. Und ich hatte frei und konnte etwas anderes unternehmen. Aber was? Ohne Annabell war das Leben leer. Ich hatte mich auf den ersten Blick in sie verliebt. Ja, er wusste das seit dieser Woche. Ich konnte nur mehr an sie denken. Aber ich durfte und konnte es weder ihr noch meinem Chef sagen. Und ich wollte Annabell auch nicht in eine Zwickmühle bringen. Jetzt wartete ich nur mehr auf ihren Anruf und auf ihre Stimme. Da gehörte sie mir ein paar Minuten allein. Und wenn ich sie chauffierte. Das ist die beste Zeit. Da konnte ich sie auch sehen.
Annabell
Ich hatte alles eingepackt, vom Kulturbeutel über meinen Lieblingsanzug, Unterwäsche und zwei Paar Schuhe. Strumpfhosen hatte ich drei eingepackt! Da ich ja noch etwas in der Agentur hatte, brauchte ich nicht so viel einzupacken. Dort gab es noch Schuhe, Anzüge und Kleider. Da ich nicht wusste, wo es hinging, nahm ich sicherheitshalber auch meinen Reisepass mit. Wer weiß, wohin er mich entführte, und ob man den Reisepass zum Anmelden brauchte. So, wie ich ihn einschätzte, könnten wir auch ins Ausland fliegen. Fliegen wir überhaupt mit einer Linienmaschine oder hat er einen Privatjet? Fährt uns Adolf dort hin und bleibt auch da, oder fahren wir allein? Mir wirbelten so viele Gedanken im Kopf herum. Warum hatte ich nicht mehr gefragt, ärgerte ich mich. Aber jetzt war es auch schon zu spät.
Als der Verkehr vor der Stadtgrenze langsam wurde, rief ich Adolf an. Warum hüpfte mein Herz, wenn ich immer an ihn dachte? Er hob sofort ab, so als hätte er nur mehr darauf gewartet.
„Ich bin schon am Stadtrand. Der Verkehr geht aber noch langsam. Warum fahren heute alle rein? Normal fahren alle um diese Zeit raus?“
„Du hast das Konzert und das Fußballspiel vergessen, meine Liebe!“
Meine Liebe!? Das hörte sich gut an. Aber was dachte ich da?
„Gut. Ich fahre gleich los. Auch wenn du etwas später kommst. Ich werde warten. Muss ich ja wohl, oder?“
Ja das musste er. Er musste mich zu Alfons bringen. Alfons das war ein eigenes Kapitel.
„Annabell, bist du noch da?“, hörte ich aus dem Lautsprecher.
„Ja, ich bin noch da. Gut, dann bis später.“
Ich musste aufhängen, sonst bekam ich gar keinen klaren Gedanken mehr. Wieso brachte er mich so durcheinander?
Ich kam gut voran. Als ich in die Parkgarage einbog, sah ich schon den Mercedes stehen. Schnell fand ich auch einen Parkplatz. Stellte mein Auto ab, nahm den Koffer heraus und ging zurück. Adolf wartete schon auf mich. Er nahm mir meinen Trolley ab.
„Der ist ja gar nicht schwer. Ich dachte, du hast für eine Woche gepackt.“
„Nein, noch nicht. Aber wir müssen noch zur Agentur, und die andere Kleidung holen, damit ich sie einpacken kann.“
„Die ist nicht mehr dort.“
„Und wo ist sie dann?“
Jetzt bekam ich Panik! Was sollte ich dann tun? Ich hatte dann zu wenig mit.
„Die Kleidung ist gereinigt und … wartet auf dich, bei Herrn von Behringen.“
Zuerst war ich erfreut, dass die Kleidung da war. Aber wieso war sie bei Alfons?
Während der Fahrt fragte ich ihn natürlich aus. Und ich saß wieder vorne. Eigentlich wollte er mich nach hinten verfrachten. Doch das ließ ich nicht zu. Er schien mir etwas nervös zu sein. Aber wieso?
„Erstens, wo geht es hin? Zweitens, wieso ist meine Kleidung bei Alfons? Und drittens, wieso er mich für sich selbst beansprucht?“
„Das musst du Herrn von Behringen selbst fragen. Dazu darf ich dir keine Antwort geben.“
„Wie lange hast du schon hier gewartet? Das darf ich doch fragen?“
„Fünf Minuten. Ich konnte nicht mal etwas vom McDonald holen.“
Beide lachten wir. Ich versuchte es noch ein paar Mal, aber er sagte nichts und versprach sich auch nicht. Ich war schon frustriert. Wusste er überhaupt, wo es hingeht? Dann waren wir schon beim Penthaus. Er half mir mit dem Koffer. Wir fuhren sofort bis zum Penthaus durch. Als ich eintrat, kam Alfons sofort auf mich zu. Bildete ich es mir ein oder sah er heute nicht sehr gut aus? Er war zwar glücklich, mich zu sehen, doch etwas in seinen Augen sagte mir, dass es ihm nicht gut ging.
„Wie freue ich mich, dass du schon da bist. Dann können wir zum Flughafen fahren. Ich hoffe nur, du hast auch einen Reisepass mit. Das hatte ich dir vor lauter Geheimhaltung vergessen zu sagen. Wenn nicht, muss ich unsere Reisepläne ändern. Ich hoffe, Adolf hat nicht geplaudert.“
„Nein, der war stumm wie ein Fisch!“
Er kam auf mich zu und gab mir einen Handkuss. Das machte man nicht mit einer Mätresse.
„Wie ich gehört habe, ist mein Zimmer in der Agentur schon geräumt?“
„Ja. Warum nicht? Du bist meine persönliche Gouvernante, und die braucht dort kein Zimmer. Du hast hier eine ganze Wohnung.“
Ich war sprachlos. Ich sollte hier wohnen?
„Du vergisst, ich habe ein Haus und Kinder, ich kann hier nicht wohnen.“
„Entschuldige, vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt. Du kannst hier wohnen, wenn du mich am Wochenende besuchst. Und ich hoffe, es bleibt nicht nur bei diesem einen Wochenende. Es soll dein Schaden nicht sein. Kannst du damit leben?“, fragte er, jetzt doch etwas ängstlich und zögerlich.
Was hatte er vor? Ich war für ihn mehr als nur eine Begleitung. Aber was? Das musste ich rausfinden. Vielleicht dieses Wochenende? Womit sollte ich leben? Das machte mir auch Kopfzerbrechen. Aber ich wollte den netten Alfons jetzt nicht vor den Kopf stoßen.
„Gut, ich gehe jetzt fertig packen. Adolf ist mein Koffer zu leicht. Vielleicht finde ich noch etwas zum Einpacken.“
Jetzt musste er lachen.
„Ich bitte darum, dass wir dann zum Flughafen fahren können und von hier wegkommen. Du bist die einzige, die mich sofort von der Arbeit abhalten kann.“
Ich fühlte mich geehrt. Dann packte ich rasch. Adolf grinste, als er meinen Koffer nahm. Er brachte uns zum Flughafen. Wir flogen wirklich mit seinem Privatjet. Und der Reisepass kam zum Einsatz.
„Und wo geht der Flug jetzt hin? Sagst du es mir? Jetzt kann ich dir nicht mehr entfliehen. Falls du davor Angst gehabt hast.“
„Nach Frankfurt.“
„Nach Frankfurt am Main?“, sagte ich hoch erfreut.
„Ja, genau dort hin.“
„Und gehen wir dann auch am Main spazieren? Und in den Palmengarten?“
Alfons amüsierte sich über meine Freude.
„Ja, das können wir alles machen. Und noch einiges mehr. Aber jetzt genieße bitte den Flug. Ich bin etwas müde und würde gerne schlafen.“
„Gut“, sagte ich nur.
Ich hatte es schon vorhin bemerkt, dass es ihm nicht gut ging. Wäre es dann nicht besser gewesen, zu Hause zu bleiben? Oder wollte er es unbedingt machen, weil er es mir versprochen hatte? Ich wäre ihm nicht böse gewesen. Der Flug war ruhig. Über meine Gedanken war ich auch etwas eingenickt. Als ich aufwachte, sah ich in einen lächelnden und etwas besser aussehenden Alfons.
„Was grinst du so?“
„Weil du auch ein kleines Nickerchen gemacht hast, und wir gleich in Frankfurt landen werden.“
Ich sah sofort aus dem Fenster. Ich hatte die Rollo auch runter gegeben, damit es dunkler war und er seine Ruhe hatte. Jetzt sah ich schon die Stadt. Ich war sofort aufgeregt. Wir waren schon im Landeanflug. Es ging etwas rascher als mit einer Linienmaschine. Der Jet setzte gut auf und rollte dann bis zum Terminal. Um unsere Koffer brauchten wir uns nicht zu kümmern. Die wurden uns zum Taxistand gebracht. Von dort aus fuhren wir ins Hotel. Es war das Steigenberger Metropolitan. Er hatte zwei Doppelzimmer gebucht. Wir wurden sofort auf unsere Zimmer geleitet.
„Du kannst dich frisch machen und fürs Abendessen umziehen. Ich hole dich um 19 Uhr ab.“
Dann verschwand er in sein Zimmer. Ich hatte gerade noch eine halbe Stunde Zeit. Da ich mich zu Hause schon geduscht hatte, erfrischte ich mich kurz und zog das schwarz-weiße Petticoat Kleid an. dazu hatte ich eine schwarze Tasche mitgenommen. Auch eine rote hatte ich dabei. Ich versuchte, meine Haare in Form zu bringen. Das nutzte bei meinen Locken gar nichts. Also beließ ich es. Als ich in die Schuhe stieg, klopfte es an der Tür. Alfons stand schon davor. Ich grinste. Er hatte meinen Lieblingsanzug an. Den glänzenden Silbergrauen.
„Warum grinst du so? Ist etwas mit meinem Anzug?“
„Ja. Ich liebe diesen Anzug. Der passt so wundervoll zu dir“, und strich am Revers runter.
Da musste er jetzt auch grinsen.
„Ich mag ihn auch. Darum habe ich drei von der Sorte. Ich fühle mich sehr wohl darin.“
Er hakte sich bei mir unter, und wir gingen zum Aufzug, der uns ins Restaurant brachte. Natürlich war ein Tisch für uns reserviert. Etwas abseits, aber noch so viel, dass man alles überblicken konnte. Es gab als Vorspeise Sülzchen, dann einen warmen Fisch, eine Kartoffelcremesuppe. Die Hauptspeise war ein richtiges Wiener Schnitzel. Und als Nachspeise gab es Eis. Die Sorte durften wir uns aussuchen. Er nahm sich nur zwei Kugeln. Ich hingegen vier Stück. Von den anderen Speisen hatte er immer etwas übriggelassen.
„Wenn du jetzt das Eis nicht zusammen isst, wird der Koch bald beleidigt erscheinen. Du solltest vielleicht versuchen, mehr zu essen, denn dein Anzug geht bald mit dir spazieren und nicht du mit ihm“, versuchte ich es leicht zu sagen.
Das war mir schon letztens aufgefallen, dass er nicht viel aß.
„Würde ich gerne, aber ich hatte eine Magen-OP und jetzt kann ich nicht mehr so viel auf einmal essen.“
„Oh! Das tut mir leid. Aber wie sollte ich das wissen?“
„Ich bin dir nicht böse deswegen. Ich erzähle nicht gerne davon. Aber reden wir lieber von etwas anderem? Was willst du morgen unternehmen? Vormittags kannst du machen, was du willst. Ich habe leider noch einen privaten Termin. Aber nachmittags könnten wir Frankfurt unsicher machen.“
„Ich würde gerne, wenn das Wetter passt, am Rhein spazieren gehen.“
Am liebsten mit dir, verkniff ich mir zu sagen. Er sah jetzt schon nicht gut aus. War er krank? Hatte er eine schwere Krankheit? Er war doch schon am Magen operiert. Das traute ich mich dann doch nicht zu fragen. Um die Situation nicht noch einmal zu verschlimmern.
Und was für einen privaten Termin? Ich biss mir auf die Zunge, damit ich nicht zu viel fragte. Nach dem Essen gingen wir noch etwas an die Bar. Er trank einen leichten Wein und ich genehmigte mir einen Cocktail.
„Willst du mir nicht auch etwas von dir erzählen?“, fragte ich ihn trotzdem mutig.
„Ja. Irgendwann später, aber nicht jetzt und heute.“
„Dann hätte ich noch eine Frage.“
Ich sah ihn an und wartete auf seine Reaktion.
„Ja, bitte“, sagte er ruhig und nahm einen Schluck seines Weins.
„Wieso bin ich hier? Wieso fährst du mit mir hierher? Du könntest doch viel jüngere und hübschere Frauen haben. Wie soll es weiter gehen mit uns? Wie stellst du dir das weiter vor?“
Er lächelte amüsiert und sagte: „Das war jetzt mehr als nur eine Frage.“
„Man kann sie zusammenfassen in eine: Was hast du mit mir vor?“
Jetzt war er still und sah mich nur an. Ich ließ ihm Zeit. Wir hatten Zeit. Uns drängte nichts. Wir mussten nirgends hin.
„Hat irgendwer was ausgeplaudert?“
„Nein. Was sollte wer ausplaudern?“
Jetzt wurde ich erst recht neugierig, und er etwas verlegen.
„Sagen wir so. Ich habe dich engagiert, weil du mir sofort sympathisch warst. Und das Glück, das ich dich nicht suchen musste, war, dass du bei Agnes warst. Glaubst du an eine Fügung des Schicksals? Ich glaube daran. Du musstest mir an diesem Tag über den Weg laufen, wo ich Agnes nach langem wieder besuchte. Obwohl ich keine Frau suchte oder buchen wollte. Und frag bitte nicht konkreter nach. Wenn es so weit ist, erzähle ich dir alles. Aber nicht jetzt, nicht heute und nicht dieses Wochenende. Genieße es mit mir. Bitte.“
„Darf ich dann wenigstens wissen, wie jung du bist. Du bist so schwer einzuschätzen.“
Er lachte und fragte: „Wie alt, glaubst du, dass ich bin?“
„Ich denke, so zwischen 55 und 60.“
Er war überrascht.
„Du bist gut! Ich werde heuer 60. Und wann, das verrate ich dir nicht.“
Wir tranken aus und gingen zurück zu unseren Zimmern. Er wünschte mir eine „Gute Nacht“ und gab mir wieder einen Handkuss. Er sah schon wieder müde aus. Er musste krank sein. Und dann fliegt er auch noch nach Frankfurt?
Ich hatte eine unruhige Nacht. Ich der Früh stand ich gerädert auf. Wir hatten nicht über ein gemeinsames Frühstück gesprochen. Um 8 Uhr war ich fertig. Sollte ich schon runter gehen, oder auf ihn warten? Ich wollte selbst bei ihm anklopfen, als es bei mir an der Tür klopfte. War er das schon? Ich machte sofort auf und stand einem großen Strauß roter und rosa Rosen gegenüber.
„Die schickt Herr von Behringen, weil er nicht mit Ihnen frühstücken kann. Auf Sie wartet nach dem Essen ein Auto auf Sie, das Sie hinbringt, wohin sie wollen.“
Der Page stellte die Blumen samt Vase auf einen Tisch. Ich war so überrascht, dass ich vergaß, ihm ein Trinkgeld zu geben. Aber er hatte auch nicht auf eines gewartet. Somit konnte ich schon nach unten gehen. Es steckte sogar eine Karte bei den Blumen.
‚Guten Morgen und habe einen schönen Tag. Alfons, 05. 09.‘, stand darauf. Aber was sollte die Zahl? Dann kam es mir! Es war sein Geburtsdatum. Er hatte es mir doch verraten. Ich grinste. Das wusste nicht einmal Agnes! Und die kannte ihn schon länger.
Beim Frühstück gab es alles, was das Herz begehrte. Danach zog ich mir noch rasch meine Turnschuhe an, damit ich besser spazieren gehen konnte. Dem Taxifahrer sagte ich, er solle mich irgendwohin zum Main fahren, wo ich dann spazieren gehen konnte. Als wir dort waren, wollte ich ihn bezahlen, doch er meinte, dass würde alles das Hotel übernehmen. Somit würde es sicher auf die Rechnung von Alfons gehen. Er blieb sogar hier und sollte warten. Oder mir hinterherfahren. Somit konnte ich wieder zum Hotel zurückfahren, wann ich wollte. Ich genoss den Spaziergang und die schon warme Sonne. Ich setzte mich hin und wieder auf eine Bank, sah mich um und machte Fotos. Natürlich musste ich Michi etwas schicken. Die hatte ich gestern noch kurz informiert. Die war wieder ganz aus dem Häuschen. Ich verstand ihre Aufregung nicht. Mich würde mehr interessieren, was mit Alfons los war. Ich war so in Gedanken, als mich jemand ansprach. Die Stimme kannte ich ja.
„Hallo, meine schöne Frau. Wohin des Weges?“
Ich starrte in zwei blaugraue Augen. An wen erinnerten mich die immer? Es war Alfons, der auf einer Bank saß. Ohne Jacke. Heute sah er schon weit besser aus.
„Was machst du denn hier?“, fragte ich überrascht, „Und wieso weißt du, wo ich bin?“
„Erstens freut es dich nicht, dass ich da bin? Zweitens hat es dein Taxichauffeur meinem gesagt, und der hat mich zu dir gebracht. Also willst du, dass ich wieder gehe?“
„Nein, nein. Bleibe nur. Du siehst heute schon besser aus als gestern. Da hatte ich Angst, dass du mir zusammenfällst.“
Das war zwar nicht wahr, aber ich hatte trotzdem Angst. Er lächelte etwas zaghaft. Ich setzte mich sofort zu ihm und gab ihm ein Küsschen auf die Wange. Das freute ihn noch mehr. Wir sahen uns noch die Gegend an, bevor wir weitermarschierten. Bei der nächsten Gelegenheit verließen wir den Main und gingen zum Taxi.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte ich ihn?
Ich dachte, wir würden zum Hotel zurückfahren und uns nach dem Spaziergang ausruhen. Da er immer noch so geschwächt aussah.
„Wir sind in Frankfurt, meine Liebe. Wir gehen einkaufen!“
Das „meine Liebe“ gab mir einen kleinen Stich. Von Adolf hörte es sich besser an.
„Schon wieder? Wieso? Ich habe doch alles, was ich brauche mit.“
„Nein, hast du nicht! Du hast kein Abendkleid!“
„Doch ich kann das Kleid von gestern anziehen, das ist auch ein Abendkleid.“
„Nein. Erstens ist es nicht das richtige für diesen Anlass. Zweitens will ich auch beim Einkauf dabei sein. Und drittens gehen wir in ein besseres Geschäft als ihr letztens. Ich lass mich nicht so schnell um den Finger wickeln wie Adolf. Und außerdem brauchen wir auch eine passende Handtasche und Schuhe dazu. Ich laufe dafür nicht in fünf Geschäfte herum. Ich will das alles in einem kaufen.“
Somit war die ganze Debatte für ihn abgeschlossen, und er wollte keine Widerrede hören. Ich musste mich ihm fügen. Ob ich wollte oder nicht. Somit fuhr uns das Taxi zum nächstbesten teuren Laden. Ich kam mir deplatziert vor. Aber ihn begrüßten sie schon von weitem. Also war er nicht das erste Mal hier. Wie oft mag er denn schon hier gewesen sein? Mit einer anderen Frau. Ich würde jetzt doch nicht eifersüchtig werden deswegen? Nein, nur etwas neidisch, denn die stellten sich sicher nicht so komisch an wie ich. Ich war so in Gedanken gewesen, dass ich gar nicht mitgehört hatte, was sie gesprochen hatten. Beide starrten mich an.
„Bitte?“, fragte ich verwirrt.
„Herr Bögner fragt dich, was für eine Farbe du bevorzugst?“
„Blau, blau und rot! Keines falls grün, denn das passt zwar zu meinen Haaren, doch kollidiert mit meinen Augen. Aber ich weiß auch nicht den Anlass, für den ich ein Abendkleid brauche. Vielleicht wäre schwarz doch besser.“
Jetzt gab ich wieder an Alfons zurück. Er hatte mir immer noch nicht verraten, wo es eigentlich hin ging am Abend.
„Wir brauchen ein Kleid für die Oper“, sagte er da, auch schon etwas verlegen.
Er ging mit mir wieder in die Oper?
„Oh, wie wunderschön! Carmen wird gerade aufgeführt. Dann suchen wir für Ihre Begleiterin doch ein schönes Kleid aus, das zu Augen und Haaren passt“, sagte ein hocherfreuter Herr Bögner.
Und schon entschwand er unseren Augen. Ich sah ihm nach. Sollte ich nicht auch mitgehen? Ich sah Alfons an. Der grinste nur.
„Er macht das schon. Hat ein gutes Auge dafür.“
Wir setzten uns, und dann kam Herr Bögner auch schon daher … ohne Kleider.
„Darf ich Ihre Begleitung entführen? Weil sonst kann sie leider nichts anprobieren.“
„Ja, sicher!“, sagte ein hocherfreuter Alfons.
Ich wurde einfach mitgenommen und in eine Kabine, nein falsch, in ein Zimmer gebracht. Dort durfte ich mich ausziehen und einen leichten Morgenmantel anziehen. Nun kam auch schon Herr Bögner mit einem Kleid daher. Es war rot. Er half mir beim Anziehen. Ja, er hatte ein gutes Augenmaß! Das musste ich ihm lassen. Die Größe passte, nur die Form gefiel mir nicht. Es war asymmetrisch. Und es zwickte!
„Das können wir gleich vergessen und ein anderes probieren“, meinte ich sofort.
„Nein. Wir zeigen es noch Herrn von Behringen und sehen, was er dazu sagt.“
Das sagte er in einem etwas abfälligen Ton. Glaubte er, ich war auch „so ein Mädchen“? Also gingen wir raus. Nur der Weg zu Alfons war schon eine Pein. Er merkte es mir sofort an. Ich durfte mich zwar einmal im Kreis drehen, aber er schüttelte sofort den Kopf. Ich schickte ihm ein leises „Danke“ und verdrehte die Augen. Während ich mich auszog, kam Herr Bögner schon mit dem nächsten Kleid.
„Warten Sie, ich helfe Ihnen schon. Sie müssen es nicht allein ausziehen“, sagte er, etwas wütend und besorgt.
Ich war froh, es los zu sein. Das nächste war gelb! Hatte er nicht zugehört?
„Mir steht gelb nicht!“, wandte ich ein.
„Aber Herr von Behringen´s Lieblingsfarbe ist gelb.“
„Das ist mir sch… egal!“
Ich musste mich beherrschen. Da er es nicht wegtrug, zog ich es für Alfons an. Doch der schlug sofort die Hand vors Gesicht.
„Herr Bögner, auch wenn meine Lieblingsfarbe gelb ist, ihr steht es aber trotzdem nicht. Bitte in rot und blau weiter machen.“
Ich machte vor ihm einen Knicks als großes „Danke schön“. Herr Bögner zog beleidigt ab. Diesmal konnte ich das gelbe Kleid nicht allein ausziehen und musste auf ihn warten. Das dritte war dunkelblau. Schon eher mein Geschmack, aber es trug zu sehr auf. Auch Alfons schickte mich sofort zurück. Das vierte war ein kobaltblaues mit Korsage und breiten Trägern. Es hatte einen kleinen Glitzereffekt. Im Zimmer war auch ein Spiegel, der sagte mir: du siehst grandios aus! Mit einer ganz anderen Miene und Haltung kam ich raus. Alfons setzte sich sofort auf und bekam strahlende Augen.
„Und wie gefällt dir das Kleid?“, fragte ich das erste Mal.
„Wunderschön, wunderbar! Bitte noch die passenden Schuhe, eine Handtasche und ein Jäckchen dazu“, und schon schickte er Herrn Bögner weg.
„Du siehst wie eine Prinzessin aus“, stand auf und begutachtete mich von der Nähe und von allen Seiten.
„Das ist auch das erste Kleid, in dem du strahlend rausgekommen bist. Wir werden dann auch gar nicht erst weitersuchen.“
Herr Bögner kam zurück mit viel zu großen Schuhen. Also musste er sie um eine Nummer kleiner holen. Das ärgerte ihn sehr. Mit den richtigen Schuhen brauchte man das Kleid nicht einmal umändern. Alfons war so begeistert, dass er gleich alles nahm und bezahlte. Ich konnte noch einen Blick auf den Preis des Kleides erhaschen. Ich dachte ich sehe nicht recht! 3.000 EURO? Für ein Kleid? Ich zupfte ihn und wollte ihn noch wegziehen, doch es war schon zu spät. Bevor ich aus der Umkleide kam, hatte er schon bezahlt. Im Taxi fragte ich, ob er den Preis überhaupt gesehen hatte.
„Ich sehe auf keinen Preis. Wenn es mir gefällt und es qualitativ hochwertig ist, ist der Preis gerecht.“
Ich schnappte nach Luft. Leise, damit mich der Fahrer nicht hören sollte, sagte ich: „3.000 ist gerechtfertigt? Womit? Da hätte ich woanders mindestens sechs Kleider bekommen!“
Er sah mich an und lachte aus vollem Hals. Als er sich beruhigt hatte, erklärte er mir.
„Annabell, du musst noch einiges lernen, wenn du mit mir zusammen bist. Ich brauche nicht jeden Groschen umzudrehen. Du musst sicher immer überlegen, ob du dir das leisten kannst. Ich überlege, ob mir das Kleid für diese Frau wert ist, es zu kaufen. Und du bist es. Schon deshalb, weil du immer günstig einkaufen willst. Vielleicht schaffe ich es mal, mit dir einkaufen zu gehen. Dann kannst du bestimmen, was wir kaufen.“
Ja, da unterschieden sich unsere Welten. Würde das gut gehen? Oder immer mehr kollidieren? Oder würde ich mich anpassen?
Im Hotel ließ er die Sachen auf mein Zimmer bringen, und wir gingen mal etwas essen. Diesmal hatte er sogar etwas mehr Appetit. Danach machten wir einen kleinen Ausflug durch Frankfurt. Bis die Oper begann, hatten wir noch etwas Zeit. Diesmal kam eine gute Frisörin zu mir. Sie steckte mir die Haare auf und ließ ein paar Löckchen spielerisch auf der Seite raushängen. Und vorne ein paar auf der Seite. Das passte zu meinem Kleid. Um 19 Uhr war ich fertig. Sie half mir noch ins Kleid und schminkte mich auch. Dabei betonte sie meine Augen und hob die Wangen etwas hervor. Als sie ging, kam gerade Alfons aus seinem Zimmer.
„Bist du schon fertig oder brauchst du noch etwas?“
„Nein, ich bin fertig.“
Ich zog mein Jäckchen an, nahm meine Tasche, und schon ging es zur Oper. Im Auto bewunderte er meine Frisur.
„Ja, diesmal war eine Könnerin hier und kein Lehrmädchen!“, und lachte.
Im Foyer machte er einige Fotos von mir. Ich hatte auch noch keines von ihm. Dann machte ein Page noch rasch von uns beiden einige Fotos. Ich war Michi noch ein Foto von ihm schuldig.
„Könntest du mir bitte auch ein oder zwei schicken, damit ich sie Michi zeigen kann?“
Er schickte sie mir sofort, und dann mussten wir uns schon beeilen. Von der Oper verstand ich zwar auch wieder nichts, doch die Musik zauberte mir immer wieder eine Gänsehaut den Rücken runter. Alfons sah wieder mehr mich an als zur Bühne.
„Warum machst du das?“, fragte ich ihn in der Pause.
„Was?“
„Mich immer, während der Oper anzustarren.“
„Die Oper kenne ich schon. Aber dein Mienenspiel gefällt mir besser“, und lächelte.
Diesmal kamen keine Bekannten in die Loge. Dafür bekamen wir etwas zu trinken und zu knabbern. Es gab Häppchen. Zu Abend hatten wir ja nichts gegessen, dafür war das Mittagessen etwas später gewesen. Wir gingen, bevor noch der Vorhang fiel. So kamen wir ohne Probleme raus und rasch weg. Er war ein perfekter Gentleman. Verabschiedete sich vor der Tür von mir. Gab mir noch einen Handkuss. Ich wusste immer noch nicht, was das sollte. Würde ich auch bezahlt werden? Oder war das Kleid die Bezahlung? Ich wusste immer noch nicht, wie ich bei ihm dran war.
Am nächsten Morgen ging ich, ohne auf ihn zu warten, zum Frühstück. Vielleicht wollte er etwas länger schlafen. Als ich auf den Aufzug wartete, kam er auch schon daher.
„Wieso wartest du nicht auf mich?“, fragte er etwas traurig.
„Ich dachte, du willst dich vielleicht ausschlafen und ich bin das frühe Aufstehen gewohnt.“
„Ich auch. Habe ja eine Firma zu leiten und da kann man nicht erst um 10 Uhr anfangen.“
Das Frühstück verlief normal. Dann gingen wir noch einmal etwas am Main spazieren, danach besuchten wir das Palmenhaus. Nachmittags ging schon wieder unser Flug. Adolf holte uns vom Flughafen ab. Er sah mich überglücklich an. Während der Fahrt erzählte ich alles von Frankfurt. Alfons war still, hörte auch zu, und lächelte immer. Im Penthaus wollte ich Alfons das Kleid zurückgeben.
„Ich habe gesagt, das gehört dir, da ist dein Zimmer und dort ist dein Kasten. Da kommt alles von dir hinein. Und es bleibt auch dort. Hast du mich verstanden? Oder muss ich es dir noch einmal erklären?“
Er stand jetzt genau vor mir, und ich konnte direkt in seine Augen sehen. Die waren eher traurig als böse.
„Gut. Danke“, sagte ich leise und trug es in ‚mein Zimmer‘.
Als ich zurückkam, saß er in seinem Sessel und sah aus dem Fenster.
„Alfons, ich hätte da noch eine Frage.“
„Annabell, ich kenne deine Fragen. Heute bitte nicht mehr. Das nächste Mal vielleicht. Adolf wird dich zurückbringen.“
Ich wusste jetzt nicht, was ich davon halten sollte. Adolf erlöste mich aus meinem Dilemma. Bei der Parkgarage bat er um ein Foto von mir für sein Handy. Ich dachte mir nichts dabei, denn ich mochte es auch, wenn mich jemand anrief und ich dessen Foto sah.
Michi überfiel mich sofort zu Hause und ich musste ihr wieder alles erzählen. Jetzt konnte ich ihr auch Fotos von mir und Alfons zeigen. Es war das erste Mal, dass ich sie sprachlos sah.
„Das ist dein Verehrer? Weißt du, wen du dir da aufgeschnappt hast? Das ist einer der reichsten Männer im ganzen Land.“
Ich zuckte nur mit den Schultern. Dass er reich war, wusste ich auch so. Aber mich interessierte sein Geheimnis mehr. Dass er eines hatte, wusste ich. Er gab mir nie auf alles eine Antwort. Wich mir oft aus. Also war da etwas.