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Einführung in die Welt der 5 Elemente

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Chinesische Medizin

Die Chinesische Medizin ist eine jahrtausendealte Erfahrungsmedizin. Bereits im zweiten Jahrhundert vor Christus entstand das erste schriftliche Werk, dem viele weitere Bücher folgten. Die Chinesische Volksrepublik wollte diesen Erfahrungsschatz in den 1960er-Jahren modernisieren. Eine Kommission filterte das gesammelte Wissen, um es in Einklang mit der westlichen Wissenschaft zu bringen. Das daraus entstandene Produkt wird seitdem unter dem Begriff „Traditionelle Chinesische Medizin“ (TCM) weltweit gelehrt. In diesem Buch verwenden wir den Begriff Chinesische Medizin, da das Wissen um die 5 Elemente viel umfangreicher ist und weiter zurückreicht als die TCM.

Weniger bekannt als Yin und Yang ist das System der 5 Elemente. In der Chinesischen Medizin wird alles diesen 5 Elementen zugeordnet, die auch als Wandlungsphasen bezeichnet werden. Daher finden wir sie nicht nur in der Medizin wieder, wo beispielsweise Erkältungen häufig klassische „Wind-Erkrankungen“ sind, die dem Element Holz zugeordnet sind und damit dem Organ Leber. So wird dann auch in der klassischen Akupunktur nicht nach Symptomen gearbeitet, sondern danach, welches der 5 Elemente aus dem Gleichgewicht geraten ist und wieder balanciert werden muss.

Elemente


(Zeichnung: Jb:design)

Auch in der Ernährungslehre werden die 5 Elemente miteinbezogen. Die Diätetik spielt eine große Rolle in der Chinesischen Medizin, und je nachdem, welches Element gestärkt oder auch geschwächt werden soll, verschreibt einem der Arzt unterschiedliche Lebensmittel oder Zubereitungen. Dieser Teil ist in der Therapie beim Pferd kaum abzubilden, da die natürliche Ernährung des Pferdes aus rohfaserreichem Gras und Heu Variationen kaum erlaubt. Aber die Phytotherapie der Chinesischen Medizin zielt genau in diese Richtung, denn hier wird weniger mit Wirkstoffkomponenten gearbeitet – im Gegensatz zur klassischen Kräuterkunde bei uns –, sondern der Schwerpunkt liegt auf den energetischen Eigenschaften der einzelnen Kräuter. Daher hat die Phytotherapie in der Chinesischen Medizin für Pferde durchaus ihren Raum und kann unterstützend eingesetzt werden, beispielsweise zur Akupunktur. Selbst in der Gestaltung der Wohnräume werden die einzelnen Bereiche den 5 Elementen zugeordnet, was erklärt, warum dann an dieser Stelle im Raum unbedingt ein Brunnen stehen muss oder warum der Herd in jenem Raum auf keinen Fall installiert werden darf.

Die 5 Elemente sind damit ein Grundsystem, das sich durch das ganze tägliche Leben zieht. Vom Lebensalter bis zu den Jahreszeiten, von den Himmelsrichtungen bis zu den inneren Organen findet man immer wieder die Zuordnung zu einem der Elemente. Jedes Element steht dabei für verschiedene Grundprinzipien und Charakterzüge. Vergleichbar mit unseren Sternzeichen wird jedes Lebewesen in einer bestimmten Elementekonstellation geboren. Das oder die Grundelemente bestimmen dann vielfach nicht nur den Grundcharakter, sondern auch Schwächen und Anfälligkeiten für Krankheiten, aber auch Stärken und Talente. Hat man ein Pferd, das im Grundtyp Holz ist, und das trifft zusammen mit dem Lebensalter Holz und derselben Jahreszeit, summieren sich die Eigenschaften dieses Elements, was zu Ungleichgewichten führen kann. Verhaltensprobleme ebenso wie körperliche Erkrankungen können die Folge sein.

Das Verständnis um die 5 Elemente der Chinesischen Medizin hilft einem Pferdebesitzer, sowohl Verhalten als auch Stärken und Schwächen seines Pferdes besser einzuordnen. Das kann allen Beteiligten viel Frust und hohe Kosten für Tierarzt und „Spezialtrainings“ sparen, wenn man versteht, warum ein Pferd nun mal so und nicht anders ist. Insbesondere der Zusammenhang zwischen Emotionen und Krankheiten wird in der westlichen Medizin eher stiefmütterlich behandelt und noch heute ist der Begriff „psychosomatische Erkrankung“ in der Humanmedizin stigmatisiert. In der Veterinärmedizin wird den Tieren teilweise abgesprochen, überhaupt zu komplexen Emotionen fähig zu sein, und sie werden überhaupt nicht in Diagnosen zur Krankheitsentstehung einbezogen. Dabei weiß jeder Pferdebesitzer, dass auch Tiere die ganze Bandbreite von Emotionen zeigen können – von Freude über Zorn bis Trauer.

So konnte nachgewiesen werden, dass beispielsweise Stress bei Pferden zu organischen Krankheiten wie Magengeschwüren führen kann. Nach der Chinesischen Medizin ist der Magen verantwortlich dafür, Erfahrungen „zu verdauen“. Eine Überlastung führt somit logischerweise zu einer Störung des Magens auf allen Ebenen von körperlich bis psychisch. Emotionen werden nach der Chinesischen Medizin vor allem von der Leber verarbeitet. Ein Übermaß an erfahrenen Emotionen würde vom Pferd normalerweise durch Bewegung abgebaut: Rennen, Buckeln, Ausschlagen und so weiter, denn Muskeln, Sehnen und Bänder gehören zum Funktionskreis der Leber und können eingesetzt werden, um diese zu entlasten. Wird dem Pferd durch Boxenhaltung, überfüllte Winterausläufe oder dicht gedrängte Offenstallhaltung diese Möglichkeit zum Emotionsabbau genommen, richten sich diese Emotionen nach innen und schädigen die Leber auf allen Ebenen. Die große Anzahl von Pferden mit Leberfunktionsstörungen in unseren Breitengraden lässt vermuten, dass hier nicht nur körperliche Zusammenhänge wie toxische Belastungen am Werk sind, sondern emotionale Überlastung mit in Betracht gezogen werden sollte.


Pferde mit Sattel- oder Gurtzwang leiden häufig unter Magenproblemen. Neben den medizinischen Maßnahmen sollte man hier unbedingt das 5 Elemente-System und traumatische Erfahrungen, die nicht „verdaut“ werden konnten, in die Therapie einbeziehen. (Foto: Daniela Bolze)

In der Chinesischen Medizin werden den Organen noch wesentlich mehr Funktionen zugeordnet als die reinen physischen Aufgaben. Die Organe wiederum werden den 5 Elementen zugeordnet. So gehört der Zorn zur Leber und damit zum Element Holz. Übermäßiger Zorn kann demnach die Leber schädigen. Der Volksmund sagt nicht ohne Grund, dass jemandem „eine Laus über die Leber gelaufen“ ist, wenn jemand offensichtlich grundlos schlechte Laune hat. Umgekehrt kann eine geschädigte Leber ein Pferd auch schneller zornig werden lassen. Viele Besitzer von stoffwechselkranken Pferden kennen die schlechte Laune und die Unmutsbekundungen zum Beispiel beim Satteln. Häufig fällt einem die Veränderung dann erst deutlich auf, wenn die Leber wieder richtig arbeitet und die Tage der schlechten Laune vorbei sind.


Stress und Angst schwächen die Energie der Nieren, was sich langfristig in Krankheitssymptomen, wie dem Cushing-Syndrom, zeigen kann. (Foto: Christiane Slawik)

Die Freude ist dem Herzen zugeordnet und damit dem Element Feuer. Wer schon mal sein Pferd vor Lebensfreude über die Koppel galoppieren sah, der weiß, wie ihm bei einem solchen Anblick „das Herz aufging“. Die Nachdenklichkeit als eine in der Chinesischen Medizin wichtige Emotion sitzt in der Milz und gehört damit zum Element Erde. Die Milz ist wichtig für das Immunsystem und die Blutreinigung, beides wird durch übermäßige Grübelei geschwächt, was Stoffwechselstörungen, Lympheinlagerungen und Apathie zur Folge haben kann. Die Trauer ist der Lunge zugeordnet und damit dem Element Metall. Viele Fohlen entwickeln nach dem harten Absetzen von der Mutter und dem Verbringen auf die Fohlenweide erst mal einen „Husteninfekt“. Was für die westliche Medizin einfach nur ein Infekt ist, das ist aus Sicht der Chinesischen Medizin eine Schwäche der Lunge durch die Trauer, was den Erregern überhaupt erst ermöglicht, sich festzusetzen. Umgekehrt sorgt auch hier wiederum eine geschädigte Lunge für Trauer. Ein aufgrund einer Schimmelpilzallergie chronisch hustendes Pferd kann also für unsere Wahrnehmung auch depressiv werden. Auch hier fällt die Veränderung oft erst auf, wenn die Atemwegsproblematik therapiert ist und das Pferd wieder fröhlich wird und aufmerksam am Leben teilnimmt.

Die Angst schließlich gehört zur Niere und damit zum Element Wasser. Zu den Nieren gehören in der Chinesischen Medizin auch die Nebennieren, Hormondrüsen, die den Nieren eng anliegen und auch funktional eng mit ihnen verbunden sind. Die Cushing-Symptomatik ist die Folge eines entgleisten Nebennieren-Hormonhaushalts, wenn diese nämlich zu viel körpereigenes Cortisol produzieren. Damit ist die Emotion Angst eng mit dem Hormonhaushalt verknüpft, insbesondere wenn sie chronisch besteht, was wir auch als „Stress“ bezeichnen. In der Chinesischen Medizin gibt es den Spruch, dass jeder Schreck ein kleiner Tod sei – denn in den Nieren ist gleichzeitig die Lebensenergie gespeichert, sozusagen das „energetische Sparbuch“ eines Lebewesens. Angst (Stress) schädigt damit die Nieren und entzieht dem Körper gleichzeitig seine wichtige Lebensenergie. Nicht nur beim Menschen, auch beim Pferd kann es zum „Burn-out“ kommen, das sieht man bei vielen älteren Sportpferden.

Emotionen


(Zeichnung: Jb:design)

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