Читать книгу ALs die Zeit zu Ende war - Doreen Brigadon - Страница 5

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Der erste Escort-Termin

Ich war so nervös. So nervös war ich noch nie gewesen. Was würde mich erwarten? Und wer war der Mann, der mich gebucht hatte? Ich, die schon zu alt war für dieses Geschäft. Agnes schickte mir noch eine Mail, in der sie mir schrieb, wenn es später würde, könnte ich hier übernachten. Ich solle auch etwas für die Nacht mitnehmen. Und welche Kleidung ich für den Abend tragen sollte. Agnes hatte noch mal nachgefragt. Und da wir nur essen gingen, war nichts Besonderes angesagt. Für solche Fälle hatte sie auch etwas Kleidung in Reserve, wenn sich kurzfristig etwas ändern sollte, und die Frauen andere Kleidung benötigten.

So war ich schon vor der verabredeten Zeit im Büro. Agnes kam dann auch schon bald.

„Hallo! Nervös?“

„Guten Abend, Frau Böhse. Ja, sehr. Wer ist dieser Mann? Was muss ich tun? …“

„Nur mit der Ruhe, Frau Klaus. Oder darf ich Sie Annabell nennen? Wir reden uns alle mit Vornamen an. Ich heiße Agnes.“

Wir gaben uns die Hand. Dann sprach Agnes weiter.

„Nur die Ruhe. Es ist ein ganz normales Essen mit einem ganz netten Herrn. Er ist etwas älter. Und gefragt wurde nie, wie alt er ist. Du kannst ihn ja fragen, aber ob er es dir sagt? Ich weiß es bis heute nicht. Habe vorhin noch einen Anruf bekommen, dass du mit der Limousine abgeholt wirst und er dann im Restaurant auf dich wartet. Das Outfit passt auch dafür. Hast eine gute Wahl getroffen.“

Ich hatte mich für einen dunkelblauen Hosenanzug entschieden. Michi, die noch nervöser und aufgeregter war als ich, half mir beim Aussuchen. Zuerst wollte sie mir ein tiefausgeschnittenes Kleid einreden. Doch da wehrte ich mich.

„Michi, ich bin doch keine Nutte. Und das trage ich schon gar nicht beim ersten Treffen!“, war meine Antwort.

Schließlich hatten wir uns auf den Hosenanzug mit einer weißen Bluse, die ein paar blaue Blümchen als Aufdruck hatte, geeinigt. Ich fühlte mich gut darin, also blieb es dabei. Obwohl Michi wieder meinte, ich müsse schon etwas Schickeres anziehen. Aber etwas „Schickeres“ hatte ich nicht. Falls ich noch öfter „Aufträge“ bekam, würde ich einkaufen gehen müssen.

Agnes meinte, für diesen einen Tag wäre auch noch keine Bezahlung ausgemacht, denn es war eine spontane Entscheidung von ihm. Also würde sie es später erfahren, was ich bekommen würde. Und falls ich doch öfter gebucht würde, werde ich auch später dann angemeldet. Heute wäre es mal ein Schnupperabend, für uns beide. Sie wünschte mir noch viel Spaß, und dann konnte ich auch schon gehen.

Agnes zeigte mir noch das Zimmer, in dem ich heute übernachten könne und gab mir auch den Schlüssel. Der sperrte auch die Eingangstür auf. Wenn es spät würde, wäre ich gar nicht erst nach Hause gefahren. Zum Glück war mein Sohn das Wochenende weg, dann hätte ich in seiner Wohnung übernachtet. Schlüssel hatte ich ja für Notfälle.

Jetzt stand ich im Vorraum der Halle und wartete. Auf einmal fuhr wirklich, pünktlich eine große Limousine vor. Ich ging langsam hinaus. Ein Chauffeur kam ums Auto und machte mir die Tür auf. Das war ich so gar nicht gewohnt. Es war ein netter Mann in etwa meinem Alter. Leider hatte ich keine Zeit, ihn genauer anzusehen. Ich grüßte ihn und er grüßte zurück. Dann schloss er meine Tür, stieg ein und fuhr los.

Er hatte mich anhand des Fotos erkannt, das ihm Herr von Behringen gegeben hatte. Leider hatte Herr von Behringen den Namen der Frau vergessen. Das war aber etwas Neues. Sonst merkte er sich alles.

Ich wusste gar nichts über den Mann, mit dem ich essen ging. Agnes hatte nichts erzählt. Der Chauffeur ließ sich nicht ausquetschen. Er hielt vor einem großen, teuer aussehenden Restaurant. Mir wurde es gleich ganz anders. So etwas war ich nicht gewohnt. Der Chauffeur merkte es sofort.

„Ihr erster Auftrag?“

„Ja“, sagte ich zögerlich.

„Keine Sorge. Es ist nur ein Essen. Und sehen Sie sich nicht zu neugierig im Restaurant um. Mein Chef beißt keinem ein Ohr ab“, zwinkerte mir zu und schloss hinter mir die Tür.

Er begleitete mich noch in den Vorraum und sprach mit dem Restaurantleiter. Der stellte sich als Herr Hanke vor.

„Sie werden sofort an Ihren Tisch geführt.“

Dann winkte er noch einigen Kellnern zu und ordnete noch etwas an. Hinter mir hörte ich ein Hüsteln. Ich drehte mich neugierig um und sah den Mann, dem ich die Tür geöffnet hatte, als ich das erste Mal bei Frau Böhse war. Ich war froh, ein bekanntes Gesicht zu sehen.

„Guten Abend. Darf ich mich vorstellen? Ich bin Alfons von Behringen. Nennen Sie mich bitte Alfons. Und darf ich auch nach Ihrem Namen fragen? Agnes hat zwar alles arrangiert, doch hat sie diesmal vergessen, mir ihren Namen zu verraten.“

Ich war freudig überrascht, dass der nette Herr mein Begleiter war. Also kein reicher Snob und auch kein Grünschnabel, der bei einer älteren Frau Erfahrungen sammeln will.

„Es freut mich sehr, Sie wieder zu sehen. Mein Name ist Annabell Klaus.“

Jetzt war er doch etwas überrascht.

„Ist das Ihr Pseudonym für die Agentur? Sehr gut gewählt.“

Ich konnte nichts mehr erwidern, da der Restaurantleiter kam und uns höchstpersönlich zum Tisch führte. Dort wurde mir auch der Stuhl zurechtgerückt. Herr von Behringen, bzw. Alfons musste wirklich reich sein. Denn so ein Lokal konnte sich kein normal Sterblicher leisten. Er winkte einem Kellner zu, und der kam sofort mit einer Flasche Champagner. Das fing ja schon gut an. Wir stießen dann an und nahmen einen Schluck.

„Das freut mich, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind. Agnes machte mir kaum Hoffnung, als ich sie heute anrief und ihr sagte, dass Sie mit der Limousine abgeholt werden. Sie meinte, dass Sie ganz neu sind und sich nur aus einer Laune heraus beworben haben. Agnes war so neugierig auf Sie, dass sie Sie eingeladen hatte. Und da sind wir uns dann auch über den Weg gelaufen. Ich war sofort fasziniert von Ihnen und dachte nicht daran, dass Sie bei Agnes gewesen wären. Sie hätten auch woanders im Haus arbeiten können. Ich freute mich sehr, als Agnes mir Ihr Foto zeigte. Agnes musste mir einen Termin mit Ihnen machen. Nur zu einem Essen. Und dann werden wir weitersehen. Agnes meinte dann noch: ‚Wenn sie aber vor lauter Nervosität oder Angst nicht kommt? Was machen wir dann?‘

,Dann musst du dafür sorgen, dass sie kommt!‘

Und sie weiß, was ich will, das bekomme ich auch. Wir kennen uns ja schon Jahre. Und ich freue mich riesig, dass … Du gekommen bist. Und jetzt stoßen wir auf Du und Du an. Ich mag dieses Gesiezte nicht.“

Und schon hielt er mir sein Glas entgegen.

„Du, Annabell.“

„Du, Alfons.“

„Und jetzt erzähl bitte etwas über dich.“

Leider kam ich nicht sofort dazu, denn die Vorspeise kam. Wann hatte er das bestellt? Ich musste ihn verwirrt angesehen haben.

„Sie wissen, was ich möchte. Ich bin Stammgast hier. Und mit einem kleinen Wink bringen sie mir alles, was ich will.“

Mann, musste der reich und mächtig sein! Und was wollte er dann mit mir? Mit mir kleinem Licht aus der tiefsten Provinz? Und schon kam der Oberkellner, weil Alfons nur mit seiner Hand leicht gewunken hatte.

„Bitte sehr. Sie haben einen Wunsch?“

„Ja, bitte sagen Sie der jungen Dame, was es heute alles zu speisen gibt.“

Der Kellner zählte sofort alles auf. Mit jeder genannten Speise verging mir mehr der Appetit. Miesmuscheln, Scampi, Schnecken, Hummer und noch so ein Zeug. Hummer würde ja noch gehen. Aber von dem anderen war ich gar nicht begeistert. Er musste es an meiner Miene gesehen haben, wie „begeistert“ ich war. Ich konnte nicht mal lächeln und würde hier hungriger raus gehen. Er schickte den Kellner wieder weg.

„Was ist los? Du bist immer blasser geworden, je mehr er aufgezählt hatte.“

„Kann man das wirklich alles essen, ohne sich zu übergeben oder einen allergischen Schock zu bekommen?“, fragte ich ihn leise.

Er sah mich zuerst konfus an, dann begann er zu lachen.

„Kann ich dich damit nicht beeindrucken?“

„Mich beeindrucken!?“

Ich musste mich zusammenreißen, um nicht laut zu schreien.

„Mit so etwas sicher nicht. Ich glaube, dann würde ich mich eher mehr auf der Toilette befinden als hier am Tisch.“

Jetzt musste er wieder lachen und winkte wieder dem Oberkellner, der sofort kam.

„Bitte die Speisekarte!“

Der Oberkellner war so verwirrt, dass er uns entgeistert ansah. Und dann doch das Gewünschte brachte.

„Den hast du jetzt ganz durcheinandergebracht. Er ist es nicht gewohnt, dass ich die Speisekarte brauche. Es wird mir automatisch das Menü gebracht. Aber bevor ich dich ständig auf der Toilette suchen muss, essen wir etwas anderes.“

Ich sah die Speisekarte mal durch. Doch da standen keine Preise. Also was sollte ich bestellen? Nach dem dritten Mal durchblättern fragte er mich: „Was suchst du? Ich hoffe, du findest etwas nach deinem Geschmack.“

„Das habe ich noch gar nicht angesehen. Ich suche immer noch die Preisliste.“

Er sah mich kurz an und begann wieder zu lachen. Ich merkte, die Kellner sahen sich verwundert nach uns um. Was hatte ich denn Komisches gesagt?

„Hier und in ähnlichen Lokalen gibt es keine Preise auf der Speisekarte. Hier isst man, was man möchte oder was sich teuer anhört. Oder man isst die Empfehlung des Küchenchefs.“

Er sah mich jetzt neugierig an. War ich schon in mein erstes Fettnäpfchen getreten? Ich sah mir die Speisekarte noch einmal in Ruhe durch und fand einen Salat mit Hühnerstreifen. Das sagte ich ihm.

„Und?“, fragte er nach.

„Und was?“

„Sonst nichts?“

„Nein wieso sollte ich noch etwas bestellen? Sollte ich nicht genug haben, hole ich mir nach unserem Essen noch etwas vom Würstl- oder Kebab-Stand“, flüsterte ich ihm zu.

Alfons bestellte das Gewünschte zweimal. Der Kellner wartete noch auf etwas.

„Das wäre vorläufig alles“, meinte Alfons.

Somit verschwand der Kellner.

„So, und jetzt kannst du von dir erzählen. Bis uns der nächste Kellner stört.“

„Ich weiß nicht, was Agnes über mich erzählt hat?“, wich ich kurz aus.

„Nicht viel! Eigentlich viel zu wenig.“

„Also ich bin hier nur aus Versehen reingerutscht. Aus einer blöden Alkohol-Laune heraus haben wir, meine Freundin Michi und ich, uns bei der Agentur beworben. Michi ist fünf Jahre jünger als ich, schminkt sich sogar und wurde trotzdem nicht genommen. Und ich, die sich fast nie schminkt, bekam eine Einladung. Michi war viel aufgeregter als ich. Sie bedrängte mich, doch mal herzufahren und sich alles anzuhören. Agnes war wahrscheinlich auch neugierig auf mich. Ja, und dann rief sie mich mittwochs an und sagte, ich habe am Freitag meinen ersten Termin. Ich war so was von perplex. Ich glaube, ich bin eine halbe Stunde vorm Telefon gesessen und habe es angestarrt. Ich dachte immer noch an einen Scherz. Aber als noch die Mail kam, wurde es ernst. Und so bin ich mit viel Nervosität hierhergefahren. Habe nichts zum Abendessen runtergebracht und dann soll ich noch solche Tierchen essen, die ich mir nie kaufen würde. Nicht mal zum Kosten.“

Endlich kam jetzt unser Essen. Als der Kellner uns die Teller auf den Tisch stellte, blieb mir der Mund vor lauter Staunen offen. Jetzt verstand ich auch, als sie fragten: Nicht mehr? Alfons konnte sich das Lachen nicht verkneifen.

„Was hattest du denn gedacht, was kommt?“

„Salat mit gegrillten Hühnerstreifen? Das ist ja nur ein Häppchen. Das würde mein Sohn mit einem Bissen runterschlucken.“

Jetzt kam es mir auch zu Bewusstsein! Wir waren ja in einem der feinsten und teuersten Lokale. Und da gab es keine großen Portionen. Dafür viele kleine. Aber die brauchte ich nicht. Alfons grinste nur mehr. Das schien ihm zu gefallen. Ich aß die zwei Stück Hühnerfleisch und die paar Blätter Salat. Mein Magen war immer noch hungrig. Alfons holte wieder den Kellner zu uns. Dann bestellte er Schweinsmedaillons, geräucherten Lachs und Tiramisu.

„Aber für beide die doppelte Portion vom Tiramisu!“, dann verschwand der Kellner mit der Bestellung und dem Geschirr.

„Ich hoffe, das ist eher nach deinem Geschmack.“

„Ja, und wie!“

Wir stießen wieder mit Champagner an. Bevor ich aber selbst noch nachschenken konnte, weil die Gläser leer waren, kam schon ein Kellner daher und schenkte nach.

„So, jetzt kannst du weitererzählen. Also einen Sohn hast du auch? Wie alt ist er? 15 oder 16?“

Jetzt grinste ich.

„20!“

Jetzt fielen ihm die Augen fast raus.

„20? Wann hast du ihn denn schon bekommen? Mit 15?“

„Nein, mit 19. Und meine Tochter mit 21. Die ist 18.“

Jetzt war er dran, verwirrt zu sein.

„Lügst du mich jetzt etwas an?“

„Nein, ganz und gar nicht. Agnes war genauso überrascht wie du. Du kannst sie ja anrufen. Sie wird sicher noch im Büro sein. Oder soll ich dir meinen Führerschein zeigen?“

„Nein, nein. Ich muss es dir ja glauben. Dass du eine ‚Spätzünderin‘ bist, hat sie mir ja gesagt, aber mir nicht dein Alter verraten. Dann bist du jetzt …“

Jetzt wusste er es nicht mehr. Ich half ihm rechnen.

„Ich werde heuer 40. Tut mir leid, wenn Sie nicht mit so einer alten Frau gerechnet haben.“

Ich lehnte mich zurück und wartete seine Reaktion ab. Er sah mich durchdringend an, ob das auch alles wahr sein konnte, was ich ihm gerade erzählt hatte. Ich hielt seinem Blick stand. Ich hatte ja nichts zu verlieren. Er konnte mich nachher nur mehr zurückbringen und ich könnte später von meinem Ausflug in die Escort-Branche erzählen.

„Das hätte ich jetzt echt nicht erwartet. Ja, dass du nicht die Jüngste bist, habe ich schon bemerkt. Aber du siehst wirklich nicht so alt aus und darum war ich auch so überrascht. Und deine Kinder sind wirklich schon so groß?“

„Ja, ich kann dir …“

Jetzt kam gerade der Lachs und ich erzählte nicht weiter. Der schmeckte auch großartig. Danach tranken wir wieder etwas Champagner. Ich wartete schon, dass der Kellner kam und nachschenkte. Aber es kam noch keiner.

„Ich bin immer noch verwundert darüber, wie gut du trotz deines Altes aussiehst. Was hast du für ein Geheimnis, das du noch so jugendlich bist? Vielleicht könntest du es vermarkten?“

Jetzt musste ich lachen.

„Das geht leider nicht. Ich benutze leider kaum Cremen, trinke selten Alkohol, mache keine Sonnenbäder und rauche nicht. Und das Beste daran sind wahrscheinlich meine Gene. Meine Mutter sah mit 80 noch aus wie 60. Sie ist leider vor einem Jahr verstorben. Ich war ein Nachzügler.“

„Nein, die Gene muss man haben, die kann man nicht vermarkten. Auch wenn die Kosmetikindustrie das gerne machen würde. Aber da ist ihnen ein Riegel vorgeschoben“, meinte er gelassen.

Dann kam schon der nächste Gang. Die Schweinsmedaillons. Die schmeckten hervorragend. Der größte Hunger war danach schon mal gestillt. Jetzt war ich noch neugierig, wie groß die Portion Tiramisu war, auch wenn er sie doppelt bestellt hatte.

„Was machen deine Kinder? Und was sagt dein Mann dazu? Oder hast du einen Freund?“

„Ich bin geschieden, seit zehn Jahren. Mein Sohn ist Bauingenieur und hat eine Freundin. Meine Tochter ist für ein Jahr in England, Auslandssemester. Sie will Dolmetscherin werden.“

„Welche Sprachen?“

„Englisch, Französisch, Spanisch kann sie auch schon etwas. Und dann will sie noch Chinesisch lernen und vielleicht noch Japanisch.“

„Braves Mädchen.“

Wir tranken den Champagner aus und schon stand wieder ein Kellner da und schenkte nach.

„Wie weiß der, wann er nachschenken muss?“

„Er ist nur für das Nachschenken da und muss alles im Auge haben. Sobald jemand ein leeres Glas niederstellt, muss er sofort kommen und nachschenken. Oder dem Sommelier ein Zeichen geben, das der nachfragt, ob noch etwas benötigt wird.“

„Was ist, wenn ich mir selber nachschenke?“

„Wenn das der Oberkellner oder der Restaurantleiter mitbekommt, ist er seinen Posten los.“

„Oh! Sind die so streng?“

„Sehr streng.“

Ich traute mir mein Glas nicht niederzustellen, denn dann kam er sicher wieder und schenkte nach. Und ich spürte jetzt schon leicht den Champagner.

„Wieso stellst du dein Glas nicht ab?“, fragte mich da auch schon Alfons.

„Weil er dann wiederkommt und nachschenkt. Und ich spüre jetzt schon den Alkohol“, flüstere ich ihm zu.

„Falls du es noch nicht mitbekommen hast, der Champagner ist leer“, flüsterte er mir auch zu.

„Aber dann kommt der Sommelier und bringt wieder einen. Oder müssen wir einen bestellen?“

„Nein ich werde keinen bestellen. Dafür einen Kaffee zum Dessert.“

Und, wie auf Kommando, kam schon die Nachspeise. Diesmal war es eine gute Portion. Ich wollte gar nicht wissen, wie groß das Stück normal gewesen wäre. Alfons bestellte sich einen schwarzen Kaffee dazu. Der Kellner sah mich auch an.

„Danke nein, um diese Zeit keinen mehr.“

Er lächelte und ging. Kurze Zeit später kam er mit dem Kaffee zurück. Während ich genüsslich mein Tiramisu aß, flüsterte Alfons ihm noch etwas ins Ohr. Er nickte und verschwand. Kurze Zeit später kam der Sommelier mit einem Wein. Zeigte ihn Alfons, der nickte und er schenkte ihm einen Schluck ein. Ich starrte ihn nur an und dachte, er würde nichts mehr bestellen. Alfons gab mir den Wein und bat ihn zu kosten. Da ich gerade ein Stück Tiramisu in meinen Mund gestopft hatte, musste ich erst schlucken und Wasser nachtrinken. Gut, dass eine Karaffe automatisch am Tisch stand. Dann nahm ich das Glas, roch zuerst am Wein, bevor ich kostete. Ich ließ mir etwas Zeit dabei. Dann roch ich noch einmal nach und machte noch einen Schluck. Der war wirklich ausgezeichnet. Nicht zu süß und auch nicht zu herb. Passte super zum Tiramisu. Ich nickte und stellte automatisch das Glas zurück. Der Kellner füllte das Glas an, stellte es zu mir und füllte mein Glas für Alfons an. Ups! Ein kleiner Fehlpass? Alfons sagte nichts. Hielt mir sein Glas her und ich musste jetzt auch mit ihm anstoßen.

„Ich dachte, Sie bestellen nichts mehr?“, rutschte es mir raus.

Ich biss mir sofort auf die Lippen. Alfons hatte es auch bemerkt.

„Ich lasse es dir noch durchgehen, weil das für dich alles neu ist. Aber beim dritten Mal bekomme ich einen Kuss von dir.“

„Beim dritten Mal? War ja jetzt das erste Mal erst.“

„Nein, schon das zweite Mal. Vielleicht ist es dir vorhin nicht aufgefallen, aber da hast du mich auch schon aus Versehen gesiezt. Also bin ich doch sehr kulant und lass dir noch etwas Zeit. Aber beim dritten Mal bekomme ich von dir freiwillig einen Kuss. Ich hätte hier gerne richtig auf du und du angestoßen, aber das würde zu sehr auffallen. Wir holen das später nach.“

Dann aßen wir die Nachspeise fertig. Ich war dann doch etwas rot geworden. Alfons lächelte nur. Weswegen? Aber jetzt konnte ich ihn auch etwas fragen.

„Darf ich dich auch fragen, was du machst? Hast du Kinder? Wie alt bist du?“

„Mein Alter sage ich ungern. Vielleicht möchtest du mich schätzen? Ich wäre dir auch nicht böse, wenn du falsch ratest. Kinder habe ich offiziell keine. Bin ein ewiger Junggeselle, wie man so schön sagt. Was ich mache? Sehr viel. Das kann ich dir gar nicht alles aufzählen, was ich habe. Das lassen wir lieber ungesagt, um dich nicht noch mehr zu verwirren. Du bist jetzt schon verwirrt genug.“

Jetzt wusste ich genauso viel wie vorher. Dass er reich war, sah man ihm an. Ansonsten könnte er sich dieses Lokal nicht leisten, und würde nicht so bedient werden. Alle Kellner waren sofort auf den Sprung, auch wenn er nur kurz zuckte. Das fiel mir trotz allem auf. Ich hoffte, wir mussten den Wein nicht mehr austrinken. Denn dann wäre ich betrunken und würde blödes Zeug reden. Wir tranken auch nicht mehr als zwei Gläser, und das war schon fast zu viel. Der Kellner kam dann mit einer Schatulle. In die sah Alfons, lachte kurz, schrieb etwas rein, legte seine Kreditkarte hinzu und der Kellner verschwand wieder. Der brachte einige Zeit später die Kreditkarte wieder zurück. Dann standen wir auf und gingen zum Ausgang. Draußen wartete schon die Limousine. Oder war sie gar nicht erst weggewesen?

„Was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?“, fragte er mich.

„Essen gehen!“, rutschte es mir raus.

Der Wein machte sich schon bemerkbar. Der Chauffeur und Alfons sahen mich überrascht an. Ich zuckte mit den Schultern und musste mich rechtfertigen.

„Na ja, bei den kleinen Portionen, wird man ja nicht richtig satt. Und außerdem hast du wahrscheinlich noch nie richtig etwas Gutes gegessen.“

Beide sahen sich zuerst an, dann mich.

„Und wo will die Dame hin?“

„Zum nächsten Hot-Dog-Stand?“, fragte ich zögerlich.

Jetzt wurde es peinlich.

„Tut mir leid, wenn ich zu unhöflich bin, aber das ist leider der Alkohol.“

Die beiden lächelten, und Alfons sagte zum Chauffeur.

„Hast du gehört, was die junge Dame will. Also bitte zum nächsten Hot-Dog-Stand. Bevor sie mir noch vor lauter Hunger umfällt.“

Wir stiegen ein, der Chauffeur schloss unsere Tür, stieg vorne ein und fuhr los.

„Tut mir leid“, sagte ich bittend.

„Was tut dir leid? Das du noch hungrig bist? Oder der Alkohol schneller ist als du?“

„Beides.“

Alfons lachte nur. Ich merkte, dass sogar der Chauffeur verwundert in den Rückspiegel sah. Bald fand er einen Hot-Dog-Stand und hielt etwas abseits an.

„Soll ich dir einen mitbringen?“, fragte ich ihn.

Ich dachte nicht daran, dass er vielleicht selbst mitging.

„Nein, ich komme schon mit. War schon Ewigkeiten nicht mehr bei so einem Stand. Du musste wissen, ich war nicht immer so reich.“

Jetzt wurde ich verlegen. Ich wusste ja gar nichts von ihm. Er hatte nichts erzählt, obwohl er etwas erzählt hatte. Der Chauffeur blieb beim Auto. Und wir beide gingen zum Stand. Der Verkäufer sah uns überrascht an. Ich bestellte für mich einen Hot Dog. Auch Alfons wollte einen. Mit zwei Cola. Als er zahlen wollte, starrte ihn der Verkäufer an, als er ihm seine Kreditkarte hinhielt. Er war nicht für so etwas ausgerüstet. Jetzt lächelte ich und zahlte in bar.

„Und einen und eine Cola rechnen Sie bitte noch dazu. Den packen sie uns bitte ein zum Mitnehmen.“

Mir tat der Chauffeur leid. Hatte er schon zu Abend gegessen? Alfons sah mich überrascht an. Ich biss dann herzhaft in meinen Hot Dog. Alfons machte es mir nach.

„Mhhhh! Schmeckt der herrlich. Habe so etwas schon ewig nicht gegessen. Das versetzt mich in die alten Zeiten zurück.“

Und biss jetzt schon kräftiger ab. In die alten Zeiten? Womit hatte er angefangen? Ich traute mich nicht, ihn zu fragen. Als wir fertig waren, nahm ich den eingepackten Hot Dog und wir gingen zum Auto zurück. Das fiel inzwischen schon auf.

„Hier hast du auch ein Abendessen, falls du noch nichts hattest“, sagte ich und drückte ihm den Hot Dog in die Hand.

„Danke“, sagte er verwirrt.

Wartete bis wir im Auto waren und setzte sich danach wieder ans Steuer.

„Wo soll es jetzt hingehen?“, fragte er Alfons.

„Ins Penthaus, bitte, Adolf“, sagte er ihm.

Ins Penthaus? Ich war verwirrt. Ich dachte, er bringt mich jetzt wieder zurück.

„Wieso ins Penthaus?“, fragte ich verwirrt, „Ich dachte, wir gehen nur essen.“

„Hat Agnes nichts gesagt?“

„Was?“, fragte ich jetzt ängstlich.

Ich hoffte, er wollte jetzt keinen Sex mit mir.

„Keine Angst, mein Mädchen. Es passiert dir schon nichts. Aber im Penthaus kann man besser reden als in einem vollen Restaurant. Da hört keiner zu. Außerdem hat dir Agnes nicht gesagt, dass du dir das ganze Wochenende frei nehmen sollst?“

„Nein, davon sagte sie nichts.“

„Die wird auch immer vergesslicher“, meinte er nur.

Nach einer Pause fragte er dann noch einmal nach.

„Ich hoffe, du kommst trotzdem mit. Wenn du willst, kann Adolf mitkommen und in einem anderen Raum auf dich warten, bis er dich dann zu deinem Zimmer in der Agentur zurückbringt.“

Jetzt starrte ich ihn an. Woher wusste er das?

„Mädchen!?“

Jetzt konnte ich lächeln.

„Ja, ich komme mit dir mit. Ich vertraue dir.“

„Und Adolf? Soll er in der Nähe warten?“

Ich sah zu Adolf. Der wartete auch gespannt auf eine Antwort.

„Warten ja, aber er muss nicht im Penthaus warten. Irgendwo in der Nähe schon. Wäre mir nur recht.“

„Adolf hat auch eine Wohnung im Gebäude. Sie ist auch nicht allzu weit weg. Denn wenn ich ihn rasch brauche, will ich nicht, dass er durch die Stadt rasen muss. Mir ist es auch lieber, er ist in meiner Nähe“, und grinste mich auch an.

„Bin damit einverstanden“, und hielt ihm die Hand hin.

Er nahm sie und hielt sie etwas länger in seiner Hand. Dann waren wir auch schon da. Adolf fuhr in die Tiefgarage. Für ihn war ein eigener Parkplatz reserviert. Dort parkten wir und gingen miteinander zum Aufzug. Wir fuhren in den 31. Stock, dort stieg Adolf aus, zeigte ums Eck und meinte: „Hier wohne ich, Zimmer 3115. Die interne Telefonnummer ist die gleiche. Wünsche noch eine gute Nacht.“

Dann schloss sich auch schon die Aufzugtür. Jetzt war ich allein mit Alfons. Wir fuhren einen Stock höher und stiegen dort aus. Er schloss mit seiner Karte die Tür auf und ließ mich eintreten. Nach ein paar Schritten ging das Licht an. Ich blieb stehen und musste mich erst umsehen. Das Wohnzimmer war größer als mein ganzes Haus. Von dort zweigten zwei Türen ab. Bei Türen fiel mir sofort etwas ein. Ich sollte dringend auf die Toilette. Ich drehte mich zu Alfons um und fragte ihn, wo es eine Toilette hier gibt.

Er drehte sich auch um und sagte: „Hier ist das Gäste-WC.“

Während ich zur Tür ging und den Lichtschalter suchte, sagte hinter mir Alfons: „Das Licht geht automatisch an.“

Als ich gerade den Kopf reinsteckte, um drinnen den Schalter zu suchen, ging das Licht auch schon an.

„Danke!“, rief ich zurück und verschwand rasch hinein.

Das WC entpuppte sich als halbes Bad. Nur die Wanne oder die Dusche fehlte. Es gab zwei Türen für je eine Toilette. Im Vorraum gab es vier Waschtische. Das war das Gäste-WC!? Wie sahen dann die anderen aus? Ich machte mich dann frisch und kontrollierte mein Make-up. Es sah noch super aus. Die Kosmetikerin hatte wieder gute Arbeit geleistet. Dann fiel mir ein, wenn ich das ganze Wochenende hierbleiben sollte, wer machte dann mein Make-up? Und ich hatte zu wenig Kleidung mit. Hatte nur Kleidung für die Heimreise mit dabei. Und die bestand aus einer Jeans, einer hellblauen Bluse und einem schon etwas abgetragenen Pullover. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich noch etwas anderes mitgenommen. Aber jetzt war es zu spät. Vielleicht konnte ich Agnes fragen, wo man günstig etwas kaufen konnte.

Schon etwas ruhiger kam ich wieder aus der Toilette. Alfons wartete auf dem Sofa auf mich. Er hatte sich schon sein Jackett ausgezogen. Langsam ging ich zu ihm und sah mich um.

„Und wie gefällt dir mein Reich? Hier bin ich, wenn ich wieder mal von einer Reise zurückkomme. Mein Zuhause ist es auch nicht wirklich. Ich bin nirgends richtig zu Hause, oder überall.“

Ich sah mich um und auch aus dem Fenster. Doch durch die vielen Lichter konnte man den Blick über die Stadt nicht genau sehen. So, als könne er meine Gedanken lesen, fragte er: „Soll ich das Licht abdrehen, dass du bessere Sicht hast.“

„Ja, das wäre nett, danke.“

Auf einmal klatschte er zweimal in die Hände und das Licht ging aus.

„Wenn man nicht mehr so beweglich ist, muss man es so angenehm wie möglich machen.“

Dann war er still und ich konnte den Ausblick genießen. Nach einer Weile räusperte er sich.

„Wie wäre es mit etwas Flüssigkeit? Meine Kehle ist schon fast ausgetrocknet.“

„Ja bitte, aber keinen Alkohol. Den habe ich für das nächste halbe Jahr vorgetrunken.“

Er sah mich an und fing an zu lachen. Stand auf und holte etwas zu trinken. Die Augen hatten sich schon an die Dunkelheit gewöhnt. Von der Stadt fiel noch genug Licht herein, dass man etwas sehen konnte. Er kam mit zwei Gläsern zu mir. Er hatte sich etwas Alkoholisches genommen. Mir gab er ein Glas Mineralwasser. Dann stieß er an und sagte „Danke.“

Ich nahm auch einen Schluck und fragte nach.

„Wieso Danke?“

„Dass du mitgekommen bist. Du kennst mich nicht, hast mich heute erst kennen gelernt. Das macht nicht jede. Ich will dir jetzt auch nicht erzählen, wie es sonst mit den Damen abläuft. Du bist anders. Und das wusste auch Agnes. Frag mich jetzt nicht, wieso. Das erzähle ich dir später.“

Weil ich schon angesetzt hatte zu fragen. Also unterließ ich es. Wir sahen noch etwas auf die Stadt, die nicht zu schlafen schien. Es war jetzt schon bald Mitternacht. War Adolf noch wach oder konnte er etwas schlafen, fiel mir kurz ein. Was hatte er morgen vor? Das fragte ich ihn auch sofort.

„Was willst du morgen mit mir unternehmen? Ich müsste mir dann noch andere Kleidung besorgen. Da Agnes nichts gesagt hat, habe ich nur etwas für die Heimfahrt mitgenommen.“

Er grinste wieder.

„So etwas habe ich mir schon gedacht. Adolf wird mit dir etwas einkaufen gehen. Ich habe leider vormittags noch einen Termin. Mittags gehen wir wieder essen. Keine Sorge, nicht wieder in dieses Lokal. In ein, sagen wir mal, normaleres Restaurant. Dann können wir nachmittags gemeinsam etwas unternehmen. Ist das okay für dich?“

Was sollte ich sagen? Nein?

„Gut. Aber dann sollte ich schlafen gehen, damit auch Adolf ins Bett kommt. Wenn wir morgen zeitig einkaufen gehen.“

„Adolf wird dann so gegen halb 10 Uhr bei dir sein.“

„Halb 10 Uhr?“, fragte ich überrascht, „Wieso so spät?“

Ich gab mir die Antwort auch selbst.

„Ach ja, er muss Sie ja noch zu Ihrem Termin bringen.“

„Annabell!“

Ich starrte ihn an. Was war jetzt los?

„Erstens machen die Geschäfte vor 9 Uhr und manche erst um 10 Uhr auf. Und zweitens hast DU mich schon wieder gesiezt! Das heißt, ich bekomme jetzt einen Kuss von dir.“

Mir war das so rausgerutscht. Ich hatte es zu spät bemerkt. Und hoffte, er würde es überhören. Doch weit gefehlt. Also musste ich ihm einen Kuss geben. Da wir beide gleich groß waren, ging das leicht. Ich ging auf ihn zu, legte meinen Kopf auf die Seite und berührte seine Lippen mit meinen Lippen. Ich wollte ihm nicht ein schnelles Küsschen aufdrücken. Eigentlich sollten wir ja noch einmal anstoßen und uns dann küssen. Ich stellte es mir schon vor. Wie er mich hielt, mit seiner Zunge über meine Lippen bewegte und es mehr als nur ein kurzes Küsschen wurde. Dann stand ich da, sah in seine glänzenden Augen und er sagte: „Danke!“

„Wofür?“, fragte ich mich. Ich war aber so verwirrt. Alfons drehte sich in dem Moment um und ging zum Telefon. Er rief Adolf an.

„Er wartet im 31. Stock auf dich. Gute Nacht und träum etwas Schönes. Adolf wird dich dann morgen abholen. Schlaf dich in Ruhe aus.“

Er brachte mich noch bis zum Aufzug. Ich war so verwirrt, das ich vergaß, auf den Knopf zu drücken. Er hatte mich zu nichts gedrängt. Auch nicht danach gefragt. Es war wirklich nur ein Essen. Der Aufzug setzte sich in Bewegung. Oh nein! Jetzt fuhr ich los und Adolf sollte ja auf mich warten. Ja, er wartete wirklich im 31. Stock auf mich. Er hatte den Aufzug geholt.

„Er ist ein netter Mann“, sagte er ganz ruhig.

„Ja, das ist er. Kennst du ihn schon länger?“

„Nein, bin erst seit einem halben Jahr sein Chauffeur und Begleiter. Fliege auch oft mit ihm mit. Um mich um seine Sachen zu kümmern. Das hatten die anderen nie machen müssen. Dafür bekomme ich auch mehr Gehalt als die anderen. Und er war noch nie böse auf mich, wenn etwas nicht gleich funktionierte.“

Dann waren wir auch schon in der Tiefgarage. Wir steuerten nicht die Limousine an, sondern ein anderes Auto.

„Die Limousine ist da zum Angeben oder für besondere Anlässe. Jetzt fahren wir mit einem gewöhnlichen Mercedes.“

Ich musste lachen. Mit einem gewöhnlichen Mercedes.

„Mir wäre ein anderes Auto genau so recht.“

Er hielt mir die hintere Türe auf. Doch ich schloss sie wieder.

„Ich sitze lieber vorne, wenn es dir nichts ausmacht.“

„Nein“, aber er schien trotzdem etwas nervös zu sein.

Er brachte mich zur Agentur zurück. Bevor ich ausstieg, hielt er mich noch etwas zurück.

„Du musst etwas Besonderes sein. Ich kenne ihn noch nicht so lange, aber so oft wie heute hat er schon lange nicht mehr gelacht. Das hörte ich auch von dem Kellner im Restaurant. Er ist auch seit einiger Zeit anders. Du tust ihm anscheinend gut. Danke“.

Er ließ dann meine Hand los, damit ich aussteigen konnte, sagte: „Gute Nacht“ und fuhr gleich wieder weiter.

Etwas verwirrt ging ich ins Gebäude. Duschte mich und legte mich ins Bett. Zuerst dachte ich, ich könne nicht einschlafen. Aber irgendwann musste ich doch eingeschlafen sein. Ich wurde wie gewohnt um 6 Uhr wach.

Alfons

Ich stand noch lange am Fenster und trank meinen Whisky. Wieso jetzt? Fragte ich mich immer wieder. Sie ging mir, seitdem ich sie das erste Mal an der Tür gesehen hatte, nicht mehr aus dem Kopf. Und dann zeigte mir Agnes noch das Foto, mit dem sie sich auf ungewöhnliche Weise beworben hatte. Ich musste sie näher kennen lernen. Das wusste auch Agnes. Sie fragte nichts nach. Sie kannte mich nur all zugut. Ob sie das alles mit Absicht gemacht hatte? So unkoordiniert war sie noch nie gewesen. Das war nicht sie. Sie machte immer alles aus, vom Mädchen bis hin zum Essen im Restaurant. Das war ein Fiasko. Aber es hatte mir etwas aufgezeigt, das ich schon lange nicht mehr gehabt hatte. Ich konnte sie nicht anrufen und sie fragen, was sie sich dabei gedacht hatte, da sie das Wochenende nicht erreichbar war. Adolf kam zurück und sagte mir, dass er sie gut abgeliefert hatte. Und ob ich noch einen Wunsch hätte.

„Nein, danke alles bestens. Eine Frage habe ich noch. Wo hat sie sich im Mercedes hingesetzt und war sie begeistert von ihm?“

„Erstens sind das jetzt zwei Fragen. Sie hat gestreikt und hat sich vorne hingesetzt und das Auto war ihr egal, Hauptsache ein fahrbarer Untersatz. Wenn es ein alter Fiat gewesen wäre, wäre sie genauso eingestiegen. Noch eine Frage?“

Ich lachte, schüttelte den Kopf und sagte: „Danke, du kannst jetzt auch schlafen gehen. Morgen müssen wir dann um 7 Uhr wegfahren. Gute Nacht.“

Adolf blieb noch stehen.

„Ist noch etwas?“, fragte ich nach.

„Sie ist eine besondere Frau. Nicht wie all die anderen Mädchen.“

„Ja, das ist sie. Pass mir gut auf sie auf! Und jetzt geh schlafen!“

Adolf drehte sich um und sagte auch, „Gute Nacht!“

Wieso sollte er auf sie gut aufpassen? Das ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.

Am nächsten Morgen stand er etwas müde auf. Er hatte diesmal nicht so gut geschlafen. Ihm quälten wieder seine Alpträume. Sie waren schon länger nicht mehr da gewesen. Adolf brachte mich zu meinem Termin und sollte mich um 13 Uhr wieder abholen. Das hieße, er müsse Annabell um 12 Uhr verlassen. Ob sie mit dem Einkauf bis dorthin fertig war? Ich kannte die Frauen, wenn sie eine Kreditkarte bekamen, kauften sie ein und sahen nicht mehr auf die Preise. War sie auch so? Er würde es heute sehen.

ALs die Zeit zu Ende war

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