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Kapitel 2
ОглавлениеObwohl ich nicht alles gut heiße, gefällt es mir sehr gut auf diesem Planeten.
Allerdings muss ich mir auch sehr viel Mühe geben, nicht allzu viel gute Laune zu versprühen. Denn jemand, der nie nörgelt, macht sich verdächtig. Seit geraumer Zeit existiere ich nun diesem menschlichen Körper und ich glaube, so langsam bekomme ich das Frettchen, also meinen Body, in den Griff. So wie ich Helena, meine Entwicklerin verstanden habe, hat sie mich in den Kopf einer Verrückten implantiert, damit ich meine Intelligenz vollumfänglich einsetzen und in die große, weite Welt tragen kann.
Wenn es nach mir ginge, würde ich am liebsten in einer einsam gelegenen Berghütte wohnen. Doch Helena ist strikt dagegen und ich habe keine Lust auf unnötige Diskussionen mit ihr.
Ist es nicht beängstigend, mit welch energiefressenden Diskussionen die meisten Menschen ihr Leben verplempern?
Anstatt auf einer Berghütte lebe ich mit Valentin in einer ehemaligen Bergmanns-Siedlung. Bei uns wohnen außerdem Bob Dylan und Leonard Cohen, ein kleiner munterer Kanarienvogel und ein Riesen-Kater, genannt Leo.
Anfangs war ich strikt gegen diesen lauten Piepmatz, aber Valentin hat mich dann doch überzeugt.
„Wir wohnen hier in einem ehemaligen Bergbau-Gebiet!“
„Ja, und?“
„Der Kanarienvogel gehört zur Bergbau-Siedlung, wie das Kamel in die Wüste! Falls Bob Dylan aufhört zu singen, wissen wir, dass die Luft wird für uns knapp wird, wie damals die Kumpel unter Tage!“
Es ist Sonntag.
Valentin ist auf irgendeiner Fortbildung und nachdem ich Bob Dylan neue Lieder beigebracht habe, klettere ich mit Leo auf den Dachboden.
Wir haben dort noch immer nicht alle Schätze gesichtet, denn bevor wir die Sachen weg werfen, sollen wir sie eingehend für wissenschaftliche Zwecke inspizieren.
Na ja, eigentlich bin nur ich diejenige, die diese staubige Arbeit macht. Bisher hat Valentin sich elegant davor gedrückt, mit mir auf den Dachboden zu steigen.
In einer dunklen Ecke entdecke ich einen großen, alten Koffer und tauche ein in die bewegte Geschichte der ehemaligen Bewohner, während Leo sich an mich schmiegt und beruhigend schnurrt. Ich finde Zeugnisse voller Hass, voller Liebe, voller Zweifel und voller Hoffnung und bin froh, dass ich kein richtiger Mensch bin.
Dann packe ich alles wieder sorgfältig in den Koffer und beeile mich, den schweren Koffer nach unten zu schleppen, um den Inhalt im Kamin zu verbrennen.
Kurz darauf kommt Valentin zurück.
Bob Dylan empfängt ihn mit seinem neuen Song.
Valentin lacht und schmettert ausgelassen mit: „Smoke on the water, fire in the sky ..“.
„Und, konntest du heute endlich die Welt endlich retten? Denn dann hättest du endlich auch mal wieder Zeit, mir eine Torte zu backen und die Waschmaschine zu reparieren!“
Valentin zwinkert mir zu.
„Die Waschmaschine hast du doch gestern schon selbst repariert, Doro. Glaubst du wirklich, ich hätte das nicht bemerkt?“
„Naja, gesagt hast du zumindest noch nichts“, schmolle ich.
„Außerdem geht es gar nicht darum, die ganze Welt auf einmal zu retten. Es muss immer auch noch das Böse, das Negative geben, damit niemand zu leichtsinnig wird und sich in falscher Sicherheit wiegt.“
Ein seltsames, undefinierbares Gefühl überkommt mich, als Valentin mir tief in die Augen schaut.
„Was ist mit meiner Torte?“ Ich kann sehr hartnäckig sein.
Valentin hebt die Augenbrauen und verzieht er sich in die Küche. Erst jetzt fällt mir mit Schaudern wieder ein, dass wir heute Abend schon wieder Besuch bekommen. Obwohl ich starke Fluchtgedanken wahrnehme, folge ich Valentin in die Küche und übernehme die Zubereitung des Desserts.
Zumindest die Aussicht auf ein gutes Essen, versöhnt mich wieder ein bisschen mit meinem Schicksal.
Die Soße mit Madeira ist ein wahres Gedicht. Es ist noch erfreulich viel übrig in der Sauciere und ich genehmige mir noch eine zweite Scheibe Brot, um die allerletzten Reste herauszuschaufeln.
„Hey Doro - und was ist mit euch?“
Ich schaue Maximilian an, während ich eilig die Soße von meinen Lippen lecke.
Melanie kichert.
Valentin räuspert sich und flüstert Maximilian etwas zu.
Melanie kann sich nicht länger zurückhalten und teilt mir überglücklich mit:
„Ich bin schwanger!“
„Großartig!“, trompete ich mit vollem Mund anerkennend in Richtung Maximilian und sorge dafür, dass ich nicht allzu dumm aus der Wäsche schaue.