Читать книгу Zeit für Deine Seele - Dorothea Neumayr - Страница 7
Pflanzenverbündete finden
ОглавлениеDie Erde ist beseelt. Wir haben alle Verbündete in der geistigen Welt, die uns stärken und heilen können, die uns Kraft schenken.
Wir alle haben Pflanzenverbündete, Tierverbündete, die uns begleiten.
Nimm Dir etwas Zeit, geh hinaus ins Grüne und such Dir einen Platz, an dem Du Dich wohlfühlst.
•Nutz den Weg, um mit Deiner Aufmerksamkeit vom Kopf ins Herz zu kommen, atme dabei tief und entspannt. Geh bewusst, langsam und achtsam, sodass Du beim Gehen wahrnehmen kannst, wie Deine Fußsohlen den Boden berühren. Wie fühlt sich Mutter Erde an? Welche Spuren hinterlässt Du beim Gehen?
•Wenn Du Deinen Platz intuitiv gefunden hast, dann schließ für ein paar Augenblicke Deine Augen und bitte Deine Pflanzenverbündete, sich zu zeigen.
•Lass Dir Zeit und nimm sie wahr. Und dann beginn ruhig mit der Pflanze zu atmen. Spür Dich selbst als Teil der Natur und fühl dabei die innere Verbundenheit mit Deiner Pflanze.
•Schließ Deine äußeren Augen, damit sich Dein Herz weit öffnen kann, und schick Deiner Pflanze einen herzlichen Gefühlsgruß. Nimm Dir jetzt Zeit, eine Antwort zu empfangen – das kann ein Duft sein, ein Geschmack, ein Gedanke oder ein inneres Bild.
•Versuch, ihre Energie zu empfinden und in Dich aufzunehmen. Lass zu, dass sich Deine inneren Sinne melden, Deine Hellsichtig und -fühligkeit.
•Deine Intuition wird Dir sagen, wann es Zeit ist, die Kommunikation zu beenden. Bedank Dich und lös Dich wieder von den inneren Bildern, atme ein paar Mal tief ein und aus und komm wieder ganz bei Dir an.
Im 12. Jahrhundert schrieb Hildegard von Bingen von dem heilenden Band zwischen Mensch und Natur, das sie »Grünkraft« nannte. Man weiß heute beispielsweise, dass Pflanzen mit unserem Immunsystem kommunizieren und uns heilen, ohne dass wir sie berühren müssen –geschweige denn schlucken.
»Oh große Kräfte sind’s, weiß man sie
recht zu pflegen, die Pflanzen, Kräuter,
Stein’ in ihrem Innern hegen.«
William Shakespeare
Jede Pflanze ist ein Lebewesen, in dem ein Bild liegt und eine Wirklichkeit mit einer unendlichen Vielfalt an Heilstoffen für Körper und Seele. Wir wissen, dass Bilder eine große physische und psychische Wirkung auf uns haben. Wenn es durch Glück oder Intuition gelingt, die richtige Heilpflanze, das richtige Bild zu finden, dann können wir heil werden.
Jede Pflanze ist ein wundervoller Mikrokosmos, eingebunden in den Makrokosmos der Erde und des Weltalls. Ich, und mit mir alle Wesen dieser Erde, stehen in Beziehung zu ihr, das sollte ich nicht nur erkennen, sondern auch wertschätzend annehmen. Diese Anerkennung zeigt sich im Respekt, innerer Achtsamkeit und Verneigung vor dem Leben.
Wenn wir die Schönheit und Heilkraft des Grüns wiederentdecken und uns unserer Verantwortung dafür bewusst werden, könnten wir auch darauf achten, nur so viele Pflanzen zu sammeln, wie wir wirklich brauchen, und uns Gedanken darüber machen, wie wir diese heilenden Geschenke schützen können.
Es ist mir ein Anliegen, dass Wildkräuter und Heilpflanzen nicht wahllos gepflückt werden, denn das bedarf großer Ehrfurcht und Demut. Am bedeutsamsten ist es, auf die intuitiven Botschaften zu achten und seinem Gefühl zu vertrauen. Man sollte nur eine Pflanze abschneiden, zu der man eine Beziehung aufgebaut hat und von der klar ist, dass sie zu einem passt und auch mitkommen will. Wenn ein Zweifel auftaucht, ob ich sie überhaupt brauche, bleibt sie stehen. Wenn sich eine Pflanze schwer finden oder nicht abpflücken lässt, wird sie nicht mitgenommen. Wenn mir ein Kraut nicht sympathisch ist, nützt es nichts, wenn seine Inhaltsstoffe gepriesen werden, andererseits kann ein völlig unscheinbares Kräutlein, das mich anspricht, genau richtig sein für mich.
Als Kind bin ich am liebsten draußen in unserem wilden Garten gewesen mit seinen alten Apfelbäumen und hohen Fichten, mit den Stachelbeersträuchern und den Vergissmeinnicht unter den duftenden Rosen. Wir waren vier Geschwister und hatten das große Glück, dass unsere Eltern ein altes Holzhaus zu unserem Heim gemacht hatten. Unser Nachbar war ein Bauer mit weiten Wiesen und Feldern, mit Kühen, Schweinen und Hühnern. So war unser Paradies nicht auf den Garten beschränkt, sondern schier unendlich. Was gab es Schöneres, als im Frühling Wiesenblumen zu pflücken, Löwenzahnketten zu basteln und im Sommer im warmen duftenden Heu Verstecken zu spielen?
Die Natur hat mich von klein auf geprägt und meine Mutter hat diese Liebe gefördert, indem sie mir Blumen und Kräuter erklärt hat und beim Wandern in den Bergen auch die Alpenflora. So war ich schon als Fünfjährige mit Alpenrosen, Enzian und Edelweiß vertraut und erkannte die Soldanelle am Rande des Gletschereises. Meine Mutter hat mir den Blick für die kleinen Dinge geschenkt wie auch für die ganz kleinen, und sie hat mich die Dankbarkeit gelehrt. Das Allerwichtigste aber: Ich lernte, dass jede Pflanze ein Lebewesen ist, dem man mit Respekt und Achtung begegnen sollte.
Mein Freund war ein großer alter Apfelbaum, dessen Krone mir Zufluchtsort war und Heimat, wo ich träumen konnte jenseits von Zeit und Raum, der die Klangfarben meines Herzens berührte und meine Fantasie beflügelte. Eines Tages neigte er sich ganz langsam unter der Last seiner Früchte mit einem lauten Seufzen zur Seite und starb. Nie werde ich diesen Laut vergessen, nie dieses Bild aus meinem Herzen löschen können – seither weiß ich, dass jede Pflanze eine Seele hat.
Als Kinder verbringen wir, wenn wir das Glück haben, viel Zeit im Freien. Der Garten, die Wiese, das kleine Bächlein sind ideale Spielplätze, sie schenken Raum zum Träumen, Staunen und Fantasieren. Wir hören Märchen und lesen Geschichten, in denen Pflanzen und Tiere sprechen können und fühlen, dass wir dazugehören, spüren Nähe. Der Alltag wird verzaubert und das ganz normale Leben mit Sternenstaub bestreut. Je älter wir werden, desto mehr wird das als kindliche Spinnerei, als Märchenglaube abgetan, von dem wir uns lösen müssten, um endlich vernünftig zu sein. Ganz zu Unrecht, denn die Beziehung zu Pflanzen ist uns ein Urbedürfnis, weil wir spüren, dass sie uns die Tür zu einer anderen Dimension des Seins öffnen. Ihre Schönheit, ihre Anmut, ihre unendliche Vielfalt erinnert uns an die schöpferische Kraft des Lebens, verbindet uns mit dem Reichtum der Natur.
Eine wundervolle Möglichkeit dem Leben und der Natur auf die Spur zu kommen, besteht darin, sich einen Baum auszusuchen, vor der Haustüre oder im Park um die Ecke, und ihn bei seiner Reise durch die Jahreszeiten zu beobachten. Wichtig ist, dass man ihn am Tag und in der Nacht und zu allen Jahreszeiten besucht, um zu erleben, wie er die ersten Knospen trägt, die ersten zarten grünen Blätter entfaltet, wie er in voller Blüte steht. Da zu sein, wenn er im Sommer ein dichtes Laubdach hat, das sich im Herbst in leuchtendes Rot und Gelb verfärbt, wenn er im Winter seine kahlen Äste zum Himmel streckt, vielleicht sogar von Schnee bedeckt. Ihn zu sehen, zu riechen, zu schmecken und zu hören, zu erkennen, dass er Lebensraum bietet für unzählige Lebewesen.